Über das Schicksal der Eisenwerke des Saargebietes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist noch folgendes zu berichten.
Das Neunkirchener Eisenwerk war 1748 an Thomas von Stockum und Söhne in Frankfurt a. M. unter für den Fürsten günstigeren Bedingungen wie früher verpachtet worden. Sie hatten 5000 Klafter Holz zum Preise von 4000 Gulden zu beziehen, einen "Kanon" von jährlich 3500 Gulden zu entrichten und ausserdem der Herrschaft, "was zur Hoffstatt und Bauwesen erforderlich, an Stab-, Zain- und Klein-Eisen, wie auch die Potterie Waare um 5 Gld., die Sandguss-Waare umb 3 Gld." den Centner zu verabfolgen.
Das Werk bestand damals aus 1 Hochofen, 1 grossen Hammerwerk mit 2 Läuteröfen, 1 Rennfeuer, 1 kleinen Hammer, 1 Stahlhammer, 1 Formhaus u. s. w. Den Pächtern wurde 1749 erlaubt, noch eine zweite Schmelze "am Hasselbächer Weyher" zu erbauen. Diese neue Schmelze, später die "Schmeltz an der Sinnerbach" genannt, um- fasste 1 Hochofen, Sandgiesserei, Formhaus, Erzwäsche etc.
Die von Stockum behielten die Neunkirchener Werke in Pacht bis zum 20. August 1782, worauf sie an die "Ferm Societät" Le Clerc, Joly et Comp., welche bereits seit mehreren Jahren fast sämtliche übrigen Eisenhütten des Fürsten von Nassau-Saarbrücken gepachtet hatten, übergingen.
Die Eisenhütte zu Geislautern war 1750 an ein jüdisches Kon- sortium auf 19 Jahre in Pacht gegeben worden. Sie umfasste 1751 ausser den früheren Anlagen einen zweiten Schmelzofen, ein Schneide- werk und einen Stahlhammer. 1766 wurde sie mit der Fischbacher Hütte an Gebr. Beer et Comp. und am 10. Oktober 1776 an die Ferm Societät Le Clerc, Joly et Comp. verpachtet. Seit den 70er Jahren wurde hier Weissblech gemacht und zwar zwei Sorten: dunkles mit 1/10 Bleizusatz für Dachrinnen und helles für Koch- geschirre.
Die Sulzbacher Hütte ging 1776 ein und wurde in herrschaftliche Beamtenwohnungen umgebaut.
Die Halberger Hütte, die 1756 durch Umbau der Oberbrebacher Mühle entstanden war, wurde anfangs von der Herrschaft betrieben, aber bereits nach 2 Jahren sah sich der Fürst aus Geldverlegenheit gezwungen, auch dieses neue Werk an jüdische Unternehmer zu ver- pachten. 1767 legten die Pächter einen Kupferhammer an. 1768 wurde die Hütte zugleich mit der Sulzbacher Schmelze und einem neu zu erbauenden Drahtzug unter der Bedingung, sie mit Steinkohlen
Westfalen und die Rheinlande.
Über das Schicksal der Eisenwerke des Saargebietes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist noch folgendes zu berichten.
Das Neunkirchener Eisenwerk war 1748 an Thomas von Stockum und Söhne in Frankfurt a. M. unter für den Fürsten günstigeren Bedingungen wie früher verpachtet worden. Sie hatten 5000 Klafter Holz zum Preise von 4000 Gulden zu beziehen, einen „Kanon“ von jährlich 3500 Gulden zu entrichten und auſserdem der Herrschaft, „was zur Hoffstatt und Bauwesen erforderlich, an Stab-, Zain- und Klein-Eisen, wie auch die Potterie Waare um 5 Gld., die Sandguſs-Waare umb 3 Gld.“ den Centner zu verabfolgen.
Das Werk bestand damals aus 1 Hochofen, 1 groſsen Hammerwerk mit 2 Läuteröfen, 1 Rennfeuer, 1 kleinen Hammer, 1 Stahlhammer, 1 Formhaus u. s. w. Den Pächtern wurde 1749 erlaubt, noch eine zweite Schmelze „am Hasselbächer Weyher“ zu erbauen. Diese neue Schmelze, später die „Schmeltz an der Sinnerbach“ genannt, um- faſste 1 Hochofen, Sandgieſserei, Formhaus, Erzwäsche etc.
Die von Stockum behielten die Neunkirchener Werke in Pacht bis zum 20. August 1782, worauf sie an die „Ferm Societät“ Le Clerc, Joly et Comp., welche bereits seit mehreren Jahren fast sämtliche übrigen Eisenhütten des Fürsten von Nassau-Saarbrücken gepachtet hatten, übergingen.
