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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Dampfmaschine vor Watt.

Kehren wir aber zu dem Anfange der Geschichte von Newcomens
Feuermaschine zurück.

Newcomen und Crawley traten 1711 zuerst an die Öffent-
lichkeit. Sie erboten sich, die Wasser einer bedeutenden Steinkohlen-
grube zu Griff in Warwickshire auszupumpen, was bis dahin durch
eine grosse Zahl von Pferden geschehen war. Die Grubenbesitzer
lehnten das Anerbieten ab, da sie nicht an die Leistungsfähigkeit
der Maschine glaubten. Dagegen kam im März des folgenden Jahres,
durch die Vermittelung eines Herrn Potter von Bromsgrove, ein
Vertrag zu stande zwischen einem Herrn Black und den Erfindern,
welche sich verpflichteten, die Wasserhaltung einer ihm gehörigen
Steinkohlengrube bei Wolverhampton zu übernehmen.

Da die Grube nicht weit von Birmingham lag, wo es viele ge-
schickte Metallarbeiter gab, so liessen sie die feineren Teile, nament-
lich die der Pumpen, worin sie bis dahin keine Erfahrung hatten,
dort anfertigen, und es gelang ihnen denn auch nach Überwindung
verschiedener Schwierigkeiten, die Maschine in Gang zu setzen. Bei
der unvollkommenen Kondensation durch die Wasserkühlung von
aussen war der Gang ein ausserordentlich langsamer und unvoll-
kommener. Die Hähne wurden mit der Hand gedreht. Da ereignete
sich ein Zufall, welcher zu einer wesentlichen Verbesserung führte.
Um einen vollständig dichten Schluss des Kolbens zu bewirken, liess
man über dem geliderten Kolben noch eine Schicht Wasser stehen.
Eines Tages wurde nun der träge Gang der Maschine plötzlich in
der Weise unterbrochen, dass dieselbe ziemlich rasch hintereinander
mehrere kräftige Hübe machte. Als man nach der Ursache forschte,
fand es sich, dass der Kolben ein Loch bekommen hatte, durch
welches das über dem Kolben befindliche Wasser in den Dampfraum
eingedrungen war. Dies hatte eine raschere Kondensation zur Folge,
welche einen entsprechend rascheren Wechsel der Maschine ver-
anlasste. Sofort wurde es Newcomen klar, dass die Kondensation
durch Einspritzen von kaltem Wasser in den Dampfraum viel wirk-
samer sein müsse, und nachdem man diese Einrichtung getroffen hatte,
erfüllte die Maschine reichlich die Erwartungen. Sie erhielt dadurch
ungefähr das Aussehen, wie es ideal in Fig. 2 dargestellt ist. a ist
der Dampfhahn; wenn dieser geöffnet wird, bleibt der Hahn b, welcher
das Einspritzwasser aus dem Kasten c zulässt, geschlossen. Hat der
Kolben seinen höchsten Stand, wie in der Zeichnung, erreicht, so
wird a geschlossen und b geöffnet. Das Kondensationswasser läuft
durch das Rohr f ab.


Die Dampfmaschine vor Watt.

Kehren wir aber zu dem Anfange der Geschichte von Newcomens
Feuermaschine zurück.

Newcomen und Crawley traten 1711 zuerst an die Öffent-
lichkeit. Sie erboten sich, die Wasser einer bedeutenden Steinkohlen-
grube zu Griff in Warwickshire auszupumpen, was bis dahin durch
eine groſse Zahl von Pferden geschehen war. Die Grubenbesitzer
lehnten das Anerbieten ab, da sie nicht an die Leistungsfähigkeit
der Maschine glaubten. Dagegen kam im März des folgenden Jahres,
durch die Vermittelung eines Herrn Potter von Bromsgrove, ein
Vertrag zu stande zwischen einem Herrn Black und den Erfindern,
welche sich verpflichteten, die Wasserhaltung einer ihm gehörigen
Steinkohlengrube bei Wolverhampton zu übernehmen.

