als bei den vorher beschriebenen Anlagen. -- Agricola schreibt ferner: In den julischen und rhätischen Alpen und in den Kar- pathen werden jetzt Gold- und Silbererze mit Stempeln, von denen manchmal mehr als zwanzig in einer Reihe stehen, in langen Trögen nass gepocht, welche zwei Platten voll von Löchern haben, durch welche das zerkleinerte Erz gleichzeitig mit dem Wasser in einen darunter liegenden Querkanal fliesst ...
Selbstredend wurden so grosse Maschinenanlagen durch Wasser- kraft bewegt. Die Wasserkraft war aber nicht überall zu haben
[Abbildung]
Fig. 194.
und kamen namentlich die grossen gewerbreichen Städte, deren Industrie ausschliesslich auf dem Handbetrieb beruht hatte, wenn sie keine Wasser- kraft besassen, in Nachteil. Die Mechaniker sannen auf Mittel, demselben durch maschinelle Einrichtungen zu begegnen. Die wich- tigste Maschine als Ersatz der Wasserräder wurden die Pferdegöpel (Fig. 37, 38, 39), welche ebenfalls erst zu Anfang des 16. Jahr- hunderts erwähnt werden. Der erste Göpel zu St. Andreas bei Joachimsthal wurde 1517 aufgestellt. Einen eigenartigen Ersatz suchte man in der Bewegung grosser schwerer Pendel, die als Kraftsammler dienten und bei denen das Trägheitsmoment zum Kraftregulator wurde. Fig. 194 stellt ein Blasewerk mit Pendelbetrieb nach Besson dar.
Auch den Wasserdampf suchte man bereits im 16. Jahrhundert als Arbeitskraft zu verwerten und nicht ohne Erfolg, wie es scheint. Leider fehlen uns über diese ersten Dampfmaschinen, die freilich von den heutigen Dampfmaschinen sehr abweichend waren, jede Beschrei- bung, so dass nur die Thatsache der Benutzung des Dampfes zu ge- wissen Arbeiten konstatiert werden kann. Über Leonardo da
Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
als bei den vorher beschriebenen Anlagen. — Agricola schreibt ferner: In den julischen und rhätischen Alpen und in den Kar- pathen werden jetzt Gold- und Silbererze mit Stempeln, von denen manchmal mehr als zwanzig in einer Reihe stehen, in langen Trögen naſs gepocht, welche zwei Platten voll von Löchern haben, durch welche das zerkleinerte Erz gleichzeitig mit dem Wasser in einen darunter liegenden Querkanal flieſst …
Selbstredend wurden so groſse Maschinenanlagen durch Wasser- kraft bewegt. Die Wasserkraft war aber nicht überall zu haben
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Fig. 194.
und kamen namentlich die groſsen gewerbreichen Städte, deren Industrie ausschlieſslich auf dem Handbetrieb beruht hatte, wenn sie keine Wasser- kraft besaſsen, in Nachteil. Die Mechaniker sannen auf Mittel, demselben durch maschinelle Einrichtungen zu begegnen. Die wich- tigste Maschine als Ersatz der Wasserräder wurden die Pferdegöpel (Fig. 37, 38, 39), welche ebenfalls erst zu Anfang des 16. Jahr- hunderts erwähnt werden. Der erste Göpel zu St. Andreas bei Joachimsthal wurde 1517 aufgestellt. Einen eigenartigen Ersatz suchte man in der Bewegung groſser schwerer Pendel, die als Kraftsammler dienten und bei denen das Trägheitsmoment zum Kraftregulator wurde. Fig. 194 stellt ein Blasewerk mit Pendelbetrieb nach Besson dar.
Auch den Wasserdampf suchte man bereits im 16. Jahrhundert als Arbeitskraft zu verwerten und nicht ohne Erfolg, wie es scheint. Leider fehlen uns über diese ersten Dampfmaschinen, die freilich von den heutigen Dampfmaschinen sehr abweichend waren, jede Beschrei- bung, so daſs nur die Thatsache der Benutzung des Dampfes zu ge- wissen Arbeiten konstatiert werden kann. Über Leonardo da
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Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
als bei den vorher beschriebenen Anlagen. — Agricola schreibt
ferner: In den julischen und rhätischen Alpen und in den Kar-
pathen werden jetzt Gold- und Silbererze mit Stempeln, von denen
manchmal mehr als zwanzig in einer Reihe stehen, in langen Trögen
naſs gepocht, welche zwei Platten voll von Löchern haben, durch
welche das zerkleinerte Erz gleichzeitig mit dem Wasser in einen
darunter liegenden Querkanal flieſst …
Selbstredend wurden so groſse Maschinenanlagen durch Wasser-
kraft bewegt. Die Wasserkraft war aber nicht überall zu haben
[Abbildung Fig. 194.]
und kamen namentlich
die groſsen gewerbreichen
Städte, deren Industrie
ausschlieſslich auf dem
Handbetrieb beruht hatte,
wenn sie keine Wasser-
kraft besaſsen, in Nachteil.
Die Mechaniker sannen auf
Mittel, demselben durch
maschinelle Einrichtungen
zu begegnen. Die wich-
tigste Maschine als Ersatz
der Wasserräder wurden
die Pferdegöpel (Fig. 37,
38, 39), welche ebenfalls
erst zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts erwähnt werden.
Der erste Göpel zu St.
Andreas bei Joachimsthal
wurde 1517 aufgestellt.
Einen eigenartigen Ersatz
suchte man in der Bewegung
groſser schwerer Pendel, die als Kraftsammler dienten und bei denen
das Trägheitsmoment zum Kraftregulator wurde. Fig. 194 stellt ein
Blasewerk mit Pendelbetrieb nach Besson dar.
Auch den Wasserdampf suchte man bereits im 16. Jahrhundert
als Arbeitskraft zu verwerten und nicht ohne Erfolg, wie es scheint.
Leider fehlen uns über diese ersten Dampfmaschinen, die freilich von
den heutigen Dampfmaschinen sehr abweichend waren, jede Beschrei-
bung, so daſs nur die Thatsache der Benutzung des Dampfes zu ge-
wissen Arbeiten konstatiert werden kann. Über Leonardo da
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/553>, abgerufen am 22.11.2024.
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