im koburgischen Dorfe Schmalebuche gewesen, diese hätten zuerst hölzerne Blasebälge erfunden; sie hätten ihre Erfindung geheim ge- halten. Nach Tölle und Gärtner sei Schellhorn ein Zimmer- mann gewesen. Derselbe habe sich eine schwere hölzerne Lade ge- macht. Bei dem Niederfallen des Deckels sei ihm ein so starker Windstrom entgegengekommen, dass ihn dies auf die Idee des Holz- blasebalges gebracht habe. Die Angabe Reyhers, deren Ursprung der Zeit der Erfindung am nächsten steht, hat viel innere Wahr- scheinlichkeit; jedenfalls mehr als die Mitteilung Schlüters1), dass die Erfindung der Holzbälge von einem Bischof von Bamberg her- rühre. Es müsste dies der Zeit nach Joh. Gottfried von Asch- hausen, der von 1609 bis 1622 auf dem bischöflichen Stuhl sass, gewesen sein. Quantz schreibt in seiner Geschichte von Schmal- kalden, dass sie dort von Paul Hofmann, der in Suhl gebürtig war und im Jahre 1596 zu Kleinschmalkalden, einem Dorfe zwei Stunden über der Stadt Schmalkalden, ein Schmelz- und Hammerwerk ge- kauft hatte, zuerst eingeführt worden seien. Sie müssten demnach schon früher bekannt gewesen sein.
Jenes Schmelz- und Hammerwerk existierte zu Quantz' Zeiten nicht mehr, auf der Stelle desselben war ein Haus gebaut, das von dem damaligen Balgenmacher Jacob Hofmann, der eine Gross- enkelin jenes Paul Hofmann zur Frau hatte, bewohnt wurde. Schlüter bestätigt, dass die Holzbälge seit 1620 am Unterharz, wohin sie aus dem Bambergischen gekommen seien, in Gebrauch kamen. Calvör erzählt die Einführung am Oberharz folgender- massen: 1621 habe Ludwig Pfannenschmidt aus dem Thürin- gischen sich zu Astfelde bei Goslar niedergelassen und angefangen hölzerne Blasebälge zu machen 2). Daraufhin hätten ihm die dortigen Balgenmacher den Tod geschworen, wogegen er aber von der Obrig- keit geschützt worden sei und seine hölzernen Bälge erst am Unter- harz und, als man sie sehr vorteilhaft gefunden, auch darauf auf dem Oberharz eingeführt worden wären. Er wollte seine Kunst niemanden als nur seinem Sohne lehren, und es blieb deshalb die Kunst bei seiner Familie, wie denn auch noch vor wenig Jahren sein Enkel die Ver- fertigung aller Bälge des ganzen Harzes besorgt habe. Anfänglich waren für die Wartung und Ausbesserung der Holzbälge auf den ein- seitigen Hütten am Harz jährlich 50 Rthlr. bezahlt worden, welcher
1)Schlüter, Unterricht von Hüttenwerken, 1738, S. 51.
2)Tiemann bezeichnet diesen L. Pfannenschmidt als den Erfinder derselben.
Gebläse im 17. Jahrhundert.
im koburgischen Dorfe Schmalebuche gewesen, diese hätten zuerst hölzerne Blasebälge erfunden; sie hätten ihre Erfindung geheim ge- halten. Nach Tölle und Gärtner sei Schellhorn ein Zimmer- mann gewesen. Derselbe habe sich eine schwere hölzerne Lade ge- macht. Bei dem Niederfallen des Deckels sei ihm ein so starker Windstrom entgegengekommen, daſs ihn dies auf die Idee des Holz- blasebalges gebracht habe. Die Angabe Reyhers, deren Ursprung der Zeit der Erfindung am nächsten steht, hat viel innere Wahr- scheinlichkeit; jedenfalls mehr als die Mitteilung Schlüters1), daſs die Erfindung der Holzbälge von einem Bischof von Bamberg her- rühre. Es müſste dies der Zeit nach Joh. Gottfried von Asch- hausen, der von 1609 bis 1622 auf dem bischöflichen Stuhl saſs, gewesen sein. Quantz schreibt in seiner Geschichte von Schmal- kalden, daſs sie dort von Paul Hofmann, der in Suhl gebürtig war und im Jahre 1596 zu Kleinschmalkalden, einem Dorfe zwei Stunden über der Stadt Schmalkalden, ein Schmelz- und Hammerwerk ge- kauft hatte, zuerst eingeführt worden seien. Sie müſsten demnach schon früher bekannt gewesen sein.
