eine Rolle befestigt war und unter dem sich ein Kloben mit einem Strick befand, an welchem ein Haken hing. Dieser trug eine geschmiedete eiserne Keule von ungefähr 75 kg Gewicht, welche wegen ihrer Gestalt der Herkules hiess. Sie wurde am dünnen Ende vom Meister gefasst, während drei Arbeiter das dicke Ende, wie bei einer Ramme, mit Seilen anzogen und fallen liessen, wobei der Meister die Richtung des Falles lenkte.
Abweichend von dem französischen Verfahren war auch, dass man nur Holzkohlen zum Erhitzen verwendete. Jars ist der Meinung, dass dieses Verfahren auch in Frankreich gute Resultate gegeben haben würde, wenn man nur das Eisen sorgfältiger gefrischt hätte. Richtig ist, dass bei den Luppenstücken die Hitze besser verteilt war als bei den Packeten, welche, wenn man sie gut heiss im Innern machen wollte, aussen verbrannten. Trotzdem war dieses unvollkommene Ver- fahren nur bei dem besten Material anwendbar.
Die Weissblechfabrikation (1725).
Reaumur hat sich nicht nur grosse Verdienste um die Weiss- blechfabrikation in Frankreich erworben, sondern wir verdanken ihm überhaupt die erste genaue Beschreibung dieses Industriezweiges. Dieselbe ist enthalten in einer Memoire, welche er am 11. April 1725 der Akademie der Wissenschaften in Paris vortrug 1), und die sich durch Klarheit und Schönheit der Sprache auszeichnet. Die Fabrika- tion der verzinnten Bleche galt damals noch als ein Geheimnis der Deutschen. Deutschland hatte den ganzen Weissblechhandel in Händen und vertrieb dasselbe nach allen Ländern Europas. Die Versuche des Ministers Colbert, die Weissblechfabrikation mit Hilfe von deut- schen Arbeitern in Frankreich einzuführen, hatten keinen Erfolg gehabt. Gerade weil der Prozess als ein Geheimnis behandelt wurde, unterzog ihn Reaumur einer genauen Prüfung und veröffentlichte zum allgemeinen Wohle die so einfachen Vorgänge bei der Fabrikation, welche künstlich von dem Schleier des Geheimnisses umgeben waren.
"Wenn die Arbeiter und Gewerke ihre Kunst auch geheim halten,"
1) Principes de l'art de faire le fer blanc in L'histoire et memoires de l'Academie Royale des Sciences de 1725, gedruckt 1727, p. 102.
Die Weiſsblechfabrikation.
eine Rolle befestigt war und unter dem sich ein Kloben mit einem Strick befand, an welchem ein Haken hing. Dieser trug eine geschmiedete eiserne Keule von ungefähr 75 kg Gewicht, welche wegen ihrer Gestalt der Herkules hieſs. Sie wurde am dünnen Ende vom Meister gefaſst, während drei Arbeiter das dicke Ende, wie bei einer Ramme, mit Seilen anzogen und fallen lieſsen, wobei der Meister die Richtung des Falles lenkte.
Abweichend von dem französischen Verfahren war auch, daſs man nur Holzkohlen zum Erhitzen verwendete. Jars ist der Meinung, daſs dieses Verfahren auch in Frankreich gute Resultate gegeben haben würde, wenn man nur das Eisen sorgfältiger gefrischt hätte. Richtig ist, daſs bei den Luppenstücken die Hitze besser verteilt war als bei den Packeten, welche, wenn man sie gut heiſs im Innern machen wollte, auſsen verbrannten. Trotzdem war dieses unvollkommene Ver- fahren nur bei dem besten Material anwendbar.
Die Weiſsblechfabrikation (1725).
