Gegend sind viele alte Pingen und Schlackenhaufen. 1392 wird in einer Urkunde zwischen Heinrich Grafen zu Stolberg und Landgraf Balthasar von Thüringen mehrfach von den Bergwerken gesprochen, "da man Eisen oder Stahl ausgewürken mag" 1).
Elbingerode war anfangs des 15. Jahrhunderts ein Gandersheimi- sches Lehen der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen und wurde von diesen am 18. März 1427 den Grafen zu Stolberg-Wernigerode als Lehen überlassen. Schon damals war die Eisengewinnung da- selbst nicht unbedeutend, denn in den beiden Lehenbriefen vom 18. März 1427 und 20. Januar 1429 2) werden Hütten und Bergwerke ausdrücklich erwähnt. Seit jener Zeit bethätigen die Stolberger Grafen ein lebhaftes Interesse an der Eisenindustrie des Elbingeroder Reviers. Um diese Zeit wurden verschiedene Eisenhütten an grösseren Wasserläufen erbaut; so um 1400 die Neuhütte an der Bode durch die Grafen Ulrich und Albrecht von Wernigerode 3). In den gräflichen Teilungsrecessen von 1448 und 1454 werden bereits eine Anzahl von Eisenwerken im Unterharz aufgeführt. So stand ein Eisenhüttenwerk bei Hasselfelde an der Kuhfurt oberhalb der späteren Haselhütte. Zu Trautenstein und Umgegend befanden sich Berg- und Hüttenwerke, welche bei der Teilung an den Grafen Bernhard fielen. Im Dorfe selbst hatte man eine Schmelz- und eine Hammerhütte, deren Lage durch Schlackenhaufen -- zu Stübner's Zeit -- noch kenntlich war. Eine andere Hammerhütte stand bei dem kahlenbergischen Vorwerke. Zwischen Kahlenberg und Benneckenstein, wo die Ratbode in die Bode fliesst, stand vormals eine Schmelz- und Hammerhütte, die spätere Gustavshütte 4).
Die gräflichen Teilungsrecesse von 1448 und 1454 gedenken ferner der Eisenhütten in Kaltenthale, zu Oldendorf und zu Alten- brack, welches mit in die Landesteilung kam. Auch die schon früher gegründete Hütte zu Neuwerk wird erwähnt, sowie eine Hütte bei Treseburg.
Die Eisenhütte zu Rübeland (casa iserne hutte tome Rovenlande) wird hier und in andern Urkunden des 15. Jahrhunderts erwähnt 5). Auch in Zorge bestand alter Eisenhüttenbetrieb. Bereits im 14. Jahr-
1) Siehe Dr. H. Wedding, Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens im Harz. Zeitschrift des Harzvereins, Bd. XIV, S. 4.
2) Abgedruckt bei Delius, Bruchstücke zur Geschichte des Amtes Elbinge- rode. Weimar 1813, Abt. II, S. 2 u. 7.
3) Siehe Max. Grubenhagen, Bd. II, S. 80.
4) Siehe Stübner, a. a. O., S. 309.
5) Siehe Zeitschrift des Harzvereins, Bd. III (1870), S. 53 bis 56, 63.
Stolberg und der Unterharz.
Gegend sind viele alte Pingen und Schlackenhaufen. 1392 wird in einer Urkunde zwischen Heinrich Grafen zu Stolberg und Landgraf Balthasar von Thüringen mehrfach von den Bergwerken gesprochen, „da man Eisen oder Stahl ausgewürken mag“ 1).
Elbingerode war anfangs des 15. Jahrhunderts ein Gandersheimi- sches Lehen der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen und wurde von diesen am 18. März 1427 den Grafen zu Stolberg-Wernigerode als Lehen überlassen. Schon damals war die Eisengewinnung da- selbst nicht unbedeutend, denn in den beiden Lehenbriefen vom 18. März 1427 und 20. Januar 1429 2) werden Hütten und Bergwerke ausdrücklich erwähnt. Seit jener Zeit bethätigen die Stolberger Grafen ein lebhaftes Interesse an der Eisenindustrie des Elbingeroder Reviers. Um diese Zeit wurden verschiedene Eisenhütten an gröſseren Wasserläufen erbaut; so um 1400 die Neuhütte an der Bode durch die Grafen Ulrich und Albrecht von Wernigerode 3). In den gräflichen Teilungsrecessen von 1448 und 1454 werden bereits eine Anzahl von Eisenwerken im Unterharz aufgeführt. So stand ein Eisenhüttenwerk bei Hasselfelde an der Kuhfurt oberhalb der späteren Haselhütte. Zu Trautenstein und Umgegend befanden sich Berg- und Hüttenwerke, welche bei der Teilung an den Grafen Bernhard fielen. Im Dorfe selbst hatte man eine Schmelz- und eine Hammerhütte, deren Lage durch Schlackenhaufen — zu Stübner’s Zeit — noch kenntlich war. Eine andere Hammerhütte stand bei dem kahlenbergischen Vorwerke. Zwischen Kahlenberg und Benneckenstein, wo die Ratbode in die Bode flieſst, stand vormals eine Schmelz- und Hammerhütte, die spätere Gustavshütte 4).
