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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Bayern.
er als Neuen-Kerstorffer Hammer erwähnt 1). Über den Betrieb des-
selben sind einige Nachrichten aus dem Jahre 1595 erhalten.

Der Eisenstein wurde von Amberg auf der Vils bezogen, auf der
Erzschütte zu Regensburg ausgeladen und von da zu Wasser oder
zu Land weiter befördert. Der Kohlenbezug war entsprechend dem
vorgeschriebenen Eisenquantum von 66 Pfund Schin. Gewöhnlich
wurden 60 Pfund Schienen und 10 Pfund Deuhel gemacht. Es sollte
jede Woche in dem Zerennherd "3 Pfundeisen aus einem Schilling
Aerzt geschmiedet werden". Ein Seidel Erz stellte sich auf Mk. 1,23,
ein Centner gute "Werkschün" auf 2 fl. 48 Pf., etwa Mk. 5,60 2). Auf
einen Centner Schien- und Deuheleisen wurde verbraucht 42 Kubik-
fuss Reisig und 26,76 Kubikfuss Meilerkohlen.

Massgebend war das Amberger Kohlenmass nach dem "Amberger
Stadtschueg" gemessen, wovon 14 Kubikfuss (1 Risel) = 16 Kubik-
fuss des bayerischen Forstmasses waren.

Weiter werden Eisenhämmer erwähnt zu Altenessing, Wolspach,
Leidersdorf, Prunn und Loch.

1505 und 1506 wurden die neuen Hämmer an der oberen Laber
und der Hochofen (Blauofen) bei Pillenhofen an der Naab gebaut.
Genannt wird 1511 der Hammer zu Schönhofen an der schwarzen
Laber. Er war, wie alle Hämmer des Nordgaues, landesherrlich und
mit Grundbesitz ausgestattet. Wie die andern Hämmer besass er in
seinem Gebiete die Vorrechte und Freiheiten der Landsassen gleich
den Hofwerksbesitzern. Auf dem Hammer zu Schönhofen befand sich
ein Schlossbau. Der Neuenhammer, genannt Ödtmühl, ist wohl der-
selbe, der schon in der Sulzbacher Hammereinigung als Hammer zur
Ödenmühl aufgeführt ist. Die Hämmer an der Laber und der Alt-
mühl mussten sich gleichfalls der Hammereinigung anschliessen.

Die Errichtung des Hammers zu Heimhof 3) fällt in das Ende des
15. Jahrhunderts. Ein Patrizier der Stadt Amberg, Hans Modler,
kaufte von dem Landsassen Georg Eltlinger zwei Tagewerk Grund
und erbaute darauf mit dessen Zustimmung, jedoch gegen den Willen
des Bischofs von Regensburg einen Blechhammer. Die Errichtung
dieses Hammers war dem nahegelegenen Hammerwerk zu Altenhohen-
burg, welches schon 100 Jahre früher bestand und ein hochstiftliches
Lehen war, zu grossem Nachteil. Die fürstbischöfliche Regierung

1) Siehe Voith, Der Hammer zu Aickolting oder der Hammer zu Neuen-
Kersdorf. Verhandl. d. hist. Vereins d. Oberpfalz u. Regensburg, Bd. VI. S. 4 etc.
2) 1 fl. = 20 Groschen.
3) Siehe Regensburg. hist. Verein. Bd. XVII, S. 469.

Bayern.
er als Neuen-Kerstorffer Hammer erwähnt 1). Über den Betrieb des-
ſelben sind einige Nachrichten aus dem Jahre 1595 erhalten.

Der Eisenstein wurde von Amberg auf der Vils bezogen, auf der
Erzschütte zu Regensburg ausgeladen und von da zu Wasser oder
zu Land weiter befördert. Der Kohlenbezug war entsprechend dem
vorgeschriebenen Eisenquantum von 66 Pfund Schin. Gewöhnlich
wurden 60 Pfund Schienen und 10 Pfund Deuhel gemacht. Es sollte
jede Woche in dem Zerennherd „3 Pfundeisen aus einem Schilling
Aerzt geschmiedet werden“. Ein Seidel Erz stellte sich auf Mk. 1,23,
ein Centner gute „Werkschün“ auf 2 fl. 48 Pf., etwa Mk. 5,60 2). Auf
einen Centner Schien- und Deuheleisen wurde verbraucht 42 Kubik-
fuſs Reisig und 26,76 Kubikfuſs Meilerkohlen.

Maſsgebend war das Amberger Kohlenmaſs nach dem „Amberger
Stadtschueg“ gemessen, wovon 14 Kubikfuſs (1 Risel) = 16 Kubik-
fuſs des bayerischen Forstmaſses waren.

Weiter werden Eisenhämmer erwähnt zu Altenessing, Wolspach,
Leidersdorf, Prunn und Loch.

