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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
für die Herstellung von Draht- und Nageleisen, spielten. Sie waren
vermutlich in Nürnberg erfunden und dort bereits 1530 in An-
wendung (siehe S. 513). Von Deutschland kamen sie bereits im
16. Jahrhundert nach England, von wo die ersten Nachrichten aus
dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammen.

Sicher ist, dass Sir Bevis Bulmer im Jahre 1606 von König
Karl I. ein Patent erhielt für eine neue Art von Maschine oder Werk-
zeug 1), welche nur durch Wasserkraft in Bewegung gesetzt wurde,
um damit auf eine raschere und bessere Weise Eisen in schmale
Stäbe oder Ruthen zu verwandeln, um daraus Nägel zu fabrizieren,
welches für die Nagelfabrikation von grossem Nutzen sein würde;
zur Ersparnis des vielen Abfalls, der bei der jetzigen Art des
Schneidens entsteht, wegen der vielen nötigen Hitzen und der
schlechten Instrumente.

Nachdem die Frist für dieses Patent abgelaufen war, erhielt
Clement Dawbeny 1618 für dieselbe Erfindung einer Maschine,
um Eisen in schmale Stäbe für Ruthen zur Nagelfabrikation zu zer-
schneiden, die darin aber rückhaltslos Sir Bevis Bulmer zuerkannt
wird, ein neues Patent, und als dieses wiederum abgelaufen war,
wurde es nochmals erneuert. Aus dem Schriftsatz, welcher dieser
letzten Bewilligung beigegeben ist, geht hervor, dass die Regierung
ebenso wie der Erfinder die hohe wirtschaftliche Bedeutung dieser
Erfindung würdigte.

Es ist nirgends gesagt, dass das Schneiden durch Schneide-
scheiben geschähe, da aber die Anwendung der Wasserkraft, also
eines Wasserrades, besonders hervorgehoben wird, so lässt sich dies
wohl annehmen.

Karsten befindet sich deshalb im Irrtum, wenn er sagt (S. 1007):
"Die Schneidewerke scheinen in der Mitte des 17. Jahrhunderts zuerst
in Lothringen aufgekommen zu sein."

Swedenborg, dem wir die älteste Abbildung eines Eisen-
werkes verdanken, giebt an, sie seien im Lütticher Lande erfunden
und hätten sich von da aus nach andern Ländern verbreitet 2).


1) A new and Compendious forme or Kinde of Engine or Instrument to be put
in vse, driven, and wrought withall by Water or Waterworkes, as well for the
concerning a Quicker and more Apt and Speedy Ways and meanes then theretofore
knowne.... for, in, and about the Cutting and making of Iron into small Barrs
for Rodds to serve for the Making of Nayles.
2) Swedenborgius de ferro § 27 "Circa Leodium hinc et inde sparsa sunt
opera, quorum ope attenuatur ferrum et in contos minores secatur, praeterquod
tales machinae etiam Germaniae ut et Angliae sunt constructae".

Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
für die Herstellung von Draht- und Nageleisen, spielten. Sie waren
vermutlich in Nürnberg erfunden und dort bereits 1530 in An-
wendung (siehe S. 513). Von Deutschland kamen sie bereits im
16. Jahrhundert nach England, von wo die ersten Nachrichten aus
dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammen.

Sicher ist, daſs Sir Bevis Bulmer im Jahre 1606 von König
Karl I. ein Patent erhielt für eine neue Art von Maschine oder Werk-
zeug 1), welche nur durch Wasserkraft in Bewegung gesetzt wurde,
um damit auf eine raschere und bessere Weise Eisen in schmale
Stäbe oder Ruthen zu verwandeln, um daraus Nägel zu fabrizieren,
welches für die Nagelfabrikation von groſsem Nutzen sein würde;
zur Ersparnis des vielen Abfalls, der bei der jetzigen Art des
Schneidens entsteht, wegen der vielen nötigen Hitzen und der
schlechten Instrumente.

Nachdem die Frist für dieses Patent abgelaufen war, erhielt
Clement Dawbeny 1618 für dieselbe Erfindung einer Maschine,
um Eisen in schmale Stäbe für Ruthen zur Nagelfabrikation zu zer-
schneiden, die darin aber rückhaltslos Sir Bevis Bulmer zuerkannt
wird, ein neues Patent, und als dieses wiederum abgelaufen war,
wurde es nochmals erneuert. Aus dem Schriftsatz, welcher dieser
letzten Bewilligung beigegeben ist, geht hervor, daſs die Regierung
ebenso wie der Erfinder die hohe wirtschaftliche Bedeutung dieser
Erfindung würdigte.

