durch den sorgfältigeren Handschutz viel mannigfaltiger; es bildeten sich die reichen Schwertgefässe aus mit Eselshuf, Querparierstangen, Hinterparierstange, Bügel, Korb u. s. w. Das Gefäss eines spanischen Degens ist aus Fig. 121 zu ersehen. Fig. 124 zeigt ein schönes franzö- sisches Stossschwert, wahrscheinlich König Heinrich II. gehörig, mit Eselshuf und durchbrochenem Knauf 1). Und Fig. 125 ein deutsches Schwert mit 1,15 m langer Klinge und reichem Gefäss. Die Klinge ist gezeichnet: Peter. Münster. M. Fecit. Solingen. die Waffe be- findet sich im Museum zu Sigmaringen.
Neben dem Schwert trug man im späteren Mittelalter einen Dolch. Der Dolch war von jeher eine spanische Nationalwaffe.
[Abbildung]
Fig. 124.
[Abbildung]
Fig. 125.
[Abbildung]
Fig. 126.
Nach spanischer Kampfweise parierte man, während die Rechte den Degen führte, mit der Linken mit dem Dolch. Diese soge- nannte linke Hand fand im 16. Jahrhundert auch in Italien und Frankreich Eingang, doch meist nur als Zwei- kampfswaffe. Sie wurden oft mit tief eingezahnter Klinge gemacht, um den Degen des Gegners zu zerbrechen (Fig. 126). In Deutsch- land fand der Dolch erst im 15. Jahrhundert allgemeinere Verbreitung. "Misericordia" nannte man, namentlich in Frankreich, den Dolch, mit dem man dem zu Fall gebrachten Gegner den Gnadenstoss gab. Die Deutschen, welche diese Waffe annahmen, nannten sie "Panzer- brecher", weil man mit der meist dreieckigen Klinge die schwachen Stellen der Rüstung durchbrach.
Der lange spanische Dolch, der von Anfang des 15. Jahrhunderts
1)Demmin, a. a. O., S. 406.
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
durch den sorgfältigeren Handschutz viel mannigfaltiger; es bildeten sich die reichen Schwertgefäſse aus mit Eselshuf, Querparierstangen, Hinterparierstange, Bügel, Korb u. s. w. Das Gefäſs eines spanischen Degens ist aus Fig. 121 zu ersehen. Fig. 124 zeigt ein schönes franzö- sisches Stoſsschwert, wahrscheinlich König Heinrich II. gehörig, mit Eselshuf und durchbrochenem Knauf 1). Und Fig. 125 ein deutsches Schwert mit 1,15 m langer Klinge und reichem Gefäſs. Die Klinge ist gezeichnet: Peter. Münster. M. Fecit. Solingen. die Waffe be- findet sich im Museum zu Sigmaringen.
Neben dem Schwert trug man im späteren Mittelalter einen Dolch. Der Dolch war von jeher eine spanische Nationalwaffe.
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Fig. 124.
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Fig. 125.
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Fig. 126.
Nach spanischer Kampfweise parierte man, während die Rechte den Degen führte, mit der Linken mit dem Dolch. Diese soge- nannte linke Hand fand im 16. Jahrhundert auch in Italien und Frankreich Eingang, doch meist nur als Zwei- kampfswaffe. Sie wurden oft mit tief eingezahnter Klinge gemacht, um den Degen des Gegners zu zerbrechen (Fig. 126). In Deutsch- land fand der Dolch erst im 15. Jahrhundert allgemeinere Verbreitung. „Misericordia“ nannte man, namentlich in Frankreich, den Dolch, mit dem man dem zu Fall gebrachten Gegner den Gnadenstoſs gab. Die Deutschen, welche diese Waffe annahmen, nannten sie „Panzer- brecher“, weil man mit der meist dreieckigen Klinge die schwachen Stellen der Rüstung durchbrach.
Der lange spanische Dolch, der von Anfang des 15. Jahrhunderts
1)Demmin, a. a. O., S. 406.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
durch den sorgfältigeren Handschutz viel mannigfaltiger; es bildeten
sich die reichen Schwertgefäſse aus mit Eselshuf, Querparierstangen,
Hinterparierstange, Bügel, Korb u. s. w. Das Gefäſs eines spanischen
Degens ist aus Fig. 121 zu ersehen. Fig. 124 zeigt ein schönes franzö-
sisches Stoſsschwert, wahrscheinlich König Heinrich II. gehörig, mit
Eselshuf und durchbrochenem Knauf 1). Und Fig. 125 ein deutsches
Schwert mit 1,15 m langer Klinge und reichem Gefäſs. Die Klinge
ist gezeichnet: Peter. Münster. M. Fecit. Solingen. die Waffe be-
findet sich im Museum zu Sigmaringen.
Neben dem Schwert trug man im späteren Mittelalter einen
Dolch. Der Dolch war von jeher eine spanische Nationalwaffe.
[Abbildung Fig. 124.]
[Abbildung Fig. 125.]
[Abbildung Fig. 126.]
Nach spanischer Kampfweise parierte man,
während die Rechte den Degen führte, mit
der Linken mit dem Dolch. Diese soge-
nannte linke Hand fand im 16. Jahrhundert
auch in Italien und Frankreich Eingang, doch meist nur als Zwei-
kampfswaffe. Sie wurden oft mit tief eingezahnter Klinge gemacht,
um den Degen des Gegners zu zerbrechen (Fig. 126). In Deutsch-
land fand der Dolch erst im 15. Jahrhundert allgemeinere Verbreitung.
„Misericordia“ nannte man, namentlich in Frankreich, den Dolch,
mit dem man dem zu Fall gebrachten Gegner den Gnadenstoſs gab.
Die Deutschen, welche diese Waffe annahmen, nannten sie „Panzer-
brecher“, weil man mit der meist dreieckigen Klinge die schwachen
Stellen der Rüstung durchbrach.
Der lange spanische Dolch, der von Anfang des 15. Jahrhunderts
1) Demmin, a. a. O., S. 406.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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