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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
fallend, dass die betreffenden Urkunden noch nicht ihrem ganzen
Umfange nach veröffentlicht worden sind. Über die Konstruktion der
Maschine, die der Erfinder mit Ängstlichkeit geheim hielt, würden
sie zwar auch keinen Aufschluss geben. In dieser Beziehung müssen
wir uns mit dem Mitgeteilten begnügen, aus dem hervorgeht, dass
Bewegung und Steuerung des Schiffes durch mit Hilfe von Dampf
in Bewegung gesetzte Räder geschah. Die Bedeutung der Erfindung
Blasco de Garays ist von F. Arago möglichst herabgewürdigt
worden, um Papin, d. h. Frankreich den Ruhm der ersten Erfindung
der Dampfmaschine zu vindizieren; die sachlichen Einwendungen
Aragos sind aber ziemlich unwesentlich. Es ist kein Grund, daran
zu zweifeln, dass Blasco de Garay den Dampf in irgend einer Weise
als Motor anwendete. Dass seine Maschine noch nicht mit der Dampf-
maschine Watts verglichen werden kann, ist klar, aber darauf kommt
es auch gar nicht an, sondern nur auf die Thatsache der praktischen
Verwendung des Wasserdampfes als Kraftquelle.

Blasco de Garays diesbezügliche Erfindung steht aber nicht
einmal allein. Auch bei dem Bergbau im Erzgebirge wurde Wasser-
dampf benutzt zur Wasserhaltung und Förderung. Dies erfahren wir
aus des Mathesius Sarepta (1562), dort heisst es: "Lasset durch
Wasser, Wind und Feuer -- Wasser und Berg aus den Tiefsten mit
schönen Künsten heben und treiben, damit die Unkost geringert und
die verborgenen Schätze um so ehr können ersunken und offenbar
werden." --

"Ihr Bergleut sollt auch in euren Bergreyen (reigen) rühmen
den guten Mann, der jetzt Berg und Wasser mit dem Wind auf der
Platten anrichtet zu heben, wie man jetzt auch doch am Tag
Wasser mit Feuer heben soll."

Auch hier sind wir einzig auf diese kurzen Bemerkungen an-
gewiesen und wir wissen nicht, ob das Heben von Wasser mit Feuer
mittels Dampf oder mittels heisser Luft geschah.

Schon im Altertum kannte man ein Dampfgebläse (Bd. I, S. 582), die
Äolopile. Die derselben zu Grunde liegende Idee wurde im 16. Jahr-
hundert ebenfalls wiederholt auszuführen gesucht, ohne aber einer prak-
tischen Lösung näher geführt zu werden. -- Dagegen wurde dieselbe zu
mancherlei Spielereien, wie schon im Altertum, verwendet, von denen
eine der ältesten und berühmtesten der "Püster" von Sondershausen ist.
Man hat demselben ein ausserordentlich hohes Alter zugeschrieben, ob-
gleich er schwerlich einer älteren Periode als dem Ausgang des Mittel-
alters angehört. Er wurde für ein heidnisches Götzenbild der alten

Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
fallend, daſs die betreffenden Urkunden noch nicht ihrem ganzen
Umfange nach veröffentlicht worden sind. Über die Konstruktion der
Maschine, die der Erfinder mit Ängstlichkeit geheim hielt, würden
sie zwar auch keinen Aufschluſs geben. In dieser Beziehung müssen
wir uns mit dem Mitgeteilten begnügen, aus dem hervorgeht, daſs
Bewegung und Steuerung des Schiffes durch mit Hilfe von Dampf
in Bewegung gesetzte Räder geschah. Die Bedeutung der Erfindung
Blasco de Garays ist von F. Arago möglichst herabgewürdigt
worden, um Papin, d. h. Frankreich den Ruhm der ersten Erfindung
der Dampfmaschine zu vindizieren; die sachlichen Einwendungen
Aragos sind aber ziemlich unwesentlich. Es ist kein Grund, daran
zu zweifeln, daſs Blasco de Garay den Dampf in irgend einer Weise
als Motor anwendete. Daſs seine Maschine noch nicht mit der Dampf-
maschine Watts verglichen werden kann, ist klar, aber darauf kommt
es auch gar nicht an, sondern nur auf die Thatsache der praktischen
Verwendung des Wasserdampfes als Kraftquelle.

