Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Augsburger Messerschmiede, welche im Bürgerbuche aufgezeichnet
sind, waren Christian Mezzerschmit 1301 und Heinrich Vene-
diger
1325.

Die Nürnberger Messerschmiede hatten sich, wie früher erwähnt
(Bd. I, S. 861), bei dem grossen Handwerkeraufstande im Jahre 1348
im Gegensatz zu den Plattnern, Hauben- und sonstigen Schmieden
auf die Seite des Rats gestellt, infolgedessen erhielten sie nach der
Niederwerfung des Aufstandes von Kaiser Karl IV. besondere Privi-
legien: ihr berühmtes Wappen, die Krone im blauen Felde, durch
welche drei Schwerter gehen, und das Recht, zur Fastnachtszeit ein
öffentliches Schönbartsspiel mit einem Schwerttanz zu halten, während
allen andern Zünften, ausser noch den Metzgern, welche ebenfalls
zum Kaiser gehalten hatten, jeglicher Fastenscherz untersagt wurde.
Der Schwerttanz, eine altgermanische Einrichtung, war ein Vorrecht
der Freien, die ihre eigene Wehr trugen. Den Hörigen war der
Schwerttanz untersagt. Die Verleihung des Rechtes, einen Schwert-
tanz aufzuführen, war deshalb eine grosse Auszeichnung. Dieses Recht
besassen die Bergknappen, sowie seit 1350 die Messerer und Klingen-
schmiede. Über den Schwerttanz und den "hochzeitlichen Tanz" der
Messerer berichtet Siebenkees 1) folgendes: "Der Stadtpfänder, der
ihnen eine Mahlzeit ausrichtete, ritt mit ihnen, nebst einem Spiess-
jungen und acht Einspännigen. Sie tanzten vor dem Rathaus und
hielten eine Fechtschule. Etliche Provisoner wurden verordnet, ihnen
Platz zu machen. Anfangs hielten sie ihn fast alle sieben Jahre,
nachher setzten sie der Kosten wegen länger aus; oft hielten sie ihn
aber wieder schnell hintereinander. -- In folgenden Jahren findet
sich die Abhaltung des Tanzes bemerkt: 1490, 1497, 1511, 1516,
1518, 1537, 1539, 1540, 1546, 1558, 1560, 1561, 1570, 1600.

Der den 3. Februar 1600 gehaltene Tanz und das Fechten auf
erhobenen Schildern
ist in Kupfer abgebildet in der Bönerschen
Sammlung.

Neben dem Schwerttanz pflegten sie auch einen andern hoch-
zeitlichen Tanz zu halten, bei welchem Manns- und Weibspersonen
in seidenen und andern stattlichen Kleidungen erschienen. "Sie
kleideten eine Meisterstochter als Kronbraut und zwey als krausse
Tischjungfern gleich den Geschlechtern" 2).


1) Dr. J. C. Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte 1794,
Bd. III. S. 197.
2) Über weitere Einzelheiten dieses merkwürdigen Schönbartsspiels der
Messerer siehe Siebenkees, a. a. O., S. 198 und Berlepsch, a. a. O., S. 134.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Augsburger Messerschmiede, welche im Bürgerbuche aufgezeichnet
sind, waren Christian Mezzerschmit 1301 und Heinrich Vene-
diger
1325.

Die Nürnberger Messerschmiede hatten sich, wie früher erwähnt
(Bd. I, S. 861), bei dem groſsen Handwerkeraufstande im Jahre 1348
im Gegensatz zu den Plattnern, Hauben- und sonstigen Schmieden
auf die Seite des Rats gestellt, infolgedessen erhielten sie nach der
Niederwerfung des Aufstandes von Kaiser Karl IV. besondere Privi-
legien: ihr berühmtes Wappen, die Krone im blauen Felde, durch
welche drei Schwerter gehen, und das Recht, zur Fastnachtszeit ein
öffentliches Schönbartsspiel mit einem Schwerttanz zu halten, während
allen andern Zünften, auſser noch den Metzgern, welche ebenfalls
zum Kaiser gehalten hatten, jeglicher Fastenscherz untersagt wurde.
Der Schwerttanz, eine altgermanische Einrichtung, war ein Vorrecht
der Freien, die ihre eigene Wehr trugen. Den Hörigen war der
Schwerttanz untersagt. Die Verleihung des Rechtes, einen Schwert-
tanz aufzuführen, war deshalb eine groſse Auszeichnung. Dieses Recht
besaſsen die Bergknappen, sowie seit 1350 die Messerer und Klingen-
schmiede. Über den Schwerttanz und den „hochzeitlichen Tanz“ der
Messerer berichtet Siebenkees 1) folgendes: „Der Stadtpfänder, der
ihnen eine Mahlzeit ausrichtete, ritt mit ihnen, nebst einem Spieſs-
jungen und acht Einspännigen. Sie tanzten vor dem Rathaus und
hielten eine Fechtschule. Etliche Provisoner wurden verordnet, ihnen
Platz zu machen. Anfangs hielten sie ihn fast alle sieben Jahre,
nachher setzten sie der Kosten wegen länger aus; oft hielten sie ihn
aber wieder schnell hintereinander. — In folgenden Jahren findet
sich die Abhaltung des Tanzes bemerkt: 1490, 1497, 1511, 1516,
1518, 1537, 1539, 1540, 1546, 1558, 1560, 1561, 1570, 1600.

