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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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keinen besseren wünschen als den, den ich von den Eisensorten, die mir von
Vienne in der Dauphine zugeschickt wurden, und die aus burgundischem
Roheisen hergestellt waren, gemacht habe; aus der Dauphine kommt
auch das Eisen von Allevard, das sich vollkommen bewährt. Es giebt
in der Bretagne einen Hammer bei Painpont, dessen Eisen sich in
guten Stahl verwandeln liess. Das von dem Eisenwerke von Roc, in
Perigord, hat sich als gut erwiesen. Ich kenne gar kein Eisen, das
besser für Stahl wäre, als das von den Erzen von Biriaton in der
Landschaft Labour, nahe bei Bayonne. Und so könnte ich diese Auf-
zählung noch lange fortsetzen, aber es genügt zu sehen, dass man in
den meisten Provinzen des Königreichs guten Stahl machen kann."

Diese bestimmten Erklärungen erweckten in Frankreich um so
mehr den Glauben, dass man mit einheimischem Eisen mindestens
ebenso gut Stahl machen könne als mit schwedischem, als sie zugleich
der nationalen Eitelkeit schmeichelten. Auch die Regierung stellte
sich auf diesen Standpunkt und schrieb nur Preise für Stahl aus
französischem Eisen aus. Nach dem Erscheinen von Reaumurs
Abhandlung wartete das Publikum mit Ungeduld auf die Erfüllung
der in Aussicht gestellten neuen Ära. Erst nach einiger Zeit bildete
sich unter hoher Protektion die Gesellschaft "Le manufacture royal
d'Orleans, pour convertir le fer en acier et pour faire des ouvrages
de fer et d'acier".

Die Haupthütte wurde zu Cosne erbaut, das Bureau war in
Orleans, die Hauptniederlage in Paris, rue St. Thomas-du-Louvre.
Man glaubte am Ziele zu sein und erliess pomphafte Anpreisungen
des "Nouvel Acier de France", der so gut sei wie der beste aus-
ländische und nur 10 Sols das Pfund koste. Wer nicht beste
Qualität erhalte, solle ihn zurückgeben gegen Rückzahlung des Kauf-
geldes. Aber der Erfolg blieb aus. Die Gesellschaft verlor ihr Ver-
mögen, löste sich auf und 15 Jahre nach der Veröffentlichung von
Reaumurs Abhandlung wurden die Stahlwerke zu Cosne nieder-
gerissen. Zwei kleinere Fabriken an der Schweizer Grenze, welche
Eisen der Franche-Comte verarbeiteten, hielten sich länger, aber auch
sie gingen nicht lange danach ein.

Inzwischen war in England die Gussstahlfabrikation erfunden
worden, und die Cementstahlfabrikation kam dort in immer grössere
Blüte. Die französische Regierung schickte Gabriel Jars nach
England. Sein Reisebericht hat am meisten Licht über die fremde
Fabrikation verbreitet. Er hob hervor, dass das einzige und alleinige
Eisen, welches man in England für die Cementstahlfabrikation für

Frankreich.
keinen besseren wünschen als den, den ich von den Eisensorten, die mir von
Vienne in der Dauphiné zugeschickt wurden, und die aus burgundischem
Roheisen hergestellt waren, gemacht habe; aus der Dauphiné kommt
auch das Eisen von Allevard, das sich vollkommen bewährt. Es giebt
in der Bretagne einen Hammer bei Painpont, dessen Eisen sich in
guten Stahl verwandeln lieſs. Das von dem Eisenwerke von Roc, in
Perigord, hat sich als gut erwiesen. Ich kenne gar kein Eisen, das
besser für Stahl wäre, als das von den Erzen von Biriaton in der
Landschaft Labour, nahe bei Bayonne. Und so könnte ich diese Auf-
zählung noch lange fortsetzen, aber es genügt zu sehen, daſs man in
den meisten Provinzen des Königreichs guten Stahl machen kann.“

Diese bestimmten Erklärungen erweckten in Frankreich um so
mehr den Glauben, daſs man mit einheimischem Eisen mindestens
ebenso gut Stahl machen könne als mit schwedischem, als sie zugleich
der nationalen Eitelkeit schmeichelten. Auch die Regierung stellte
sich auf diesen Standpunkt und schrieb nur Preise für Stahl aus
französischem Eisen aus. Nach dem Erscheinen von Reaumurs
Abhandlung wartete das Publikum mit Ungeduld auf die Erfüllung
der in Aussicht gestellten neuen Ära. Erst nach einiger Zeit bildete
sich unter hoher Protektion die Gesellschaft „Le manufacture royal
d’Orleans, pour convertir le fer en acier et pour faire des ouvrages
de fer et d’acier“.

