Von den technischen Arbeiten und Versuchen Reaumurs auf ganz andern Gebieten erwähnen wir noch seine Untersuchung der Spinn- fäden, welche 1710 als selbständiges Werk erschien (Examen de la soie des araignees 1710 in 4°) und in welchem er nachwies, dass Seide aus Spinnfäden die Seide aus Kokons der hohen Herstellungs- kosten wegen nicht ersetzen könnte. Dies Werk wurde auf aus- drücklichen Befehl des Kaisers von China durch den Jesuitenpater Perennin in die Mandschusprache übersetzt. Er schrieb ferner Auf- sätze über Wagenbau und Feuerlöschwesen. -- 1735 veröffentlichte Reaumur eine Methode zur Konservierung der Eier. Überhaupt be- schäftigte er sich in grossem Massstabe mit Vögelzucht und künst- licher Brütung, worüber er 1749 eine berühmte Arbeit veröffentlichte 1), welche ins Deutsche und Englische übersetzt wurde.
Ebenso Grosses wie auf dem Gebiete der praktischen Natur- wissenschaft leistete Reaumur auf dem der theoretischen. Als Beleg hierfür dient seine ausgezeichnete Geschichte der Insekten in 12 Bänden (Memoires pour servir a l'histoire des insectes, Amsterdam 1737--1748, avec 276 planches). Reaumur wies auch zuerst nach, dass die Korallen und Madreporen keine pflanzlichen Gebilde seien, wie man bis dahin allgemein annahm, sondern von Korallentierchen, gebildet werden.
Reaumur starb nach einem ruhigen, den Wissenschaften ge- widmeten Leben, welches er meist auf seinem Gute zu Saintonge, teils auch auf seinem Landgute zu Bercy bei Paris verbracht hatte, am 17. Oktober 1757 plötzlich in Folge eines Sturzes vom Pferde auf seinem Landgute de la Bermondiere in Maine. Die französische Aka- demie widmete ihm einen warmen Nachruf (s. Mem. de l'Acad. 1757), in dem ihm als Gelehrter, Akademiker und Bürger das höchste Lob gespendet wird; mit besonderer Wärme aber wird sein edler Charakter, sein vortreffliches Herz, seine Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit wie seine grosse Sittenreinheit gepriesen. Seine dankbaren Lands- leute legten ihm den Namen Plinius des 18. Jahrhunderts bei. Der Akademie der Wissenschaften hatte er erstens sein grosses Naturalien- kabinett, aus dem Brisson das Material für seine Werke über die
Observations du thermometre a Paris, comparees a celles de differents autres lieux 1735 -- 1740. Ausser in der Einteilung bestand der Vorzug seines Thermo- meters in der Füllung mit Spiritus von bestimmtem Alkoholgehalt.
1) Sur l'art de faire eclore et d'elever en toute saison des oiseaux domestiques de toutes especes, soit par le moyen de chaleur de fumier, soit par le moyen de celle du feu ordinaire. 1752 veröffentlichte er seine Schrift: Sur la digestion des oiseaux.
Litteratur im 18. Jahrhundert.
Von den technischen Arbeiten und Versuchen Reaumurs auf ganz andern Gebieten erwähnen wir noch seine Untersuchung der Spinn- fäden, welche 1710 als selbständiges Werk erschien (Examen de la soie des araignées 1710 in 4°) und in welchem er nachwies, daſs Seide aus Spinnfäden die Seide aus Kokons der hohen Herstellungs- kosten wegen nicht ersetzen könnte. Dies Werk wurde auf aus- drücklichen Befehl des Kaisers von China durch den Jesuitenpater Perennin in die Mandschusprache übersetzt. Er schrieb ferner Auf- sätze über Wagenbau und Feuerlöschwesen. — 1735 veröffentlichte Reaumur eine Methode zur Konservierung der Eier. Überhaupt be- schäftigte er sich in groſsem Maſsstabe mit Vögelzucht und künst- licher Brütung, worüber er 1749 eine berühmte Arbeit veröffentlichte 1), welche ins Deutsche und Englische übersetzt wurde.
Ebenso Groſses wie auf dem Gebiete der praktischen Natur- wissenschaft leistete Reaumur auf dem der theoretischen. Als Beleg hierfür dient seine ausgezeichnete Geschichte der Insekten in 12 Bänden (Mémoires pour servir à l’histoire des insectes, Amsterdam 1737—1748, avec 276 planches). Reaumur wies auch zuerst nach, daſs die Korallen und Madreporen keine pflanzlichen Gebilde seien, wie man bis dahin allgemein annahm, sondern von Korallentierchen, gebildet werden.
