sohle eingelegte, denselben zum Theil umfassende Schwellen, in lot- rechter Lage festgehalten.
Die Chavotte (Schabatte) oder Ambossschale, d. i. die eiserne Platte, welche die Unterlage des Amboss bildet, um das Hineintreiben in den Stock zu verhindern, wurde in den Amboss ganz eingelassen. Der Amboss hatte eine überaus stark gewölbte, fast halbkreisförmige Bahn. Mit ebensolcher Bahn war auch der Hammer, dessen Helm aus unbeschlagenem Holz (Ganzholz) hergerichtet war, versehen.
Zum Osemundfrischen verwendete man fast ausschliesslich das vorzügliche Roheisen aus der Herrschaft Sayn-Altenkirchen. Das Verfahren war, wie wir gesehen haben, das einer Anlaufschmiede. Der Unterschied im Ausschmieden gegen andere Frischhütten bestand darin, dass man das vorzüglich zähe Eisen, welches zu Draht ver- arbeitet werden sollte, unter den vorbeschriebenen Hämmern zu ziem- lich dünnen Stäben ausschmiedete. Dabei wurde das Eisen nur gezaint oder gereckt, indem es quer zur Hammerbahn ausgeschmiedet, nicht aber geschlichtet wurde, weil man annahm, dass durch das Abschlichten die Zähigkeit des Eisens beeinträchtigt wurde. Die Osemundstangen, die groben Zaineisen gleichen und eine gewellte Oberfläche hatten, indem die Eindrücke der quer zur Längsrichtung geführten Hammer- schläge sichtbar blieben, waren meist 10 bis 12 Fuss lang. Vorschrift war es, dass auf ein Becken (421/2 Pfund) 27, höchstens 28 Fuss Länge in Stäben gehen mussten.
Die Kolben oder Luppen, welche im Osemundfeuer entstanden, waren nur 25, höchstens 35 Pfund schwer und wurden in möglichster Geschwindigkeit zu dünnen Stäben ausgereckt, dabei wurde das Eisen unter den schnellgehenden Schwanzhämmern zugleich gegärbt; die Sehne entwickelte sich besser und feiner als unter den groben, lang- samen Schlägen der schweren Hämmer.
Bei der Osemundschmiede war das Zainen unmittelbar mit dem Frischprozess verbunden. Bei den eigentlichen Zain- und Reckhämmern wurde dagegen das Produkt der Hütten in besonderen Hammerwerken verarbeitet. In den eigentlichen Zainhämmern wurde Stabeisen zu Zaineisen von 1/2 bis höchstens 5/8 Zoll vierkantigen und 12 bis 14 Fuss langen Stäben, welche in Bunden verkauft wurden, ausgereckt. In den Bandhämmern wurde das Grobeisen zu glattem Bandeisen von 1 bis 2 Zoll Breite und kaum 1/4 Zoll Dicke ausgeschmiedet. Ferner machte man sechs- oder achtkantiges Bolzeneisen. Die Gestalt dieser Hämmer glich den Stabhämmern, nur hatten Hammer und Amboss glatte Bahnen bei verschiedener Stellung zu einander, wie aus der
Wasserhämmer.
sohle eingelegte, denselben zum Theil umfassende Schwellen, in lot- rechter Lage festgehalten.
Die Chavotte (Schabatte) oder Amboſsschale, d. i. die eiserne Platte, welche die Unterlage des Amboſs bildet, um das Hineintreiben in den Stock zu verhindern, wurde in den Amboſs ganz eingelassen. Der Amboſs hatte eine überaus stark gewölbte, fast halbkreisförmige Bahn. Mit ebensolcher Bahn war auch der Hammer, dessen Helm aus unbeschlagenem Holz (Ganzholz) hergerichtet war, versehen.
Zum Osemundfrischen verwendete man fast ausschlieſslich das vorzügliche Roheisen aus der Herrschaft Sayn-Altenkirchen. Das Verfahren war, wie wir gesehen haben, das einer Anlaufschmiede. Der Unterschied im Ausschmieden gegen andere Frischhütten bestand darin, daſs man das vorzüglich zähe Eisen, welches zu Draht ver- arbeitet werden sollte, unter den vorbeschriebenen Hämmern zu ziem- lich dünnen Stäben ausschmiedete. Dabei wurde das Eisen nur gezaint oder gereckt, indem es quer zur Hammerbahn ausgeschmiedet, nicht aber geschlichtet wurde, weil man annahm, daſs durch das Abschlichten die Zähigkeit des Eisens beeinträchtigt wurde. Die Osemundstangen, die groben Zaineisen gleichen und eine gewellte Oberfläche hatten, indem die Eindrücke der quer zur Längsrichtung geführten Hammer- schläge sichtbar blieben, waren meist 10 bis 12 Fuſs lang. Vorschrift war es, daſs auf ein Becken (42½ Pfund) 27, höchstens 28 Fuſs Länge in Stäben gehen muſsten.
