Schmelzen der Eisenerze im Hochofen mit Koks mit Nutzen durch- zuführen.
Die zweite grundlegende Entdeckung, welche in England gemacht wurde, war die Erfindung des Gussstahls von Benjamin Huntsman 1740. Die Fabrikation desselben blieb während des ganzen Jahrhunderts Geheimnis und ausschliesslicher Besitz der Eng- länder, zu deren Überlegenheit auf industriellem Gebiete sie wesent- lich beitrug.
Ein anderer grosser Fortschritt für die Eisengiesserei war die Einführung von Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens. Da- durch wurden die Giessereien erst unabhängig von den Hochöfen. Bei diesem Betriebe, wie bei der Stahlbereitung wurden Steinkohlen, beziehungsweise Koks als Brennmaterial verwendet.
Noch aber war es nicht gelungen, Stabeisen aus Roheisen mit fossilem Brennstoff herzustellen; noch kannte man nur den Frisch- prozess, der nur mit Holzkohlen erfolgreich ausgeführt werden konnte. Da erfand Henry Cort 1785 das Flammofenfrischen, den sogenannten Puddelprozess, welcher das wichtige Endglied der Kette der Eisendarstellungsprozesse mit Steinkohlen bildete.
Dadurch war Englands Ueberlegenheit auf dem Gebiete des Eisenhüttenwesens gesichert, denn seine Steinkohlenschätze waren grösser als die der Kontinentalstaaten; an Eisenerzen hatte es gleich- falls keinen Mangel und kein Land hatte so günstige Transport- und Abfuhrverhältnisse, als das gesegnete Inselland. Seit der Erfindung des Puddelprozesses war die Führerschaft Englands in der Eisenindustrie eine unbedingte und ist es geblieben bis in un- sere Zeit.
Diese metallurgischen Fortschritte waren es aber nicht allein, welche den ausserordentlichen Aufschwung der Eisenindustrie ver- anlassten; Hand in Hand damit gingen die Erfindungen auf mecha- nischem Gebiete. Von diesen waren es zwei, welche unmittelbar von grösstem Einflusse auf die Eisenbereitung geworden sind, die der Walz- werke und der Cylindergebläse. Durch erstere wurde die Form- gebung des Schmiedeisens erleichtert und beschleunigt, durch letztere wurde die grosse Produktion der Kokshochöfen, wodurch erst deren unbedingte Überlegenheit begründet wurde, ermöglicht. Alle diese Neuerungen und noch viele andere Verbesserungen der Hilfs- und Werkzeugmaschinen hätten aber ihre volle Bedeutung nicht erlangen können ohne die wichtigste Erfindung des vorigen Jahrhunderts, die der Dampfmaschine. Diese ist der Triumph des 18. Jahr-
Einleitung.
Schmelzen der Eisenerze im Hochofen mit Koks mit Nutzen durch- zuführen.
Die zweite grundlegende Entdeckung, welche in England gemacht wurde, war die Erfindung des Guſsstahls von Benjamin Huntsman 1740. Die Fabrikation desselben blieb während des ganzen Jahrhunderts Geheimnis und ausschlieſslicher Besitz der Eng- länder, zu deren Überlegenheit auf industriellem Gebiete sie wesent- lich beitrug.
Ein anderer groſser Fortschritt für die Eisengieſserei war die Einführung von Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens. Da- durch wurden die Gieſsereien erst unabhängig von den Hochöfen. Bei diesem Betriebe, wie bei der Stahlbereitung wurden Steinkohlen, beziehungsweise Koks als Brennmaterial verwendet.
Noch aber war es nicht gelungen, Stabeisen aus Roheisen mit fossilem Brennstoff herzustellen; noch kannte man nur den Frisch- prozeſs, der nur mit Holzkohlen erfolgreich ausgeführt werden konnte. Da erfand Henry Cort 1785 das Flammofenfrischen, den sogenannten Puddelprozeſs, welcher das wichtige Endglied der Kette der Eisendarstellungsprozesse mit Steinkohlen bildete.