Die Haupthütte wurde zu Cosne erbaut, das Bureau war in
Orleans, die Hauptniederlage in Paris, rue St. Thomas-du-Louvre.
Man glaubte am Ziele zu sein und erlieſs pomphafte Anpreisungen
des „Nouvel Acier de France“, der so gut sei wie der beste aus-
ländische und nur 10 Sols das Pfund koste. Wer nicht beste
Qualität erhalte, solle ihn zurückgeben gegen Rückzahlung des Kauf-
geldes. Aber der Erfolg blieb aus. Die Gesellschaft verlor ihr Ver-
mögen, löste sich auf und 15 Jahre nach der Veröffentlichung von
Reaumurs Abhandlung wurden die Stahlwerke zu Cosne nieder-
gerissen. Zwei kleinere Fabriken an der Schweizer Grenze, welche
Eisen der Franche-Comté verarbeiteten, hielten sich länger, aber auch
sie gingen nicht lange danach ein.

Inzwischen war in England die Guſsstahlfabrikation erfunden
worden, und die Cementstahlfabrikation kam dort in immer gröſsere
Blüte. Die französische Regierung schickte Gabriel Jars nach
England. Sein Reisebericht hat am meisten Licht über die fremde
Fabrikation verbreitet. Er hob hervor, daſs das einzige und alleinige
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[1042/1056] Frankreich. keinen besseren wünschen als den, den ich von den Eisensorten, die mir von Vienne in der Dauphiné zugeschickt wurden, und die aus burgundischem Roheisen hergestellt waren, gemacht habe; aus der Dauphiné kommt auch das Eisen von Allevard, das sich vollkommen bewährt. Es giebt in der Bretagne einen Hammer bei Painpont, dessen Eisen sich in guten Stahl verwandeln lieſs. Das von dem Eisenwerke von Roc, in Perigord, hat sich als gut erwiesen. Ich kenne gar kein Eisen, das besser für Stahl wäre, als das von den Erzen von Biriaton in der Landschaft Labour, nahe bei Bayonne. Und so könnte ich diese Auf- zählung noch lange fortsetzen, aber es genügt zu sehen, daſs man in den meisten Provinzen des Königreichs guten Stahl machen kann.“ Diese bestimmten Erklärungen erweckten in Frankreich um so mehr den Glauben, daſs man mit einheimischem Eisen mindestens ebenso gut Stahl machen könne als mit schwedischem, als sie zugleich der nationalen Eitelkeit schmeichelten. Auch die Regierung stellte sich auf diesen Standpunkt und schrieb nur Preise für Stahl aus französischem Eisen aus. Nach dem Erscheinen von Reaumurs Abhandlung wartete das Publikum mit Ungeduld auf die Erfüllung der in Aussicht gestellten neuen Ära. Erst nach einiger Zeit bildete sich unter hoher Protektion die Gesellschaft „Le manufacture royal d’Orleans, pour convertir le fer en acier et pour faire des ouvrages de fer et d’acier“. Die Haupthütte wurde zu Cosne erbaut, das Bureau war in Orleans, die Hauptniederlage in Paris, rue St. Thomas-du-Louvre. Man glaubte am Ziele zu sein und erlieſs pomphafte Anpreisungen des „Nouvel Acier de France“, der so gut sei wie der beste aus- ländische und nur 10 Sols das Pfund koste. Wer nicht beste Qualität erhalte, solle ihn zurückgeben gegen Rückzahlung des Kauf- geldes. Aber der Erfolg blieb aus. Die Gesellschaft verlor ihr Ver- mögen, löste sich auf und 15 Jahre nach der Veröffentlichung von Reaumurs Abhandlung wurden die Stahlwerke zu Cosne nieder- gerissen. Zwei kleinere Fabriken an der Schweizer Grenze, welche Eisen der Franche-Comté verarbeiteten, hielten sich länger, aber auch sie gingen nicht lange danach ein. Inzwischen war in England die Guſsstahlfabrikation erfunden worden, und die Cementstahlfabrikation kam dort in immer gröſsere Blüte. Die französische Regierung schickte Gabriel Jars nach England. Sein Reisebericht hat am meisten Licht über die fremde Fabrikation verbreitet. Er hob hervor, daſs das einzige und alleinige Eisen, welches man in England für die Cementstahlfabrikation für

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1042. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1056>, abgerufen am 22.11.2024.