Die gräflichen Teilungsrecesse von 1448 und 1454 gedenken ferner der Eisenhütten in Kaltenthale, zu Oldendorf und zu Alten- brack, welches mit in die Landesteilung kam. Auch die schon früher gegründete Hütte zu Neuwerk wird erwähnt, sowie eine Hütte bei Treseburg.
Die Eisenhütte zu Rübeland (casa iserne hutte tome Rovenlande) wird hier und in andern Urkunden des 15. Jahrhunderts erwähnt 5). Auch in Zorge bestand alter Eisenhüttenbetrieb. Bereits im 14. Jahr-
1) Siehe Dr. H. Wedding, Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens im Harz. Zeitschrift des Harzvereins, Bd. XIV, S. 4.
2) Abgedruckt bei Delius, Bruchstücke zur Geschichte des Amtes Elbinge- rode. Weimar 1813, Abt. II, S. 2 u. 7.
3) Siehe Max. Grubenhagen, Bd. II, S. 80.
4) Siehe Stübner, a. a. O., S. 309.
5) Siehe Zeitschrift des Harzvereins, Bd. III (1870), S. 53 bis 56, 63.
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Stolberg und der Unterharz.
Gegend sind viele alte Pingen und Schlackenhaufen. 1392 wird in
einer Urkunde zwischen Heinrich Grafen zu Stolberg und Landgraf
Balthasar von Thüringen mehrfach von den Bergwerken gesprochen,
„da man Eisen oder Stahl ausgewürken mag“ 1).
Elbingerode war anfangs des 15. Jahrhunderts ein Gandersheimi-
sches Lehen der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen und wurde
von diesen am 18. März 1427 den Grafen zu Stolberg-Wernigerode
als Lehen überlassen. Schon damals war die Eisengewinnung da-
selbst nicht unbedeutend, denn in den beiden Lehenbriefen vom
18. März 1427 und 20. Januar 1429 2) werden Hütten und Bergwerke
ausdrücklich erwähnt. Seit jener Zeit bethätigen die Stolberger
Grafen ein lebhaftes Interesse an der Eisenindustrie des Elbingeroder
Reviers. Um diese Zeit wurden verschiedene Eisenhütten an gröſseren
Wasserläufen erbaut; so um 1400 die Neuhütte an der Bode durch
die Grafen Ulrich und Albrecht von Wernigerode 3). In den gräflichen
Teilungsrecessen von 1448 und 1454 werden bereits eine Anzahl von
Eisenwerken im Unterharz aufgeführt. So stand ein Eisenhüttenwerk
bei Hasselfelde an der Kuhfurt oberhalb der späteren Haselhütte. Zu
Trautenstein und Umgegend befanden sich Berg- und Hüttenwerke,
welche bei der Teilung an den Grafen Bernhard fielen. Im Dorfe selbst
hatte man eine Schmelz- und eine Hammerhütte, deren Lage durch
Schlackenhaufen — zu Stübner’s Zeit — noch kenntlich war. Eine
andere Hammerhütte stand bei dem kahlenbergischen Vorwerke.
Zwischen Kahlenberg und Benneckenstein, wo die Ratbode in die Bode
flieſst, stand vormals eine Schmelz- und Hammerhütte, die spätere
Gustavshütte 4).
Die gräflichen Teilungsrecesse von 1448 und 1454 gedenken
ferner der Eisenhütten in Kaltenthale, zu Oldendorf und zu Alten-
brack, welches mit in die Landesteilung kam. Auch die schon früher
gegründete Hütte zu Neuwerk wird erwähnt, sowie eine Hütte bei
Treseburg.
Die Eisenhütte zu Rübeland (casa iserne hutte tome Rovenlande)
wird hier und in andern Urkunden des 15. Jahrhunderts erwähnt 5).
Auch in Zorge bestand alter Eisenhüttenbetrieb. Bereits im 14. Jahr-
1) Siehe Dr. H. Wedding, Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens
im Harz. Zeitschrift des Harzvereins, Bd. XIV, S. 4.
2) Abgedruckt bei Delius, Bruchstücke zur Geschichte des Amtes Elbinge-
rode. Weimar 1813, Abt. II, S. 2 u. 7.
3) Siehe Max. Grubenhagen, Bd. II, S. 80.
4) Siehe Stübner, a. a. O., S. 309.
5) Siehe Zeitschrift des Harzvereins, Bd. III (1870), S. 53 bis 56, 63.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/782>, abgerufen am 22.11.2024.
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