Reaumur hat sich nicht nur groſse Verdienste um die Weiſs- blechfabrikation in Frankreich erworben, sondern wir verdanken ihm überhaupt die erste genaue Beschreibung dieses Industriezweiges. Dieselbe ist enthalten in einer Memoire, welche er am 11. April 1725 der Akademie der Wissenschaften in Paris vortrug 1), und die sich durch Klarheit und Schönheit der Sprache auszeichnet. Die Fabrika- tion der verzinnten Bleche galt damals noch als ein Geheimnis der Deutschen. Deutschland hatte den ganzen Weiſsblechhandel in Händen und vertrieb dasselbe nach allen Ländern Europas. Die Versuche des Ministers Colbert, die Weiſsblechfabrikation mit Hilfe von deut- schen Arbeitern in Frankreich einzuführen, hatten keinen Erfolg gehabt. Gerade weil der Prozeſs als ein Geheimnis behandelt wurde, unterzog ihn Reaumur einer genauen Prüfung und veröffentlichte zum allgemeinen Wohle die so einfachen Vorgänge bei der Fabrikation, welche künstlich von dem Schleier des Geheimnisses umgeben waren.
„Wenn die Arbeiter und Gewerke ihre Kunst auch geheim halten,“
1) Principes de l’art de faire le fer blanc in L’histoire et mémoires de l’Academie Royale des Sciences de 1725, gedruckt 1727, p. 102.
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Die Weiſsblechfabrikation.
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Strick befand, an welchem ein Haken hing. Dieser trug eine
geschmiedete eiserne Keule von ungefähr 75 kg Gewicht, welche
wegen ihrer Gestalt der Herkules hieſs. Sie wurde am dünnen
Ende vom Meister gefaſst, während drei Arbeiter das dicke Ende, wie
bei einer Ramme, mit Seilen anzogen und fallen lieſsen, wobei der
Meister die Richtung des Falles lenkte.
Abweichend von dem französischen Verfahren war auch, daſs
man nur Holzkohlen zum Erhitzen verwendete. Jars ist der Meinung,
daſs dieses Verfahren auch in Frankreich gute Resultate gegeben haben
würde, wenn man nur das Eisen sorgfältiger gefrischt hätte. Richtig
ist, daſs bei den Luppenstücken die Hitze besser verteilt war als bei
den Packeten, welche, wenn man sie gut heiſs im Innern machen
wollte, auſsen verbrannten. Trotzdem war dieses unvollkommene Ver-
fahren nur bei dem besten Material anwendbar.
Die Weiſsblechfabrikation (1725).
Reaumur hat sich nicht nur groſse Verdienste um die Weiſs-
blechfabrikation in Frankreich erworben, sondern wir verdanken
ihm überhaupt die erste genaue Beschreibung dieses Industriezweiges.
Dieselbe ist enthalten in einer Memoire, welche er am 11. April 1725
der Akademie der Wissenschaften in Paris vortrug 1), und die sich
durch Klarheit und Schönheit der Sprache auszeichnet. Die Fabrika-
tion der verzinnten Bleche galt damals noch als ein Geheimnis der
Deutschen. Deutschland hatte den ganzen Weiſsblechhandel in Händen
und vertrieb dasselbe nach allen Ländern Europas. Die Versuche
des Ministers Colbert, die Weiſsblechfabrikation mit Hilfe von deut-
schen Arbeitern in Frankreich einzuführen, hatten keinen Erfolg
gehabt. Gerade weil der Prozeſs als ein Geheimnis behandelt wurde,
unterzog ihn Reaumur einer genauen Prüfung und veröffentlichte zum
allgemeinen Wohle die so einfachen Vorgänge bei der Fabrikation,
welche künstlich von dem Schleier des Geheimnisses umgeben waren.
„Wenn die Arbeiter und Gewerke ihre Kunst auch geheim halten,“
1) Principes de l’art de faire le fer blanc in L’histoire et mémoires de
l’Academie Royale des Sciences de 1725, gedruckt 1727, p. 102.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/275>, abgerufen am 23.11.2024.
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