Dadurch war Englands Ueberlegenheit auf dem Gebiete des Eisenhüttenwesens gesichert, denn seine Steinkohlenschätze waren gröſser als die der Kontinentalstaaten; an Eisenerzen hatte es gleich- falls keinen Mangel und kein Land hatte so günstige Transport- und Abfuhrverhältnisse, als das gesegnete Inselland. Seit der Erfindung des Puddelprozesses war die Führerschaft Englands in der Eisenindustrie eine unbedingte und ist es geblieben bis in un- sere Zeit.
Diese metallurgischen Fortschritte waren es aber nicht allein, welche den auſserordentlichen Aufschwung der Eisenindustrie ver- anlaſsten; Hand in Hand damit gingen die Erfindungen auf mecha- nischem Gebiete. Von diesen waren es zwei, welche unmittelbar von gröſstem Einflusse auf die Eisenbereitung geworden sind, die der Walz- werke und der Cylindergebläse. Durch erstere wurde die Form- gebung des Schmiedeisens erleichtert und beschleunigt, durch letztere wurde die groſse Produktion der Kokshochöfen, wodurch erst deren unbedingte Überlegenheit begründet wurde, ermöglicht. Alle diese Neuerungen und noch viele andere Verbesserungen der Hilfs- und Werkzeugmaschinen hätten aber ihre volle Bedeutung nicht erlangen können ohne die wichtigste Erfindung des vorigen Jahrhunderts, die der Dampfmaschine. Diese ist der Triumph des 18. Jahr-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0022"n="8"/><fwplace="top"type="header">Einleitung.</fw><lb/>
Schmelzen der Eisenerze im Hochofen mit Koks mit Nutzen durch-<lb/>
zuführen.</p><lb/><p>Die zweite grundlegende Entdeckung, welche in England gemacht<lb/>
wurde, war die <hirendition="#g">Erfindung des Guſsstahls</hi> von <hirendition="#g">Benjamin<lb/>
Huntsman</hi> 1740. Die Fabrikation desselben blieb während des<lb/>
ganzen Jahrhunderts Geheimnis und ausschlieſslicher Besitz der Eng-<lb/>
länder, zu deren Überlegenheit auf industriellem Gebiete sie wesent-<lb/>
lich beitrug.</p><lb/><p>Ein anderer groſser Fortschritt für die Eisengieſserei war die<lb/>
Einführung von <hirendition="#g">Flammöfen</hi> zum Umschmelzen des Roheisens. Da-<lb/>
durch wurden die Gieſsereien erst unabhängig von den Hochöfen.<lb/>
Bei diesem Betriebe, wie bei der Stahlbereitung wurden Steinkohlen,<lb/>
beziehungsweise Koks als Brennmaterial verwendet.</p><lb/><p>Noch aber war es nicht gelungen, Stabeisen aus Roheisen mit<lb/>
fossilem Brennstoff herzustellen; noch kannte man nur den Frisch-<lb/>
prozeſs, der nur mit Holzkohlen erfolgreich ausgeführt werden konnte.<lb/>
Da erfand <hirendition="#g">Henry Cort</hi> 1785 das <hirendition="#g">Flammofenfrischen</hi>, den<lb/>
sogenannten <hirendition="#g">Puddelprozeſs</hi>, welcher das wichtige Endglied der<lb/>
Kette der Eisendarstellungsprozesse mit Steinkohlen bildete.</p><lb/><p>Dadurch war Englands Ueberlegenheit auf dem Gebiete des<lb/>
Eisenhüttenwesens gesichert, denn seine Steinkohlenschätze waren<lb/>
gröſser als die der Kontinentalstaaten; an Eisenerzen hatte es gleich-<lb/>
falls keinen Mangel und kein Land hatte so günstige Transport-<lb/>
und Abfuhrverhältnisse, als das gesegnete Inselland. Seit der<lb/>
Erfindung des Puddelprozesses war die Führerschaft Englands in<lb/>
der Eisenindustrie eine unbedingte und ist es geblieben bis in un-<lb/>
sere Zeit.</p><lb/><p>Diese metallurgischen Fortschritte waren es aber nicht allein,<lb/>
welche den auſserordentlichen Aufschwung der Eisenindustrie ver-<lb/>
anlaſsten; Hand in Hand damit gingen die Erfindungen auf mecha-<lb/>
nischem Gebiete. Von diesen waren es zwei, welche unmittelbar von<lb/>
gröſstem Einflusse auf die Eisenbereitung geworden sind, die der <hirendition="#g">Walz-<lb/>
werke</hi> und der <hirendition="#g">Cylindergebläse</hi>. Durch erstere wurde die Form-<lb/>
gebung des Schmiedeisens erleichtert und beschleunigt, durch letztere<lb/>
wurde die groſse Produktion der Kokshochöfen, wodurch erst deren<lb/>
unbedingte Überlegenheit begründet wurde, ermöglicht. Alle diese<lb/>
Neuerungen und noch viele andere Verbesserungen der Hilfs- und<lb/>
Werkzeugmaschinen hätten aber ihre volle Bedeutung nicht erlangen<lb/>
können ohne die wichtigste Erfindung des vorigen Jahrhunderts, die<lb/>
der <hirendition="#g">Dampfmaschine</hi>. Diese ist der Triumph des 18. Jahr-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[8/0022]
Einleitung.
