gerichte gerühmt wird. Ausserdem befand sich oben über der Schlüsselöffnung eine Teufelsfratze, welche beim Umdrehen des Schlüssels die Zunge herausstreckte. Daunhofer stellte auch ver- schiedene Arten sehr genauer Waagen dar, und berühmt waren seine Gitterwerke besonders für Kirchhöfe. Aber auch bei diesen trat überall seine Neigung zum Seltsamen zu Tage. Der begabte Künstler verfiel denn auch in traurigen Wahnsinn und entleibte sich selbst im Jahre 1558.
Liebte Daunhofer besonders Teufelsfratzen, so brachte sein Kollege und Zeitgenosse Paulus Berg, ein Schlosser zu Dresden, überall Apostel und Heilige an. Er war besonders durch seine eisernen Kassetten berühmt, die er mit reichem Bilderschmuck, meist biblischen Scenen, verzierte. Er erreichte ein hohes Alter und starb 1577 in einem Dorfe bei Dresden.
Johann Rueker lebte um 1550 in Wien; er soll es so weit in seiner Kunst gebracht haben, dass er kleine Vorlegschlösschen, wie Erbsen gross, zu arbeiten verstand, die man wie Perlen an eine Kette anreihen und um den Hals legen konnte.
Zur Zeit der "jungfräulichen" Königin Elisabeth lebte in England ein Schlosser Namens Marcus Skaliot, welcher aus Eisen, Stahl und Messing ein künstliches Schloss von elf Teilen anfertigte, das einschliesslich des Schlüssels nur ein Quentchen wog.
Manche Namen tüchtiger Schlosser jener Zeit sind uns noch überliefert, wie Hans Prüel (um 1557), "der Zeughausschlosser" in München, welcher sein Meisterstück dem Herzog Albrecht V. von Bayern, seinem gnädigen Herrn, verehrte 1), dann Hans Anger (um 1570) und Hans Buschmann zu Augsburg, ohne dass wir mehr von ihnen wissen, als ihre Namen.
Ausser Schlüssel und Schlössern fertigte der Schlosser noch mancherlei andere Arbeiten, deshalb dichtet Hans Sachs von ihm:
Ich mach die Schlothüt klein und gross, Rigel, Bender, Schlüssel vnd Schloss, Eysern Truhen, Brunnketten, Gitter, Scheid auch die Schlöt, für vngwitter, Küchentryfus, Eysern Bräter, Den Kirchen Han, zeygt Wind vn wetter, Auch Ofenfuss, was man wil han, Von Eysen ich wohl machen kan.
1) L. Westenriedes, Beiträge zur Vaterländischen Historie etc. Bd. III, S. 72.
Die Schlosserei im 16. Jahrhundert.
gerichte gerühmt wird. Auſserdem befand sich oben über der Schlüsselöffnung eine Teufelsfratze, welche beim Umdrehen des Schlüssels die Zunge herausstreckte. Daunhofer stellte auch ver- schiedene Arten sehr genauer Waagen dar, und berühmt waren seine Gitterwerke besonders für Kirchhöfe. Aber auch bei diesen trat überall seine Neigung zum Seltsamen zu Tage. Der begabte Künstler verfiel denn auch in traurigen Wahnsinn und entleibte sich selbst im Jahre 1558.
Liebte Daunhofer besonders Teufelsfratzen, so brachte sein Kollege und Zeitgenosse Paulus Berg, ein Schlosser zu Dresden, überall Apostel und Heilige an. Er war besonders durch seine eisernen Kassetten berühmt, die er mit reichem Bilderschmuck, meist biblischen Scenen, verzierte. Er erreichte ein hohes Alter und starb 1577 in einem Dorfe bei Dresden.
Johann Rueker lebte um 1550 in Wien; er soll es so weit in seiner Kunst gebracht haben, dass er kleine Vorlegschlöſschen, wie Erbsen groſs, zu arbeiten verstand, die man wie Perlen an eine Kette anreihen und um den Hals legen konnte.
