lischen Schiffen überfallen, seiner Güter beraubt und erschlagen. 1398 wurden 14 hanseatische Schiffe, reich beladen mit Öl, Wachs, Wein, Reis, Honig, Talg, und spanischem Eisen auf der Rückkehr von friesischen Piraten aufgefangen. Ebenso gefährlich waren die Fahrten nach Frankreich, die "Baienfahrten". Dänen, Schweden und die Vitalienbrüder, Friesen, Engländer, Normannen und Biskayer stellten den reich beladenen Hansaschiffen nach.
Spanisches Eisen, ein wichtiger Importartikel der hanseatischen Seehäfen, kostete um 1420 die 1000 Pfund 9 goldene Kronen (2 Kronen = 1 schweren Nobel = 91/2 Thlr.), oder 25,65 Mk. die 100 kg.
Die Fehden mit den biskayischen Seeräubern und die Repressalien gaben Veranlassung zu fortgesetzten Streitigkeiten mit Spanien selbst, welche dann in Warenverboten und andern vexatorischen Bestim- mungen ihren Ausdruck fanden. 1434 wurde deshalb ein sechsjähriger Vertrag zwischen der Hansa und Spanien abgeschlossen, der aber nur wenig besserte; diesem folgte 1443 erst ein dreijähriger, dann ein zwölfjähriger Friede (bis 1458). Die wichtigsten Artikel in dem Handel mit der Westküste Frankreichs -- den Baienfahrten -- war das Baiensalz, Seesalz und Weine, welche in Poitou (französischer), Romanyen (spanischer) und Malvasier (griechischer) unterschieden wurden.
Aus Nordfrankreich kam ebenfalls Wein im Austausch mit Häringen und Getreide. Dieser Handel war in jener Periode vielfach gestört durch den englisch-französischen Krieg.
Der Handel Danzigs mit England 1) war von besonderer Wichtig- keit. Die Deutschen hatten ihre Niederlage im Stahlhofe zu London. Die Engländer siedelten sich schon früh in Danzig an. Im 14. Jahr- hundert gab es bereits eine Niederlassung englischer Kaufleute, das "englische Haus", und wie grossartig der Handel war, erhellt daraus, dass im Jahre 1392 auf einmal 300 englische Schiffe zum Getreide- kauf nach Danzig kamen. Der Hauptartikel der Engländer war "englisches Gewand". Eine Specialität Danzigs, die von den Eng- ländern am meisten gefragt wurde, war Bogenholz. Der Verkehr war ein so regelmässiger, dass man 1406 der Meinung war, "als ob die Preussen England gar nicht entbehren könnten". Umgekehrt war England in schlechten Erntejahren vollständig auf die Einfuhr von Danziger Getreide angewiesen. Trotzdem entstanden seit dem 15. Jahr- hundert von 1437 bis 1470 fortwährend Streitigkeiten, die immer nur
1) Siehe a. a. O., S. 97.
Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
lischen Schiffen überfallen, seiner Güter beraubt und erschlagen. 1398 wurden 14 hanseatische Schiffe, reich beladen mit Öl, Wachs, Wein, Reis, Honig, Talg, und spanischem Eisen auf der Rückkehr von friesischen Piraten aufgefangen. Ebenso gefährlich waren die Fahrten nach Frankreich, die „Baienfahrten“. Dänen, Schweden und die Vitalienbrüder, Friesen, Engländer, Normannen und Biskayer stellten den reich beladenen Hansaschiffen nach.
Spanisches Eisen, ein wichtiger Importartikel der hanseatischen Seehäfen, kostete um 1420 die 1000 Pfund 9 goldene Kronen (2 Kronen = 1 schweren Nobel = 9½ Thlr.), oder 25,65 Mk. die 100 kg.
Die Fehden mit den biskayischen Seeräubern und die Repressalien gaben Veranlassung zu fortgesetzten Streitigkeiten mit Spanien selbst, welche dann in Warenverboten und andern vexatorischen Bestim- mungen ihren Ausdruck fanden. 1434 wurde deshalb ein sechsjähriger Vertrag zwischen der Hansa und Spanien abgeschlossen, der aber nur wenig besserte; diesem folgte 1443 erst ein dreijähriger, dann ein zwölfjähriger Friede (bis 1458). Die wichtigsten Artikel in dem Handel mit der Westküste Frankreichs — den Baienfahrten — war das Baiensalz, Seesalz und Weine, welche in Poitou (französischer), Romanyen (spanischer) und Malvasier (griechischer) unterschieden wurden.