Schmelzen der Eisenerze im Hochofen mit Koks mit Nutzen durch-
zuführen.
Die zweite grundlegende Entdeckung, welche in England gemacht
wurde, war die Erfindung des Guſsstahls von Benjamin
Huntsman 1740. Die Fabrikation desselben blieb während des
ganzen Jahrhunderts Geheimnis und ausschlieſslicher Besitz der Eng-
länder, zu deren Überlegenheit auf industriellem Gebiete sie wesent-
lich beitrug.
Ein anderer groſser Fortschritt für die Eisengieſserei war die
Einführung von Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens. Da-
durch wurden die Gieſsereien erst unabhängig von den Hochöfen.
Bei diesem Betriebe, wie bei der Stahlbereitung wurden Steinkohlen,
beziehungsweise Koks als Brennmaterial verwendet.
Noch aber war es nicht gelungen, Stabeisen aus Roheisen mit
fossilem Brennstoff herzustellen; noch kannte man nur den Frisch-
prozeſs, der nur mit Holzkohlen erfolgreich ausgeführt werden konnte.
Da erfand Henry Cort 1785 das Flammofenfrischen, den
sogenannten Puddelprozeſs, welcher das wichtige Endglied der
Kette der Eisendarstellungsprozesse mit Steinkohlen bildete.
Dadurch war Englands Ueberlegenheit auf dem Gebiete des
Eisenhüttenwesens gesichert, denn seine Steinkohlenschätze waren
gröſser als die der Kontinentalstaaten; an Eisenerzen hatte es gleich-
falls keinen Mangel und kein Land hatte so günstige Transport-
und Abfuhrverhältnisse, als das gesegnete Inselland. Seit der
Erfindung des Puddelprozesses war die Führerschaft Englands in
der Eisenindustrie eine unbedingte und ist es geblieben bis in un-
sere Zeit.
Diese metallurgischen Fortschritte waren es aber nicht allein,
welche den auſserordentlichen Aufschwung der Eisenindustrie ver-
anlaſsten; Hand in Hand damit gingen die Erfindungen auf mecha-
nischem Gebiete. Von diesen waren es zwei, welche unmittelbar von
gröſstem Einflusse auf die Eisenbereitung geworden sind, die der Walz-
werke und der Cylindergebläse. Durch erstere wurde die Form-
gebung des Schmiedeisens erleichtert und beschleunigt, durch letztere
wurde die groſse Produktion der Kokshochöfen, wodurch erst deren
unbedingte Überlegenheit begründet wurde, ermöglicht. Alle diese
Neuerungen und noch viele andere Verbesserungen der Hilfs- und
Werkzeugmaschinen hätten aber ihre volle Bedeutung nicht erlangen
können ohne die wichtigste Erfindung des vorigen Jahrhunderts, die
der Dampfmaschine. Diese ist der Triumph des 18. Jahr-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/22>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.