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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Belgien.
des Jahrhunderts, wo man zuerst bei Namur ein eisernes Cylinder-
gebläse aufstellte, welches Baillot 1796 beschrieben hat 1).

Zu Anfang des Jahrhunderts hatte die Regierung von Lüttich
den Bau neuer Hochöfen für 25 Jahre verboten.

1734 wurde ein Ofen für Geschirrguss (fabrication de la poterie
de fer) bei dem Flecken Chauxhe in der Gemeinde Spirmont erbaut.
Der Hochofen von Spaa lieferte ein gutes Roheisen, welches für die
Blechwarenfabrikation verarbeitet und auf dem Hammerwerk la
Bouxherie bei Theux verfrischt wurde. Aus diesem Blech wurde
Küchengeschirr gemacht, welches vielfach ins Ausland ging.

Die Nagelfabrikation beschäftigte im lütticher Land die meisten
Hände, und zwar arbeiteten die Arbeiter meist zu Haus für Meister,
welche ihre Ware den Kaufleuten ablieferten. Gegen die Erpressungen
der Meister gegenüber den Arbeitern ist eine Verordnung vom
8. April 1743 gerichtet.

Nach einer Tabelle von Franquoy 2) wären im 18. Jahrhundert
im Departement de l'Ourthe noch folgende Eisenwerke entstanden:
1705 1 Eisenspalterei, 1 Blechhammer, 1 Rohrhammer (usine a canon)
in der Gemeinde Vaux-s.-Chevrem, 1721 1 Rohrhammer bei Chaud-
fontaine, und 1 Reckhammer zu Colonster, 1773 1 Blechhammer zu
Chaudfontaine. Im ganzen führt er 19 Rohrhämmer und 4 Eisen-
spaltereien auf. Für die Gewehrfabrikation bezog Lüttich das Eisen
aus der Eifel, der Stahl kam aus der Graftschaft Mark.

Zur Zeit der Vereinigung Belgiens mit Frankreich (1794) waren
in der Grafschaft Namur 45 Hochöfen mit einer täglichen Produktion
von etwa 42000 kg, oder einer Jahresproduktion von 14 Millionen
Kilogramm Roheisen, welches verfrischt wurde.

In Lüttich gab es damals 18 Hochöfen, welche ungefähr im Jahre
150000 kg Gusswaren und 2433000 kg Frischereiroheisen lieferten.

Lüttich hatte im vorigen Jahrhundert bedeutende Ausfuhr in
Poterieguss. So kamen beispielsweise die sogen. Stahltöpfe oder Stahl-
groppen, sehr dünne, leichte, harte und spröde Töpfe von Gusseisen,
welche bis nach Schweden gingen, von Lüttich. Die Blechfabrikation
des lütticher Landes erfreute sich grossen Rufes, besonders um 1790 die
Blechhämmer der Herren Grisard von Chaudfontaine, von Donnea
zu Embourg und von Gossuin zu Grevignee.

Steinkohle verwendete man nur in den Ausheizfeuern und zum

1) Siehe Journal des Mines. Ann. IV.
2) J. Franquoy, Des progres de la fabrication des fer dans le pays de Liege
1861, p. 76.

Belgien.
des Jahrhunderts, wo man zuerst bei Namur ein eisernes Cylinder-
gebläse aufstellte, welches Baillot 1796 beschrieben hat 1).

Zu Anfang des Jahrhunderts hatte die Regierung von Lüttich
den Bau neuer Hochöfen für 25 Jahre verboten.

1734 wurde ein Ofen für Geschirrguſs (fabrication de la poterie
de fer) bei dem Flecken Chauxhe in der Gemeinde Spirmont erbaut.
Der Hochofen von Spaa lieferte ein gutes Roheisen, welches für die
Blechwarenfabrikation verarbeitet und auf dem Hammerwerk la
Bouxherie bei Theux verfrischt wurde. Aus diesem Blech wurde
Küchengeschirr gemacht, welches vielfach ins Ausland ging.

Die Nagelfabrikation beschäftigte im lütticher Land die meisten
Hände, und zwar arbeiteten die Arbeiter meist zu Haus für Meister,
welche ihre Ware den Kaufleuten ablieferten. Gegen die Erpressungen
der Meister gegenüber den Arbeitern ist eine Verordnung vom
8. April 1743 gerichtet.

Nach einer Tabelle von Franquoy 2) wären im 18. Jahrhundert
im Departement de l’Ourthe noch folgende Eisenwerke entstanden:
1705 1 Eisenspalterei, 1 Blechhammer, 1 Rohrhammer (usine à canon)
in der Gemeinde Vaux-s.-Chèvrem, 1721 1 Rohrhammer bei Chaud-
fontaine, und 1 Reckhammer zu Colonster, 1773 1 Blechhammer zu
Chaudfontaine. Im ganzen führt er 19 Rohrhämmer und 4 Eisen-
spaltereien auf. Für die Gewehrfabrikation bezog Lüttich das Eisen
aus der Eifel, der Stahl kam aus der Graftschaft Mark.

