Ersteres war mit einem Gebläse von vier gusseisernen Cylindern ver- sehen und sollte 500 bis 600 Pud den Tag machen. Sintul wurde 1793 noch mit gewöhnlichen Bälgen betrieben. Der Hochofen zu Sintul war 37 Fuss 4 Zoll hoch, hatte in der Gicht 7 Fuss, im Kohlen- sack 12 Fuss 3 Zoll Durchmesser. Die Höhe vom Bodenstein bis zur Rast war 12 Fuss 3 Zoll, die des Gestelles 7 Fuss, bis zur Form 1 Fuss 10 Zoll 1).
Man verschmolz in Sintul mit den Erzen zugleich die Frisch- schlacken von Gussef und zwar im Verhältnis von 1/3 und 2/3 . Der Schlackenzusatz erhöhte das Ausbringen von 40 auf 46 Proz.
Die Eisenhütten in den Gouvernements Wologda und Wjätka führten ihr Eisen auf der Düna nach Archangel.
Eines der wichtigsten und merkwürdigsten Eisenwerke war durch die von Gascoigne eingeführten Neuerungen das grosse Staatswerk Petrosawodsk (oder Alexandrofsk) geworden. Die vier dort befind- lichen Hochöfen nennt Norberg eine Mittelsorte zwischen russischen und englischen hinsichtlich ihrer Konstruktion2). Sie waren enger als die sibirischen, namentlich in der Gicht. Hauptdimensionen waren: Höhe 35 Fuss 8 Zoll, Höhe bis zum Kohlensack 12 Fuss; Durchmesser des Kohlensacks 9 Fuss 9 Zoll; Durchmesser der Gicht 2 Fuss 6 Zoll und zwar mit parallelen Wänden bis 5 Fuss tief; Formhöhe 16 Zoll; das Ge- stell war 5,6 Zoll hoch, 20 Zoll am Boden, 24 Zoll oberhalb breit, die russischen Gestelle waren meistens sehr hoch und nach vorn etwas erweitert. -- Man machte die Gichten nicht so gross wie in Sibirien (24 Kubikfuss gegen 80 zu Newiansk), gab davon aber 60 bis 70 in 24 Stunden auf. Die Erze gaben 35 bis 36 Proz. Die Schlacken waren strengflüssig und wurden abgezogen. Das meiste Roheisen wurde in Flammöfen mit Steinkohlen nach englischer Manier zu Kanonen umgegossen.
Ebenso hatte man auf den kaiserlichen Kanonengiessereien zu Sisterbeck, Komosersk und Kronstadt Flammöfen angelegt, von denen
1) Vergl. Norberg, a. a. O., Beilage I.
2) Nach Hermann (Bemerkungen über den Eisenhüttenhaushalt, S. 16) wurden anfangs nur zwei Hochöfen von auffallenden Dimensionen angelegt. Sie waren nur 171/2 Fuss hoch, 8 Fuss im Kohlensack, dagegen im Gestell nur 11/4 und in der Gicht 11/2 Fuss weit; die Form lag 11/2 Fuss über dem Boden. Beide Öfen wurden mit einem Cylindergebläse mit vier Cylindern von 4 Fuss 3 Zoll (engl.) Weite und 4 Fuss 6 Zoll Höhe betrieben, deren Kolben von Holz mit Lederliderung waren. Der Wind aus den vier Cylindern trat in einen liegenden Cylinder, der als Reservoir diente. Als Motor diente ein Wasserrad von 24 Fuss Höhe. Beide Öfen produzierten pro Woche nur 3400 Pud, ein Ofen demnach 3978 kg pro Tag.
Ruſsland.
Ersteres war mit einem Gebläse von vier guſseisernen Cylindern ver- sehen und sollte 500 bis 600 Pud den Tag machen. Sintul wurde 1793 noch mit gewöhnlichen Bälgen betrieben. Der Hochofen zu Sintul war 37 Fuſs 4 Zoll hoch, hatte in der Gicht 7 Fuſs, im Kohlen- sack 12 Fuſs 3 Zoll Durchmesser. Die Höhe vom Bodenstein bis zur Rast war 12 Fuſs 3 Zoll, die des Gestelles 7 Fuſs, bis zur Form 1 Fuſs 10 Zoll 1).
Man verschmolz in Sintul mit den Erzen zugleich die Frisch- schlacken von Gussef und zwar im Verhältnis von ⅓ und ⅔. Der Schlackenzusatz erhöhte das Ausbringen von 40 auf 46 Proz.
Die Eisenhütten in den Gouvernements Wologda und Wjätka führten ihr Eisen auf der Düna nach Archangel.
Eines der wichtigsten und merkwürdigsten Eisenwerke war durch die von Gascoigne eingeführten Neuerungen das groſse Staatswerk Petrosawodsk (oder Alexandrofsk) geworden. Die vier dort befind- lichen Hochöfen nennt Norberg eine Mittelsorte zwischen russischen und englischen hinsichtlich ihrer Konstruktion2). Sie waren enger als die sibirischen, namentlich in der Gicht. Hauptdimensionen waren: Höhe 35 Fuſs 8 Zoll, Höhe bis zum Kohlensack 12 Fuſs; Durchmesser des Kohlensacks 9 Fuſs 9 Zoll; Durchmesser der Gicht 2 Fuſs 6 Zoll und zwar mit parallelen Wänden bis 5 Fuſs tief; Formhöhe 16 Zoll; das Ge- stell war 5,6 Zoll hoch, 20 Zoll am Boden, 24 Zoll oberhalb breit, die russischen Gestelle waren meistens sehr hoch und nach vorn etwas erweitert. — Man machte die Gichten nicht so groſs wie in Sibirien (24 Kubikfuſs gegen 80 zu Newiansk), gab davon aber 60 bis 70 in 24 Stunden auf. Die Erze gaben 35 bis 36 Proz. Die Schlacken waren strengflüssig und wurden abgezogen. Das meiste Roheisen wurde in Flammöfen mit Steinkohlen nach englischer Manier zu Kanonen umgegossen.