Jenes Schmelz- und Hammerwerk existierte zu Quantz’ Zeiten nicht mehr, auf der Stelle desſelben war ein Haus gebaut, das von dem damaligen Balgenmacher Jacob Hofmann, der eine Groſs- enkelin jenes Paul Hofmann zur Frau hatte, bewohnt wurde. Schlüter bestätigt, daſs die Holzbälge seit 1620 am Unterharz, wohin sie aus dem Bambergischen gekommen seien, in Gebrauch kamen. Calvör erzählt die Einführung am Oberharz folgender- maſsen: 1621 habe Ludwig Pfannenschmidt aus dem Thürin- gischen sich zu Astfelde bei Goslar niedergelassen und angefangen hölzerne Blasebälge zu machen 2). Daraufhin hätten ihm die dortigen Balgenmacher den Tod geschworen, wogegen er aber von der Obrig- keit geschützt worden sei und seine hölzernen Bälge erst am Unter- harz und, als man sie sehr vorteilhaft gefunden, auch darauf auf dem Oberharz eingeführt worden wären. Er wollte seine Kunst niemanden als nur seinem Sohne lehren, und es blieb deshalb die Kunst bei seiner Familie, wie denn auch noch vor wenig Jahren sein Enkel die Ver- fertigung aller Bälge des ganzen Harzes besorgt habe. Anfänglich waren für die Wartung und Ausbesserung der Holzbälge auf den ein- seitigen Hütten am Harz jährlich 50 Rthlr. bezahlt worden, welcher
1)Schlüter, Unterricht von Hüttenwerken, 1738, S. 51.
2)Tiemann bezeichnet diesen L. Pfannenschmidt als den Erfinder derselben.
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Gebläse im 17. Jahrhundert.
im koburgischen Dorfe Schmalebuche gewesen, diese hätten zuerst
hölzerne Blasebälge erfunden; sie hätten ihre Erfindung geheim ge-
halten. Nach Tölle und Gärtner sei Schellhorn ein Zimmer-
mann gewesen. Derselbe habe sich eine schwere hölzerne Lade ge-
macht. Bei dem Niederfallen des Deckels sei ihm ein so starker
Windstrom entgegengekommen, daſs ihn dies auf die Idee des Holz-
blasebalges gebracht habe. Die Angabe Reyhers, deren Ursprung
der Zeit der Erfindung am nächsten steht, hat viel innere Wahr-
scheinlichkeit; jedenfalls mehr als die Mitteilung Schlüters 1), daſs
die Erfindung der Holzbälge von einem Bischof von Bamberg her-
rühre. Es müſste dies der Zeit nach Joh. Gottfried von Asch-
hausen, der von 1609 bis 1622 auf dem bischöflichen Stuhl saſs,
gewesen sein. Quantz schreibt in seiner Geschichte von Schmal-
kalden, daſs sie dort von Paul Hofmann, der in Suhl gebürtig war
und im Jahre 1596 zu Kleinschmalkalden, einem Dorfe zwei Stunden
über der Stadt Schmalkalden, ein Schmelz- und Hammerwerk ge-
kauft hatte, zuerst eingeführt worden seien. Sie müſsten demnach
schon früher bekannt gewesen sein.
Jenes Schmelz- und Hammerwerk existierte zu Quantz’ Zeiten
nicht mehr, auf der Stelle desſelben war ein Haus gebaut, das von
dem damaligen Balgenmacher Jacob Hofmann, der eine Groſs-
enkelin jenes Paul Hofmann zur Frau hatte, bewohnt wurde.
Schlüter bestätigt, daſs die Holzbälge seit 1620 am Unterharz,
wohin sie aus dem Bambergischen gekommen seien, in Gebrauch
kamen. Calvör erzählt die Einführung am Oberharz folgender-
maſsen: 1621 habe Ludwig Pfannenschmidt aus dem Thürin-
gischen sich zu Astfelde bei Goslar niedergelassen und angefangen
hölzerne Blasebälge zu machen 2). Daraufhin hätten ihm die dortigen
Balgenmacher den Tod geschworen, wogegen er aber von der Obrig-
keit geschützt worden sei und seine hölzernen Bälge erst am Unter-
harz und, als man sie sehr vorteilhaft gefunden, auch darauf auf dem
Oberharz eingeführt worden wären. Er wollte seine Kunst niemanden
als nur seinem Sohne lehren, und es blieb deshalb die Kunst bei seiner
Familie, wie denn auch noch vor wenig Jahren sein Enkel die Ver-
fertigung aller Bälge des ganzen Harzes besorgt habe. Anfänglich
waren für die Wartung und Ausbesserung der Holzbälge auf den ein-
seitigen Hütten am Harz jährlich 50 Rthlr. bezahlt worden, welcher
1) Schlüter, Unterricht von Hüttenwerken, 1738, S. 51.
2) Tiemann bezeichnet diesen L. Pfannenschmidt als den Erfinder
derselben.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/964>, abgerufen am 22.11.2024.
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