praktischem Inhalt und zeigt, mit jenem verglichen, recht deutlich den bedeutenden Fortschritt der Technik im Laufe des 16. Jahr- hunderts. Was er über Bergbau und Hüttenkunde mitteilt, ist meist aus Biringuccios Pyrotechnia entnommen, doch findet man auch viele originelle Mitteilungen, namentlich über die Kleineisengewerbe. So handelt z. B. der 46. Diskurs: "Von Schmieden insgemein, in specie aber von Grobschmiedten, Kupferschmiedten, Messerschmiedten, Waffen- schmiedten, Schlossern, Scheerschmiedten, Schleiffern, Zinngiessern, Spengelern oder Laternenmachern, Nadelmachern, Täschenbeschlagern, Sporern, Gürtlern und Huffschmiedten." Der 69. Diskurs, der über- schrieben ist: "Von Bergleuten, von Rothgiessern und sonderlich von Geschütz- und Glockengiessern", behandelt zunächst das Aufsuchen der Erze und Erzmittel, das Schürfen, Probieren und Rösten der Erze, die Anlage des Bergwerkes, die Einteilung der Mineralien, die Ansichten über die Natur der Metalle, das Vorkommen derselben, die Kunst des Giessens und Formens besonders von Glocken und Kanonen, wobei wieder hauptsächlich Vanuccio ausgeschrieben ist.
So gab es also nach dem Mitgeteilten im 16. Jahrhundert bereits eine Litteratur des Eisens, wenn dieselbe auch zumeist nur in ver- schiedenen Werken eingestreut ist. Was sie uns bietet, giebt nur ein unvollständiges Bild der Eisentechnik jener Periode. Zur Vervoll- ständigung desselben müssen noch viele andere Quellen herangezogen werden.
Über die Verwendung des Eisens zur Bewaffnung finden wir vieles in den Kriegsbüchern, die eine eigenartige Litteratur bilden und von denen wir die des Leonhard Fronsperger 1557 und des Grafen Reinhard zu Solms 1559 besonders namhaft machen. Manches findet sich in Chroniken, wie z. B. besonders in der Meissnischen Chronik des Albinus vom Jahre 1589.
Wichtige Aufschlüsse geben die Berg- und Hüttenordnungen, die Hammerwerkseinigungen, von denen besonders die Sulzbacher zu er- wähnen ist. Auch aus den Waldordnungen und den allgemeinen Landesgesetzen lässt sich manches entnehmen. Die Archive, besonders die der wichtigen Bergstädte, die Staatsarchive, die der Bergämter und königlich preussischen Regierungen enthalten in den auf Berg- bau und Hüttenwesen bezüglichen Akten, besonders aber in den betreffenden Rechnungen noch Schätze der Belehrung über die Ver- gangenheit, doch sind dieselben meist noch ungehoben. Eine Be- arbeitung dieses Materiales ist zeitraubend und sehr schwierig, weil sie nur an Ort und Stelle vorgenommen werden kann. Hoffentlich
Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
praktischem Inhalt und zeigt, mit jenem verglichen, recht deutlich den bedeutenden Fortschritt der Technik im Laufe des 16. Jahr- hunderts. Was er über Bergbau und Hüttenkunde mitteilt, ist meist aus Biringuccios Pyrotechnia entnommen, doch findet man auch viele originelle Mitteilungen, namentlich über die Kleineisengewerbe. So handelt z. B. der 46. Diskurs: „Von Schmieden insgemein, in specie aber von Grobschmiedten, Kupferschmiedten, Messerschmiedten, Waffen- schmiedten, Schlossern, Scheerschmiedten, Schleiffern, Zinngieſsern, Spengelern oder Laternenmachern, Nadelmachern, Täschenbeschlagern, Sporern, Gürtlern und Huffschmiedten.“ Der 69. Diskurs, der über- schrieben ist: „Von Bergleuten, von Rothgieſsern und sonderlich von Geschütz- und Glockengiessern“, behandelt zunächst das Aufsuchen der Erze und Erzmittel, das Schürfen, Probieren und Rösten der Erze, die Anlage des Bergwerkes, die Einteilung der Mineralien, die Ansichten über die Natur der Metalle, das Vorkommen derselben, die Kunst des Gieſsens und Formens besonders von Glocken und Kanonen, wobei wieder hauptsächlich Vanuccio ausgeschrieben ist.
So gab es also nach dem Mitgeteilten im 16. Jahrhundert bereits eine Litteratur des Eisens, wenn dieselbe auch zumeist nur in ver- schiedenen Werken eingestreut ist. Was sie uns bietet, giebt nur ein unvollständiges Bild der Eisentechnik jener Periode. Zur Vervoll- ständigung desſelben müssen noch viele andere Quellen herangezogen werden.