Reaumur starb nach einem ruhigen, den Wissenschaften ge- widmeten Leben, welches er meist auf seinem Gute zu Saintonge, teils auch auf seinem Landgute zu Bercy bei Paris verbracht hatte, am 17. Oktober 1757 plötzlich in Folge eines Sturzes vom Pferde auf seinem Landgute de la Bermondière in Maine. Die französische Aka- demie widmete ihm einen warmen Nachruf (s. Mém. de l’Acad. 1757), in dem ihm als Gelehrter, Akademiker und Bürger das höchste Lob gespendet wird; mit besonderer Wärme aber wird sein edler Charakter, sein vortreffliches Herz, seine Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit wie seine groſse Sittenreinheit gepriesen. Seine dankbaren Lands- leute legten ihm den Namen Plinius des 18. Jahrhunderts bei. Der Akademie der Wissenschaften hatte er erstens sein groſses Naturalien- kabinett, aus dem Brisson das Material für seine Werke über die
Observations du thermomètre à Paris, comparées à celles de différents autres lieux 1735 — 1740. Auſser in der Einteilung bestand der Vorzug seines Thermo- meters in der Füllung mit Spiritus von bestimmtem Alkoholgehalt.
1) Sur l’art de faire éclore et d’élèver en toute saison des oiseaux domestiques de toutes espèces, soit par le moyen de chaleur de fumier, soit par le moyen de celle du feu ordinaire. 1752 veröffentlichte er seine Schrift: Sur la digestion des oiseaux.
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
Von den technischen Arbeiten und Versuchen Reaumurs auf ganz
andern Gebieten erwähnen wir noch seine Untersuchung der Spinn-
fäden, welche 1710 als selbständiges Werk erschien (Examen de la
soie des araignées 1710 in 4°) und in welchem er nachwies, daſs
Seide aus Spinnfäden die Seide aus Kokons der hohen Herstellungs-
kosten wegen nicht ersetzen könnte. Dies Werk wurde auf aus-
drücklichen Befehl des Kaisers von China durch den Jesuitenpater
Perennin in die Mandschusprache übersetzt. Er schrieb ferner Auf-
sätze über Wagenbau und Feuerlöschwesen. — 1735 veröffentlichte
Reaumur eine Methode zur Konservierung der Eier. Überhaupt be-
schäftigte er sich in groſsem Maſsstabe mit Vögelzucht und künst-
licher Brütung, worüber er 1749 eine berühmte Arbeit veröffentlichte 1),
welche ins Deutsche und Englische übersetzt wurde.
Ebenso Groſses wie auf dem Gebiete der praktischen Natur-
wissenschaft leistete Reaumur auf dem der theoretischen. Als Beleg
hierfür dient seine ausgezeichnete Geschichte der Insekten in 12
Bänden (Mémoires pour servir à l’histoire des insectes, Amsterdam
1737—1748, avec 276 planches). Reaumur wies auch zuerst nach,
daſs die Korallen und Madreporen keine pflanzlichen Gebilde seien,
wie man bis dahin allgemein annahm, sondern von Korallentierchen,
gebildet werden.
Reaumur starb nach einem ruhigen, den Wissenschaften ge-
widmeten Leben, welches er meist auf seinem Gute zu Saintonge, teils
auch auf seinem Landgute zu Bercy bei Paris verbracht hatte, am
17. Oktober 1757 plötzlich in Folge eines Sturzes vom Pferde auf
seinem Landgute de la Bermondière in Maine. Die französische Aka-
demie widmete ihm einen warmen Nachruf (s. Mém. de l’Acad. 1757),
in dem ihm als Gelehrter, Akademiker und Bürger das höchste Lob
gespendet wird; mit besonderer Wärme aber wird sein edler Charakter,
sein vortreffliches Herz, seine Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit
wie seine groſse Sittenreinheit gepriesen. Seine dankbaren Lands-
leute legten ihm den Namen Plinius des 18. Jahrhunderts bei. Der
Akademie der Wissenschaften hatte er erstens sein groſses Naturalien-
kabinett, aus dem Brisson das Material für seine Werke über die
2)
1) Sur l’art de faire éclore et d’élèver en toute saison des oiseaux domestiques
de toutes espèces, soit par le moyen de chaleur de fumier, soit par le moyen de
celle du feu ordinaire. 1752 veröffentlichte er seine Schrift: Sur la digestion des
oiseaux.
2) Observations du thermomètre à Paris, comparées à celles de différents autres
lieux 1735 — 1740. Auſser in der Einteilung bestand der Vorzug seines Thermo-
meters in der Füllung mit Spiritus von bestimmtem Alkoholgehalt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/28>, abgerufen am 24.11.2024.
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