Aus Nordfrankreich kam ebenfalls Wein im Austausch mit Häringen und Getreide. Dieser Handel war in jener Periode vielfach gestört durch den englisch-französischen Krieg.
Der Handel Danzigs mit England 1) war von besonderer Wichtig- keit. Die Deutschen hatten ihre Niederlage im Stahlhofe zu London. Die Engländer siedelten sich schon früh in Danzig an. Im 14. Jahr- hundert gab es bereits eine Niederlassung englischer Kaufleute, das „englische Haus“, und wie groſsartig der Handel war, erhellt daraus, daſs im Jahre 1392 auf einmal 300 englische Schiffe zum Getreide- kauf nach Danzig kamen. Der Hauptartikel der Engländer war „englisches Gewand“. Eine Specialität Danzigs, die von den Eng- ländern am meisten gefragt wurde, war Bogenholz. Der Verkehr war ein so regelmäſsiger, daſs man 1406 der Meinung war, „als ob die Preuſsen England gar nicht entbehren könnten“. Umgekehrt war England in schlechten Erntejahren vollständig auf die Einfuhr von Danziger Getreide angewiesen. Trotzdem entstanden seit dem 15. Jahr- hundert von 1437 bis 1470 fortwährend Streitigkeiten, die immer nur
1) Siehe a. a. O., S. 97.
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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
lischen Schiffen überfallen, seiner Güter beraubt und erschlagen. 1398
wurden 14 hanseatische Schiffe, reich beladen mit Öl, Wachs, Wein,
Reis, Honig, Talg, und spanischem Eisen auf der Rückkehr von
friesischen Piraten aufgefangen. Ebenso gefährlich waren die Fahrten
nach Frankreich, die „Baienfahrten“. Dänen, Schweden und die
Vitalienbrüder, Friesen, Engländer, Normannen und Biskayer stellten
den reich beladenen Hansaschiffen nach.
Spanisches Eisen, ein wichtiger Importartikel der hanseatischen
Seehäfen, kostete um 1420 die 1000 Pfund 9 goldene Kronen (2 Kronen
= 1 schweren Nobel = 9½ Thlr.), oder 25,65 Mk. die 100 kg.
Die Fehden mit den biskayischen Seeräubern und die Repressalien
gaben Veranlassung zu fortgesetzten Streitigkeiten mit Spanien selbst,
welche dann in Warenverboten und andern vexatorischen Bestim-
mungen ihren Ausdruck fanden. 1434 wurde deshalb ein sechsjähriger
Vertrag zwischen der Hansa und Spanien abgeschlossen, der aber nur
wenig besserte; diesem folgte 1443 erst ein dreijähriger, dann ein
zwölfjähriger Friede (bis 1458). Die wichtigsten Artikel in dem Handel
mit der Westküste Frankreichs — den Baienfahrten — war das
Baiensalz, Seesalz und Weine, welche in Poitou (französischer),
Romanyen (spanischer) und Malvasier (griechischer) unterschieden
wurden.
Aus Nordfrankreich kam ebenfalls Wein im Austausch mit
Häringen und Getreide. Dieser Handel war in jener Periode vielfach
gestört durch den englisch-französischen Krieg.
Der Handel Danzigs mit England 1) war von besonderer Wichtig-
keit. Die Deutschen hatten ihre Niederlage im Stahlhofe zu London.
Die Engländer siedelten sich schon früh in Danzig an. Im 14. Jahr-
hundert gab es bereits eine Niederlassung englischer Kaufleute, das
„englische Haus“, und wie groſsartig der Handel war, erhellt daraus,
daſs im Jahre 1392 auf einmal 300 englische Schiffe zum Getreide-
kauf nach Danzig kamen. Der Hauptartikel der Engländer war
„englisches Gewand“. Eine Specialität Danzigs, die von den Eng-
ländern am meisten gefragt wurde, war Bogenholz. Der Verkehr war
ein so regelmäſsiger, daſs man 1406 der Meinung war, „als ob die
Preuſsen England gar nicht entbehren könnten“. Umgekehrt war
England in schlechten Erntejahren vollständig auf die Einfuhr von
Danziger Getreide angewiesen. Trotzdem entstanden seit dem 15. Jahr-
hundert von 1437 bis 1470 fortwährend Streitigkeiten, die immer nur
1) Siehe a. a. O., S. 97.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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