stand James Leonard (Leonhard, Leonnarde) der Frischhütte vor. 1654 war ein Eisenhammer (iron mill) in regelmässigem Betriebe. Während mehrerer Jahre wurde das Eisenwerk energisch betrieben und lieferte den grössten Teil des Eisens für die Kolonie. Von 1651 an herrschte aber Uneinigkeit unter den Besitzern, die zu kostspieligen Prozessen führte, worunter das Unternehmen schwer zu leiden hatte. Von 1671 wurde es nur noch unregelmässig betrieben und scheint im Jahre 1688 ganz aufgegeben worden zu sein. Auf diesem für die Geschichte des Eisens in Nordamerika hochbedeutenden Werke wurden Gusswaren (castings), Roheisen (sowe iron) und gefrischtes Eisen (barr iron) gemacht.
Der Maschinist der Lynn-Werke war Joseph Jenks von Hammer- smith in England, der zugleich auch die Modelle und die Formen für die Gusswaren machte. Joseph Jenks, ein sehr begabter Mechaniker, erwarb im Januar 1647 das Privileg, eine Sensen- und Werkzeugschmiede für seine Rechnung bei dem Lynn-Eisenwerke zu erbauen. Hier fertigte er 1652 die Stempel, mit denen die ersten Silbermünzen für Neu-England in Boston geprägt wurden, ebenso machte er 1654 für Boston die erste in Amerika hergestellte Feuer- spritze. Im Jahre 1655 erhielt er vom General-court ein Patent auf eine verbesserte Sense. Er änderte die schwerfällige englische Sense in der Weise ab, dass er das Blatt sehr dünn machte und ihm eine Verstärkungsrippe gab. Diese Form der Sense ist seitdem die all- gemein gebräuchliche in Nordamerika geworden.
Durch die Gründung des Lynn-Eisenwerks waren ausser Joseph Jenks noch andere geschickte Eisenarbeiter in das Land gekommen, welche für die Eisenindustrie Nordamerikas wichtiges geleistet haben. Es waren dies namentlich die Brüder Henry und James Leonard, die ihr Gewerbe in Pontypool in Monmouthshire gelernt haben sollen und die Stammväter einer Familie von Eisenindustriellen wurden, die mit der Eisenindustrie Neu-Englands so verwachsen war, dass es ein Sprichwort wurde: "Wo ein Eisenwerk ist, ist auch ein Leonard."
Die zweite Gründung in Neu-England war der Hochofen und das Hammerwerk zu Blaintree in Norfolk county, etwa 10 engl. Meilen südlich von Boston. Es wurde von derselben Gesellschaft wie das bei Lynn gegründet. 1646 wurde der Hochofen erbaut, der 1647 in Betrieb war und Töpfe, Mörser, Öfen, Kochkessel und andere Guss- waren lieferte. Henry Leonard soll den Bau der Hütte geleitet haben und James Leonard führte wahrscheinlich den Betrieb, da
Amerika.
stand James Leonard (Leonhard, Leonnarde) der Frischhütte vor. 1654 war ein Eisenhammer (iron mill) in regelmäſsigem Betriebe. Während mehrerer Jahre wurde das Eisenwerk energisch betrieben und lieferte den gröſsten Teil des Eisens für die Kolonie. Von 1651 an herrschte aber Uneinigkeit unter den Besitzern, die zu kostspieligen Prozessen führte, worunter das Unternehmen schwer zu leiden hatte. Von 1671 wurde es nur noch unregelmäſsig betrieben und scheint im Jahre 1688 ganz aufgegeben worden zu sein. Auf diesem für die Geschichte des Eisens in Nordamerika hochbedeutenden Werke wurden Guſswaren (castings), Roheisen (sowe iron) und gefrischtes Eisen (barr iron) gemacht.
Der Maschinist der Lynn-Werke war Joseph Jenks von Hammer- smith in England, der zugleich auch die Modelle und die Formen für die Guſswaren machte. Joseph Jenks, ein sehr begabter Mechaniker, erwarb im Januar 1647 das Privileg, eine Sensen- und Werkzeugschmiede für seine Rechnung bei dem Lynn-Eisenwerke zu erbauen. Hier fertigte er 1652 die Stempel, mit denen die ersten Silbermünzen für Neu-England in Boston geprägt wurden, ebenso machte er 1654 für Boston die erste in Amerika hergestellte Feuer- spritze. Im Jahre 1655 erhielt er vom General-court ein Patent auf eine verbesserte Sense. Er änderte die schwerfällige englische Sense in der Weise ab, daſs er das Blatt sehr dünn machte und ihm eine Verstärkungsrippe gab. Diese Form der Sense ist seitdem die all- gemein gebräuchliche in Nordamerika geworden.