Der den 3. Februar 1600 gehaltene Tanz und das Fechten auf
erhobenen Schildern
ist in Kupfer abgebildet in der Bönerschen
Sammlung.

Neben dem Schwerttanz pflegten sie auch einen andern hoch-
zeitlichen Tanz zu halten, bei welchem Manns- und Weibspersonen
in seidenen und andern stattlichen Kleidungen erschienen. „Sie
kleideten eine Meisterstochter als Kronbraut und zwey als krauſse
Tischjungfern gleich den Geschlechtern“ 2).


1) Dr. J. C. Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte 1794,
Bd. III. S. 197.
2) Über weitere Einzelheiten dieses merkwürdigen Schönbartsspiels der
Messerer siehe Siebenkees, a. a. O., S. 198 und Berlepsch, a. a. O., S. 134.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0430" n="410"/><fw place="top" type="header">Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.</fw><lb/>
Augsburger Messerschmiede, welche im Bürgerbuche aufgezeichnet<lb/>
sind, waren <hi rendition="#g">Christian Mezzerschmit</hi> 1301 und <hi rendition="#g">Heinrich Vene-<lb/>
diger</hi> 1325.</p><lb/>
              <p>Die Nürnberger Messerschmiede hatten sich, wie früher erwähnt<lb/>
(Bd. I, S. 861), bei dem gro&#x017F;sen Handwerkeraufstande im Jahre 1348<lb/>
im Gegensatz zu den Plattnern, Hauben- und sonstigen Schmieden<lb/>
auf die Seite des Rats gestellt, infolgedessen erhielten sie nach der<lb/>
Niederwerfung des Aufstandes von Kaiser Karl IV. besondere Privi-<lb/>
legien: ihr berühmtes Wappen, die Krone im blauen Felde, durch<lb/>
welche drei Schwerter gehen, und das Recht, zur Fastnachtszeit ein<lb/>
öffentliches Schönbartsspiel mit einem Schwerttanz zu halten, während<lb/>
allen andern Zünften, au&#x017F;ser noch den Metzgern, welche ebenfalls<lb/>
zum Kaiser gehalten hatten, jeglicher Fastenscherz untersagt wurde.<lb/>
Der Schwerttanz, eine altgermanische Einrichtung, war ein Vorrecht<lb/>
der Freien, die ihre eigene Wehr trugen. Den Hörigen war der<lb/>
Schwerttanz untersagt. Die Verleihung des Rechtes, einen Schwert-<lb/>
tanz aufzuführen, war deshalb eine gro&#x017F;se Auszeichnung. Dieses Recht<lb/>
besa&#x017F;sen die Bergknappen, sowie seit 1350 die Messerer und Klingen-<lb/>
schmiede. Über den Schwerttanz und den &#x201E;hochzeitlichen Tanz&#x201C; der<lb/>
Messerer berichtet <hi rendition="#g">Siebenkees</hi> <note place="foot" n="1)">Dr. J. C. <hi rendition="#g">Siebenkees</hi>, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte 1794,<lb/>
Bd. III. S. 197.</note> folgendes: &#x201E;Der Stadtpfänder, der<lb/>
ihnen eine Mahlzeit ausrichtete, ritt mit ihnen, nebst einem Spie&#x017F;s-<lb/>
jungen und acht Einspännigen. Sie tanzten vor dem Rathaus und<lb/>
hielten eine Fechtschule. Etliche Provisoner wurden verordnet, ihnen<lb/>
Platz zu machen. Anfangs hielten sie ihn fast alle sieben Jahre,<lb/>
nachher setzten sie der Kosten wegen länger aus; oft hielten sie ihn<lb/>
aber wieder schnell hintereinander. &#x2014; In folgenden Jahren findet<lb/>
sich die Abhaltung des Tanzes bemerkt: 1490, 1497, 1511, 1516,<lb/>
1518, 1537, 1539, 1540, 1546, 1558, 1560, 1561, 1570, 1600.</p><lb/>
              <p>Der den 3. Februar 1600 gehaltene Tanz und das <hi rendition="#g">Fechten auf<lb/>
erhobenen Schildern</hi> ist in Kupfer abgebildet in der <hi rendition="#g">Böners</hi>chen<lb/>
Sammlung.</p><lb/>
