terlich auf der Seite des Kaisers und zwar mit solcher Begeisterung, dass er als betagter Mann noch zu den Waffen griff und sich dem Heere Karls V. gegen die aufrührerischen Böhmen anschloss, "zur Bewährung seiner volkstümlichen Treue mit Hinterlassung seiner Kinder und schwangeren Gattin, ja mit Aufopferung seiner Habe", wie er selbst schreibt. Die Chemnitzer dagegen hielten es mit dem Schmalkaldischen Bunde und mit dem Kurfürsten Johann Friederich. Diesem war es 1547 kurz vor der Schlacht von Mühlhausen gelungen, die Stadt Chemnitz in seine Hände zu bekommen. Als dann Herzog Moritz nach der Schlacht vor den Thoren erschien, verliess Agricola die Stadt und zog mit diesem, ein Schritt, den man ihm nachmals in gehässiger Weise als Feigheit oder gar als Verrat an der Stadt aus- gelegt hat. In Wahrheit war Agricola nicht nur ein guter Deut- scher, sondern auch ein guter Sachse, was er dadurch bewies, dass er, als ihn im Jahre 1534 Herzog Heinrich der Jüngere von Braun- schweig unter fürstlichen Versprechungen zur Mithilfe der Wieder- aufnahme des Berg- und Hüttenwesens im Harze einlud, er diesen Ruf dankend ablehnte.
Seine Opposition gegen die reformatorischen Bestrebungen, wo- durch er sich so vielen Verdruss schuf, verdient achtungsvolle Beur- teilung, denn sie entsprang bei ihm nur aus edler Vaterlandsliebe. So warm er sich anfangs der Bewegung zur Abstellung der Missbräuche in den katholischen Kirchen angeschlossen hatte, so sehr beklagte er nachmals die politische Uneinigkeit, die infolge derselben in Deutsch- land eingerissen war. Er hoffte auf Herzog Moritz als Wiederhersteller der deutschen Einheit. In diesem Sinne schrieb er in der Zueignung seines Werkes De natura eorum quae effluunt ex terra bereits 1545 an den Fürsten: "Mögest du und dein Bruder, die Ihr von Gottes- furcht erwärmt seid, beten, dass er unser durch Religionsirrungen gespaltenes Deutschland wieder zu seiner früheren Eintracht zurück- führe."
Der sektiererische Geist, der in Deutschland immer mehr um sich griff, war ihm ein Greuel. Er konnte nicht einsehen, wie es ver- schiedene Arten des Christentums geben könne. Ihm war die christ- liche Religion etwas viel Höheres als das Bekenntnis, und so blieb es ihm unverständlich, warum sich diese nicht in der alten Form be- kennen lassen solle. Die leidenschaftliche Wut gegen die ihm ehr- würdigen Formen der früheren Gottesverehrung, die Spaltungen und die Zwietracht, welche die Reformation bewirkt hatten, erschienen ihm als ein Unglück, als ein Attentat gegen die Kultur. Kurz, er
Georg Agricola.
terlich auf der Seite des Kaisers und zwar mit solcher Begeisterung, daſs er als betagter Mann noch zu den Waffen griff und sich dem Heere Karls V. gegen die aufrührerischen Böhmen anschloſs, „zur Bewährung seiner volkstümlichen Treue mit Hinterlassung seiner Kinder und schwangeren Gattin, ja mit Aufopferung seiner Habe“, wie er selbst schreibt. Die Chemnitzer dagegen hielten es mit dem Schmalkaldischen Bunde und mit dem Kurfürsten Johann Friederich. Diesem war es 1547 kurz vor der Schlacht von Mühlhausen gelungen, die Stadt Chemnitz in seine Hände zu bekommen. Als dann Herzog Moritz nach der Schlacht vor den Thoren erschien, verlieſs Agricola die Stadt und zog mit diesem, ein Schritt, den man ihm nachmals in gehässiger Weise als Feigheit oder gar als Verrat an der Stadt aus- gelegt hat. In Wahrheit war Agricola nicht nur ein guter Deut- scher, sondern auch ein guter Sachse, was er dadurch bewies, daſs er, als ihn im Jahre 1534 Herzog Heinrich der Jüngere von Braun- schweig unter fürstlichen Versprechungen zur Mithilfe der Wieder- aufnahme des Berg- und Hüttenwesens im Harze einlud, er diesen Ruf dankend ablehnte.
