Fürst habe "eine gute Anzahl eiserne stück Geschütz von Sieben schuhen lang, auch deren etzliche kugeln von sechs Pfunden schissen vff eine sonderlich schöne art giessen lassen". Er habe gehört, dass in seinem Fürstentum "6 oder 7 Meil von Cassel" eine Hütte sei. Er bittet um "4 oder 5 von den Eisernen stücken des newen musters" oder falls er sich nicht entblössen wollte, wolle er ihm seinen Büchsen- giesser Meister Mertenn schicken (dat. Dobberan, 9. Sept.). 1564 am 21. Oktbr. antwortet Philipp: er habe erst zwei giessen lassen, wären "nichts als Sturmbuchsen, seindt auch noch selbst mit uns nit einig ob die vns gefallen werden". Gewiss war dies nur eine höfliche Form der Ablehnung. Dass Landgraf Philipp schon viel früher gusseiserne Kanonen besass und giessen liess, geht aus einem Inventar seiner Zeughäuser von 1544 hervor, welches sich in der Bibliothek zu Fulda befindet. Darin werden aufgeführt: drei eisern Camerbuchsen so Hans Kessler gegossen. Zwanzig funf cammer so zu den drei camerbuchsen und der stete camerbuchsen gehören. Drei eisern ge- gossen falknet so den von Witzenhausen sein. Zwei falknet gegossen den von Geismar mit iren wapen. Zwo eisern camerbuchsen ... den von Geismar und hat jede 1 camern, ein gegossen steinbuchs u. s. w. Die aufgeführten Städte sind Kassel, Hof Geismar, Grebenstein, Immenhausen, Wolfhagen, Zierenberg, Gudersberg, Melsungen, Witzen- hausen.
Von 1573 ab bilden Büchsen eine ständige Rubrik in den Rechnungen.
Ausser den Hainaer Hütten, welche nach der Erbteilung Philipps des Grossmüthigen in das Gebiet Landgraf Wilhelms fielen, bestanden und entstanden im 16. Jahrhundert noch andere Eisenwerke in Hessen 1). Gerade diese Teilung gab Veranlassung zu Neugründungen. Die Anlage eines neuen Hammers bei Biedenkopf durch Landgraf Ludwig von Marburg ist oben schon erwähnt.
Derselbe legte noch zu Frankenau eine Schmelzhütte und einen Hammer, sowie zu Rotenthal einen Hammer an. Die Hochöfen der Ludwigshütte und zu Frankenau scheinen damals nur Masseleisen für die Frischhämmer geliefert zu haben, da gegossene Platten von dort nicht bekannt sind. Auch die niederhessischen Landgrafen suchten sich unabhängig zu machen und die inzwischen aufgefundenen Erzlager weiter auszubeuten. Sie legten 1581 bei Vaake eine Schmelzhütte
1) In Chattis vero Valdungia lapide ferrario abundat, sagt Agricola (de vet. et nov. met. II).
Hessen.
Fürst habe „eine gute Anzahl eiserne stück Geschütz von Sieben schuhen lang, auch deren etzliche kugeln von sechs Pfunden schiſsen vff eine sonderlich schöne art gieſsen lassen“. Er habe gehört, daſs in seinem Fürstentum „6 oder 7 Meil von Cassel“ eine Hütte sei. Er bittet um „4 oder 5 von den Eisernen stücken des newen musters“ oder falls er sich nicht entblöſsen wollte, wolle er ihm seinen Büchsen- gieſser Meister Mertenn schicken (dat. Dobberan, 9. Sept.). 1564 am 21. Oktbr. antwortet Philipp: er habe erst zwei gieſsen lassen, wären „nichts als Sturmbuchsen, seindt auch noch selbst mit uns nit einig ob die vns gefallen werden“. Gewiſs war dies nur eine höfliche Form der Ablehnung. Daſs Landgraf Philipp schon viel früher guſseiserne Kanonen besaſs und gieſsen lieſs, geht aus einem Inventar seiner Zeughäuser von 1544 hervor, welches sich in der Bibliothek zu Fulda befindet. Darin werden aufgeführt: drei eisern Camerbuchsen so Hans Keſsler gegossen. Zwanzig funf cammer so zu den drei camerbuchsen und der stete camerbuchsen gehören. Drei eisern ge- gossen falknet so den von Witzenhausen sein. Zwei falknet gegossen den von Geismar mit iren wapen. Zwo eisern camerbuchsen … den von Geismar und hat jede 1 camern, ein gegossen steinbuchs u. s. w. Die aufgeführten Städte sind Kassel, Hof Geismar, Grebenstein, Immenhausen, Wolfhagen, Zierenberg, Gudersberg, Melsungen, Witzen- hausen.