              <p>Neben dem Schwerttanz pflegten sie auch einen andern hoch-<lb/>
zeitlichen Tanz zu halten, bei welchem Manns- und Weibspersonen<lb/>
in seidenen und andern stattlichen Kleidungen erschienen. &#x201E;Sie<lb/>
kleideten eine Meisterstochter als Kronbraut und zwey als krau&#x017F;se<lb/>
Tischjungfern gleich den Geschlechtern&#x201C; <note place="foot" n="2)">Über weitere Einzelheiten dieses merkwürdigen Schönbartsspiels der<lb/>
Messerer siehe <hi rendition="#g">Siebenkees</hi>, a. a. O., S. 198 und <hi rendition="#g">Berlepsch</hi>, a. a. O., S. 134.</note>.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0430] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Augsburger Messerschmiede, welche im Bürgerbuche aufgezeichnet sind, waren Christian Mezzerschmit 1301 und Heinrich Vene- diger 1325. Die Nürnberger Messerschmiede hatten sich, wie früher erwähnt (Bd. I, S. 861), bei dem groſsen Handwerkeraufstande im Jahre 1348 im Gegensatz zu den Plattnern, Hauben- und sonstigen Schmieden auf die Seite des Rats gestellt, infolgedessen erhielten sie nach der Niederwerfung des Aufstandes von Kaiser Karl IV. besondere Privi- legien: ihr berühmtes Wappen, die Krone im blauen Felde, durch welche drei Schwerter gehen, und das Recht, zur Fastnachtszeit ein öffentliches Schönbartsspiel mit einem Schwerttanz zu halten, während allen andern Zünften, auſser noch den Metzgern, welche ebenfalls zum Kaiser gehalten hatten, jeglicher Fastenscherz untersagt wurde. Der Schwerttanz, eine altgermanische Einrichtung, war ein Vorrecht der Freien, die ihre eigene Wehr trugen. Den Hörigen war der Schwerttanz untersagt. Die Verleihung des Rechtes, einen Schwert- tanz aufzuführen, war deshalb eine groſse Auszeichnung. Dieses Recht besaſsen die Bergknappen, sowie seit 1350 die Messerer und Klingen- schmiede. Über den Schwerttanz und den „hochzeitlichen Tanz“ der Messerer berichtet Siebenkees 1) folgendes: „Der Stadtpfänder, der ihnen eine Mahlzeit ausrichtete, ritt mit ihnen, nebst einem Spieſs- jungen und acht Einspännigen. Sie tanzten vor dem Rathaus und hielten eine Fechtschule. Etliche Provisoner wurden verordnet, ihnen Platz zu machen. Anfangs hielten sie ihn fast alle sieben Jahre, nachher setzten sie der Kosten wegen länger aus; oft hielten sie ihn aber wieder schnell hintereinander. — In folgenden Jahren findet sich die Abhaltung des Tanzes bemerkt: 1490, 1497, 1511, 1516, 1518, 1537, 1539, 1540, 1546, 1558, 1560, 1561, 1570, 1600. Der den 3. Februar 1600 gehaltene Tanz und das Fechten auf erhobenen Schildern ist in Kupfer abgebildet in der Bönerschen Sammlung. Neben dem Schwerttanz pflegten sie auch einen andern hoch- zeitlichen Tanz zu halten, bei welchem Manns- und Weibspersonen in seidenen und andern stattlichen Kleidungen erschienen. „Sie kleideten eine Meisterstochter als Kronbraut und zwey als krauſse Tischjungfern gleich den Geschlechtern“ 2). 1) Dr. J. C. Siebenkees, Materialien zur Nürnbergischen Geschichte 1794, Bd. III. S. 197. 2) Über weitere Einzelheiten dieses merkwürdigen Schönbartsspiels der Messerer siehe Siebenkees, a. a. O., S. 198 und Berlepsch, a. a. O., S. 134.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/430
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/430>, abgerufen am 26.11.2024.