Da die Grube nicht weit von Birmingham lag, wo es viele ge-
schickte Metallarbeiter gab, so lieſsen sie die feineren Teile, nament-
lich die der Pumpen, worin sie bis dahin keine Erfahrung hatten,
dort anfertigen, und es gelang ihnen denn auch nach Überwindung
verschiedener Schwierigkeiten, die Maschine in Gang zu setzen. Bei
der unvollkommenen Kondensation durch die Wasserkühlung von
auſsen war der Gang ein auſserordentlich langsamer und unvoll-
kommener. Die Hähne wurden mit der Hand gedreht. Da ereignete
sich ein Zufall, welcher zu einer wesentlichen Verbesserung führte.
Um einen vollständig dichten Schluſs des Kolbens zu bewirken, lieſs
man über dem geliderten Kolben noch eine Schicht Wasser stehen.
Eines Tages wurde nun der träge Gang der Maschine plötzlich in
der Weise unterbrochen, daſs dieselbe ziemlich rasch hintereinander
mehrere kräftige Hübe machte. Als man nach der Ursache forschte,
fand es sich, daſs der Kolben ein Loch bekommen hatte, durch
welches das über dem Kolben befindliche Wasser in den Dampfraum
eingedrungen war. Dies hatte eine raschere Kondensation zur Folge,
welche einen entsprechend rascheren Wechsel der Maschine ver-
anlaſste. Sofort wurde es Newcomen klar, daſs die Kondensation
durch Einspritzen von kaltem Wasser in den Dampfraum viel wirk-
samer sein müsse, und nachdem man diese Einrichtung getroffen hatte,
erfüllte die Maschine reichlich die Erwartungen. Sie erhielt dadurch
ungefähr das Aussehen, wie es ideal in Fig. 2 dargestellt ist. a ist
der Dampfhahn; wenn dieser geöffnet wird, bleibt der Hahn b, welcher
das Einspritzwasser aus dem Kasten c zuläſst, geschlossen. Hat der
Kolben seinen höchsten Stand, wie in der Zeichnung, erreicht, so
wird a geschlossen und b geöffnet. Das Kondensationswasser läuft
durch das Rohr f ab.


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[98/0112] Die Dampfmaschine vor Watt. Kehren wir aber zu dem Anfange der Geschichte von Newcomens Feuermaschine zurück. Newcomen und Crawley traten 1711 zuerst an die Öffent- lichkeit. Sie erboten sich, die Wasser einer bedeutenden Steinkohlen- grube zu Griff in Warwickshire auszupumpen, was bis dahin durch eine groſse Zahl von Pferden geschehen war. Die Grubenbesitzer lehnten das Anerbieten ab, da sie nicht an die Leistungsfähigkeit der Maschine glaubten. Dagegen kam im März des folgenden Jahres, durch die Vermittelung eines Herrn Potter von Bromsgrove, ein Vertrag zu stande zwischen einem Herrn Black und den Erfindern, welche sich verpflichteten, die Wasserhaltung einer ihm gehörigen Steinkohlengrube bei Wolverhampton zu übernehmen. Da die Grube nicht weit von Birmingham lag, wo es viele ge- schickte Metallarbeiter gab, so lieſsen sie die feineren Teile, nament- lich die der Pumpen, worin sie bis dahin keine Erfahrung hatten, dort anfertigen, und es gelang ihnen denn auch nach Überwindung verschiedener Schwierigkeiten, die Maschine in Gang zu setzen. Bei der unvollkommenen Kondensation durch die Wasserkühlung von auſsen war der Gang ein auſserordentlich langsamer und unvoll- kommener. Die Hähne wurden mit der Hand gedreht. Da ereignete sich ein Zufall, welcher zu einer wesentlichen Verbesserung führte. Um einen vollständig dichten Schluſs des Kolbens zu bewirken, lieſs man über dem geliderten Kolben noch eine Schicht Wasser stehen. Eines Tages wurde nun der träge Gang der Maschine plötzlich in der Weise unterbrochen, daſs dieselbe ziemlich rasch hintereinander mehrere kräftige Hübe machte. Als man nach der Ursache forschte, fand es sich, daſs der Kolben ein Loch bekommen hatte, durch welches das über dem Kolben befindliche Wasser in den Dampfraum eingedrungen war. Dies hatte eine raschere Kondensation zur Folge, welche einen entsprechend rascheren Wechsel der Maschine ver- anlaſste. Sofort wurde es Newcomen klar, daſs die Kondensation durch Einspritzen von kaltem Wasser in den Dampfraum viel wirk- samer sein müsse, und nachdem man diese Einrichtung getroffen hatte, erfüllte die Maschine reichlich die Erwartungen. Sie erhielt dadurch ungefähr das Aussehen, wie es ideal in Fig. 2 dargestellt ist. a ist der Dampfhahn; wenn dieser geöffnet wird, bleibt der Hahn b, welcher das Einspritzwasser aus dem Kasten c zuläſst, geschlossen. Hat der Kolben seinen höchsten Stand, wie in der Zeichnung, erreicht, so wird a geschlossen und b geöffnet. Das Kondensationswasser läuft durch das Rohr f ab.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/112>, abgerufen am 27.11.2024.