Von 1573 ab bilden Büchsen eine ständige Rubrik in den Rechnungen.
Auſser den Hainaer Hütten, welche nach der Erbteilung Philipps des Groſsmüthigen in das Gebiet Landgraf Wilhelms fielen, bestanden und entstanden im 16. Jahrhundert noch andere Eisenwerke in Hessen 1). Gerade diese Teilung gab Veranlassung zu Neugründungen. Die Anlage eines neuen Hammers bei Biedenkopf durch Landgraf Ludwig von Marburg ist oben schon erwähnt.
Derselbe legte noch zu Frankenau eine Schmelzhütte und einen Hammer, sowie zu Rotenthal einen Hammer an. Die Hochöfen der Ludwigshütte und zu Frankenau scheinen damals nur Masseleisen für die Frischhämmer geliefert zu haben, da gegossene Platten von dort nicht bekannt sind. Auch die niederhessischen Landgrafen suchten sich unabhängig zu machen und die inzwischen aufgefundenen Erzlager weiter auszubeuten. Sie legten 1581 bei Vaake eine Schmelzhütte
1) In Chattis vero Valdungia lapide ferrario abundat, sagt Agricola (de vet. et nov. met. II).
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Hessen.
Fürst habe „eine gute Anzahl eiserne stück Geschütz von Sieben
schuhen lang, auch deren etzliche kugeln von sechs Pfunden schiſsen
vff eine sonderlich schöne art gieſsen lassen“. Er habe gehört, daſs
in seinem Fürstentum „6 oder 7 Meil von Cassel“ eine Hütte sei.
Er bittet um „4 oder 5 von den Eisernen stücken des newen musters“
oder falls er sich nicht entblöſsen wollte, wolle er ihm seinen Büchsen-
gieſser Meister Mertenn schicken (dat. Dobberan, 9. Sept.). 1564 am
21. Oktbr. antwortet Philipp: er habe erst zwei gieſsen lassen, wären
„nichts als Sturmbuchsen, seindt auch noch selbst mit uns nit einig
ob die vns gefallen werden“. Gewiſs war dies nur eine höfliche Form
der Ablehnung. Daſs Landgraf Philipp schon viel früher guſseiserne
Kanonen besaſs und gieſsen lieſs, geht aus einem Inventar seiner
Zeughäuser von 1544 hervor, welches sich in der Bibliothek zu Fulda
befindet. Darin werden aufgeführt: drei eisern Camerbuchsen so
Hans Keſsler gegossen. Zwanzig funf cammer so zu den drei
camerbuchsen und der stete camerbuchsen gehören. Drei eisern ge-
gossen falknet so den von Witzenhausen sein. Zwei falknet gegossen
den von Geismar mit iren wapen. Zwo eisern camerbuchsen … den
von Geismar und hat jede 1 camern, ein gegossen steinbuchs u. s. w.
Die aufgeführten Städte sind Kassel, Hof Geismar, Grebenstein,
Immenhausen, Wolfhagen, Zierenberg, Gudersberg, Melsungen, Witzen-
hausen.
Von 1573 ab bilden Büchsen eine ständige Rubrik in den
Rechnungen.
Auſser den Hainaer Hütten, welche nach der Erbteilung Philipps
des Groſsmüthigen in das Gebiet Landgraf Wilhelms fielen, bestanden
und entstanden im 16. Jahrhundert noch andere Eisenwerke in
Hessen 1). Gerade diese Teilung gab Veranlassung zu Neugründungen.
Die Anlage eines neuen Hammers bei Biedenkopf durch Landgraf
Ludwig von Marburg ist oben schon erwähnt.
Derselbe legte noch zu Frankenau eine Schmelzhütte und einen
Hammer, sowie zu Rotenthal einen Hammer an. Die Hochöfen der
Ludwigshütte und zu Frankenau scheinen damals nur Masseleisen für die
Frischhämmer geliefert zu haben, da gegossene Platten von dort nicht
bekannt sind. Auch die niederhessischen Landgrafen suchten sich
unabhängig zu machen und die inzwischen aufgefundenen Erzlager
weiter auszubeuten. Sie legten 1581 bei Vaake eine Schmelzhütte
1) In Chattis vero Valdungia lapide ferrario abundat, sagt Agricola (de
vet. et nov. met. II).
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/770>, abgerufen am 22.11.2024.
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