Schilderung, die wir ganz kurz wiedergeben wollen, da wir über die Wallonschmiede und deren wesentliche Abweichungen von der deutschen Frischschmiede schon früher gehandelt haben.
Für das vorzügliche Roheisen, welches die Hütten von Dannemora lieferten, war die Wallonschmiede, welche bei genügender Reinigung den Vorteil einer grösseren Produktion hatte, durchaus am Platz. Man konnte in einer Wallonschmiede 50 bis 60 Schiffspfund (8800 bis 9600 kg) Frischeisen machen, während man in einer deutschen Frisch- schmiede nur 16 bis 20 Schiffspfund (2560 bis 3200 kg) erhielt. Zu einer Wallonschmiede gehörten immer zwei verschiedene Herde, der Frisch- oder Einschmelzherd (Smeltarehaerd) und der Reck- herd (Reckarehaerd). Der Aufbau der Herde war ähnlich wie bei den deutschen. Der Schmelzherd war 0,750 m lang, 0,675 m breit und 0,375 m hoch. Die Bodenplatte und zwei Seitenzacken waren von Eisen. Die Form lag hier auf einer Mauer. Auf der Arbeitsseite war unten ebenfalls ein alter Hammer, dessen Auge als Schlackenloch diente. Die Frischer hielten ihre Zustellung des Herdes und dessen Masse so geheim, dass sie ihn am Ende jeder Woche absichtlich zer- störten, damit niemand ihnen etwas absehen konnte und machten denselben jeden Montag ganz neu. Die Form war ebenfalls von Kupfer, etwas stärker und weiter, wie bei dem deutschen Herd. Sie lag etwas tiefer und so, dass ihr Rücken mit der gegenüberliegenden Wand in einer Horizontalen lag. Ihre untere Fläche war 0,225 m vom Boden entfernt. Die Form lag im Verhältnis von 7 : 5 der Hinterwand näher. Die Neigung war so, dass die Achse die Kante der Bodenplatte und des Windzackens traf.
Der Herd wurde mit guten, grossen Kohlen gefüllt. Die lange Roheisengans wurde durch ein Loch in der Wand von einem ausser- halb des Schmelzhauses an dasselbe angebauten Hüttchen aus (ex aedicula vel casa extra officinam exstructa) auf Holzrollen in den Herd geschoben, wobei sie etwa 20 Grad nach vorn geneigt lag. Sie wurde so gerichtet, dass ihr vorderer Teil, von Kohlen eingehüllt, vom Wind getroffen wurde und abschmolz. Man schmolz jedesmal nur soviel ein, als für eine Stange hinreichte. Während des Ein- schmelzens arbeitete der Frischer mit seiner Eisenstange fortwährend im Herd, rührte das geschmolzene Eisen um, brach das Eisen, welches sich angesetzt hatte, los und sammelte alles zu einem Klumpen oder Kuchen (massa sive panis) zusammen. Diesen hob er dann über die Kohlen und wendete dessen Unterseite dem Wind zu, den er 1 bis 11/2 Minuten voll darauf blasen liess. Die Hauptaufgabe des Frischers
Eisen- und Stahlfrischen.
Schilderung, die wir ganz kurz wiedergeben wollen, da wir über die Wallonschmiede und deren wesentliche Abweichungen von der deutschen Frischschmiede schon früher gehandelt haben.
Für das vorzügliche Roheisen, welches die Hütten von Dannemora lieferten, war die Wallonschmiede, welche bei genügender Reinigung den Vorteil einer gröſseren Produktion hatte, durchaus am Platz. Man konnte in einer Wallonschmiede 50 bis 60 Schiffspfund (8800 bis 9600 kg) Frischeisen machen, während man in einer deutschen Frisch- schmiede nur 16 bis 20 Schiffspfund (2560 bis 3200 kg) erhielt. Zu einer Wallonschmiede gehörten immer zwei verschiedene Herde, der Frisch- oder Einschmelzherd (Smeltarehaerd) und der Reck- herd (Reckarehaerd). Der Aufbau der Herde war ähnlich wie bei den deutschen. Der Schmelzherd war 0,750 m lang, 0,675 m breit und 0,375 m hoch. Die Bodenplatte und zwei Seitenzacken waren von Eisen. Die Form lag hier auf einer Mauer. Auf der Arbeitsseite war unten ebenfalls ein alter Hammer, dessen Auge als Schlackenloch diente. Die Frischer hielten ihre Zustellung des Herdes und dessen Maſse so geheim, daſs sie ihn am Ende jeder Woche absichtlich zer- störten, damit niemand ihnen etwas absehen konnte und machten denselben jeden Montag ganz neu. Die Form war ebenfalls von Kupfer, etwas stärker und weiter, wie bei dem deutschen Herd. Sie lag etwas tiefer und so, daſs ihr Rücken mit der gegenüberliegenden Wand in einer Horizontalen lag. Ihre untere Fläche war 0,225 m vom Boden entfernt. Die Form lag im Verhältnis von 7 : 5 der Hinterwand näher. Die Neigung war so, daſs die Achse die Kante der Bodenplatte und des Windzackens traf.