Ebenso hatte man auf den kaiserlichen Kanonengieſsereien zu Sisterbeck, Komosersk und Kronstadt Flammöfen angelegt, von denen
1) Vergl. Norberg, a. a. O., Beilage I.
2) Nach Hermann (Bemerkungen über den Eisenhüttenhaushalt, S. 16) wurden anfangs nur zwei Hochöfen von auffallenden Dimensionen angelegt. Sie waren nur 17½ Fuſs hoch, 8 Fuſs im Kohlensack, dagegen im Gestell nur 1¼ und in der Gicht 1½ Fuſs weit; die Form lag 1½ Fuſs über dem Boden. Beide Öfen wurden mit einem Cylindergebläse mit vier Cylindern von 4 Fuſs 3 Zoll (engl.) Weite und 4 Fuſs 6 Zoll Höhe betrieben, deren Kolben von Holz mit Lederliderung waren. Der Wind aus den vier Cylindern trat in einen liegenden Cylinder, der als Reservoir diente. Als Motor diente ein Wasserrad von 24 Fuſs Höhe. Beide Öfen produzierten pro Woche nur 3400 Pud, ein Ofen demnach 3978 kg pro Tag.
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Ruſsland.
Ersteres war mit einem Gebläse von vier guſseisernen Cylindern ver-
sehen und sollte 500 bis 600 Pud den Tag machen. Sintul wurde
1793 noch mit gewöhnlichen Bälgen betrieben. Der Hochofen zu
Sintul war 37 Fuſs 4 Zoll hoch, hatte in der Gicht 7 Fuſs, im Kohlen-
sack 12 Fuſs 3 Zoll Durchmesser. Die Höhe vom Bodenstein bis
zur Rast war 12 Fuſs 3 Zoll, die des Gestelles 7 Fuſs, bis zur Form
1 Fuſs 10 Zoll 1).
Man verschmolz in Sintul mit den Erzen zugleich die Frisch-
schlacken von Gussef und zwar im Verhältnis von ⅓ und ⅔. Der
Schlackenzusatz erhöhte das Ausbringen von 40 auf 46 Proz.
Die Eisenhütten in den Gouvernements Wologda und Wjätka
führten ihr Eisen auf der Düna nach Archangel.
Eines der wichtigsten und merkwürdigsten Eisenwerke war durch
die von Gascoigne eingeführten Neuerungen das groſse Staatswerk
Petrosawodsk (oder Alexandrofsk) geworden. Die vier dort befind-
lichen Hochöfen nennt Norberg eine Mittelsorte zwischen russischen
und englischen hinsichtlich ihrer Konstruktion 2). Sie waren enger als
die sibirischen, namentlich in der Gicht. Hauptdimensionen waren:
Höhe 35 Fuſs 8 Zoll, Höhe bis zum Kohlensack 12 Fuſs; Durchmesser
des Kohlensacks 9 Fuſs 9 Zoll; Durchmesser der Gicht 2 Fuſs 6 Zoll und
zwar mit parallelen Wänden bis 5 Fuſs tief; Formhöhe 16 Zoll; das Ge-
stell war 5,6 Zoll hoch, 20 Zoll am Boden, 24 Zoll oberhalb breit, die
russischen Gestelle waren meistens sehr hoch und nach vorn etwas
erweitert. — Man machte die Gichten nicht so groſs wie in Sibirien
(24 Kubikfuſs gegen 80 zu Newiansk), gab davon aber 60 bis 70 in
24 Stunden auf. Die Erze gaben 35 bis 36 Proz. Die Schlacken
waren strengflüssig und wurden abgezogen. Das meiste Roheisen
wurde in Flammöfen mit Steinkohlen nach englischer Manier zu
Kanonen umgegossen.
Ebenso hatte man auf den kaiserlichen Kanonengieſsereien zu
Sisterbeck, Komosersk und Kronstadt Flammöfen angelegt, von denen
1) Vergl. Norberg, a. a. O., Beilage I.
2) Nach Hermann (Bemerkungen über den Eisenhüttenhaushalt, S. 16)
wurden anfangs nur zwei Hochöfen von auffallenden Dimensionen angelegt. Sie
waren nur 17½ Fuſs hoch, 8 Fuſs im Kohlensack, dagegen im Gestell nur 1¼
und in der Gicht 1½ Fuſs weit; die Form lag 1½ Fuſs über dem Boden. Beide
Öfen wurden mit einem Cylindergebläse mit vier Cylindern von 4 Fuſs 3 Zoll
(engl.) Weite und 4 Fuſs 6 Zoll Höhe betrieben, deren Kolben von Holz mit
Lederliderung waren. Der Wind aus den vier Cylindern trat in einen liegenden
Cylinder, der als Reservoir diente. Als Motor diente ein Wasserrad von 24 Fuſs
Höhe. Beide Öfen produzierten pro Woche nur 3400 Pud, ein Ofen demnach
3978 kg pro Tag.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1161>, abgerufen am 22.11.2024.
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