Über die Verwendung des Eisens zur Bewaffnung finden wir vieles in den Kriegsbüchern, die eine eigenartige Litteratur bilden und von denen wir die des Leonhard Fronsperger 1557 und des Grafen Reinhard zu Solms 1559 besonders namhaft machen. Manches findet sich in Chroniken, wie z. B. besonders in der Meiſsnischen Chronik des Albinus vom Jahre 1589.
Wichtige Aufschlüsse geben die Berg- und Hüttenordnungen, die Hammerwerkseinigungen, von denen besonders die Sulzbacher zu er- wähnen ist. Auch aus den Waldordnungen und den allgemeinen Landesgesetzen läſst sich manches entnehmen. Die Archive, besonders die der wichtigen Bergstädte, die Staatsarchive, die der Bergämter und königlich preuſsischen Regierungen enthalten in den auf Berg- bau und Hüttenwesen bezüglichen Akten, besonders aber in den betreffenden Rechnungen noch Schätze der Belehrung über die Ver- gangenheit, doch sind dieselben meist noch ungehoben. Eine Be- arbeitung dieses Materiales ist zeitraubend und sehr schwierig, weil sie nur an Ort und Stelle vorgenommen werden kann. Hoffentlich
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Schriftsteller des 16. Jahrhunderts.
praktischem Inhalt und zeigt, mit jenem verglichen, recht deutlich
den bedeutenden Fortschritt der Technik im Laufe des 16. Jahr-
hunderts. Was er über Bergbau und Hüttenkunde mitteilt, ist meist
aus Biringuccios Pyrotechnia entnommen, doch findet man auch
viele originelle Mitteilungen, namentlich über die Kleineisengewerbe.
So handelt z. B. der 46. Diskurs: „Von Schmieden insgemein, in specie
aber von Grobschmiedten, Kupferschmiedten, Messerschmiedten, Waffen-
schmiedten, Schlossern, Scheerschmiedten, Schleiffern, Zinngieſsern,
Spengelern oder Laternenmachern, Nadelmachern, Täschenbeschlagern,
Sporern, Gürtlern und Huffschmiedten.“ Der 69. Diskurs, der über-
schrieben ist: „Von Bergleuten, von Rothgieſsern und sonderlich von
Geschütz- und Glockengiessern“, behandelt zunächst das Aufsuchen
der Erze und Erzmittel, das Schürfen, Probieren und Rösten der
Erze, die Anlage des Bergwerkes, die Einteilung der Mineralien,
die Ansichten über die Natur der Metalle, das Vorkommen derselben,
die Kunst des Gieſsens und Formens besonders von Glocken und
Kanonen, wobei wieder hauptsächlich Vanuccio ausgeschrieben ist.
So gab es also nach dem Mitgeteilten im 16. Jahrhundert bereits
eine Litteratur des Eisens, wenn dieselbe auch zumeist nur in ver-
schiedenen Werken eingestreut ist. Was sie uns bietet, giebt nur ein
unvollständiges Bild der Eisentechnik jener Periode. Zur Vervoll-
ständigung desſelben müssen noch viele andere Quellen herangezogen
werden.
Über die Verwendung des Eisens zur Bewaffnung finden wir vieles
in den Kriegsbüchern, die eine eigenartige Litteratur bilden und von
denen wir die des Leonhard Fronsperger 1557 und des Grafen
Reinhard zu Solms 1559 besonders namhaft machen. Manches
findet sich in Chroniken, wie z. B. besonders in der Meiſsnischen
Chronik des Albinus vom Jahre 1589.
Wichtige Aufschlüsse geben die Berg- und Hüttenordnungen, die
Hammerwerkseinigungen, von denen besonders die Sulzbacher zu er-
wähnen ist. Auch aus den Waldordnungen und den allgemeinen
Landesgesetzen läſst sich manches entnehmen. Die Archive, besonders
die der wichtigen Bergstädte, die Staatsarchive, die der Bergämter
und königlich preuſsischen Regierungen enthalten in den auf Berg-
bau und Hüttenwesen bezüglichen Akten, besonders aber in den
betreffenden Rechnungen noch Schätze der Belehrung über die Ver-
gangenheit, doch sind dieselben meist noch ungehoben. Eine Be-
arbeitung dieses Materiales ist zeitraubend und sehr schwierig, weil
sie nur an Ort und Stelle vorgenommen werden kann. Hoffentlich
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/88>, abgerufen am 24.11.2024.
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