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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Cementstahlfabrikation in England.
Spanien allein soll eine ungeheure Quantität sogenannten venetiani-
schen Stahls gebrauchen und der Absatz dahin würde noch grösser
sein, wenn der Preis billiger gestellt werden könnte. Der übrige
schwedische Cementstahl ging hauptsächlich nach Portugal und
Livorno und wurde zu dem gleichen Preise wie der venetianische
berechnet. Man schätzte die Produktion von demselben auf 30000
Centner, welche fast ganz ausgeführt wurde. Russland bezog davon
3000 Centner.

Auch in Norwegen wurde Cementstahl gemacht, und zwar auf
den grossen Silberbergwerken zu Kongsberg, allerdings nur für den
eigenen Bedarf, und war das Verfahren in mancher Beziehung ab-
weichend. Man stellte sich das Rohmaterial selbst her, und zwar aus
den abgängigen Bergbohrern und sonstigem alten Schmiedeisen. Dieses
Schrott wurde in einem Herd, wie ein Frischherd, zu einer Luppe
eingeschmolzen, aus welcher man, nachdem sie unter einem grossen
Hammer gezängt war, die Stäbe schmiedete. Der Ofen war von einem
geschickten Arbeiter des Werkes, welcher zu diesem Zweck nach
Schweden geschickt worden war, erbaut. Er hatte wie die schwe-
dischen Öfen drei Kisten, welche ungefähr 7 Fuss lang, 11/2 Fuss
breit und 3 1/3 Fuss tief waren und zwischen deren jeder verschiedene
Zugöffnungen angebracht waren. Die beiden langen Seitenmauern
des Ofens trugen unten mit Hilfe breiter und dicker eiserner Schie-
nen, welche querüber dicht nebeneinander lagen und auf denen sich
eine Plättung von Ziegelsteinen befand, die Sohle dieser Kisten. Der
ganze Raum darunter war ein hohler Raum, an welchem sich zur
Regulierung des Zuges eine Thür befand. Der Ofen war nicht mit
einer Kuppel überbaut, sondern mit einem Tonnengewölbe, welches
auf den Seitenmauern ruhte und oben verschiedene Abzuglöcher
hatte, welche man mit Ziegeln zusetzen konnte. Die Besetzung
der Kisten glich in sofern mehr dem englischen Verfahren, als man
nur Kohlenstübbe, und zwar aus Buchenkohle, als Cementierpulver
verwendete. Die Feuerung war sehr ähnlich der von Reaumur
angegebenen. Der Ofen wurde mit grossen Holzkohlen, welche
durch die Hilfe der Züge rund um und über die Kisten gestürzt
wurden, geheizt, und man liess oberwärts nur in der Mitte eine
kleine viereckige Öffnung, um das Feuer 12 bis 13 Tage, welche
Zeit zum Brennen erforderlich war, zu unterhalten. Das Feuer wurde
durch einen oder mehrere Züge, welche mit kurzen Holzstangen, die am
Ende mit Thon beschmiert waren, mehr oder weniger geschlossen
wurden, regiert. Man brauchte zu einem Brande etwa 30 Last

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Die Cementstahlfabrikation in England.
Spanien allein soll eine ungeheure Quantität sogenannten venetiani-
schen Stahls gebrauchen und der Absatz dahin würde noch gröſser
sein, wenn der Preis billiger gestellt werden könnte. Der übrige
schwedische Cementstahl ging hauptsächlich nach Portugal und
Livorno und wurde zu dem gleichen Preise wie der venetianische
berechnet. Man schätzte die Produktion von demselben auf 30000
Centner, welche fast ganz ausgeführt wurde. Ruſsland bezog davon
3000 Centner.

