liege; auch aus diesem Grunde empfehle sich die Lage des Kohlen- sacks etwas unter der mittleren Ofenhöhe.
Der Schacht müsse sich der richtigen Vorbereitung der Erze wegen langsam bis zum Kohlensack erweitern, der diese dann wie ein feuriger Schlund aufnehme. Seien die Erze aber schwefelhaltig, so mache man den Schacht höher, damit durch das längere Verweilen dann die schwefligen Substanzen und das "fette Phlogiston" um so vollständiger ausgetrieben werden.
An manchen Orten machte man die Gichtöffnung nur 3 Fuss (0,891 m), an anderen bis zu 6 Fuss (1,782 m) weit. War sie zu eng, so konnte die Luft nur langsam ausströmen und die Schmelzung wurde dadurch verzögert, war sie zu weit, so verbrannten die Kohlen zu rasch, ohne entsprechende Wirkung. Die Schmelzung ging schnell, aber unvollständig von statten: "frustra excoquitur vitium et inutilis humor".
An die RastO O, die man auch Obergestell (oefwerstelle) nannte, schloss sich unmittelbar das Gestell C, d. h. die geneigten Wände der Rast gingen bis zur Formhöhe, so dass ein eigentliches Obergestell, eine Fortsetzung des Gestells über Formhöhe, fehlte.
Den unteren Teil des Gestells bildete der Herd. In dem Fundament unter demselben befand sich der Abzugskanal (K). Derselbe pflegte die Länge des Herdes, die Höhe einer Hand und die Breite eines Fusses zu haben. Er war mit einer Eisenplatte von 21/2 Fuss (0,742 m) Seitenlänge und 4 bis 5 Zoll (0,100 bis 0,125 m) Dicke, welche etwa 400 kg wog, bedeckt. Diese war sorgfältig mit Thon verschmiert, dass kein Wasserdampf in die Höhe steigen konnte. Manche nahmen auch eine Steinplatte. Auf die Platte wurde 1/2 bis 3/4 Fuss (15 bis 22 cm) Sand aufgestampft und hierüber ein grosser Stein, der Bodenstein, 3/4 bis 1 Fuss (23 bis 30 cm) dick und unge- fähr 5 Fuss (1,50 m) lang und entsprechend breit gelegt, so dass er den ganzen Herdboden bildete. Man wählte dazu einen möglichst feuerbeständigen Stein. Derselbe musste trocken sein. Frisch ge- brochene Steine waren ungeeignet. Um den Stein herum wurden Lehm, Sand und Stein trocken festgestampft zum Abschluss der Feuchtigkeit, weshalb auch nur trockene Materialien verwendet werden durften. Über dem Bodenstein wurden drei Steine so aufgestellt, dass sie einen länglich viereckigen Raum, welcher nach einer Seite offen blieb, umschlossen, es war dies der Herdraum oder das Unter- gestell (Stelle). Der Zwischenraum bis zur Aussenmauer wurde sorgfältig mit Sand zugestampft. Die Seitensteine pflegten 1/2 Fuss
Hochöfen bis 1734.
liege; auch aus diesem Grunde empfehle sich die Lage des Kohlen- sacks etwas unter der mittleren Ofenhöhe.
Der Schacht müsse sich der richtigen Vorbereitung der Erze wegen langsam bis zum Kohlensack erweitern, der diese dann wie ein feuriger Schlund aufnehme. Seien die Erze aber schwefelhaltig, so mache man den Schacht höher, damit durch das längere Verweilen dann die schwefligen Substanzen und das „fette Phlogiston“ um so vollständiger ausgetrieben werden.
An manchen Orten machte man die Gichtöffnung nur 3 Fuſs (0,891 m), an anderen bis zu 6 Fuſs (1,782 m) weit. War sie zu eng, so konnte die Luft nur langsam ausströmen und die Schmelzung wurde dadurch verzögert, war sie zu weit, so verbrannten die Kohlen zu rasch, ohne entsprechende Wirkung. Die Schmelzung ging schnell, aber unvollständig von statten: „frustra excoquitur vitium et inutilis humor“.
An die RastO O, die man auch Obergestell (oefwerstelle) nannte, schloſs sich unmittelbar das Gestell C, d. h. die geneigten Wände der Rast gingen bis zur Formhöhe, so daſs ein eigentliches Obergestell, eine Fortsetzung des Gestells über Formhöhe, fehlte.