Zur Zeit der Vereinigung Belgiens mit Frankreich (1794) waren
in der Grafschaft Namur 45 Hochöfen mit einer täglichen Produktion
von etwa 42000 kg, oder einer Jahresproduktion von 14 Millionen
Kilogramm Roheisen, welches verfrischt wurde.

In Lüttich gab es damals 18 Hochöfen, welche ungefähr im Jahre
150000 kg Guſswaren und 2433000 kg Frischereiroheisen lieferten.

Lüttich hatte im vorigen Jahrhundert bedeutende Ausfuhr in
Poterieguſs. So kamen beispielsweise die sogen. Stahltöpfe oder Stahl-
groppen, sehr dünne, leichte, harte und spröde Töpfe von Guſseisen,
welche bis nach Schweden gingen, von Lüttich. Die Blechfabrikation
des lütticher Landes erfreute sich groſsen Rufes, besonders um 1790 die
Blechhämmer der Herren Grisard von Chaudfontaine, von Donnéa
zu Embourg und von Gossuin zu Grevignée.

Steinkohle verwendete man nur in den Ausheizfeuern und zum

1) Siehe Journal des Mines. Ann. IV.
2) J. Franquoy, Des progrès de la fabrication des fer dans le pays de Liège
1861, p. 76.
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[992/1006] Belgien. des Jahrhunderts, wo man zuerst bei Namur ein eisernes Cylinder- gebläse aufstellte, welches Baillot 1796 beschrieben hat 1). Zu Anfang des Jahrhunderts hatte die Regierung von Lüttich den Bau neuer Hochöfen für 25 Jahre verboten. 1734 wurde ein Ofen für Geschirrguſs (fabrication de la poterie de fer) bei dem Flecken Chauxhe in der Gemeinde Spirmont erbaut. Der Hochofen von Spaa lieferte ein gutes Roheisen, welches für die Blechwarenfabrikation verarbeitet und auf dem Hammerwerk la Bouxherie bei Theux verfrischt wurde. Aus diesem Blech wurde Küchengeschirr gemacht, welches vielfach ins Ausland ging. Die Nagelfabrikation beschäftigte im lütticher Land die meisten Hände, und zwar arbeiteten die Arbeiter meist zu Haus für Meister, welche ihre Ware den Kaufleuten ablieferten. Gegen die Erpressungen der Meister gegenüber den Arbeitern ist eine Verordnung vom 8. April 1743 gerichtet. Nach einer Tabelle von Franquoy 2) wären im 18. Jahrhundert im Departement de l’Ourthe noch folgende Eisenwerke entstanden: 1705 1 Eisenspalterei, 1 Blechhammer, 1 Rohrhammer (usine à canon) in der Gemeinde Vaux-s.-Chèvrem, 1721 1 Rohrhammer bei Chaud- fontaine, und 1 Reckhammer zu Colonster, 1773 1 Blechhammer zu Chaudfontaine. Im ganzen führt er 19 Rohrhämmer und 4 Eisen- spaltereien auf. Für die Gewehrfabrikation bezog Lüttich das Eisen aus der Eifel, der Stahl kam aus der Graftschaft Mark. Zur Zeit der Vereinigung Belgiens mit Frankreich (1794) waren in der Grafschaft Namur 45 Hochöfen mit einer täglichen Produktion von etwa 42000 kg, oder einer Jahresproduktion von 14 Millionen Kilogramm Roheisen, welches verfrischt wurde. In Lüttich gab es damals 18 Hochöfen, welche ungefähr im Jahre 150000 kg Guſswaren und 2433000 kg Frischereiroheisen lieferten. Lüttich hatte im vorigen Jahrhundert bedeutende Ausfuhr in Poterieguſs. So kamen beispielsweise die sogen. Stahltöpfe oder Stahl- groppen, sehr dünne, leichte, harte und spröde Töpfe von Guſseisen, welche bis nach Schweden gingen, von Lüttich. Die Blechfabrikation des lütticher Landes erfreute sich groſsen Rufes, besonders um 1790 die Blechhämmer der Herren Grisard von Chaudfontaine, von Donnéa zu Embourg und von Gossuin zu Grevignée. Steinkohle verwendete man nur in den Ausheizfeuern und zum 1) Siehe Journal des Mines. Ann. IV. 2) J. Franquoy, Des progrès de la fabrication des fer dans le pays de Liège 1861, p. 76.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 992. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1006>, abgerufen am 21.11.2024.