richter es erlaubte. 1401 wurde den Erzknappen in Krems verkündigt, dass sie Waffen und Wehr in dem Berge tragen dürften, dagegen nicht in der Stadt Gmünden "weder Armst, Spiess noch Wurfpfeil". Die Rammelsberger Schmelzer mussten eine "Armbrust-Rüstung mit ihrem Zeug" und die Knechte einen Spiess und eine Barte haben. Von der Wehrhaftigkeit und Tapferkeit der Bergknappen haben wir früher bereits Beispiele angeführt. 1499 lagen in Tirol ihrer viele gegen die Schweizer und Graubündner zu Felde, besonders "fünfzehn- hundert der freudigsten Erztknappen aus Etschland, genannt der stächlin (stählerne) Hauf". Nicht nur der Einzelne wusste mit den Waffen umzugehen, sondern sie exerzierten auch in Abteilungen. Bei der grossartigen Parade, welche die Schwazer Bergleute 1530 Kaiser Karl V. zu Ehren, gelegentlich dessen Besuches, veranstalteten, zogen ihrer 5600 alle wohl bewaffnet auf. Sie standen wie in Schlacht- ordnung und stellten, als der Kaiser ankam, mit geteilten Haufen ein Treffen vor, so dass ihre kriegerische Geschicklichkeit namentlich von den den Kaiser begleitenden Spaniern gar sehr bewundert wurde. Damals soll Schwaz 30000 Bergknappen gehabt haben. Über die Stellung der deutschen Bergleute im Mittelalter haben wir bereits gesprochen. Dieselben genossen 1) in erster Linie volle persönliche Freiheit und unbeschränkte Freizügigkeit. Sodann bildeten sie unter sich korporative Verbände, Genossenschaften, "die Knappen gemeinig- lich". Das Bergleder war das äussere Zeichen des Genossen, der Ehrlose wurde des Leders verlustig. Sie hatten unter sich Brüder- schaften, die späteren Knappschaften zur Unterstützung für Krankheits- fälle, Invalidität und für Altersversorgung. Auch bestanden die Bergleute auf regelmässiger Lohnzahlung in barem Gelde und auf Normalarbeitszeit, den Bergschichten. Die Bergleute waren grosse Freunde der Musik. Wie sie ihre eigene Tracht, ihre eigene fach- männische Ausdrucksweise beim Reden hatten, so hatten sie ihre eigenen Gesänge und Tänze, die "Bergreigen", von denen uns viele überliefert sind. Bei Festen, namentlich in der Faschingszeit, führten sie einen Schwerttanz auf. Mosch schreibt darüber 1829 2): "Im südlichen Deutschland ist noch heutigen Tages unter den Salz- knappen Halleins und Hallstadts ein uralter, eigentümlicher Tanz üblich, welcher der Schwertertanz heisst, und welcher auch in den Bergstädten Sachsens gebräuchlich war." Derselbe wurde von neun
1) Vergl. Dr. H. Achenbach, Deutsche Bergleute der Vergangenheit. Zeit- schrift für Bergrecht, Bd. XII, S. 80.
2)Mosch, Geschichte des Bergbaues in Deutschland, Bd. II, S. 50.
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Bergbau.
richter es erlaubte. 1401 wurde den Erzknappen in Krems verkündigt, daſs sie Waffen und Wehr in dem Berge tragen dürften, dagegen nicht in der Stadt Gmünden „weder Armst, Spieſs noch Wurfpfeil“. Die Rammelsberger Schmelzer muſsten eine „Armbrust-Rüstung mit ihrem Zeug“ und die Knechte einen Spieſs und eine Barte haben. Von der Wehrhaftigkeit und Tapferkeit der Bergknappen haben wir früher bereits Beispiele angeführt. 1499 lagen in Tirol ihrer viele gegen die Schweizer und Graubündner zu Felde, besonders „fünfzehn- hundert der freudigsten Erztknappen aus Etschland, genannt der stächlin (stählerne) Hauf“. Nicht nur der Einzelne wuſste mit den Waffen umzugehen, sondern sie exerzierten auch in Abteilungen. Bei der groſsartigen Parade, welche die Schwazer Bergleute 1530 Kaiser Karl V. zu Ehren, gelegentlich dessen Besuches, veranstalteten, zogen ihrer 5600 alle wohl bewaffnet auf. Sie standen wie in Schlacht- ordnung und stellten, als der Kaiser ankam, mit geteilten Haufen ein Treffen vor, so daſs ihre kriegerische Geschicklichkeit namentlich von den den Kaiser begleitenden Spaniern gar sehr bewundert wurde. Damals soll Schwaz 30000 Bergknappen gehabt haben. Über die Stellung der deutschen Bergleute im Mittelalter haben wir bereits gesprochen. Dieselben genossen 1) in erster Linie volle persönliche Freiheit und unbeschränkte Freizügigkeit. Sodann bildeten sie unter sich korporative Verbände, Genossenschaften, „die Knappen gemeinig- lich“. Das Bergleder war das äuſsere Zeichen des Genossen, der Ehrlose wurde des Leders verlustig. Sie hatten unter sich Brüder- schaften, die späteren Knappschaften zur Unterstützung für Krankheits- fälle, Invalidität und für Altersversorgung. Auch bestanden die Bergleute auf regelmäſsiger Lohnzahlung in barem Gelde und auf Normalarbeitszeit, den Bergschichten. Die Bergleute waren groſse Freunde der Musik. Wie sie ihre eigene Tracht, ihre eigene fach- männische Ausdrucksweise beim Reden hatten, so hatten sie ihre eigenen Gesänge und Tänze, die „Bergreigen“, von denen uns viele überliefert sind. Bei Festen, namentlich in der Faschingszeit, führten sie einen Schwerttanz auf. Mosch schreibt darüber 1829 2): „Im südlichen Deutschland ist noch heutigen Tages unter den Salz- knappen Halleins und Hallstadts ein uralter, eigentümlicher Tanz üblich, welcher der Schwertertanz heiſst, und welcher auch in den Bergstädten Sachsens gebräuchlich war.“ Derselbe wurde von neun
1) Vergl. Dr. H. Achenbach, Deutsche Bergleute der Vergangenheit. Zeit- schrift für Bergrecht, Bd. XII, S. 80.