Den unteren Teil des Gestells bildete der Herd. In dem Fundament unter demselben befand sich der Abzugskanal (K). Derselbe pflegte die Länge des Herdes, die Höhe einer Hand und die Breite eines Fuſses zu haben. Er war mit einer Eisenplatte von 2½ Fuſs (0,742 m) Seitenlänge und 4 bis 5 Zoll (0,100 bis 0,125 m) Dicke, welche etwa 400 kg wog, bedeckt. Diese war sorgfältig mit Thon verschmiert, daſs kein Wasserdampf in die Höhe steigen konnte. Manche nahmen auch eine Steinplatte. Auf die Platte wurde ½ bis ¾ Fuſs (15 bis 22 cm) Sand aufgestampft und hierüber ein groſser Stein, der Bodenstein, ¾ bis 1 Fuſs (23 bis 30 cm) dick und unge- fähr 5 Fuſs (1,50 m) lang und entsprechend breit gelegt, so daſs er den ganzen Herdboden bildete. Man wählte dazu einen möglichst feuerbeständigen Stein. Derselbe muſste trocken sein. Frisch ge- brochene Steine waren ungeeignet. Um den Stein herum wurden Lehm, Sand und Stein trocken festgestampft zum Abschluſs der Feuchtigkeit, weshalb auch nur trockene Materialien verwendet werden durften. Über dem Bodenstein wurden drei Steine so aufgestellt, daſs sie einen länglich viereckigen Raum, welcher nach einer Seite offen blieb, umschlossen, es war dies der Herdraum oder das Unter- gestell (Stelle). Der Zwischenraum bis zur Auſsenmauer wurde sorgfältig mit Sand zugestampft. Die Seitensteine pflegten ½ Fuſs
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0154"n="140"/><fwplace="top"type="header">Hochöfen bis 1734.</fw><lb/>
liege; auch aus diesem Grunde empfehle sich die Lage des Kohlen-<lb/>
sacks etwas unter der mittleren Ofenhöhe.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Schacht</hi> müsse sich der richtigen Vorbereitung der Erze<lb/>
wegen langsam bis zum Kohlensack erweitern, der diese dann wie<lb/>
ein feuriger Schlund aufnehme. Seien die Erze aber schwefelhaltig,<lb/>
so mache man den Schacht höher, damit durch das längere Verweilen<lb/>
dann die schwefligen Substanzen und das „fette Phlogiston“ um so<lb/>
vollständiger ausgetrieben werden.</p><lb/><p>An manchen Orten machte man die <hirendition="#g">Gichtöffnung</hi> nur 3 Fuſs<lb/>
(0,891 m), an anderen bis zu 6 Fuſs (1,782 m) weit. War sie zu eng,<lb/>
so konnte die Luft nur langsam ausströmen und die Schmelzung<lb/>
wurde dadurch verzögert, war sie zu weit, so verbrannten die Kohlen<lb/>
zu rasch, ohne entsprechende Wirkung. Die Schmelzung ging schnell,<lb/>
aber unvollständig von statten: „frustra excoquitur vitium et inutilis<lb/>
humor“.</p><lb/><p>An die <hirendition="#g">Rast</hi><hirendition="#i">O O</hi>, die man auch <hirendition="#g">Obergestell</hi> (oefwerstelle)<lb/>
nannte, schloſs sich unmittelbar das Gestell <hirendition="#i">C</hi>, d. h. die geneigten<lb/>
Wände der Rast gingen bis zur Formhöhe, so daſs ein eigentliches<lb/>
Obergestell, eine Fortsetzung des Gestells über Formhöhe, fehlte.</p><lb/><p>Den unteren Teil des Gestells bildete der <hirendition="#g">Herd</hi>. In dem<lb/>
Fundament unter demselben befand sich der <hirendition="#g">Abzugskanal</hi> (<hirendition="#i">K</hi>).<lb/>
Derselbe pflegte die Länge des Herdes, die Höhe einer Hand und die<lb/>
Breite eines Fuſses zu haben. Er war mit einer Eisenplatte von<lb/>
2½ Fuſs (0,742 m) Seitenlänge und 4 bis 5 Zoll (0,100 bis 0,125 m)<lb/>
Dicke, welche etwa 400 kg wog, bedeckt. Diese war sorgfältig mit<lb/>
Thon verschmiert, daſs kein Wasserdampf in die Höhe steigen konnte.<lb/>
Manche nahmen auch eine Steinplatte. Auf die Platte wurde ½ bis<lb/>
¾ Fuſs (15 bis 22 cm) Sand aufgestampft und hierüber ein groſser<lb/>
Stein, der <hirendition="#g">Bodenstein</hi>, ¾ bis 1 Fuſs (23 bis 30 cm) dick und unge-<lb/>
fähr 5 Fuſs (1,50 m) lang und entsprechend breit gelegt, so daſs er<lb/>
den ganzen Herdboden bildete. Man wählte dazu einen möglichst<lb/>
feuerbeständigen Stein. Derselbe muſste trocken sein. Frisch ge-<lb/>
brochene Steine waren ungeeignet. Um den Stein herum wurden<lb/>
Lehm, Sand und Stein trocken festgestampft zum Abschluſs der<lb/>
Feuchtigkeit, weshalb auch nur trockene Materialien verwendet werden<lb/>
durften. Über dem Bodenstein wurden drei Steine so aufgestellt,<lb/>
daſs sie einen länglich viereckigen Raum, welcher nach einer Seite<lb/>
offen blieb, umschlossen, es war dies der Herdraum oder das <hirendition="#g">Unter-<lb/>
gestell</hi> (Stelle). Der Zwischenraum bis zur Auſsenmauer wurde<lb/>
sorgfältig mit Sand zugestampft. Die Seitensteine pflegten ½ Fuſs<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[140/0154]
Hochöfen bis 1734.
