Über die Fabrikation der Anker hat Reaumur 1723 eine Ab- handlung der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgetragen, welche aber erst nach seinem Tode mit Anmerkungen von Duhamel de Monceau in den Descriptions des arts et metiers 1) veröffentlicht wurde. Aus dieser interessanten Schrift teilen wir folgendes mit.
Die Herstellung eines grossen Ankers, der aus der Rute, zwei Armen, zwei Schaufeln und dem Ring besteht, ist eine beschwerliche Arbeit, denn nicht nur mussten diese einzelnen Teile ein jeder für sich hergestellt und dann mit den übrigen auf das sorgfältigste zusammengeschweisst werden, sondern die einzelnen Teile mussten selbst wieder aus grossen Bündeln oder Packeten von Schmiedeeisen- stäben zusammengeschweisst und ausgeschmiedet werden. Dies war eine ebenso mühevolle als kostspielige Arbeit.
Hauptsächlich um billigere Anker zu beschaffen, legte gegen Ende des 17. Jahrhunderts Herr von Seignelay, damals Chef der franzö- sischen Marine, eine Ankerfabrik in der Provinz Nivernais an, in der man Anker direkt aus den Luppen der Frischfeuer schmiedete. Man schweisste so viel Luppen zusammen als jeder Teil erforderte, und zwar geschah dies unter dem grossen Stabhammer. Die so herge- stellten Anker erwiesen sich aber als gänzlich unbrauchbar. Das Eisen war viel zu wenig gereinigt, und sie brachen so leicht, als wenn sie von Gusseisen gewesen wären. Man gab die Fabrikation auf "und es ist zu wünschen", sagt Reaumur, "dass dieselbe niemals wieder eingeführt werden möge".
Hierauf schmiedete man die Anker aus mehreren Kolben, die man zusammenschweisste. Dies geschah in der Weise: man zängte die Luppe unter dem grossen Hammer und schmiedete sie zu einem flachen Kolben aus. Diesem gab man eine zweite Hitze und schmiedete ihn so um, dass die breite Seite zur schmalen Seite wurde. Darauf schmiedete man sie in die Gestalt von Keilen und schweisste zwei oder mehr, je nach der Grösse des Ankers, zusammen. Dies waren die Anker aus geschweissten und gestauchten Kolben. Sie waren besser als die ersterwähnten, bewährten sich aber bei der Probe auch nicht. War auch das Eisen besser gereinigt, so konnte sich doch bei dieser Art zu schmieden keine Sehne entwickeln.
Ein Herr Tresaguet, der von dem Minister de Pontchartrain den Auftrag erhielt, die Fabrikation zu prüfen, wies diesen Fehler
1) Diese Abhandlung ist in einem der ersten Cahiers enthalten. In der Aus- gabe von Bertrand findet sie sich Tome XV; im Schauplatz der Künste und Handwerke ist sie im ersten Band übersetzt.
Die Ankerschmieden.
Über die Fabrikation der Anker hat Reaumur 1723 eine Ab- handlung der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgetragen, welche aber erst nach seinem Tode mit Anmerkungen von Duhamel de Monceau in den Descriptions des arts et metiers 1) veröffentlicht wurde. Aus dieser interessanten Schrift teilen wir folgendes mit.
Die Herstellung eines groſsen Ankers, der aus der Rute, zwei Armen, zwei Schaufeln und dem Ring besteht, ist eine beschwerliche Arbeit, denn nicht nur muſsten diese einzelnen Teile ein jeder für sich hergestellt und dann mit den übrigen auf das sorgfältigste zusammengeschweiſst werden, sondern die einzelnen Teile muſsten selbst wieder aus groſsen Bündeln oder Packeten von Schmiedeeisen- stäben zusammengeschweiſst und ausgeschmiedet werden. Dies war eine ebenso mühevolle als kostspielige Arbeit.
Hauptsächlich um billigere Anker zu beschaffen, legte gegen Ende des 17. Jahrhunderts Herr von Seignelay, damals Chef der franzö- sischen Marine, eine Ankerfabrik in der Provinz Nivernais an, in der man Anker direkt aus den Luppen der Frischfeuer schmiedete. Man schweiſste so viel Luppen zusammen als jeder Teil erforderte, und zwar geschah dies unter dem groſsen Stabhammer. Die so herge- stellten Anker erwiesen sich aber als gänzlich unbrauchbar. Das Eisen war viel zu wenig gereinigt, und sie brachen so leicht, als wenn sie von Guſseisen gewesen wären. Man gab die Fabrikation auf „und es ist zu wünschen“, sagt Reaumur, „daſs dieselbe niemals wieder eingeführt werden möge“.