Durch die Gründung des Lynn-Eisenwerks waren auſser Joseph Jenks noch andere geschickte Eisenarbeiter in das Land gekommen, welche für die Eisenindustrie Nordamerikas wichtiges geleistet haben. Es waren dies namentlich die Brüder Henry und James Leonard, die ihr Gewerbe in Pontypool in Monmouthshire gelernt haben sollen und die Stammväter einer Familie von Eisenindustriellen wurden, die mit der Eisenindustrie Neu-Englands so verwachsen war, daſs es ein Sprichwort wurde: „Wo ein Eisenwerk ist, ist auch ein Leonard.“
Die zweite Gründung in Neu-England war der Hochofen und das Hammerwerk zu Blaintree in Norfolk county, etwa 10 engl. Meilen südlich von Boston. Es wurde von derselben Gesellschaft wie das bei Lynn gegründet. 1646 wurde der Hochofen erbaut, der 1647 in Betrieb war und Töpfe, Mörser, Öfen, Kochkessel und andere Guſs- waren lieferte. Henry Leonard soll den Bau der Hütte geleitet haben und James Leonard führte wahrscheinlich den Betrieb, da
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Amerika.
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vor. 1654 war ein Eisenhammer (iron mill) in regelmäſsigem Betriebe.
Während mehrerer Jahre wurde das Eisenwerk energisch betrieben und
lieferte den gröſsten Teil des Eisens für die Kolonie. Von 1651 an
herrschte aber Uneinigkeit unter den Besitzern, die zu kostspieligen
Prozessen führte, worunter das Unternehmen schwer zu leiden hatte.
Von 1671 wurde es nur noch unregelmäſsig betrieben und scheint
im Jahre 1688 ganz aufgegeben worden zu sein. Auf diesem für die
Geschichte des Eisens in Nordamerika hochbedeutenden Werke wurden
Guſswaren (castings), Roheisen (sowe iron) und gefrischtes Eisen
(barr iron) gemacht.
Der Maschinist der Lynn-Werke war Joseph Jenks von Hammer-
smith in England, der zugleich auch die Modelle und die Formen
für die Guſswaren machte. Joseph Jenks, ein sehr begabter
Mechaniker, erwarb im Januar 1647 das Privileg, eine Sensen- und
Werkzeugschmiede für seine Rechnung bei dem Lynn-Eisenwerke zu
erbauen. Hier fertigte er 1652 die Stempel, mit denen die ersten
Silbermünzen für Neu-England in Boston geprägt wurden, ebenso
machte er 1654 für Boston die erste in Amerika hergestellte Feuer-
spritze. Im Jahre 1655 erhielt er vom General-court ein Patent auf
eine verbesserte Sense. Er änderte die schwerfällige englische Sense
in der Weise ab, daſs er das Blatt sehr dünn machte und ihm eine
Verstärkungsrippe gab. Diese Form der Sense ist seitdem die all-
gemein gebräuchliche in Nordamerika geworden.
Durch die Gründung des Lynn-Eisenwerks waren auſser Joseph
Jenks noch andere geschickte Eisenarbeiter in das Land gekommen,
welche für die Eisenindustrie Nordamerikas wichtiges geleistet haben.
Es waren dies namentlich die Brüder Henry und James Leonard,
die ihr Gewerbe in Pontypool in Monmouthshire gelernt haben sollen
und die Stammväter einer Familie von Eisenindustriellen wurden, die
mit der Eisenindustrie Neu-Englands so verwachsen war, daſs es ein
Sprichwort wurde: „Wo ein Eisenwerk ist, ist auch ein Leonard.“
Die zweite Gründung in Neu-England war der Hochofen und das
Hammerwerk zu Blaintree in Norfolk county, etwa 10 engl. Meilen
südlich von Boston. Es wurde von derselben Gesellschaft wie das
bei Lynn gegründet. 1646 wurde der Hochofen erbaut, der 1647 in
Betrieb war und Töpfe, Mörser, Öfen, Kochkessel und andere Guſs-
waren lieferte. Henry Leonard soll den Bau der Hütte geleitet
haben und James Leonard führte wahrscheinlich den Betrieb, da
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1168>, abgerufen am 22.11.2024.
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