Der Herd wurde mit guten, groſsen Kohlen gefüllt. Die lange Roheisengans wurde durch ein Loch in der Wand von einem auſser- halb des Schmelzhauses an dasselbe angebauten Hüttchen aus (ex aedicula vel casa extra officinam exstructa) auf Holzrollen in den Herd geschoben, wobei sie etwa 20 Grad nach vorn geneigt lag. Sie wurde so gerichtet, daſs ihr vorderer Teil, von Kohlen eingehüllt, vom Wind getroffen wurde und abschmolz. Man schmolz jedesmal nur soviel ein, als für eine Stange hinreichte. Während des Ein- schmelzens arbeitete der Frischer mit seiner Eisenstange fortwährend im Herd, rührte das geschmolzene Eisen um, brach das Eisen, welches sich angesetzt hatte, los und sammelte alles zu einem Klumpen oder Kuchen (massa sive panis) zusammen. Diesen hob er dann über die Kohlen und wendete dessen Unterseite dem Wind zu, den er 1 bis 1½ Minuten voll darauf blasen lieſs. Die Hauptaufgabe des Frischers
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Eisen- und Stahlfrischen.
Schilderung, die wir ganz kurz wiedergeben wollen, da wir über die
Wallonschmiede und deren wesentliche Abweichungen von der
deutschen Frischschmiede schon früher gehandelt haben.
Für das vorzügliche Roheisen, welches die Hütten von Dannemora
lieferten, war die Wallonschmiede, welche bei genügender Reinigung
den Vorteil einer gröſseren Produktion hatte, durchaus am Platz.
Man konnte in einer Wallonschmiede 50 bis 60 Schiffspfund (8800 bis
9600 kg) Frischeisen machen, während man in einer deutschen Frisch-
schmiede nur 16 bis 20 Schiffspfund (2560 bis 3200 kg) erhielt. Zu
einer Wallonschmiede gehörten immer zwei verschiedene Herde, der
Frisch- oder Einschmelzherd (Smeltarehaerd) und der Reck-
herd (Reckarehaerd). Der Aufbau der Herde war ähnlich wie bei
den deutschen. Der Schmelzherd war 0,750 m lang, 0,675 m breit und
0,375 m hoch. Die Bodenplatte und zwei Seitenzacken waren von
Eisen. Die Form lag hier auf einer Mauer. Auf der Arbeitsseite
war unten ebenfalls ein alter Hammer, dessen Auge als Schlackenloch
diente. Die Frischer hielten ihre Zustellung des Herdes und dessen
Maſse so geheim, daſs sie ihn am Ende jeder Woche absichtlich zer-
störten, damit niemand ihnen etwas absehen konnte und machten
denselben jeden Montag ganz neu. Die Form war ebenfalls von
Kupfer, etwas stärker und weiter, wie bei dem deutschen Herd. Sie
lag etwas tiefer und so, daſs ihr Rücken mit der gegenüberliegenden
Wand in einer Horizontalen lag. Ihre untere Fläche war 0,225 m
vom Boden entfernt. Die Form lag im Verhältnis von 7 : 5 der
Hinterwand näher. Die Neigung war so, daſs die Achse die Kante
der Bodenplatte und des Windzackens traf.
Der Herd wurde mit guten, groſsen Kohlen gefüllt. Die lange
Roheisengans wurde durch ein Loch in der Wand von einem auſser-
halb des Schmelzhauses an dasselbe angebauten Hüttchen aus (ex
aedicula vel casa extra officinam exstructa) auf Holzrollen in den
Herd geschoben, wobei sie etwa 20 Grad nach vorn geneigt lag. Sie
wurde so gerichtet, daſs ihr vorderer Teil, von Kohlen eingehüllt,
vom Wind getroffen wurde und abschmolz. Man schmolz jedesmal
nur soviel ein, als für eine Stange hinreichte. Während des Ein-
schmelzens arbeitete der Frischer mit seiner Eisenstange fortwährend
im Herd, rührte das geschmolzene Eisen um, brach das Eisen, welches
sich angesetzt hatte, los und sammelte alles zu einem Klumpen oder
Kuchen (massa sive panis) zusammen. Diesen hob er dann über die
Kohlen und wendete dessen Unterseite dem Wind zu, den er 1 bis
1½ Minuten voll darauf blasen lieſs. Die Hauptaufgabe des Frischers
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/198>, abgerufen am 23.11.2024.
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