Hierauf schmiedete man die Anker aus mehreren Kolben, die man zusammenschweiſste. Dies geschah in der Weise: man zängte die Luppe unter dem groſsen Hammer und schmiedete sie zu einem flachen Kolben aus. Diesem gab man eine zweite Hitze und schmiedete ihn so um, daſs die breite Seite zur schmalen Seite wurde. Darauf schmiedete man sie in die Gestalt von Keilen und schweiſste zwei oder mehr, je nach der Gröſse des Ankers, zusammen. Dies waren die Anker aus geschweiſsten und gestauchten Kolben. Sie waren besser als die ersterwähnten, bewährten sich aber bei der Probe auch nicht. War auch das Eisen besser gereinigt, so konnte sich doch bei dieser Art zu schmieden keine Sehne entwickeln.
Ein Herr Tresaguet, der von dem Minister de Pontchartrain den Auftrag erhielt, die Fabrikation zu prüfen, wies diesen Fehler
1) Diese Abhandlung ist in einem der ersten Cahiers enthalten. In der Aus- gabe von Bertrand findet sie sich Tome XV; im Schauplatz der Künste und Handwerke ist sie im ersten Band übersetzt.
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Die Ankerschmieden.
Über die Fabrikation der Anker hat Reaumur 1723 eine Ab-
handlung der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgetragen,
welche aber erst nach seinem Tode mit Anmerkungen von Duhamel
de Monceau in den Descriptions des arts et metiers 1) veröffentlicht
wurde. Aus dieser interessanten Schrift teilen wir folgendes mit.
Die Herstellung eines groſsen Ankers, der aus der Rute, zwei
Armen, zwei Schaufeln und dem Ring besteht, ist eine beschwerliche
Arbeit, denn nicht nur muſsten diese einzelnen Teile ein jeder für
sich hergestellt und dann mit den übrigen auf das sorgfältigste
zusammengeschweiſst werden, sondern die einzelnen Teile muſsten
selbst wieder aus groſsen Bündeln oder Packeten von Schmiedeeisen-
stäben zusammengeschweiſst und ausgeschmiedet werden. Dies war
eine ebenso mühevolle als kostspielige Arbeit.
Hauptsächlich um billigere Anker zu beschaffen, legte gegen Ende
des 17. Jahrhunderts Herr von Seignelay, damals Chef der franzö-
sischen Marine, eine Ankerfabrik in der Provinz Nivernais an, in der
man Anker direkt aus den Luppen der Frischfeuer schmiedete. Man
schweiſste so viel Luppen zusammen als jeder Teil erforderte, und
zwar geschah dies unter dem groſsen Stabhammer. Die so herge-
stellten Anker erwiesen sich aber als gänzlich unbrauchbar. Das
Eisen war viel zu wenig gereinigt, und sie brachen so leicht, als
wenn sie von Guſseisen gewesen wären. Man gab die Fabrikation
auf „und es ist zu wünschen“, sagt Reaumur, „daſs dieselbe niemals
wieder eingeführt werden möge“.
Hierauf schmiedete man die Anker aus mehreren Kolben, die
man zusammenschweiſste. Dies geschah in der Weise: man zängte
die Luppe unter dem groſsen Hammer und schmiedete sie zu einem
flachen Kolben aus. Diesem gab man eine zweite Hitze und schmiedete
ihn so um, daſs die breite Seite zur schmalen Seite wurde. Darauf
schmiedete man sie in die Gestalt von Keilen und schweiſste zwei oder
mehr, je nach der Gröſse des Ankers, zusammen. Dies waren die
Anker aus geschweiſsten und gestauchten Kolben. Sie waren besser
als die ersterwähnten, bewährten sich aber bei der Probe auch nicht.
War auch das Eisen besser gereinigt, so konnte sich doch bei dieser
Art zu schmieden keine Sehne entwickeln.
Ein Herr Tresaguet, der von dem Minister de Pontchartrain
den Auftrag erhielt, die Fabrikation zu prüfen, wies diesen Fehler
1) Diese Abhandlung ist in einem der ersten Cahiers enthalten. In der Aus-
gabe von Bertrand findet sie sich Tome XV; im Schauplatz der Künste und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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