Die Eisenhütte zu Geislautern war 1750 an ein jüdisches Kon- sortium auf 19 Jahre in Pacht gegeben worden. Sie umfaſste 1751 auſser den früheren Anlagen einen zweiten Schmelzofen, ein Schneide- werk und einen Stahlhammer. 1766 wurde sie mit der Fischbacher Hütte an Gebr. Beer et Comp. und am 10. Oktober 1776 an die Ferm Societät Le Clerc, Joly et Comp. verpachtet. Seit den 70er Jahren wurde hier Weiſsblech gemacht und zwar zwei Sorten: dunkles mit 1/10 Bleizusatz für Dachrinnen und helles für Koch- geschirre.
Die Sulzbacher Hütte ging 1776 ein und wurde in herrschaftliche Beamtenwohnungen umgebaut.
Die Halberger Hütte, die 1756 durch Umbau der Oberbrebacher Mühle entstanden war, wurde anfangs von der Herrschaft betrieben, aber bereits nach 2 Jahren sah sich der Fürst aus Geldverlegenheit gezwungen, auch dieses neue Werk an jüdische Unternehmer zu ver- pachten. 1767 legten die Pächter einen Kupferhammer an. 1768 wurde die Hütte zugleich mit der Sulzbacher Schmelze und einem neu zu erbauenden Drahtzug unter der Bedingung, sie mit Steinkohlen
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Westfalen und die Rheinlande.
Über das Schicksal der Eisenwerke des Saargebietes in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist noch folgendes zu berichten.
Das Neunkirchener Eisenwerk war 1748 an Thomas von
Stockum und Söhne in Frankfurt a. M. unter für den Fürsten
günstigeren Bedingungen wie früher verpachtet worden. Sie hatten
5000 Klafter Holz zum Preise von 4000 Gulden zu beziehen, einen
„Kanon“ von jährlich 3500 Gulden zu entrichten und auſserdem der
Herrschaft, „was zur Hoffstatt und Bauwesen erforderlich, an Stab-,
Zain- und Klein-Eisen, wie auch die Potterie Waare um 5 Gld., die
Sandguſs-Waare umb 3 Gld.“ den Centner zu verabfolgen.
Das Werk bestand damals aus 1 Hochofen, 1 groſsen Hammerwerk
mit 2 Läuteröfen, 1 Rennfeuer, 1 kleinen Hammer, 1 Stahlhammer,
1 Formhaus u. s. w. Den Pächtern wurde 1749 erlaubt, noch eine
zweite Schmelze „am Hasselbächer Weyher“ zu erbauen. Diese neue
Schmelze, später die „Schmeltz an der Sinnerbach“ genannt, um-
faſste 1 Hochofen, Sandgieſserei, Formhaus, Erzwäsche etc.
Die von Stockum behielten die Neunkirchener Werke in
Pacht bis zum 20. August 1782, worauf sie an die „Ferm Societät“
Le Clerc, Joly et Comp., welche bereits seit mehreren Jahren fast
sämtliche übrigen Eisenhütten des Fürsten von Nassau-Saarbrücken
gepachtet hatten, übergingen.
Die Eisenhütte zu Geislautern war 1750 an ein jüdisches Kon-
sortium auf 19 Jahre in Pacht gegeben worden. Sie umfaſste 1751
auſser den früheren Anlagen einen zweiten Schmelzofen, ein Schneide-
werk und einen Stahlhammer. 1766 wurde sie mit der Fischbacher
Hütte an Gebr. Beer et Comp. und am 10. Oktober 1776 an die
Ferm Societät Le Clerc, Joly et Comp. verpachtet. Seit den
70er Jahren wurde hier Weiſsblech gemacht und zwar zwei Sorten:
dunkles mit 1/10 Bleizusatz für Dachrinnen und helles für Koch-
geschirre.
Die Sulzbacher Hütte ging 1776 ein und wurde in herrschaftliche
Beamtenwohnungen umgebaut.
Die Halberger Hütte, die 1756 durch Umbau der Oberbrebacher
Mühle entstanden war, wurde anfangs von der Herrschaft betrieben,
aber bereits nach 2 Jahren sah sich der Fürst aus Geldverlegenheit
gezwungen, auch dieses neue Werk an jüdische Unternehmer zu ver-
pachten. 1767 legten die Pächter einen Kupferhammer an. 1768
wurde die Hütte zugleich mit der Sulzbacher Schmelze und einem
neu zu erbauenden Drahtzug unter der Bedingung, sie mit Steinkohlen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1001>, abgerufen am 22.11.2024.
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