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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England.

Die englischen Schwertschmiede verarbeiteten mit Vorliebe spani-
sches Eisen.

Feld- und Belagerungsgeschütze wurden von den Engländern
schon früh verwendet. Bekannt ist, dass die Schlacht von Cressy
1346 hauptsächlich durch die englischen Geschütze gewonnen
wurde. Diese, sowie die Munition, wurden im Auslande gekauft
oder in dem englischen Frankreich hergestellt. In den Rechnungen
der Kriegskasse (of the Treasurer of War) findet sich bereits im
Jahre 1338 ein Ausgabeposten: "an Henry de Faumichan für
Schiesspulver und sonstigen Bedarf für die Kanonen zu der Belagerung
von Puii Guillaume". 1378 wurden aber, wie es scheint, auch be-
reits Kanonen in England angefertigt, denn König Richard II. gab in
diesem Jahre Thomas Norwich den Auftrag, zwei grosse und zwei
kleine Kanonen in London oder einem andern Platze zu kaufen.

Die 400 Geschütze, welche die Engländer bei der Belagerung von
St. Malo hatten, waren wohl zum grösseren Teile Handkanonen. Alle
diese Geschütze waren aus Eisen geschmiedet. Der Guss von Kanonen
kam in England erst im 16. Jahrhundert auf.

Bessere Waffen wurden grossenteils aus dem Auslande bezogen.
Schon Heinrich Bolingbroke rüstete sich mit mailändischen Waf-
fen aus.

Genauere Nachrichten über das englische Bewaffnungswesen be-
sitzen wir aus der Regierungszeit Heinrichs VIII., der grosses Inter-
esse am Waffenwesen nahm. Von dem ersten Jahre seiner Regierung
(1509) an wurden Waffen und Kriegsgerät vom Auslande verschrieben
und eingeführt, und zwar aus Deutschland, Italien und Frankreich 1).

1509 verkaufen Louis de Fava und Leonhard Friscobald,
beides Italiener, grosse Vorräte von Kriegswaffen an den König. --

1511 entsendet König Heinrich den Richard Jerningham
und zwei andere Edelleute seines Hofes nach Deutschland und Italien,
um Waffen und Kriegsgerät zu kaufen. Einiges davon war für seinen
eigenen Gebrauch; aber ausserdem berichtet Jerningham 1513,
dass er einen sehr vorteilhaften Handel in deutschen Rüstungen
("Almain rivets") für 5000 Fusssoldaten in Mailand abgeschlossen
habe. Etwa um dieselbe Zeit hatte Heinrich durch Wolsey mit
einem florentinischen Kaufmanne Guy de Portenary für 2000 Al-
main rivets abgeschlossen, und hierbei erfahren wir auch, was man

1) Siehe A letter of Sir Henry Lee, 1590, on the trial of Iron for Ar-
mour by H. A. Dillon in "Archaeologica", 2. Ser., Vol. I, London 1888.
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England.

Die englischen Schwertschmiede verarbeiteten mit Vorliebe spani-
sches Eisen.

Feld- und Belagerungsgeschütze wurden von den Engländern
schon früh verwendet. Bekannt ist, daſs die Schlacht von Cressy
1346 hauptsächlich durch die englischen Geschütze gewonnen
wurde. Diese, sowie die Munition, wurden im Auslande gekauft
oder in dem englischen Frankreich hergestellt. In den Rechnungen
der Kriegskasse (of the Treasurer of War) findet sich bereits im
Jahre 1338 ein Ausgabeposten: „an Henry de Faumichan für
Schieſspulver und sonstigen Bedarf für die Kanonen zu der Belagerung
von Puii Guillaume“. 1378 wurden aber, wie es scheint, auch be-
reits Kanonen in England angefertigt, denn König Richard II. gab in
diesem Jahre Thomas Norwich den Auftrag, zwei groſse und zwei
kleine Kanonen in London oder einem andern Platze zu kaufen.

Die 400 Geschütze, welche die Engländer bei der Belagerung von
St. Malo hatten, waren wohl zum gröſseren Teile Handkanonen. Alle
diese Geschütze waren aus Eisen geschmiedet. Der Guſs von Kanonen
kam in England erst im 16. Jahrhundert auf.

Bessere Waffen wurden groſsenteils aus dem Auslande bezogen.
Schon Heinrich Bolingbroke rüstete sich mit mailändischen Waf-
fen aus.