Die Kolben oder Luppen, welche im Osemundfeuer entstanden, waren nur 25, höchstens 35 Pfund schwer und wurden in möglichster Geschwindigkeit zu dünnen Stäben ausgereckt, dabei wurde das Eisen unter den schnellgehenden Schwanzhämmern zugleich gegärbt; die Sehne entwickelte sich besser und feiner als unter den groben, lang- samen Schlägen der schweren Hämmer.
Bei der Osemundschmiede war das Zainen unmittelbar mit dem Frischprozeſs verbunden. Bei den eigentlichen Zain- und Reckhämmern wurde dagegen das Produkt der Hütten in besonderen Hammerwerken verarbeitet. In den eigentlichen Zainhämmern wurde Stabeisen zu Zaineisen von ½ bis höchstens ⅝ Zoll vierkantigen und 12 bis 14 Fuſs langen Stäben, welche in Bunden verkauft wurden, ausgereckt. In den Bandhämmern wurde das Grobeisen zu glattem Bandeisen von 1 bis 2 Zoll Breite und kaum ¼ Zoll Dicke ausgeschmiedet. Ferner machte man sechs- oder achtkantiges Bolzeneisen. Die Gestalt dieser Hämmer glich den Stabhämmern, nur hatten Hammer und Amboſs glatte Bahnen bei verschiedener Stellung zu einander, wie aus der
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Wasserhämmer.
sohle eingelegte, denselben zum Theil umfassende Schwellen, in lot-
rechter Lage festgehalten.
Die Chavotte (Schabatte) oder Amboſsschale, d. i. die eiserne
Platte, welche die Unterlage des Amboſs bildet, um das Hineintreiben
in den Stock zu verhindern, wurde in den Amboſs ganz eingelassen.
Der Amboſs hatte eine überaus stark gewölbte, fast halbkreisförmige
Bahn. Mit ebensolcher Bahn war auch der Hammer, dessen Helm
aus unbeschlagenem Holz (Ganzholz) hergerichtet war, versehen.
Zum Osemundfrischen verwendete man fast ausschlieſslich das
vorzügliche Roheisen aus der Herrschaft Sayn-Altenkirchen. Das
Verfahren war, wie wir gesehen haben, das einer Anlaufschmiede.
Der Unterschied im Ausschmieden gegen andere Frischhütten bestand
darin, daſs man das vorzüglich zähe Eisen, welches zu Draht ver-
arbeitet werden sollte, unter den vorbeschriebenen Hämmern zu ziem-
lich dünnen Stäben ausschmiedete. Dabei wurde das Eisen nur gezaint
oder gereckt, indem es quer zur Hammerbahn ausgeschmiedet, nicht
aber geschlichtet wurde, weil man annahm, daſs durch das Abschlichten
die Zähigkeit des Eisens beeinträchtigt wurde. Die Osemundstangen,
die groben Zaineisen gleichen und eine gewellte Oberfläche hatten,
indem die Eindrücke der quer zur Längsrichtung geführten Hammer-
schläge sichtbar blieben, waren meist 10 bis 12 Fuſs lang. Vorschrift
war es, daſs auf ein Becken (42½ Pfund) 27, höchstens 28 Fuſs Länge
in Stäben gehen muſsten.
Die Kolben oder Luppen, welche im Osemundfeuer entstanden,
waren nur 25, höchstens 35 Pfund schwer und wurden in möglichster
Geschwindigkeit zu dünnen Stäben ausgereckt, dabei wurde das Eisen
unter den schnellgehenden Schwanzhämmern zugleich gegärbt; die
Sehne entwickelte sich besser und feiner als unter den groben, lang-
samen Schlägen der schweren Hämmer.
Bei der Osemundschmiede war das Zainen unmittelbar mit dem
Frischprozeſs verbunden. Bei den eigentlichen Zain- und Reckhämmern
wurde dagegen das Produkt der Hütten in besonderen Hammerwerken
verarbeitet. In den eigentlichen Zainhämmern wurde Stabeisen zu
Zaineisen von ½ bis höchstens ⅝ Zoll vierkantigen und 12 bis
14 Fuſs langen Stäben, welche in Bunden verkauft wurden, ausgereckt.
In den Bandhämmern wurde das Grobeisen zu glattem Bandeisen von
1 bis 2 Zoll Breite und kaum ¼ Zoll Dicke ausgeschmiedet. Ferner
machte man sechs- oder achtkantiges Bolzeneisen. Die Gestalt dieser
Hämmer glich den Stabhämmern, nur hatten Hammer und Amboſs
glatte Bahnen bei verschiedener Stellung zu einander, wie aus der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/507>, abgerufen am 22.11.2024.
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