Seine Opposition gegen die reformatorischen Bestrebungen, wo- durch er sich so vielen Verdruſs schuf, verdient achtungsvolle Beur- teilung, denn sie entsprang bei ihm nur aus edler Vaterlandsliebe. So warm er sich anfangs der Bewegung zur Abstellung der Miſsbräuche in den katholischen Kirchen angeschlossen hatte, so sehr beklagte er nachmals die politische Uneinigkeit, die infolge derselben in Deutsch- land eingerissen war. Er hoffte auf Herzog Moritz als Wiederhersteller der deutschen Einheit. In diesem Sinne schrieb er in der Zueignung seines Werkes De natura eorum quae effluunt ex terra bereits 1545 an den Fürsten: „Mögest du und dein Bruder, die Ihr von Gottes- furcht erwärmt seid, beten, daſs er unser durch Religionsirrungen gespaltenes Deutschland wieder zu seiner früheren Eintracht zurück- führe.“
Der sektiererische Geist, der in Deutschland immer mehr um sich griff, war ihm ein Greuel. Er konnte nicht einsehen, wie es ver- schiedene Arten des Christentums geben könne. Ihm war die christ- liche Religion etwas viel Höheres als das Bekenntnis, und so blieb es ihm unverständlich, warum sich diese nicht in der alten Form be- kennen lassen solle. Die leidenschaftliche Wut gegen die ihm ehr- würdigen Formen der früheren Gottesverehrung, die Spaltungen und die Zwietracht, welche die Reformation bewirkt hatten, erschienen ihm als ein Unglück, als ein Attentat gegen die Kultur. Kurz, er
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Georg Agricola.
terlich auf der Seite des Kaisers und zwar mit solcher Begeisterung,
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Heere Karls V. gegen die aufrührerischen Böhmen anschloſs, „zur
Bewährung seiner volkstümlichen Treue mit Hinterlassung seiner
Kinder und schwangeren Gattin, ja mit Aufopferung seiner Habe“,
wie er selbst schreibt. Die Chemnitzer dagegen hielten es mit dem
Schmalkaldischen Bunde und mit dem Kurfürsten Johann Friederich.
Diesem war es 1547 kurz vor der Schlacht von Mühlhausen gelungen,
die Stadt Chemnitz in seine Hände zu bekommen. Als dann Herzog
Moritz nach der Schlacht vor den Thoren erschien, verlieſs Agricola
die Stadt und zog mit diesem, ein Schritt, den man ihm nachmals in
gehässiger Weise als Feigheit oder gar als Verrat an der Stadt aus-
gelegt hat. In Wahrheit war Agricola nicht nur ein guter Deut-
scher, sondern auch ein guter Sachse, was er dadurch bewies, daſs
er, als ihn im Jahre 1534 Herzog Heinrich der Jüngere von Braun-
schweig unter fürstlichen Versprechungen zur Mithilfe der Wieder-
aufnahme des Berg- und Hüttenwesens im Harze einlud, er diesen
Ruf dankend ablehnte.
Seine Opposition gegen die reformatorischen Bestrebungen, wo-
durch er sich so vielen Verdruſs schuf, verdient achtungsvolle Beur-
teilung, denn sie entsprang bei ihm nur aus edler Vaterlandsliebe.
So warm er sich anfangs der Bewegung zur Abstellung der Miſsbräuche
in den katholischen Kirchen angeschlossen hatte, so sehr beklagte er
nachmals die politische Uneinigkeit, die infolge derselben in Deutsch-
land eingerissen war. Er hoffte auf Herzog Moritz als Wiederhersteller
der deutschen Einheit. In diesem Sinne schrieb er in der Zueignung
seines Werkes De natura eorum quae effluunt ex terra bereits 1545
an den Fürsten: „Mögest du und dein Bruder, die Ihr von Gottes-
furcht erwärmt seid, beten, daſs er unser durch Religionsirrungen
gespaltenes Deutschland wieder zu seiner früheren Eintracht zurück-
führe.“
Der sektiererische Geist, der in Deutschland immer mehr um sich
griff, war ihm ein Greuel. Er konnte nicht einsehen, wie es ver-
schiedene Arten des Christentums geben könne. Ihm war die christ-
liche Religion etwas viel Höheres als das Bekenntnis, und so blieb es
ihm unverständlich, warum sich diese nicht in der alten Form be-
kennen lassen solle. Die leidenschaftliche Wut gegen die ihm ehr-
würdigen Formen der früheren Gottesverehrung, die Spaltungen und
die Zwietracht, welche die Reformation bewirkt hatten, erschienen
ihm als ein Unglück, als ein Attentat gegen die Kultur. Kurz, er
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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