2)Mosch, Geschichte des Bergbaues in Deutschland, Bd. II, S. 50.
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richter es erlaubte. 1401 wurde den Erzknappen in Krems verkündigt,
daſs sie Waffen und Wehr in dem Berge tragen dürften, dagegen
nicht in der Stadt Gmünden „weder Armst, Spieſs noch Wurfpfeil“.
Die Rammelsberger Schmelzer muſsten eine „Armbrust-Rüstung mit
ihrem Zeug“ und die Knechte einen Spieſs und eine Barte haben.
Von der Wehrhaftigkeit und Tapferkeit der Bergknappen haben wir
früher bereits Beispiele angeführt. 1499 lagen in Tirol ihrer viele
gegen die Schweizer und Graubündner zu Felde, besonders „fünfzehn-
hundert der freudigsten Erztknappen aus Etschland, genannt der
stächlin (stählerne) Hauf“. Nicht nur der Einzelne wuſste mit den
Waffen umzugehen, sondern sie exerzierten auch in Abteilungen. Bei
der groſsartigen Parade, welche die Schwazer Bergleute 1530 Kaiser
Karl V. zu Ehren, gelegentlich dessen Besuches, veranstalteten, zogen
ihrer 5600 alle wohl bewaffnet auf. Sie standen wie in Schlacht-
ordnung und stellten, als der Kaiser ankam, mit geteilten Haufen ein
Treffen vor, so daſs ihre kriegerische Geschicklichkeit namentlich von
den den Kaiser begleitenden Spaniern gar sehr bewundert wurde.
Damals soll Schwaz 30000 Bergknappen gehabt haben. Über die
Stellung der deutschen Bergleute im Mittelalter haben wir bereits
gesprochen. Dieselben genossen 1) in erster Linie volle persönliche
Freiheit und unbeschränkte Freizügigkeit. Sodann bildeten sie unter
sich korporative Verbände, Genossenschaften, „die Knappen gemeinig-
lich“. Das Bergleder war das äuſsere Zeichen des Genossen, der
Ehrlose wurde des Leders verlustig. Sie hatten unter sich Brüder-
schaften, die späteren Knappschaften zur Unterstützung für Krankheits-
fälle, Invalidität und für Altersversorgung. Auch bestanden die
Bergleute auf regelmäſsiger Lohnzahlung in barem Gelde und auf
Normalarbeitszeit, den Bergschichten. Die Bergleute waren groſse
Freunde der Musik. Wie sie ihre eigene Tracht, ihre eigene fach-
männische Ausdrucksweise beim Reden hatten, so hatten sie ihre
eigenen Gesänge und Tänze, die „Bergreigen“, von denen uns viele
überliefert sind. Bei Festen, namentlich in der Faschingszeit, führten
sie einen Schwerttanz auf. Mosch schreibt darüber 1829 2): „Im
südlichen Deutschland ist noch heutigen Tages unter den Salz-
knappen Halleins und Hallstadts ein uralter, eigentümlicher Tanz
üblich, welcher der Schwertertanz heiſst, und welcher auch in den
Bergstädten Sachsens gebräuchlich war.“ Derselbe wurde von neun
1) Vergl. Dr. H. Achenbach, Deutsche Bergleute der Vergangenheit. Zeit-
schrift für Bergrecht, Bd. XII, S. 80.
2) Mosch, Geschichte des Bergbaues in Deutschland, Bd. II, S. 50.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/567>, abgerufen am 22.11.2024.
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