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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Cementstahlfabrikation.
Stäbe einzulegen. Die heisseste Zone liegt aber nicht immer gerade
in der Mitte. Man ermittelt dieselbe durch einen Versuch, indem
man eine Eisenstange vertikal einsteckt und mitbrennt. Hiernach
zerschlägt man sie in viele kleine Stücke, die man getrennt probiert
und dadurch ermittelt, in welchen Höhen dieselbe mehr oder weniger
der Hitze ausgesetzt war.

Jede Lage Eisen wird gewogen und ebenso wird das Cementier-
pulver entweder zugewogen oder zugemessen. Obgleich die seitlichen
Kisten nur etwa 1/3 so breit sind als die Hauptkiste, werden sie doch
nicht so heiss wie letztere; deshalb legt man auch in die Seiten-
kisten schwächere Stäbe ein. Es steht durchaus nichts im Wege,
die mittlere Kiste noch grösser zu machen, als oben angegeben: die
Brennzeit wird dann eine längere sein, aber es wird auch eine grössere
Menge Eisen in Stahl verwandelt. -- Sind die Kisten gefüllt, so
werden die Deckel aufgesetzt und sorgfältig lutiert. Alsdann wirft
man erst einige glühende Kohlen in die beiden Feuerräume und
füllt dann Kohlen nach, bläst schwach an, um die Hitze in Gang
zu bringen und setzt sodann den Hauptdeckel auf den Ofen. Man
darf beim Nachfüllen nie zu viel Kohlen auf einmal aufgeben. Es
ist nicht gut, wenn die Kohlen den ganzen Feuerraum erfüllen, viel-
mehr werden die Wände viel heisser, wenn eine niedrige Schicht
Kohlen in gleichmässiger voller Glut erhalten wird, dann geben die
Verbrennungsgase am meisten Wärme an die Kistenwände ab. Durch
die vorspringenden Ränder der Kistendeckel wird der Schlitz, durch
welchen die Gase entweichen müssen, verengert, wodurch die Hitze
mehr zusammengehalten wird. Auch muss man sorgfältig vermeiden,
dass kalte Kohlen, die noch nicht entzündet sind, durch den Spalt
in den Feuerraum fallen. Das Vorwärmen der Kohlen ist ein wesent-
liches Beförderungsmittel des Prozesses.

Die ersten Stunden bläst man langsam, damit sich die Wände
allmählich erhitzen und durch zu plötzliche Hitze nicht reissen, dann
aber lässt man den Wind voll an. Es ist sehr wichtig, dass der
Windstrahl genau in der Mitte senkrecht aufsteigt, und dass er nicht
nach einer Seite hinbläst. Den Wind durch eine grössere Anzahl
Öffnungen oder durch einen langen Schlitz eintreten zu lassen,
ist nur zu empfehlen, weil dadurch eine bessere Verteilung der
Hitze bewirkt wird. Für einen Ofen von 300 kg Eiseneinsatz, wie ihn
Reaumur beschrieben hat, genügt ein Doppelbalg von 31/2 Fuss
Länge bei 30 bis 40 Hüben in der Minute. Der Balgzieher besorgt
auch das Aufgeben und Einschieben der Kohlen. Sind die Eisen-

Die Cementstahlfabrikation.
Stäbe einzulegen. Die heiſseste Zone liegt aber nicht immer gerade
in der Mitte. Man ermittelt dieselbe durch einen Versuch, indem
man eine Eisenstange vertikal einsteckt und mitbrennt. Hiernach
zerschlägt man sie in viele kleine Stücke, die man getrennt probiert
und dadurch ermittelt, in welchen Höhen dieselbe mehr oder weniger
der Hitze ausgesetzt war.

Jede Lage Eisen wird gewogen und ebenso wird das Cementier-
pulver entweder zugewogen oder zugemessen. Obgleich die seitlichen
Kisten nur etwa ⅓ so breit sind als die Hauptkiste, werden sie doch
nicht so heiſs wie letztere; deshalb legt man auch in die Seiten-
kisten schwächere Stäbe ein. Es steht durchaus nichts im Wege,
die mittlere Kiste noch grösser zu machen, als oben angegeben: die
Brennzeit wird dann eine längere sein, aber es wird auch eine gröſsere
Menge Eisen in Stahl verwandelt. — Sind die Kisten gefüllt, so
werden die Deckel aufgesetzt und sorgfältig lutiert. Alsdann wirft
man erst einige glühende Kohlen in die beiden Feuerräume und
füllt dann Kohlen nach, bläst schwach an, um die Hitze in Gang
zu bringen und setzt sodann den Hauptdeckel auf den Ofen. Man
darf beim Nachfüllen nie zu viel Kohlen auf einmal aufgeben. Es
ist nicht gut, wenn die Kohlen den ganzen Feuerraum erfüllen, viel-
mehr werden die Wände viel heiſser, wenn eine niedrige Schicht
Kohlen in gleichmäſsiger voller Glut erhalten wird, dann geben die
Verbrennungsgase am meisten Wärme an die Kistenwände ab. Durch
die vorspringenden Ränder der Kistendeckel wird der Schlitz, durch
welchen die Gase entweichen müssen, verengert, wodurch die Hitze
mehr zusammengehalten wird. Auch muſs man sorgfältig vermeiden,
daſs kalte Kohlen, die noch nicht entzündet sind, durch den Spalt
in den Feuerraum fallen. Das Vorwärmen der Kohlen ist ein wesent-
liches Beförderungsmittel des Prozesses.