Es ist nirgends gesagt, daſs das Schneiden durch Schneide-
scheiben geschähe, da aber die Anwendung der Wasserkraft, also
eines Wasserrades, besonders hervorgehoben wird, so läſst sich dies
wohl annehmen.

Karsten befindet sich deshalb im Irrtum, wenn er sagt (S. 1007):
„Die Schneidewerke scheinen in der Mitte des 17. Jahrhunderts zuerst
in Lothringen aufgekommen zu sein.“

Swedenborg, dem wir die älteste Abbildung eines Eisen-
werkes verdanken, giebt an, sie seien im Lütticher Lande erfunden
und hätten sich von da aus nach andern Ländern verbreitet 2).


1) A new and Compendious forme or Kinde of Engine or Instrument to be put
in vse, driven, and wrought withall by Water or Waterworkes, as well for the
concerning a Quicker and more Apt and Speedy Ways and meanes then theretofore
knowne.... for, in, and about the Cutting and making of Iron into small Barrs
for Rodds to serve for the Making of Nayles.
2) Swedenborgius de ferro § 27 „Circa Leodium hinc et inde sparsa sunt
opera, quorum ope attenuatur ferrum et in contos minores secatur, praeterquod
tales machinae etiam Germaniae ut et Angliae sunt constructae“.
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[952/0974] Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert. für die Herstellung von Draht- und Nageleisen, spielten. Sie waren vermutlich in Nürnberg erfunden und dort bereits 1530 in An- wendung (siehe S. 513). Von Deutschland kamen sie bereits im 16. Jahrhundert nach England, von wo die ersten Nachrichten aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammen. Sicher ist, daſs Sir Bevis Bulmer im Jahre 1606 von König Karl I. ein Patent erhielt für eine neue Art von Maschine oder Werk- zeug 1), welche nur durch Wasserkraft in Bewegung gesetzt wurde, um damit auf eine raschere und bessere Weise Eisen in schmale Stäbe oder Ruthen zu verwandeln, um daraus Nägel zu fabrizieren, welches für die Nagelfabrikation von groſsem Nutzen sein würde; zur Ersparnis des vielen Abfalls, der bei der jetzigen Art des Schneidens entsteht, wegen der vielen nötigen Hitzen und der schlechten Instrumente. Nachdem die Frist für dieses Patent abgelaufen war, erhielt Clement Dawbeny 1618 für dieselbe Erfindung einer Maschine, um Eisen in schmale Stäbe für Ruthen zur Nagelfabrikation zu zer- schneiden, die darin aber rückhaltslos Sir Bevis Bulmer zuerkannt wird, ein neues Patent, und als dieses wiederum abgelaufen war, wurde es nochmals erneuert. Aus dem Schriftsatz, welcher dieser letzten Bewilligung beigegeben ist, geht hervor, daſs die Regierung ebenso wie der Erfinder die hohe wirtschaftliche Bedeutung dieser Erfindung würdigte. Es ist nirgends gesagt, daſs das Schneiden durch Schneide- scheiben geschähe, da aber die Anwendung der Wasserkraft, also eines Wasserrades, besonders hervorgehoben wird, so läſst sich dies wohl annehmen. Karsten befindet sich deshalb im Irrtum, wenn er sagt (S. 1007): „Die Schneidewerke scheinen in der Mitte des 17. Jahrhunderts zuerst in Lothringen aufgekommen zu sein.“ Swedenborg, dem wir die älteste Abbildung eines Eisen- werkes verdanken, giebt an, sie seien im Lütticher Lande erfunden und hätten sich von da aus nach andern Ländern verbreitet 2). 1) A new and Compendious forme or Kinde of Engine or Instrument to be put in vse, driven, and wrought withall by Water or Waterworkes, as well for the concerning a Quicker and more Apt and Speedy Ways and meanes then theretofore knowne.... for, in, and about the Cutting and making of Iron into small Barrs for Rodds to serve for the Making of Nayles. 2) Swedenborgius de ferro § 27 „Circa Leodium hinc et inde sparsa sunt opera, quorum ope attenuatur ferrum et in contos minores secatur, praeterquod tales machinae etiam Germaniae ut et Angliae sunt constructae“.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/974>, abgerufen am 22.11.2024.