Zwei alte Eisenhütten in der Provinz Estremadura und zwar in den Bezirken von Thomar und von Figuiero dos Vinhos erwähnt auch Heron de Villefosse1). Sie waren schon lange eingegangen, als König Johann IV. sie um die Mitte des 17. Jahrhunderts wieder in Betrieb setzen liess. Sie erhielten sich bis 1759 und lieferten viel und gutes Eisen an die Regierung.
Der berühmte portugiesische Minister Pombal war so darauf aus, die Eisenindustrie zu fördern, dass er 1768 in Angola (West- afrika) am Zusammenflusse des Luinha und Lucalla eine massiv aus Steinen konstruierte Eisenhütte mit Hochofen und Giesserei nach europäischem Muster erbauen liess. Acht spanische und schwedische Eisenhüttenleute sollten mit Hülfe der Eingeborenen das Werk be- treiben. Wie leicht erklärlich, war das Unternehmen nicht lebens- fähig. Die Arbeiter gingen rasch an Krankheit und Ausschweifungen zu Grunde, die Gebäude stürzten ein. Livingstone fand in den 50er Jahren noch die Trümmer.
England.
Der Fortschritt der Eisenfabrikation im 18. Jahrhundert vollzog sich in grossartigster Weise in England. Es ist ein überraschender Gegensatz zwischen der Eisenindustrie Englands zu Anfang des Jahr- hunderts und am Ende desselben. Während in der Periode 1700 bis 1750 die englische Eisenindustrie um ihre Existenz ringen muss, ent- faltet sie sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in bewunderungs- würdiger Weise. Das letzte Viertel des Jahrhunderts ist ein Sieges- zug der englischen Eisenindustrie, indem sie, von einer Erfindung und einer Verbesserung zur anderen vorschreitend, die Bewunderung der Welt erregt und sich die unbedingte Führerschaft auf diesem Gebiete erkämpft.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts litt England schwer unter dem Holzmangel. Es war weitaus nicht im stande, den immer wach- senden Bedürfnissen des Landes an Eisen, namentlich für die Aus- rüstung seiner Seeschiffe, zu erzeugen, und es war gezwungen, den grössten Teil seines Eisenbedarfs aus dem Auslande zu beziehen.
1) H. de Villefosse, De la richesse minerale, T. I, p. 265. Siehe auch Memorias economicas da Academia real des Sciencias de Lisboa. T. I, No. 10. (Lisb. 1770.) Jore Martins da Cunha Pescoa über die Eisenwerke von Figuiero.
England.
Zwei alte Eisenhütten in der Provinz Estremadura und zwar in den Bezirken von Thomar und von Figuiero dos Vinhos erwähnt auch Heron de Villefosse1). Sie waren schon lange eingegangen, als König Johann IV. sie um die Mitte des 17. Jahrhunderts wieder in Betrieb setzen lieſs. Sie erhielten sich bis 1759 und lieferten viel und gutes Eisen an die Regierung.
Der berühmte portugiesische Minister Pombal war so darauf aus, die Eisenindustrie zu fördern, daſs er 1768 in Angola (West- afrika) am Zusammenflusse des Luinha und Lucalla eine massiv aus Steinen konstruierte Eisenhütte mit Hochofen und Gieſserei nach europäischem Muster erbauen lieſs. Acht spanische und schwedische Eisenhüttenleute sollten mit Hülfe der Eingeborenen das Werk be- treiben. Wie leicht erklärlich, war das Unternehmen nicht lebens- fähig. Die Arbeiter gingen rasch an Krankheit und Ausschweifungen zu Grunde, die Gebäude stürzten ein. Livingstone fand in den 50er Jahren noch die Trümmer.
England.
Der Fortschritt der Eisenfabrikation im 18. Jahrhundert vollzog sich in groſsartigster Weise in England. Es ist ein überraschender Gegensatz zwischen der Eisenindustrie Englands zu Anfang des Jahr- hunderts und am Ende desſelben. Während in der Periode 1700 bis 1750 die englische Eisenindustrie um ihre Existenz ringen muſs, ent- faltet sie sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in bewunderungs- würdiger Weise. Das letzte Viertel des Jahrhunderts ist ein Sieges- zug der englischen Eisenindustrie, indem sie, von einer Erfindung und einer Verbesserung zur anderen vorschreitend, die Bewunderung der Welt erregt und sich die unbedingte Führerschaft auf diesem Gebiete erkämpft.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts litt England schwer unter dem Holzmangel. Es war weitaus nicht im stande, den immer wach- senden Bedürfnissen des Landes an Eisen, namentlich für die Aus- rüstung seiner Seeschiffe, zu erzeugen, und es war gezwungen, den gröſsten Teil seines Eisenbedarfs aus dem Auslande zu beziehen.
1) H. de Villefosse, De la richesse minérale, T. I, p. 265. Siehe auch Memorias economicas da Academia real des Sciencias de Lisboa. T. I, No. 10. (Lisb. 1770.) Jore Martins da Cunha Pescoa über die Eisenwerke von Figuiero.
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Zwei alte Eisenhütten in der Provinz Estremadura und zwar in
den Bezirken von Thomar und von Figuiero dos Vinhos erwähnt auch
Heron de Villefosse 1). Sie waren schon lange eingegangen, als König
Johann IV. sie um die Mitte des 17. Jahrhunderts wieder in Betrieb
setzen lieſs. Sie erhielten sich bis 1759 und lieferten viel und gutes
Eisen an die Regierung.
Der berühmte portugiesische Minister Pombal war so darauf
aus, die Eisenindustrie zu fördern, daſs er 1768 in Angola (West-
afrika) am Zusammenflusse des Luinha und Lucalla eine massiv aus
Steinen konstruierte Eisenhütte mit Hochofen und Gieſserei nach
europäischem Muster erbauen lieſs. Acht spanische und schwedische
Eisenhüttenleute sollten mit Hülfe der Eingeborenen das Werk be-
treiben. Wie leicht erklärlich, war das Unternehmen nicht lebens-
fähig. Die Arbeiter gingen rasch an Krankheit und Ausschweifungen
zu Grunde, die Gebäude stürzten ein. Livingstone fand in den
50er Jahren noch die Trümmer.
England.
Der Fortschritt der Eisenfabrikation im 18. Jahrhundert vollzog
sich in groſsartigster Weise in England. Es ist ein überraschender
Gegensatz zwischen der Eisenindustrie Englands zu Anfang des Jahr-
hunderts und am Ende desſelben. Während in der Periode 1700 bis
1750 die englische Eisenindustrie um ihre Existenz ringen muſs, ent-
faltet sie sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in bewunderungs-
würdiger Weise. Das letzte Viertel des Jahrhunderts ist ein Sieges-
zug der englischen Eisenindustrie, indem sie, von einer Erfindung und
einer Verbesserung zur anderen vorschreitend, die Bewunderung der
Welt erregt und sich die unbedingte Führerschaft auf diesem Gebiete
erkämpft.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts litt England schwer unter
dem Holzmangel. Es war weitaus nicht im stande, den immer wach-
senden Bedürfnissen des Landes an Eisen, namentlich für die Aus-
rüstung seiner Seeschiffe, zu erzeugen, und es war gezwungen, den
gröſsten Teil seines Eisenbedarfs aus dem Auslande zu beziehen.
1) H. de Villefosse, De la richesse minérale, T. I, p. 265. Siehe auch
Memorias economicas da Academia real des Sciencias de Lisboa. T. I, No. 10.
(Lisb. 1770.) Jore Martins da Cunha Pescoa über die Eisenwerke von Figuiero.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1077>, abgerufen am 22.11.2024.
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