liege; auch aus diesem Grunde empfehle sich die Lage des Kohlen-
sacks etwas unter der mittleren Ofenhöhe.
Der Schacht müsse sich der richtigen Vorbereitung der Erze
wegen langsam bis zum Kohlensack erweitern, der diese dann wie
ein feuriger Schlund aufnehme. Seien die Erze aber schwefelhaltig,
so mache man den Schacht höher, damit durch das längere Verweilen
dann die schwefligen Substanzen und das „fette Phlogiston“ um so
vollständiger ausgetrieben werden.
An manchen Orten machte man die Gichtöffnung nur 3 Fuſs
(0,891 m), an anderen bis zu 6 Fuſs (1,782 m) weit. War sie zu eng,
so konnte die Luft nur langsam ausströmen und die Schmelzung
wurde dadurch verzögert, war sie zu weit, so verbrannten die Kohlen
zu rasch, ohne entsprechende Wirkung. Die Schmelzung ging schnell,
aber unvollständig von statten: „frustra excoquitur vitium et inutilis
humor“.
An die Rast O O, die man auch Obergestell (oefwerstelle)
nannte, schloſs sich unmittelbar das Gestell C, d. h. die geneigten
Wände der Rast gingen bis zur Formhöhe, so daſs ein eigentliches
Obergestell, eine Fortsetzung des Gestells über Formhöhe, fehlte.
Den unteren Teil des Gestells bildete der Herd. In dem
Fundament unter demselben befand sich der Abzugskanal (K).
Derselbe pflegte die Länge des Herdes, die Höhe einer Hand und die
Breite eines Fuſses zu haben. Er war mit einer Eisenplatte von
2½ Fuſs (0,742 m) Seitenlänge und 4 bis 5 Zoll (0,100 bis 0,125 m)
Dicke, welche etwa 400 kg wog, bedeckt. Diese war sorgfältig mit
Thon verschmiert, daſs kein Wasserdampf in die Höhe steigen konnte.
Manche nahmen auch eine Steinplatte. Auf die Platte wurde ½ bis
¾ Fuſs (15 bis 22 cm) Sand aufgestampft und hierüber ein groſser
Stein, der Bodenstein, ¾ bis 1 Fuſs (23 bis 30 cm) dick und unge-
fähr 5 Fuſs (1,50 m) lang und entsprechend breit gelegt, so daſs er
den ganzen Herdboden bildete. Man wählte dazu einen möglichst
feuerbeständigen Stein. Derselbe muſste trocken sein. Frisch ge-
brochene Steine waren ungeeignet. Um den Stein herum wurden
Lehm, Sand und Stein trocken festgestampft zum Abschluſs der
Feuchtigkeit, weshalb auch nur trockene Materialien verwendet werden
durften. Über dem Bodenstein wurden drei Steine so aufgestellt,
daſs sie einen länglich viereckigen Raum, welcher nach einer Seite
offen blieb, umschlossen, es war dies der Herdraum oder das Unter-
gestell (Stelle). Der Zwischenraum bis zur Auſsenmauer wurde
sorgfältig mit Sand zugestampft. Die Seitensteine pflegten ½ Fuſs
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/154>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.