Blasco de Garays diesbezügliche Erfindung steht aber nicht
einmal allein. Auch bei dem Bergbau im Erzgebirge wurde Wasser-
dampf benutzt zur Wasserhaltung und Förderung. Dies erfahren wir
aus des Mathesius Sarepta (1562), dort heiſst es: „Lasset durch
Wasser, Wind und Feuer — Wasser und Berg aus den Tiefsten mit
schönen Künsten heben und treiben, damit die Unkost geringert und
die verborgenen Schätze um so ehr können ersunken und offenbar
werden.“ —

„Ihr Bergleut sollt auch in euren Bergreyen (reigen) rühmen
den guten Mann, der jetzt Berg und Wasser mit dem Wind auf der
Platten anrichtet zu heben, wie man jetzt auch doch am Tag
Wasser mit Feuer heben soll.“

Auch hier sind wir einzig auf diese kurzen Bemerkungen an-
gewiesen und wir wissen nicht, ob das Heben von Wasser mit Feuer
mittels Dampf oder mittels heiſser Luft geschah.

Schon im Altertum kannte man ein Dampfgebläse (Bd. I, S. 582), die
Äolopile. Die derselben zu Grunde liegende Idee wurde im 16. Jahr-
hundert ebenfalls wiederholt auszuführen gesucht, ohne aber einer prak-
tischen Lösung näher geführt zu werden. — Dagegen wurde dieselbe zu
mancherlei Spielereien, wie schon im Altertum, verwendet, von denen
eine der ältesten und berühmtesten der „Püster“ von Sondershausen ist.
Man hat demselben ein auſserordentlich hohes Alter zugeschrieben, ob-
gleich er schwerlich einer älteren Periode als dem Ausgang des Mittel-
alters angehört. Er wurde für ein heidnisches Götzenbild der alten

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[536/0556] Maschinenwesen im 16. Jahrhundert. fallend, daſs die betreffenden Urkunden noch nicht ihrem ganzen Umfange nach veröffentlicht worden sind. Über die Konstruktion der Maschine, die der Erfinder mit Ängstlichkeit geheim hielt, würden sie zwar auch keinen Aufschluſs geben. In dieser Beziehung müssen wir uns mit dem Mitgeteilten begnügen, aus dem hervorgeht, daſs Bewegung und Steuerung des Schiffes durch mit Hilfe von Dampf in Bewegung gesetzte Räder geschah. Die Bedeutung der Erfindung Blasco de Garays ist von F. Arago möglichst herabgewürdigt worden, um Papin, d. h. Frankreich den Ruhm der ersten Erfindung der Dampfmaschine zu vindizieren; die sachlichen Einwendungen Aragos sind aber ziemlich unwesentlich. Es ist kein Grund, daran zu zweifeln, daſs Blasco de Garay den Dampf in irgend einer Weise als Motor anwendete. Daſs seine Maschine noch nicht mit der Dampf- maschine Watts verglichen werden kann, ist klar, aber darauf kommt es auch gar nicht an, sondern nur auf die Thatsache der praktischen Verwendung des Wasserdampfes als Kraftquelle. Blasco de Garays diesbezügliche Erfindung steht aber nicht einmal allein. Auch bei dem Bergbau im Erzgebirge wurde Wasser- dampf benutzt zur Wasserhaltung und Förderung. Dies erfahren wir aus des Mathesius Sarepta (1562), dort heiſst es: „Lasset durch Wasser, Wind und Feuer — Wasser und Berg aus den Tiefsten mit schönen Künsten heben und treiben, damit die Unkost geringert und die verborgenen Schätze um so ehr können ersunken und offenbar werden.“ — „Ihr Bergleut sollt auch in euren Bergreyen (reigen) rühmen den guten Mann, der jetzt Berg und Wasser mit dem Wind auf der Platten anrichtet zu heben, wie man jetzt auch doch am Tag Wasser mit Feuer heben soll.“ Auch hier sind wir einzig auf diese kurzen Bemerkungen an- gewiesen und wir wissen nicht, ob das Heben von Wasser mit Feuer mittels Dampf oder mittels heiſser Luft geschah. Schon im Altertum kannte man ein Dampfgebläse (Bd. I, S. 582), die Äolopile. Die derselben zu Grunde liegende Idee wurde im 16. Jahr- hundert ebenfalls wiederholt auszuführen gesucht, ohne aber einer prak- tischen Lösung näher geführt zu werden. — Dagegen wurde dieselbe zu mancherlei Spielereien, wie schon im Altertum, verwendet, von denen eine der ältesten und berühmtesten der „Püster“ von Sondershausen ist. Man hat demselben ein auſserordentlich hohes Alter zugeschrieben, ob- gleich er schwerlich einer älteren Periode als dem Ausgang des Mittel- alters angehört. Er wurde für ein heidnisches Götzenbild der alten

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/556>, abgerufen am 22.11.2024.