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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei bis 1750.
den Übergang von grauem Roheisen in weisses für analog der Ver-
wandlung des weichen Stahls in harten durch die Stahlhärtung (trempe).
Doch hält er weisses Eisen für eine reinere Form des Roheisens, was
ihm durch das Weisswerden des Eisens beim Schmelzen an der Luft
unter Abscheidung von Schlacke bewiesen erscheint.

Reaumur unterscheidet zwei Arten des Einschmelzens des
Eisens: 1. das Einschmelzen in Gefässen, deren Wände von dem
Feuer umgeben sind -- das Tiegelschmelzen -- und 2. das Ein-
schmelzen in unmittelbarer Berührung mit dem Brennmaterial.

Das Einschmelzen in Tiegeln geschieht in kleinen Gebläseöfen,
wie beim Kupferschmelzen, man braucht dazu nur längere Zeit. Die
Schmelzung geht schneller von statten, wenn das Roh- oder Bruch-
eisen in kleine Stückchen zerschlagen ist. Man kann 15 bis 20 kg

[Abbildung] Fig. 22.
in einem Tiegel
schmelzen. Die Öfen
macht man klein
oder gross, festste-
hend oder tragbar.

Einen Ofen letz-
terer Art, der ein-
fach aus mehreren
Lagen gebrannter,
feuerfester Form-
steine bestand, hatte
Reaumur für seine
Schmelzversuche in
seinem Garten aufgestellt. Fig. 22 zeigt die ganze Einrichtung;
f ist der Schmelzofen, h der Blasebalg, welcher auf dem fahrbaren
Gestell i befestigt ist; k ist eine Feldschmiede und rechts ist ein
Arbeiter dargestellt, der einen Tiegel mit flüssigem Eisen, den er
mit einer Zange gefasst hat, in einen mit Holzrahmen zusammen-
geschraubten Formkasten n ausgiesst. Es empfehle sich, das Guss-
eisen, welches man einschmelzen will, heiss in den Tiegel einzutragen,
namentlich soll man dasjenige, welches man nachsetzte, vorwärmen.
Flammöfen, wie man solche beim Guss von Glocken oder Bronze-
kanonen anwendet, benutzte man bei der Eisengiesserei damals noch
nicht und waren diejenigen, die darin Erfahrung hatten, der Ansicht,
dass die Hitze zum Eisenschmelzen nicht ausreiche. Reaumur zweifelt
aber nicht, dass man durch Verbesserungen dies erreichen könne,
wenn es erforderlich würde, was aber vorläufig nicht der Fall sei,

Die Eisengieſserei bis 1750.
den Übergang von grauem Roheisen in weiſses für analog der Ver-
wandlung des weichen Stahls in harten durch die Stahlhärtung (trempe).
Doch hält er weiſses Eisen für eine reinere Form des Roheisens, was
ihm durch das Weiſswerden des Eisens beim Schmelzen an der Luft
unter Abscheidung von Schlacke bewiesen erscheint.

Reaumur unterscheidet zwei Arten des Einschmelzens des
Eisens: 1. das Einschmelzen in Gefäſsen, deren Wände von dem
Feuer umgeben sind — das Tiegelschmelzen — und 2. das Ein-
schmelzen in unmittelbarer Berührung mit dem Brennmaterial.

Das Einschmelzen in Tiegeln geschieht in kleinen Gebläseöfen,
wie beim Kupferschmelzen, man braucht dazu nur längere Zeit. Die
Schmelzung geht schneller von statten, wenn das Roh- oder Bruch-
eisen in kleine Stückchen zerschlagen ist. Man kann 15 bis 20 kg

[Abbildung] Fig. 22.
in einem Tiegel
schmelzen. Die Öfen
macht man klein
oder groſs, festste-
hend oder tragbar.

Einen Ofen letz-
terer Art, der ein-
fach aus mehreren
Lagen gebrannter,
feuerfester Form-
steine bestand, hatte
Reaumur für seine
Schmelzversuche in
seinem Garten aufgestellt. Fig. 22 zeigt die ganze Einrichtung;
f ist der Schmelzofen, h der Blasebalg, welcher auf dem fahrbaren
Gestell i befestigt ist; k ist eine Feldschmiede und rechts ist ein
Arbeiter dargestellt, der einen Tiegel mit flüssigem Eisen, den er
mit einer Zange gefaſst hat, in einen mit Holzrahmen zusammen-
geschraubten Formkasten n ausgieſst. Es empfehle sich, das Guſs-
eisen, welches man einschmelzen will, heiſs in den Tiegel einzutragen,
namentlich soll man dasjenige, welches man nachsetzte, vorwärmen.
Flammöfen, wie man solche beim Guſs von Glocken oder Bronze-
kanonen anwendet, benutzte man bei der Eisengieſserei damals noch
nicht und waren diejenigen, die darin Erfahrung hatten, der Ansicht,
daſs die Hitze zum Eisenschmelzen nicht ausreiche. Reaumur zweifelt
aber nicht, daſs man durch Verbesserungen dies erreichen könne,
wenn es erforderlich würde, was aber vorläufig nicht der Fall sei,

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[168/0182] Die Eisengieſserei bis 1750. den Übergang von grauem Roheisen in weiſses für analog der Ver- wandlung des weichen Stahls in harten durch die Stahlhärtung (trempe). Doch hält er weiſses Eisen für eine reinere Form des Roheisens, was ihm durch das Weiſswerden des Eisens beim Schmelzen an der Luft unter Abscheidung von Schlacke bewiesen erscheint. Reaumur unterscheidet zwei Arten des Einschmelzens des Eisens: 1. das Einschmelzen in Gefäſsen, deren Wände von dem Feuer umgeben sind — das Tiegelschmelzen — und 2. das Ein- schmelzen in unmittelbarer Berührung mit dem Brennmaterial. Das Einschmelzen in Tiegeln geschieht in kleinen Gebläseöfen, wie beim Kupferschmelzen, man braucht dazu nur längere Zeit. Die Schmelzung geht schneller von statten, wenn das Roh- oder Bruch- eisen in kleine Stückchen zerschlagen ist. Man kann 15 bis 20 kg [Abbildung Fig. 22.] in einem Tiegel schmelzen. Die Öfen macht man klein oder groſs, festste- hend oder tragbar. Einen Ofen letz- terer Art, der ein- fach aus mehreren Lagen gebrannter, feuerfester Form- steine bestand, hatte Reaumur für seine Schmelzversuche in seinem Garten aufgestellt. Fig. 22 zeigt die ganze Einrichtung; f ist der Schmelzofen, h der Blasebalg, welcher auf dem fahrbaren Gestell i befestigt ist; k ist eine Feldschmiede und rechts ist ein Arbeiter dargestellt, der einen Tiegel mit flüssigem Eisen, den er mit einer Zange gefaſst hat, in einen mit Holzrahmen zusammen- geschraubten Formkasten n ausgieſst. Es empfehle sich, das Guſs- eisen, welches man einschmelzen will, heiſs in den Tiegel einzutragen, namentlich soll man dasjenige, welches man nachsetzte, vorwärmen. Flammöfen, wie man solche beim Guſs von Glocken oder Bronze- kanonen anwendet, benutzte man bei der Eisengieſserei damals noch nicht und waren diejenigen, die darin Erfahrung hatten, der Ansicht, daſs die Hitze zum Eisenschmelzen nicht ausreiche. Reaumur zweifelt aber nicht, daſs man durch Verbesserungen dies erreichen könne, wenn es erforderlich würde, was aber vorläufig nicht der Fall sei,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/182>, abgerufen am 27.11.2024.