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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Cementstahlfabrikation in England.
das für die Stahlfabrikation besonders geeignete Eisen fabrizierten,
höhere Preise zahlten. Sie vergüteten den Hüttenwerken in und um
Danemora, von denen sie dieses Eisen bezogen, grundsätzlich 15 Proc.
mehr als der Normalpreis des Eisens war. Sie kauften ausserdem
den betreffenden Werken die ganze Produktion ab und banden die
Besitzer durch Verträge, an niemand anders als an sie ihr Eisen ab-
zugeben. Dieses Eisen führte die gemeinschaftliche Bezeichnung
Oregrund-Eisen, weil alle diese Hütten ihr Eisen in dem Hafen von
Oregrund verschifften. Von da ging es teils nach Newcastle, haupt-
sächlich aber nach Hull, namentlich das für die Sheffielder Werke. Das
Oregrund-Eisen hatten die Engländer förmlich mit Beschlag belegt
und wachten mit Eifersucht darüber, dass es nicht in andere Hände
gelangte. Dies war der wichtigste Grund des grossen Aufschwungs
und der Bedeutung der englischen Stahlfabrikation und weshalb in
keinem anderen Lande die Cementstahlfabrikation zu gleicher Blüte
kommen konnte. Kein anderes Land hatte ein solches Material, und
La Play schreibt mit Recht den Misserfolg der vielen Versuche
zur Einführung dieser Stahlfabrikation in Frankreich diesem Um-
stande zu.

Natürlich lag es nahe, dass die Schweden selbst die Vorteile
ihres vorzüglichen Materials ausnutzten, und sind denn auch man-
cherlei Versuche schon frühzeitig gemacht worden. Dass dieselben in
der ersten Hälfte des Jahrhunderts keinen besonderen Erfolg hatten,
geht aus Polhems Bemerkungen in seinem patriotischen Testament
hervor. Ein Versuch auf der Hütte zu Akerby in Rosslagen, welche
das vorzügliche @-Eisen lieferte, hatte keinen Erfolg, angeblich weil
der Prozess zu kostspielig war, was aber daher kam, dass man teuere
englische Steinkohle als Heizmaterial verwendete. In den sechziger
Jahren des 18. Jahrhunderts war auch auf der Eisenhütte zu Osterby,
welche das beste Stabeisen -- das sogenannte Zwei-Kugel-Eisen, mit
der Marke o o -- lieferte, ein Stahlbrennofen angelegt worden. Jars
schreibt darüber: Der Ofen hat bezüglich seiner Bauart mit dem in
England gebräuchlichen viel Ähnlichkeit, allein er ist nicht so vor-
teilhaft wie dieser angelegt; es befinden sich drei Kisten in jedem
Ofen, deren jede nur sechs Fuss lang ist und in welche zusammen
30 Schiffspfund (4800 kg) Eisen gehen. Ein Ofen hat vier Feuerungen,
welche aber nur zwei englischen gleichkommen, weil der Rost nicht
durch den Ofen durchgeht, sondern sich in der Mitte eine Scheide-
wand befindet. Das Sonderbarste dabei ist aber, dass man die Arbeit
für unmöglich hält, wenn der Ofen nicht wie in England mit Stein-

Beck, Geschichte des Eisens. 19

Die Cementstahlfabrikation in England.
das für die Stahlfabrikation besonders geeignete Eisen fabrizierten,
höhere Preise zahlten. Sie vergüteten den Hüttenwerken in und um
Danemora, von denen sie dieses Eisen bezogen, grundsätzlich 15 Proc.
mehr als der Normalpreis des Eisens war. Sie kauften auſserdem
den betreffenden Werken die ganze Produktion ab und banden die
Besitzer durch Verträge, an niemand anders als an sie ihr Eisen ab-
zugeben. Dieses Eisen führte die gemeinschaftliche Bezeichnung
Oregrund-Eisen, weil alle diese Hütten ihr Eisen in dem Hafen von
Oregrund verschifften. Von da ging es teils nach Newcastle, haupt-
sächlich aber nach Hull, namentlich das für die Sheffielder Werke. Das
Oregrund-Eisen hatten die Engländer förmlich mit Beschlag belegt
und wachten mit Eifersucht darüber, daſs es nicht in andere Hände
gelangte. Dies war der wichtigste Grund des groſsen Aufschwungs
und der Bedeutung der englischen Stahlfabrikation und weshalb in
keinem anderen Lande die Cementstahlfabrikation zu gleicher Blüte
kommen konnte. Kein anderes Land hatte ein solches Material, und
La Play schreibt mit Recht den Miſserfolg der vielen Versuche
zur Einführung dieser Stahlfabrikation in Frankreich diesem Um-
stande zu.

