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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei bis 1750.
Wert des Stoffes und des Erzeugnisses ein höherer war, kamen die
Kosten der Herstellung der Formen nicht so sehr in Betracht, und
zwar um so weniger, als die Gegenstände mehr in das Gebiet des
Kunstgusses fielen. Deshalb lag kein Grund vor, beim Bronzeguss
die Lehmformerei, welche das überlieferte Verfahren für die Her-
stellung geschlossener Formen war, zu verlassen. Anders verhielt es
sich beim Eisenguss, bei dem die Billigkeit des Produktes haupt-
sächlich massgebend war; denn nur durch ihre Billigkeit konnten die
Eisengusswaren die Bronzegusswaren verdrängen und sich grösseren
Absatz verschaffen. Dem stand das kostspielige Verfahren, welches
auch beim Eisenguss das überlieferte und einzig bekannte Verfahren
der Herstellung geschlossener Formen war, die Form aus Lehm her-
zustellen, im Wege. Es war deshalb ein wichtiger Fortschritt, als
Abraham Darby 1708 in England die Kastenformerei im nassen Sand
erfand. Durchaus neu war dieses Formverfahren nicht. Man kannte
nicht nur bereits das Formen nach Modellen in fetter Erde in Form-
kasten, die sogenannte Massenformerei, welche man, wie Reaumur
mitteilt, für kleinere verzierte Gegenstände aus Gusseisen anwendete,
sondern Biringuccio hatte auch bereits das Formen in nassem Sand
beschrieben (s. Bd. II, S. 292) und für ordinäre kleine Bronzegusswaren
empfohlen. Diese Mitteilung war aber, wie es scheint, unbeachtet
geblieben und scheint dieses Verfahren vor Darbys Erfindung beim
Eisenguss nicht zur Anwendung gekommen zu sein. Für die Eisen-
giesserei war Darbys Verfahren deshalb ein wichtiger Fortschritt.

Wir haben oben berichtet, dass Abraham Darby sich mit Hilfe
einiger Geschäftsleute bei Bristol in einer Mühle, Baptist mills, eine
Werkstätte zunächst für Mühlenbau eingerichtet hatte. Nun war
damals in England das gusseiserne Kochgeschirr, welches von den
Niederlanden und Deutschland eingeführt wurde, in Gebrauch ge-
kommen. Durch den Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges, wo-
durch die Eisengiessereien in den Niederlanden eingestellt werden
mussten, erfuhren die eisernen Kochtöpfe eine bedeutende Preis-
erhöhung. In England konnte man diese Art von Gusswaren damals
noch nicht giessen. Abraham Darby erkannte die Bedeutung dieses
Artikels, der damals als "Hiltonware" in England bekannt war, reiste
nach den Niederlanden, warb Metallgiesser an und gründete in Baptist
mills eine Eisengiesserei, um eisernes Geschirr (Poterie) zu giessen. Er
und seine niederländischen Giesser verfuhren dabei wie beim Erz-
guss, drehten die Formen in Lehm, wahrscheinlich sehr dünn, und
gossen infolge dessen alles fehl. Ein Schäferjunge, John Thomas,

Die Eisengieſserei bis 1750.
Wert des Stoffes und des Erzeugnisses ein höherer war, kamen die
Kosten der Herstellung der Formen nicht so sehr in Betracht, und
zwar um so weniger, als die Gegenstände mehr in das Gebiet des
Kunstgusses fielen. Deshalb lag kein Grund vor, beim Bronzeguſs
die Lehmformerei, welche das überlieferte Verfahren für die Her-
stellung geschlossener Formen war, zu verlassen. Anders verhielt es
sich beim Eisenguſs, bei dem die Billigkeit des Produktes haupt-
sächlich maſsgebend war; denn nur durch ihre Billigkeit konnten die
Eisenguſswaren die Bronzeguſswaren verdrängen und sich gröſseren
Absatz verschaffen. Dem stand das kostspielige Verfahren, welches
auch beim Eisenguſs das überlieferte und einzig bekannte Verfahren
der Herstellung geschlossener Formen war, die Form aus Lehm her-
zustellen, im Wege. Es war deshalb ein wichtiger Fortschritt, als
Abraham Darby 1708 in England die Kastenformerei im nassen Sand
erfand. Durchaus neu war dieses Formverfahren nicht. Man kannte
nicht nur bereits das Formen nach Modellen in fetter Erde in Form-
kasten, die sogenannte Massenformerei, welche man, wie Reaumur
mitteilt, für kleinere verzierte Gegenstände aus Guſseisen anwendete,
sondern Biringuccio hatte auch bereits das Formen in nassem Sand
beschrieben (s. Bd. II, S. 292) und für ordinäre kleine Bronzeguſswaren
empfohlen. Diese Mitteilung war aber, wie es scheint, unbeachtet
geblieben und scheint dieses Verfahren vor Darbys Erfindung beim
Eisenguſs nicht zur Anwendung gekommen zu sein. Für die Eisen-
gieſserei war Darbys Verfahren deshalb ein wichtiger Fortschritt.

