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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Amerika.
Schotten, Nordirländer und Deutsche waren hauptsächlich daran be-
teiligt. Die Gesamtzahl der in den Vereinigten Staaten im Jahre
1794 im Betriebe befindlichen Hochöfen wird auf 80 geschätzt.

Die Fabrikation von Roh-, Cement- und Gärbstahl hatte ebenfalls
Fortschritte gemacht, Gussstahl kam ausschliesslich aus England. Die
meisten Kolonieen hatten die Stahlfabrikation beim Ausbruch der
Revolution durch Prämien zu unterstützen gesucht. In Philadelphia
machte Whitehead Humphreys, der Besitzer von Stahlöfen in
Seventh-Street, Stahl aus Andovereisen für das Heer. Aus einem
offiziellen Berichte von 1791 geht hervor, dass damals etwa die Hälfte
des Bedarfes durch die einheimische Fabrikation gedeckt wurde.

Durch den Ausbruch der Revolution hatte der Eisenhandel schwer
zu leiden gehabt, indem den nordamerikanischen Staaten ihr wich-
tigstes Absatzgebiet England dadurch verschlossen wurde. Die Aus-
fuhr nach England hatte 1771 ihren Höhepunkt erreicht, indem
5303 Tonnen Roheisen und 2222 Tonnen Stabeisen dorthin exportiert
worden waren. Dieser Ausfall an ausgeführtem Eisen wurde aber
reichlich ausgeglichen durch den inländischen Bedarf, der jetzt auf
das heimische Eisen angewiesen war. Nach Wiederherstellung des
Friedens nahm auch die Ausfuhr, die jetzt nicht mehr auf England
beschränkt war, wieder zu, so dass im Jahre 1791 bereits 4179 Ton-
nen Roheisen, 350 Tonnen Stabeisen, für 1598 Dollar Nägel und
für 3500 Dollar Eisenwaren ausgeführt wurden. Preise und Selbst-
kosten wurden ausserordentlich durch die politischen Verhältnisse
beeinflusst. 1731 kostete die Tonne Roheisen zu Colebrook in Penn-
sylvanien 5 £ 10 s. Landesgeld oder 15 Dollar, während der Preis in
England 30 Dollar betrug. Da die Fracht nach London 10 bis
121/2 Dollar kostete, so konnte amerikanisches Eisen mit Vorteil nach
England ausgeführt werden. Ganz anders gestalteten sich die Ver-
hältnisse durch die Revolution. 1778 und 1779 stiegen die Selbst-
kosten auf 200 £ entwertetes Landesgeld. 1781 trat der Staatsbankerott
ein und damit eine noch grössere Geldentwertung.

Als am 3. September 1783 durch den Frieden von Versailles die
Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten endgültig anerkannt und
der Staatenbund siegreich aus dem Kampfe hervorgegangen war,
befanden sich Handel und Industrie nach dem vorausgegangenen
siebenjährigen Kampfe in sehr schwieriger Lage. Die Staaten, die
vordem in grösster Abhängigkeit von England gestanden hatten,
waren plötzlich ganz auf sich selbst und ihre eigene Kraft angewiesen.
Um die Kräfte des Landes entwickeln zu können, fehlte es aber an

Amerika.
Schotten, Nordirländer und Deutsche waren hauptsächlich daran be-
teiligt. Die Gesamtzahl der in den Vereinigten Staaten im Jahre
1794 im Betriebe befindlichen Hochöfen wird auf 80 geschätzt.

Die Fabrikation von Roh-, Cement- und Gärbstahl hatte ebenfalls
Fortschritte gemacht, Guſsstahl kam ausschlieſslich aus England. Die
meisten Kolonieen hatten die Stahlfabrikation beim Ausbruch der
Revolution durch Prämien zu unterstützen gesucht. In Philadelphia
machte Whitehead Humphreys, der Besitzer von Stahlöfen in
Seventh-Street, Stahl aus Andovereisen für das Heer. Aus einem
offiziellen Berichte von 1791 geht hervor, daſs damals etwa die Hälfte
des Bedarfes durch die einheimische Fabrikation gedeckt wurde.