Auch in Norwegen wurde Cementstahl gemacht, und zwar auf
den groſsen Silberbergwerken zu Kongsberg, allerdings nur für den
eigenen Bedarf, und war das Verfahren in mancher Beziehung ab-
weichend. Man stellte sich das Rohmaterial selbst her, und zwar aus
den abgängigen Bergbohrern und sonstigem alten Schmiedeisen. Dieses
Schrott wurde in einem Herd, wie ein Frischherd, zu einer Luppe
eingeschmolzen, aus welcher man, nachdem sie unter einem groſsen
Hammer gezängt war, die Stäbe schmiedete. Der Ofen war von einem
geschickten Arbeiter des Werkes, welcher zu diesem Zweck nach
Schweden geschickt worden war, erbaut. Er hatte wie die schwe-
dischen Öfen drei Kisten, welche ungefähr 7 Fuſs lang, 1½ Fuſs
breit und 3⅓ Fuſs tief waren und zwischen deren jeder verschiedene
Zugöffnungen angebracht waren. Die beiden langen Seitenmauern
des Ofens trugen unten mit Hilfe breiter und dicker eiserner Schie-
nen, welche querüber dicht nebeneinander lagen und auf denen sich
eine Plättung von Ziegelsteinen befand, die Sohle dieser Kisten. Der
ganze Raum darunter war ein hohler Raum, an welchem sich zur
Regulierung des Zuges eine Thür befand. Der Ofen war nicht mit
einer Kuppel überbaut, sondern mit einem Tonnengewölbe, welches
auf den Seitenmauern ruhte und oben verschiedene Abzuglöcher
hatte, welche man mit Ziegeln zusetzen konnte. Die Besetzung
der Kisten glich in sofern mehr dem englischen Verfahren, als man
nur Kohlenstübbe, und zwar aus Buchenkohle, als Cementierpulver
verwendete. Die Feuerung war sehr ähnlich der von Reaumur
angegebenen. Der Ofen wurde mit groſsen Holzkohlen, welche
durch die Hilfe der Züge rund um und über die Kisten gestürzt
wurden, geheizt, und man lieſs oberwärts nur in der Mitte eine
kleine viereckige Öffnung, um das Feuer 12 bis 13 Tage, welche
Zeit zum Brennen erforderlich war, zu unterhalten. Das Feuer wurde
durch einen oder mehrere Züge, welche mit kurzen Holzstangen, die am
Ende mit Thon beschmiert waren, mehr oder weniger geschlossen
wurden, regiert. Man brauchte zu einem Brande etwa 30 Last

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[291/0305] Die Cementstahlfabrikation in England. Spanien allein soll eine ungeheure Quantität sogenannten venetiani- schen Stahls gebrauchen und der Absatz dahin würde noch gröſser sein, wenn der Preis billiger gestellt werden könnte. Der übrige schwedische Cementstahl ging hauptsächlich nach Portugal und Livorno und wurde zu dem gleichen Preise wie der venetianische berechnet. Man schätzte die Produktion von demselben auf 30000 Centner, welche fast ganz ausgeführt wurde. Ruſsland bezog davon 3000 Centner. Auch in Norwegen wurde Cementstahl gemacht, und zwar auf den groſsen Silberbergwerken zu Kongsberg, allerdings nur für den eigenen Bedarf, und war das Verfahren in mancher Beziehung ab- weichend. Man stellte sich das Rohmaterial selbst her, und zwar aus den abgängigen Bergbohrern und sonstigem alten Schmiedeisen. Dieses Schrott wurde in einem Herd, wie ein Frischherd, zu einer Luppe eingeschmolzen, aus welcher man, nachdem sie unter einem groſsen Hammer gezängt war, die Stäbe schmiedete. Der Ofen war von einem geschickten Arbeiter des Werkes, welcher zu diesem Zweck nach Schweden geschickt worden war, erbaut. Er hatte wie die schwe- dischen Öfen drei Kisten, welche ungefähr 7 Fuſs lang, 1½ Fuſs breit und 3⅓ Fuſs tief waren und zwischen deren jeder verschiedene Zugöffnungen angebracht waren. Die beiden langen Seitenmauern des Ofens trugen unten mit Hilfe breiter und dicker eiserner Schie- nen, welche querüber dicht nebeneinander lagen und auf denen sich eine Plättung von Ziegelsteinen befand, die Sohle dieser Kisten. Der ganze Raum darunter war ein hohler Raum, an welchem sich zur Regulierung des Zuges eine Thür befand. Der Ofen war nicht mit einer Kuppel überbaut, sondern mit einem Tonnengewölbe, welches auf den Seitenmauern ruhte und oben verschiedene Abzuglöcher hatte, welche man mit Ziegeln zusetzen konnte. Die Besetzung der Kisten glich in sofern mehr dem englischen Verfahren, als man nur Kohlenstübbe, und zwar aus Buchenkohle, als Cementierpulver verwendete. Die Feuerung war sehr ähnlich der von Reaumur angegebenen. Der Ofen wurde mit groſsen Holzkohlen, welche durch die Hilfe der Züge rund um und über die Kisten gestürzt wurden, geheizt, und man lieſs oberwärts nur in der Mitte eine kleine viereckige Öffnung, um das Feuer 12 bis 13 Tage, welche Zeit zum Brennen erforderlich war, zu unterhalten. Das Feuer wurde durch einen oder mehrere Züge, welche mit kurzen Holzstangen, die am Ende mit Thon beschmiert waren, mehr oder weniger geschlossen wurden, regiert. Man brauchte zu einem Brande etwa 30 Last 19*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/305>, abgerufen am 23.11.2024.