Die von Agricola erwähnten Hochöfen der Grafen von Mander- scheid lagen wohl nicht in der eigentlichen Grafschaft dieses Namens, sondern in der Herrschaft Gerolstein, Blankenheim oder Schleiden. In letzterer Herrschaft fand die umfangreichste Eisengewinnung statt, über die wir zum Teil schon berichtet haben (s. S. 203). Eine Mander- scheidsche Hütte lag bei Schleiden, eine andere bei Call, an der aber die Grafen nur beteiligt waren. Die ersten Anfänge dieser Werke sollen bis in das Jahr 1250 zurückreichen 1). Call oder Kall an der Urfft hatte im Mittelalter bedeutenden Bergbau, namentlich auch auf Eisen. Der Eisenstein ist thonhaltig und bricht im Flötzkalkstein. Zu Call und Sötenik waren Reidwerke. Schon 1492 hatte Call ein geschriebenes Weistum über das Bergrecht, welches dem Herzog von Jülich für das Bergwerk zu Gressenich als Muster diente 2). Es gab damals Bergmeister zu Call und zu Gressenich. Call gehörte vormals zur Grafschaft Schleiden. -- Sebastian Münster schreibt in seiner Cosmographey: "Unfern der Grafschaft Manderscheid in den Herr- schaften Keila, Kronenberg und Sleida im Thal Hellenthal macht man fürbindig gut Schmideysen, man geusst auch Eysen Öfen, die ins Oberland alss Schwaben und Franken verkauft werden." Ebenso berichtet Dr. Simon Reichwein: "in den Herrschaften Selida, Kronen- berg und Kieln sind Eysen-Ertz, da man Eysen Öfen aussgeusst." Auf einer Karte der Eifel in Seb. Münsters Kosmographie ist ver- zeichnet Cronenburg, Smyddun, Diffenbachium, Widdenbergum, Reiferss- hetum, Sleida, Helles Septem officinae minerae ferrariae."
Alte Eisenhütten waren bei dem Orte Eisenschmitt, der seinen Namen von der Eisengewinnung hat. Ein Erbpachtsbrief des Erz- bischofs Jacob I. (von Sirk) erwähnt am 19. November 1454 "der Eisenschmitt boven Hymmerode auf der Salm". Diese wurde 1463 mit allem Zubehör den Herrn von Manderscheid verpfändet. Am 16. December 1465 quittiert der Erzbischof Diedrich von Mander- scheid über den Pfandschilling und die Baugelder für Hof und Wald zur Hege bei Wilre, den Wald Hoenscheid mit der Eisenschmelze und Zubehör und verzichtet auf dieses Gut 3). Diese Eisenschmelze dürfte einer der ältesten Hochöfen sein, welche wir kennen. Ob aber die hier erwähnte Eisenschmitt, der nachmalige Ort Eisenschmitt
1) Nach dem Verfasser durch das Oberbergamt in Bonn gütigst übermittelten Mitteilungen des Herrn Direktors Schröder von Jünkerath.
2) Siehe Bd. I, S. 776 und Schannat, Eiflia illustrata ed. G. Bärsch, Bd. III, S. 591.
3) Siehe Schannat, a. a. O., Bd. III, S. 37.
Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
Die von Agricola erwähnten Hochöfen der Grafen von Mander- scheid lagen wohl nicht in der eigentlichen Grafschaft dieses Namens, sondern in der Herrschaft Gerolstein, Blankenheim oder Schleiden. In letzterer Herrschaft fand die umfangreichste Eisengewinnung statt, über die wir zum Teil schon berichtet haben (s. S. 203). Eine Mander- scheidsche Hütte lag bei Schleiden, eine andere bei Call, an der aber die Grafen nur beteiligt waren. Die ersten Anfänge dieser Werke sollen bis in das Jahr 1250 zurückreichen 1). Call oder Kall an der Urfft hatte im Mittelalter bedeutenden Bergbau, namentlich auch auf Eisen. Der Eisenstein ist thonhaltig und bricht im Flötzkalkstein. Zu Call und Sötenik waren Reidwerke. Schon 1492 hatte Call ein geschriebenes Weistum über das Bergrecht, welches dem Herzog von Jülich für das Bergwerk zu Gressenich als Muster diente 2). Es gab damals Bergmeister zu Call und zu Gressenich. Call gehörte vormals zur Grafschaft Schleiden. — Sebastian Münster schreibt in seiner Cosmographey: „Unfern der Grafschaft Manderscheid in den Herr- schaften Keila, Kronenberg und Sleida im Thal Hellenthal macht man fürbindig gut Schmideysen, man geuſst auch Eysen Öfen, die ins Oberland alſs Schwaben und Franken verkauft werden.“ Ebenso berichtet Dr. Simon Reichwein: „in den Herrschaften Selida, Kronen- berg und Kieln sind Eysen-Ertz, da man Eysen Öfen auſsgeuſst.“ Auf einer Karte der Eifel in Seb. Münsters Kosmographie ist ver- zeichnet Cronenburg, Smyddun, Diffenbachium, Widdenbergum, Reiferſs- hetum, Sleida, Helles Septem officinae minerae ferrariae.“