Die ersten Stunden bläst man langsam, damit sich die Wände
allmählich erhitzen und durch zu plötzliche Hitze nicht reiſsen, dann
aber läſst man den Wind voll an. Es ist sehr wichtig, daſs der
Windstrahl genau in der Mitte senkrecht aufsteigt, und daſs er nicht
nach einer Seite hinbläst. Den Wind durch eine gröſsere Anzahl
Öffnungen oder durch einen langen Schlitz eintreten zu lassen,
ist nur zu empfehlen, weil dadurch eine bessere Verteilung der
Hitze bewirkt wird. Für einen Ofen von 300 kg Eiseneinsatz, wie ihn
Reaumur beschrieben hat, genügt ein Doppelbalg von 3½ Fuss
Länge bei 30 bis 40 Hüben in der Minute. Der Balgzieher besorgt
auch das Aufgeben und Einschieben der Kohlen. Sind die Eisen-

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[214/0228] Die Cementstahlfabrikation. Stäbe einzulegen. Die heiſseste Zone liegt aber nicht immer gerade in der Mitte. Man ermittelt dieselbe durch einen Versuch, indem man eine Eisenstange vertikal einsteckt und mitbrennt. Hiernach zerschlägt man sie in viele kleine Stücke, die man getrennt probiert und dadurch ermittelt, in welchen Höhen dieselbe mehr oder weniger der Hitze ausgesetzt war. Jede Lage Eisen wird gewogen und ebenso wird das Cementier- pulver entweder zugewogen oder zugemessen. Obgleich die seitlichen Kisten nur etwa ⅓ so breit sind als die Hauptkiste, werden sie doch nicht so heiſs wie letztere; deshalb legt man auch in die Seiten- kisten schwächere Stäbe ein. Es steht durchaus nichts im Wege, die mittlere Kiste noch grösser zu machen, als oben angegeben: die Brennzeit wird dann eine längere sein, aber es wird auch eine gröſsere Menge Eisen in Stahl verwandelt. — Sind die Kisten gefüllt, so werden die Deckel aufgesetzt und sorgfältig lutiert. Alsdann wirft man erst einige glühende Kohlen in die beiden Feuerräume und füllt dann Kohlen nach, bläst schwach an, um die Hitze in Gang zu bringen und setzt sodann den Hauptdeckel auf den Ofen. Man darf beim Nachfüllen nie zu viel Kohlen auf einmal aufgeben. Es ist nicht gut, wenn die Kohlen den ganzen Feuerraum erfüllen, viel- mehr werden die Wände viel heiſser, wenn eine niedrige Schicht Kohlen in gleichmäſsiger voller Glut erhalten wird, dann geben die Verbrennungsgase am meisten Wärme an die Kistenwände ab. Durch die vorspringenden Ränder der Kistendeckel wird der Schlitz, durch welchen die Gase entweichen müssen, verengert, wodurch die Hitze mehr zusammengehalten wird. Auch muſs man sorgfältig vermeiden, daſs kalte Kohlen, die noch nicht entzündet sind, durch den Spalt in den Feuerraum fallen. Das Vorwärmen der Kohlen ist ein wesent- liches Beförderungsmittel des Prozesses. Die ersten Stunden bläst man langsam, damit sich die Wände allmählich erhitzen und durch zu plötzliche Hitze nicht reiſsen, dann aber läſst man den Wind voll an. Es ist sehr wichtig, daſs der Windstrahl genau in der Mitte senkrecht aufsteigt, und daſs er nicht nach einer Seite hinbläst. Den Wind durch eine gröſsere Anzahl Öffnungen oder durch einen langen Schlitz eintreten zu lassen, ist nur zu empfehlen, weil dadurch eine bessere Verteilung der Hitze bewirkt wird. Für einen Ofen von 300 kg Eiseneinsatz, wie ihn Reaumur beschrieben hat, genügt ein Doppelbalg von 3½ Fuss Länge bei 30 bis 40 Hüben in der Minute. Der Balgzieher besorgt auch das Aufgeben und Einschieben der Kohlen. Sind die Eisen-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/228>, abgerufen am 25.11.2024.