Langseite wiederholen sich dieselben Motive mit nur kleinen Ver- änderungen. Das eigentliche Gitter zur linken Seite wird durch in einander gestecktes Quadrateisen gebildet, während die rechte Seite als Gitterthüre das spätgotische Fischblasenmasswerk aus Flacheisen, aber in sehr zierlicher Weise konstruiert, zeigt. Das Schönste an diesem Gitter ist der obere Aufsatz, welcher den Stempel seiner Ent- stehungszeit, des verblühenden Rittertums, deutlich an sich trägt. Die Wappenschilder über der Thüre, welche sich an Wimbergen an- schliessen, sind wahrscheinlich jene der Familie Waldstein, dieselben sind heraldisch gemalt und vergoldet und zwar ist am Wappen rechts der Greif im Schilde, Helm und Helmzier vergoldet; das Ornament
[Abbildung]
Fig. 160.
auf der oberen Seite rot und unten weiss. Beim linken Schilde sind die Tiergestalten golden und der gezackte Querbalken rot, während Helm und Zier wieder vergoldet und die Flügel dahinter rot gemalt sind. Die Kreuz- blumen auf den Wimbergen sind verschieden formiert aus Blech geschnitten und mit dem Hammer getrie- ben, ebenso die Kanten- blumen, welche wie die Kreuzblumen gearbeitet und vergoldet sind, während das übrige Konstruktionseisen dunkel- grün bemalt ist. Bei der längeren Seite des Gitters, welches aus drei Hauptfeldern besteht, ist in der Mitte wieder eine Thür, über welcher sich die gleichen Wappen befinden; nur hat das linksseitige zwei Helme. Die Wimbergenpartieen wiederholen sich hier zu beiden Seiten und sind statt der Ornamente zwischen den Spitzbogen Vasen angebracht, aus welchen blumenartige Verzierungen herauswachsen. Das Ganze ist mit meisterhafter Technik behandelt.
Eines der schönsten Werke der Schmiedekunst, welches Öster- reich besitzt und welches gleichen Charakter wie der Aufsatz des Gitters zu Hall zeigt, ist das Sakramentshäuschen zu Feldkirch in Tirol. Dieses Meisterwerk wurde im Jahre 1509 in der dortigen Pfarrkirche aufgestellt und leider schon im Jahre 1655 in eine Kanzel
Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert.
Langseite wiederholen sich dieselben Motive mit nur kleinen Ver- änderungen. Das eigentliche Gitter zur linken Seite wird durch in einander gestecktes Quadrateisen gebildet, während die rechte Seite als Gitterthüre das spätgotische Fischblasenmaſswerk aus Flacheisen, aber in sehr zierlicher Weise konstruiert, zeigt. Das Schönste an diesem Gitter ist der obere Aufsatz, welcher den Stempel seiner Ent- stehungszeit, des verblühenden Rittertums, deutlich an sich trägt. Die Wappenschilder über der Thüre, welche sich an Wimbergen an- schlieſsen, sind wahrscheinlich jene der Familie Waldstein, dieselben sind heraldisch gemalt und vergoldet und zwar ist am Wappen rechts der Greif im Schilde, Helm und Helmzier vergoldet; das Ornament
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Fig. 160.
auf der oberen Seite rot und unten weiſs. Beim linken Schilde sind die Tiergestalten golden und der gezackte Querbalken rot, während Helm und Zier wieder vergoldet und die Flügel dahinter rot gemalt sind. Die Kreuz- blumen auf den Wimbergen sind verschieden formiert aus Blech geschnitten und mit dem Hammer getrie- ben, ebenso die Kanten- blumen, welche wie die Kreuzblumen gearbeitet und vergoldet sind, während das übrige Konstruktionseisen dunkel- grün bemalt ist. Bei der längeren Seite des Gitters, welches aus drei Hauptfeldern besteht, ist in der Mitte wieder eine Thür, über welcher sich die gleichen Wappen befinden; nur hat das linksseitige zwei Helme. Die Wimbergenpartieen wiederholen sich hier zu beiden Seiten und sind statt der Ornamente zwischen den Spitzbogen Vasen angebracht, aus welchen blumenartige Verzierungen herauswachsen. Das Ganze ist mit meisterhafter Technik behandelt.
Eines der schönsten Werke der Schmiedekunst, welches Öster- reich besitzt und welches gleichen Charakter wie der Aufsatz des Gitters zu Hall zeigt, ist das Sakramentshäuschen zu Feldkirch in Tirol. Dieses Meisterwerk wurde im Jahre 1509 in der dortigen Pfarrkirche aufgestellt und leider schon im Jahre 1655 in eine Kanzel
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Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert.
Langseite wiederholen sich dieselben Motive mit nur kleinen Ver-
änderungen. Das eigentliche Gitter zur linken Seite wird durch in
einander gestecktes Quadrateisen gebildet, während die rechte Seite
als Gitterthüre das spätgotische Fischblasenmaſswerk aus Flacheisen,
aber in sehr zierlicher Weise konstruiert, zeigt. Das Schönste an
diesem Gitter ist der obere Aufsatz, welcher den Stempel seiner Ent-
stehungszeit, des verblühenden Rittertums, deutlich an sich trägt.
Die Wappenschilder über der Thüre, welche sich an Wimbergen an-
schlieſsen, sind wahrscheinlich jene der Familie Waldstein, dieselben
sind heraldisch gemalt und vergoldet und zwar ist am Wappen rechts
der Greif im Schilde, Helm und Helmzier vergoldet; das Ornament
[Abbildung Fig. 160.]
auf der oberen Seite rot
und unten weiſs. Beim
linken Schilde sind die
Tiergestalten golden und
der gezackte Querbalken
rot, während Helm und
Zier wieder vergoldet und
die Flügel dahinter rot
gemalt sind. Die Kreuz-
blumen auf den Wimbergen
sind verschieden formiert
aus Blech geschnitten und
mit dem Hammer getrie-
ben, ebenso die Kanten-
blumen, welche wie die
Kreuzblumen gearbeitet
und vergoldet sind, während das übrige Konstruktionseisen dunkel-
grün bemalt ist. Bei der längeren Seite des Gitters, welches aus
drei Hauptfeldern besteht, ist in der Mitte wieder eine Thür, über
welcher sich die gleichen Wappen befinden; nur hat das linksseitige
zwei Helme. Die Wimbergenpartieen wiederholen sich hier zu beiden
Seiten und sind statt der Ornamente zwischen den Spitzbogen Vasen
angebracht, aus welchen blumenartige Verzierungen herauswachsen.
Das Ganze ist mit meisterhafter Technik behandelt.
Eines der schönsten Werke der Schmiedekunst, welches Öster-
reich besitzt und welches gleichen Charakter wie der Aufsatz des
Gitters zu Hall zeigt, ist das Sakramentshäuschen zu Feldkirch in
Tirol. Dieses Meisterwerk wurde im Jahre 1509 in der dortigen
Pfarrkirche aufgestellt und leider schon im Jahre 1655 in eine Kanzel
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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