1505 und 1506 wurden die neuen Hämmer an der oberen Laber
und der Hochofen (Blauofen) bei Pillenhofen an der Naab gebaut.
Genannt wird 1511 der Hammer zu Schönhofen an der schwarzen
Laber. Er war, wie alle Hämmer des Nordgaues, landesherrlich und
mit Grundbesitz ausgestattet. Wie die andern Hämmer besaſs er in
seinem Gebiete die Vorrechte und Freiheiten der Landsassen gleich
den Hofwerksbesitzern. Auf dem Hammer zu Schönhofen befand sich
ein Schloſsbau. Der Neuenhammer, genannt Ödtmühl, ist wohl der-
selbe, der schon in der Sulzbacher Hammereinigung als Hammer zur
Ödenmühl aufgeführt ist. Die Hämmer an der Laber und der Alt-
mühl muſsten sich gleichfalls der Hammereinigung anschlieſsen.

Die Errichtung des Hammers zu Heimhof 3) fällt in das Ende des
15. Jahrhunderts. Ein Patrizier der Stadt Amberg, Hans Modler,
kaufte von dem Landsassen Georg Eltlinger zwei Tagewerk Grund
und erbaute darauf mit dessen Zustimmung, jedoch gegen den Willen
des Bischofs von Regensburg einen Blechhammer. Die Errichtung
dieses Hammers war dem nahegelegenen Hammerwerk zu Altenhohen-
burg, welches schon 100 Jahre früher bestand und ein hochstiftliches
Lehen war, zu groſsem Nachteil. Die fürstbischöfliche Regierung

1) Siehe Voith, Der Hammer zu Aickolting oder der Hammer zu Neuen-
Kersdorf. Verhandl. d. hist. Vereins d. Oberpfalz u. Regensburg, Bd. VI. S. 4 etc.
2) 1 fl. = 20 Groschen.
3) Siehe Regensburg. hist. Verein. Bd. XVII, S. 469.
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[687/0707] Bayern. er als Neuen-Kerstorffer Hammer erwähnt 1). Über den Betrieb des- ſelben sind einige Nachrichten aus dem Jahre 1595 erhalten. Der Eisenstein wurde von Amberg auf der Vils bezogen, auf der Erzschütte zu Regensburg ausgeladen und von da zu Wasser oder zu Land weiter befördert. Der Kohlenbezug war entsprechend dem vorgeschriebenen Eisenquantum von 66 Pfund Schin. Gewöhnlich wurden 60 Pfund Schienen und 10 Pfund Deuhel gemacht. Es sollte jede Woche in dem Zerennherd „3 Pfundeisen aus einem Schilling Aerzt geschmiedet werden“. Ein Seidel Erz stellte sich auf Mk. 1,23, ein Centner gute „Werkschün“ auf 2 fl. 48 Pf., etwa Mk. 5,60 2). Auf einen Centner Schien- und Deuheleisen wurde verbraucht 42 Kubik- fuſs Reisig und 26,76 Kubikfuſs Meilerkohlen. Maſsgebend war das Amberger Kohlenmaſs nach dem „Amberger Stadtschueg“ gemessen, wovon 14 Kubikfuſs (1 Risel) = 16 Kubik- fuſs des bayerischen Forstmaſses waren. Weiter werden Eisenhämmer erwähnt zu Altenessing, Wolspach, Leidersdorf, Prunn und Loch. 1505 und 1506 wurden die neuen Hämmer an der oberen Laber und der Hochofen (Blauofen) bei Pillenhofen an der Naab gebaut. Genannt wird 1511 der Hammer zu Schönhofen an der schwarzen Laber. Er war, wie alle Hämmer des Nordgaues, landesherrlich und mit Grundbesitz ausgestattet. Wie die andern Hämmer besaſs er in seinem Gebiete die Vorrechte und Freiheiten der Landsassen gleich den Hofwerksbesitzern. Auf dem Hammer zu Schönhofen befand sich ein Schloſsbau. Der Neuenhammer, genannt Ödtmühl, ist wohl der- selbe, der schon in der Sulzbacher Hammereinigung als Hammer zur Ödenmühl aufgeführt ist. Die Hämmer an der Laber und der Alt- mühl muſsten sich gleichfalls der Hammereinigung anschlieſsen. Die Errichtung des Hammers zu Heimhof 3) fällt in das Ende des 15. Jahrhunderts. Ein Patrizier der Stadt Amberg, Hans Modler, kaufte von dem Landsassen Georg Eltlinger zwei Tagewerk Grund und erbaute darauf mit dessen Zustimmung, jedoch gegen den Willen des Bischofs von Regensburg einen Blechhammer. Die Errichtung dieses Hammers war dem nahegelegenen Hammerwerk zu Altenhohen- burg, welches schon 100 Jahre früher bestand und ein hochstiftliches Lehen war, zu groſsem Nachteil. Die fürstbischöfliche Regierung 1) Siehe Voith, Der Hammer zu Aickolting oder der Hammer zu Neuen- Kersdorf. Verhandl. d. hist. Vereins d. Oberpfalz u. Regensburg, Bd. VI. S. 4 etc. 2) 1 fl. = 20 Groschen. 3) Siehe Regensburg. hist. Verein. Bd. XVII, S. 469.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/707>, abgerufen am 22.11.2024.