Genauere Nachrichten über das englische Bewaffnungswesen be-
sitzen wir aus der Regierungszeit Heinrichs VIII., der groſses Inter-
esse am Waffenwesen nahm. Von dem ersten Jahre seiner Regierung
(1509) an wurden Waffen und Kriegsgerät vom Auslande verschrieben
und eingeführt, und zwar aus Deutschland, Italien und Frankreich 1).

1509 verkaufen Louis de Fava und Leonhard Friscobald,
beides Italiener, groſse Vorräte von Kriegswaffen an den König. —

1511 entsendet König Heinrich den Richard Jerningham
und zwei andere Edelleute seines Hofes nach Deutschland und Italien,
um Waffen und Kriegsgerät zu kaufen. Einiges davon war für seinen
eigenen Gebrauch; aber auſserdem berichtet Jerningham 1513,
daſs er einen sehr vorteilhaften Handel in deutschen Rüstungen
(„Almain rivets“) für 5000 Fuſssoldaten in Mailand abgeschlossen
habe. Etwa um dieselbe Zeit hatte Heinrich durch Wolsey mit
einem florentinischen Kaufmanne Guy de Portenary für 2000 Al-
main rivets abgeschlossen, und hierbei erfahren wir auch, was man

1) Siehe A letter of Sir Henry Lee, 1590, on the trial of Iron for Ar-
mour by H. A. Dillon in „Archaeologica“, 2. Ser., Vol. I, London 1888.
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[883/0903] England. Die englischen Schwertschmiede verarbeiteten mit Vorliebe spani- sches Eisen. Feld- und Belagerungsgeschütze wurden von den Engländern schon früh verwendet. Bekannt ist, daſs die Schlacht von Cressy 1346 hauptsächlich durch die englischen Geschütze gewonnen wurde. Diese, sowie die Munition, wurden im Auslande gekauft oder in dem englischen Frankreich hergestellt. In den Rechnungen der Kriegskasse (of the Treasurer of War) findet sich bereits im Jahre 1338 ein Ausgabeposten: „an Henry de Faumichan für Schieſspulver und sonstigen Bedarf für die Kanonen zu der Belagerung von Puii Guillaume“. 1378 wurden aber, wie es scheint, auch be- reits Kanonen in England angefertigt, denn König Richard II. gab in diesem Jahre Thomas Norwich den Auftrag, zwei groſse und zwei kleine Kanonen in London oder einem andern Platze zu kaufen. Die 400 Geschütze, welche die Engländer bei der Belagerung von St. Malo hatten, waren wohl zum gröſseren Teile Handkanonen. Alle diese Geschütze waren aus Eisen geschmiedet. Der Guſs von Kanonen kam in England erst im 16. Jahrhundert auf. Bessere Waffen wurden groſsenteils aus dem Auslande bezogen. Schon Heinrich Bolingbroke rüstete sich mit mailändischen Waf- fen aus. Genauere Nachrichten über das englische Bewaffnungswesen be- sitzen wir aus der Regierungszeit Heinrichs VIII., der groſses Inter- esse am Waffenwesen nahm. Von dem ersten Jahre seiner Regierung (1509) an wurden Waffen und Kriegsgerät vom Auslande verschrieben und eingeführt, und zwar aus Deutschland, Italien und Frankreich 1). 1509 verkaufen Louis de Fava und Leonhard Friscobald, beides Italiener, groſse Vorräte von Kriegswaffen an den König. — 1511 entsendet König Heinrich den Richard Jerningham und zwei andere Edelleute seines Hofes nach Deutschland und Italien, um Waffen und Kriegsgerät zu kaufen. Einiges davon war für seinen eigenen Gebrauch; aber auſserdem berichtet Jerningham 1513, daſs er einen sehr vorteilhaften Handel in deutschen Rüstungen („Almain rivets“) für 5000 Fuſssoldaten in Mailand abgeschlossen habe. Etwa um dieselbe Zeit hatte Heinrich durch Wolsey mit einem florentinischen Kaufmanne Guy de Portenary für 2000 Al- main rivets abgeschlossen, und hierbei erfahren wir auch, was man 1) Siehe A letter of Sir Henry Lee, 1590, on the trial of Iron for Ar- mour by H. A. Dillon in „Archaeologica“, 2. Ser., Vol. I, London 1888. 56*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/903>, abgerufen am 22.11.2024.