Wir haben oben berichtet, daſs Abraham Darby sich mit Hilfe
einiger Geschäftsleute bei Bristol in einer Mühle, Baptist mills, eine
Werkstätte zunächst für Mühlenbau eingerichtet hatte. Nun war
damals in England das guſseiserne Kochgeschirr, welches von den
Niederlanden und Deutschland eingeführt wurde, in Gebrauch ge-
kommen. Durch den Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges, wo-
durch die Eisengieſsereien in den Niederlanden eingestellt werden
muſsten, erfuhren die eisernen Kochtöpfe eine bedeutende Preis-
erhöhung. In England konnte man diese Art von Guſswaren damals
noch nicht gieſsen. Abraham Darby erkannte die Bedeutung dieses
Artikels, der damals als „Hiltonware“ in England bekannt war, reiste
nach den Niederlanden, warb Metallgieſser an und gründete in Baptist
mills eine Eisengieſserei, um eisernes Geschirr (Poterie) zu gieſsen. Er
und seine niederländischen Gieſser verfuhren dabei wie beim Erz-
guſs, drehten die Formen in Lehm, wahrscheinlich sehr dünn, und
gossen infolge dessen alles fehl. Ein Schäferjunge, John Thomas,

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[164/0178] Die Eisengieſserei bis 1750. Wert des Stoffes und des Erzeugnisses ein höherer war, kamen die Kosten der Herstellung der Formen nicht so sehr in Betracht, und zwar um so weniger, als die Gegenstände mehr in das Gebiet des Kunstgusses fielen. Deshalb lag kein Grund vor, beim Bronzeguſs die Lehmformerei, welche das überlieferte Verfahren für die Her- stellung geschlossener Formen war, zu verlassen. Anders verhielt es sich beim Eisenguſs, bei dem die Billigkeit des Produktes haupt- sächlich maſsgebend war; denn nur durch ihre Billigkeit konnten die Eisenguſswaren die Bronzeguſswaren verdrängen und sich gröſseren Absatz verschaffen. Dem stand das kostspielige Verfahren, welches auch beim Eisenguſs das überlieferte und einzig bekannte Verfahren der Herstellung geschlossener Formen war, die Form aus Lehm her- zustellen, im Wege. Es war deshalb ein wichtiger Fortschritt, als Abraham Darby 1708 in England die Kastenformerei im nassen Sand erfand. Durchaus neu war dieses Formverfahren nicht. Man kannte nicht nur bereits das Formen nach Modellen in fetter Erde in Form- kasten, die sogenannte Massenformerei, welche man, wie Reaumur mitteilt, für kleinere verzierte Gegenstände aus Guſseisen anwendete, sondern Biringuccio hatte auch bereits das Formen in nassem Sand beschrieben (s. Bd. II, S. 292) und für ordinäre kleine Bronzeguſswaren empfohlen. Diese Mitteilung war aber, wie es scheint, unbeachtet geblieben und scheint dieses Verfahren vor Darbys Erfindung beim Eisenguſs nicht zur Anwendung gekommen zu sein. Für die Eisen- gieſserei war Darbys Verfahren deshalb ein wichtiger Fortschritt. Wir haben oben berichtet, daſs Abraham Darby sich mit Hilfe einiger Geschäftsleute bei Bristol in einer Mühle, Baptist mills, eine Werkstätte zunächst für Mühlenbau eingerichtet hatte. Nun war damals in England das guſseiserne Kochgeschirr, welches von den Niederlanden und Deutschland eingeführt wurde, in Gebrauch ge- kommen. Durch den Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges, wo- durch die Eisengieſsereien in den Niederlanden eingestellt werden muſsten, erfuhren die eisernen Kochtöpfe eine bedeutende Preis- erhöhung. In England konnte man diese Art von Guſswaren damals noch nicht gieſsen. Abraham Darby erkannte die Bedeutung dieses Artikels, der damals als „Hiltonware“ in England bekannt war, reiste nach den Niederlanden, warb Metallgieſser an und gründete in Baptist mills eine Eisengieſserei, um eisernes Geschirr (Poterie) zu gieſsen. Er und seine niederländischen Gieſser verfuhren dabei wie beim Erz- guſs, drehten die Formen in Lehm, wahrscheinlich sehr dünn, und gossen infolge dessen alles fehl. Ein Schäferjunge, John Thomas,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/178>, abgerufen am 21.11.2024.