Natürlich lag es nahe, daſs die Schweden selbst die Vorteile
ihres vorzüglichen Materials ausnutzten, und sind denn auch man-
cherlei Versuche schon frühzeitig gemacht worden. Daſs dieselben in
der ersten Hälfte des Jahrhunderts keinen besonderen Erfolg hatten,
geht aus Polhems Bemerkungen in seinem patriotischen Testament
hervor. Ein Versuch auf der Hütte zu Akerby in Roſslagen, welche
das vorzügliche -Eisen lieferte, hatte keinen Erfolg, angeblich weil
der Prozeſs zu kostspielig war, was aber daher kam, daſs man teuere
englische Steinkohle als Heizmaterial verwendete. In den sechziger
Jahren des 18. Jahrhunderts war auch auf der Eisenhütte zu Osterby,
welche das beste Stabeisen — das sogenannte Zwei-Kugel-Eisen, mit
der Marke o o — lieferte, ein Stahlbrennofen angelegt worden. Jars
schreibt darüber: Der Ofen hat bezüglich seiner Bauart mit dem in
England gebräuchlichen viel Ähnlichkeit, allein er ist nicht so vor-
teilhaft wie dieser angelegt; es befinden sich drei Kisten in jedem
Ofen, deren jede nur sechs Fuſs lang ist und in welche zusammen
30 Schiffspfund (4800 kg) Eisen gehen. Ein Ofen hat vier Feuerungen,
welche aber nur zwei englischen gleichkommen, weil der Rost nicht
durch den Ofen durchgeht, sondern sich in der Mitte eine Scheide-
wand befindet. Das Sonderbarste dabei ist aber, daſs man die Arbeit
für unmöglich hält, wenn der Ofen nicht wie in England mit Stein-

Beck, Geschichte des Eisens. 19
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[289/0303] Die Cementstahlfabrikation in England. das für die Stahlfabrikation besonders geeignete Eisen fabrizierten, höhere Preise zahlten. Sie vergüteten den Hüttenwerken in und um Danemora, von denen sie dieses Eisen bezogen, grundsätzlich 15 Proc. mehr als der Normalpreis des Eisens war. Sie kauften auſserdem den betreffenden Werken die ganze Produktion ab und banden die Besitzer durch Verträge, an niemand anders als an sie ihr Eisen ab- zugeben. Dieses Eisen führte die gemeinschaftliche Bezeichnung Oregrund-Eisen, weil alle diese Hütten ihr Eisen in dem Hafen von Oregrund verschifften. Von da ging es teils nach Newcastle, haupt- sächlich aber nach Hull, namentlich das für die Sheffielder Werke. Das Oregrund-Eisen hatten die Engländer förmlich mit Beschlag belegt und wachten mit Eifersucht darüber, daſs es nicht in andere Hände gelangte. Dies war der wichtigste Grund des groſsen Aufschwungs und der Bedeutung der englischen Stahlfabrikation und weshalb in keinem anderen Lande die Cementstahlfabrikation zu gleicher Blüte kommen konnte. Kein anderes Land hatte ein solches Material, und La Play schreibt mit Recht den Miſserfolg der vielen Versuche zur Einführung dieser Stahlfabrikation in Frankreich diesem Um- stande zu. Natürlich lag es nahe, daſs die Schweden selbst die Vorteile ihres vorzüglichen Materials ausnutzten, und sind denn auch man- cherlei Versuche schon frühzeitig gemacht worden. Daſs dieselben in der ersten Hälfte des Jahrhunderts keinen besonderen Erfolg hatten, geht aus Polhems Bemerkungen in seinem patriotischen Testament hervor. Ein Versuch auf der Hütte zu Akerby in Roſslagen, welche das vorzügliche -Eisen lieferte, hatte keinen Erfolg, angeblich weil der Prozeſs zu kostspielig war, was aber daher kam, daſs man teuere englische Steinkohle als Heizmaterial verwendete. In den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts war auch auf der Eisenhütte zu Osterby, welche das beste Stabeisen — das sogenannte Zwei-Kugel-Eisen, mit der Marke o o — lieferte, ein Stahlbrennofen angelegt worden. Jars schreibt darüber: Der Ofen hat bezüglich seiner Bauart mit dem in England gebräuchlichen viel Ähnlichkeit, allein er ist nicht so vor- teilhaft wie dieser angelegt; es befinden sich drei Kisten in jedem Ofen, deren jede nur sechs Fuſs lang ist und in welche zusammen 30 Schiffspfund (4800 kg) Eisen gehen. Ein Ofen hat vier Feuerungen, welche aber nur zwei englischen gleichkommen, weil der Rost nicht durch den Ofen durchgeht, sondern sich in der Mitte eine Scheide- wand befindet. Das Sonderbarste dabei ist aber, daſs man die Arbeit für unmöglich hält, wenn der Ofen nicht wie in England mit Stein- Beck, Geschichte des Eisens. 19

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/303>, abgerufen am 23.11.2024.