Alte Eisenhütten waren bei dem Orte Eisenschmitt, der seinen Namen von der Eisengewinnung hat. Ein Erbpachtsbrief des Erz- bischofs Jacob I. (von Sirk) erwähnt am 19. November 1454 „der Eisenschmitt boven Hymmerode auf der Salm“. Diese wurde 1463 mit allem Zubehör den Herrn von Manderscheid verpfändet. Am 16. December 1465 quittiert der Erzbischof Diedrich von Mander- scheid über den Pfandschilling und die Baugelder für Hof und Wald zur Hege bei Wilre, den Wald Hoenscheid mit der Eisenschmelze und Zubehör und verzichtet auf dieses Gut 3). Diese Eisenschmelze dürfte einer der ältesten Hochöfen sein, welche wir kennen. Ob aber die hier erwähnte Eisenschmitt, der nachmalige Ort Eisenschmitt
1) Nach dem Verfasser durch das Oberbergamt in Bonn gütigst übermittelten Mitteilungen des Herrn Direktors Schröder von Jünkerath.
2) Siehe Bd. I, S. 776 und Schannat, Eiflia illustrata ed. G. Bärsch, Bd. III, S. 591.
3) Siehe Schannat, a. a. O., Bd. III, S. 37.
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sondern in der Herrschaft Gerolstein, Blankenheim oder Schleiden.
In letzterer Herrschaft fand die umfangreichste Eisengewinnung statt,
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scheidsche Hütte lag bei Schleiden, eine andere bei Call, an der aber
die Grafen nur beteiligt waren. Die ersten Anfänge dieser Werke
sollen bis in das Jahr 1250 zurückreichen 1). Call oder Kall an der
Urfft hatte im Mittelalter bedeutenden Bergbau, namentlich auch auf
Eisen. Der Eisenstein ist thonhaltig und bricht im Flötzkalkstein.
Zu Call und Sötenik waren Reidwerke. Schon 1492 hatte Call ein
geschriebenes Weistum über das Bergrecht, welches dem Herzog von
Jülich für das Bergwerk zu Gressenich als Muster diente 2). Es gab
damals Bergmeister zu Call und zu Gressenich. Call gehörte vormals
zur Grafschaft Schleiden. — Sebastian Münster schreibt in seiner
Cosmographey: „Unfern der Grafschaft Manderscheid in den Herr-
schaften Keila, Kronenberg und Sleida im Thal Hellenthal macht
man fürbindig gut Schmideysen, man geuſst auch Eysen Öfen, die ins
Oberland alſs Schwaben und Franken verkauft werden.“ Ebenso
berichtet Dr. Simon Reichwein: „in den Herrschaften Selida, Kronen-
berg und Kieln sind Eysen-Ertz, da man Eysen Öfen auſsgeuſst.“
Auf einer Karte der Eifel in Seb. Münsters Kosmographie ist ver-
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Alte Eisenhütten waren bei dem Orte Eisenschmitt, der seinen
Namen von der Eisengewinnung hat. Ein Erbpachtsbrief des Erz-
bischofs Jacob I. (von Sirk) erwähnt am 19. November 1454 „der
Eisenschmitt boven Hymmerode auf der Salm“. Diese wurde 1463
mit allem Zubehör den Herrn von Manderscheid verpfändet. Am
16. December 1465 quittiert der Erzbischof Diedrich von Mander-
scheid über den Pfandschilling und die Baugelder für Hof und Wald
zur Hege bei Wilre, den Wald Hoenscheid mit der Eisenschmelze
und Zubehör und verzichtet auf dieses Gut 3). Diese Eisenschmelze
dürfte einer der ältesten Hochöfen sein, welche wir kennen. Ob
aber die hier erwähnte Eisenschmitt, der nachmalige Ort Eisenschmitt
1) Nach dem Verfasser durch das Oberbergamt in Bonn gütigst übermittelten
Mitteilungen des Herrn Direktors Schröder von Jünkerath.
2) Siehe Bd. I, S. 776 und Schannat, Eiflia illustrata ed. G. Bärsch,
Bd. III, S. 591.
3) Siehe Schannat, a. a. O., Bd. III, S. 37.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/848>, abgerufen am 23.11.2024.
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