Durch den Ausbruch der Revolution hatte der Eisenhandel schwer
zu leiden gehabt, indem den nordamerikanischen Staaten ihr wich-
tigstes Absatzgebiet England dadurch verschlossen wurde. Die Aus-
fuhr nach England hatte 1771 ihren Höhepunkt erreicht, indem
5303 Tonnen Roheisen und 2222 Tonnen Stabeisen dorthin exportiert
worden waren. Dieser Ausfall an ausgeführtem Eisen wurde aber
reichlich ausgeglichen durch den inländischen Bedarf, der jetzt auf
das heimische Eisen angewiesen war. Nach Wiederherstellung des
Friedens nahm auch die Ausfuhr, die jetzt nicht mehr auf England
beschränkt war, wieder zu, so daſs im Jahre 1791 bereits 4179 Ton-
nen Roheisen, 350 Tonnen Stabeisen, für 1598 Dollar Nägel und
für 3500 Dollar Eisenwaren ausgeführt wurden. Preise und Selbst-
kosten wurden auſserordentlich durch die politischen Verhältnisse
beeinfluſst. 1731 kostete die Tonne Roheisen zu Colebrook in Penn-
sylvanien 5 £ 10 s. Landesgeld oder 15 Dollar, während der Preis in
England 30 Dollar betrug. Da die Fracht nach London 10 bis
12½ Dollar kostete, so konnte amerikanisches Eisen mit Vorteil nach
England ausgeführt werden. Ganz anders gestalteten sich die Ver-
hältnisse durch die Revolution. 1778 und 1779 stiegen die Selbst-
kosten auf 200 £ entwertetes Landesgeld. 1781 trat der Staatsbankerott
ein und damit eine noch gröſsere Geldentwertung.

Als am 3. September 1783 durch den Frieden von Versailles die
Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten endgültig anerkannt und
der Staatenbund siegreich aus dem Kampfe hervorgegangen war,
befanden sich Handel und Industrie nach dem vorausgegangenen
siebenjährigen Kampfe in sehr schwieriger Lage. Die Staaten, die
vordem in gröſster Abhängigkeit von England gestanden hatten,
waren plötzlich ganz auf sich selbst und ihre eigene Kraft angewiesen.
Um die Kräfte des Landes entwickeln zu können, fehlte es aber an

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[1178/1192] Amerika. Schotten, Nordirländer und Deutsche waren hauptsächlich daran be- teiligt. Die Gesamtzahl der in den Vereinigten Staaten im Jahre 1794 im Betriebe befindlichen Hochöfen wird auf 80 geschätzt. Die Fabrikation von Roh-, Cement- und Gärbstahl hatte ebenfalls Fortschritte gemacht, Guſsstahl kam ausschlieſslich aus England. Die meisten Kolonieen hatten die Stahlfabrikation beim Ausbruch der Revolution durch Prämien zu unterstützen gesucht. In Philadelphia machte Whitehead Humphreys, der Besitzer von Stahlöfen in Seventh-Street, Stahl aus Andovereisen für das Heer. Aus einem offiziellen Berichte von 1791 geht hervor, daſs damals etwa die Hälfte des Bedarfes durch die einheimische Fabrikation gedeckt wurde. Durch den Ausbruch der Revolution hatte der Eisenhandel schwer zu leiden gehabt, indem den nordamerikanischen Staaten ihr wich- tigstes Absatzgebiet England dadurch verschlossen wurde. Die Aus- fuhr nach England hatte 1771 ihren Höhepunkt erreicht, indem 5303 Tonnen Roheisen und 2222 Tonnen Stabeisen dorthin exportiert worden waren. Dieser Ausfall an ausgeführtem Eisen wurde aber reichlich ausgeglichen durch den inländischen Bedarf, der jetzt auf das heimische Eisen angewiesen war. Nach Wiederherstellung des Friedens nahm auch die Ausfuhr, die jetzt nicht mehr auf England beschränkt war, wieder zu, so daſs im Jahre 1791 bereits 4179 Ton- nen Roheisen, 350 Tonnen Stabeisen, für 1598 Dollar Nägel und für 3500 Dollar Eisenwaren ausgeführt wurden. Preise und Selbst- kosten wurden auſserordentlich durch die politischen Verhältnisse beeinfluſst. 1731 kostete die Tonne Roheisen zu Colebrook in Penn- sylvanien 5 £ 10 s. Landesgeld oder 15 Dollar, während der Preis in England 30 Dollar betrug. Da die Fracht nach London 10 bis 12½ Dollar kostete, so konnte amerikanisches Eisen mit Vorteil nach England ausgeführt werden. Ganz anders gestalteten sich die Ver- hältnisse durch die Revolution. 1778 und 1779 stiegen die Selbst- kosten auf 200 £ entwertetes Landesgeld. 1781 trat der Staatsbankerott ein und damit eine noch gröſsere Geldentwertung. Als am 3. September 1783 durch den Frieden von Versailles die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten endgültig anerkannt und der Staatenbund siegreich aus dem Kampfe hervorgegangen war, befanden sich Handel und Industrie nach dem vorausgegangenen siebenjährigen Kampfe in sehr schwieriger Lage. Die Staaten, die vordem in gröſster Abhängigkeit von England gestanden hatten, waren plötzlich ganz auf sich selbst und ihre eigene Kraft angewiesen. Um die Kräfte des Landes entwickeln zu können, fehlte es aber an

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1192>, abgerufen am 25.11.2024.