Zur Zeit der „jungfräulichen“ Königin Elisabeth lebte in England ein Schlosser Namens Marcus Skaliot, welcher aus Eisen, Stahl und Messing ein künstliches Schloſs von elf Teilen anfertigte, das einschlieſslich des Schlüssels nur ein Quentchen wog.
Manche Namen tüchtiger Schlosser jener Zeit sind uns noch überliefert, wie Hans Prüel (um 1557), „der Zeughausschlosser“ in München, welcher sein Meisterstück dem Herzog Albrecht V. von Bayern, seinem gnädigen Herrn, verehrte 1), dann Hans Anger (um 1570) und Hans Buschmann zu Augsburg, ohne daſs wir mehr von ihnen wissen, als ihre Namen.
Auſser Schlüssel und Schlössern fertigte der Schlosser noch mancherlei andere Arbeiten, deshalb dichtet Hans Sachs von ihm:
Ich mach die Schlothüt klein und groſs, Rigel, Bender, Schlüssel vnd Schloſs, Eysern Truhen, Brunnketten, Gitter, Scheid auch die Schlöt, für vngwitter, Küchentryfus, Eysern Bräter, Den Kirchen Han, zeygt Wind vn wetter, Auch Ofenfuſs, was man wil han, Von Eysen ich wohl machen kan.
1) L. Westenriedes, Beiträge zur Vaterländischen Historie etc. Bd. III, S. 72.
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Die Schlosserei im 16. Jahrhundert.
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Schlüsselöffnung eine Teufelsfratze, welche beim Umdrehen des
Schlüssels die Zunge herausstreckte. Daunhofer stellte auch ver-
schiedene Arten sehr genauer Waagen dar, und berühmt waren seine
Gitterwerke besonders für Kirchhöfe. Aber auch bei diesen trat
überall seine Neigung zum Seltsamen zu Tage. Der begabte Künstler
verfiel denn auch in traurigen Wahnsinn und entleibte sich selbst
im Jahre 1558.
Liebte Daunhofer besonders Teufelsfratzen, so brachte sein
Kollege und Zeitgenosse Paulus Berg, ein Schlosser zu Dresden,
überall Apostel und Heilige an. Er war besonders durch seine
eisernen Kassetten berühmt, die er mit reichem Bilderschmuck, meist
biblischen Scenen, verzierte. Er erreichte ein hohes Alter und starb
1577 in einem Dorfe bei Dresden.
Johann Rueker lebte um 1550 in Wien; er soll es so weit in
seiner Kunst gebracht haben, dass er kleine Vorlegschlöſschen, wie
Erbsen groſs, zu arbeiten verstand, die man wie Perlen an eine Kette
anreihen und um den Hals legen konnte.
Zur Zeit der „jungfräulichen“ Königin Elisabeth lebte in England
ein Schlosser Namens Marcus Skaliot, welcher aus Eisen, Stahl
und Messing ein künstliches Schloſs von elf Teilen anfertigte, das
einschlieſslich des Schlüssels nur ein Quentchen wog.
Manche Namen tüchtiger Schlosser jener Zeit sind uns noch
überliefert, wie Hans Prüel (um 1557), „der Zeughausschlosser“ in
München, welcher sein Meisterstück dem Herzog Albrecht V. von
Bayern, seinem gnädigen Herrn, verehrte 1), dann Hans Anger (um
1570) und Hans Buschmann zu Augsburg, ohne daſs wir mehr von
ihnen wissen, als ihre Namen.
Auſser Schlüssel und Schlössern fertigte der Schlosser noch
mancherlei andere Arbeiten, deshalb dichtet Hans Sachs von ihm:
Ich mach die Schlothüt klein und groſs,
Rigel, Bender, Schlüssel vnd Schloſs,
Eysern Truhen, Brunnketten, Gitter,
Scheid auch die Schlöt, für vngwitter,
Küchentryfus, Eysern Bräter,
Den Kirchen Han, zeygt Wind vn wetter,
Auch Ofenfuſs, was man wil han,
Von Eysen ich wohl machen kan.
1) L. Westenriedes, Beiträge zur Vaterländischen Historie etc. Bd. III, S. 72.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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