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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Helmlin auf- und absetzen wollte. Sodann aus der Nasenberge
(nasal), welche durch Zapfen an der Glocke befestigt und mit Luft-
löchern versehen war, und endlich aus dem Helmfenster (vue), das
sich um denselben Zapfen wie das Nasal drehte, aber über diesem
lag und zwei Einschnitte hatte 1). Durch das geschobene Kehlstück
wurde der Helm mit dem Harnisch verbunden. Fig. 100 zeigt den
Helm der Rüstung Kurfürst Christians II. mit halb aufgeschlagenem
Visier.

Eine besondere Helmform gewann durch den Einfluss der Spanier
in Europa allgemeine Verbreitung. Es war dies der Morian (franzö-
sisch und englisch morion, von dem spanischen morro, runder Körper),
die runde Kesselhaube mit hohem Kamm, aber ohne Visier, Nasal,
Halsberge und Nackenschutz. Dagegen hatte er Ränder, die über
Gesicht und Nacken in Spitzen ausliefen, so dass sie im Profil einen
Halbmond bildeten. Fig. 112 a stellt einen französischen Fuss-

[Abbildung] Fig. 112

a.

[Abbildung] Fig. 112

b.

soldaten-Morian, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, Fig. 112 b
einen deutschen Morian aus derselben Zeit, wie sie von der Bürger-
wehr der Stadt München getragen wurden, dar. Sie sind oft mit schöner
Grabstichelarbeit verziert oder geätzt, aber man findet auch Pracht-
stücke mit reicher getriebener Arbeit, wie solche in den Waffen-
sammlungen zu Dresden und Madrid zu sehen sind.

Ebenso wie Harnisch und Helm waren auch die übrigen Teile
der Rüstungen reich verziert, und mit gleicher Kunst und gleicher
Pracht war die eiserne Schutzrüstung der Pferde geschmückt, be-
sonders die Rossstirn und der Sattel, die Steigbügel und die Sporen.

Die "Sporer", welche in manchen grossen Städten selbständige
Zünfte bildeten, meist aber mit den Schlossern zünftig waren, ge-
hörten zu den Kleinschmieden, und wollen wir das Wenige, was
wir über dieses Gewerbe, das schon ausserhalb des Rahmens unserer
Betrachtung liegt, zu sagen haben, hier vorbringen.


1) Vergl. Jäns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 738.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Helmlin auf- und absetzen wollte. Sodann aus der Nasenberge
(nasal), welche durch Zapfen an der Glocke befestigt und mit Luft-
löchern versehen war, und endlich aus dem Helmfenster (vue), das
sich um denselben Zapfen wie das Nasal drehte, aber über diesem
lag und zwei Einschnitte hatte 1). Durch das geschobene Kehlstück
wurde der Helm mit dem Harnisch verbunden. Fig. 100 zeigt den
Helm der Rüstung Kurfürst Christians II. mit halb aufgeschlagenem
Visier.

Eine besondere Helmform gewann durch den Einfluſs der Spanier
in Europa allgemeine Verbreitung. Es war dies der Morian (franzö-
sisch und englisch morion, von dem spanischen morro, runder Körper),
die runde Kesselhaube mit hohem Kamm, aber ohne Visier, Nasal,
Halsberge und Nackenschutz. Dagegen hatte er Ränder, die über
Gesicht und Nacken in Spitzen ausliefen, so daſs sie im Profil einen
Halbmond bildeten. Fig. 112 a stellt einen französischen Fuſs-

[Abbildung] Fig. 112

a.

[Abbildung] Fig. 112

b.

soldaten-Morian, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, Fig. 112 b
einen deutschen Morian aus derselben Zeit, wie sie von der Bürger-
wehr der Stadt München getragen wurden, dar. Sie sind oft mit schöner
Grabstichelarbeit verziert oder geätzt, aber man findet auch Pracht-
stücke mit reicher getriebener Arbeit, wie solche in den Waffen-
sammlungen zu Dresden und Madrid zu sehen sind.

Ebenso wie Harnisch und Helm waren auch die übrigen Teile
der Rüstungen reich verziert, und mit gleicher Kunst und gleicher
Pracht war die eiserne Schutzrüstung der Pferde geschmückt, be-
sonders die Roſsstirn und der Sattel, die Steigbügel und die Sporen.

Die „Sporer“, welche in manchen groſsen Städten selbständige
Zünfte bildeten, meist aber mit den Schlossern zünftig waren, ge-
hörten zu den Kleinschmieden, und wollen wir das Wenige, was
wir über dieses Gewerbe, das schon auſserhalb des Rahmens unserer
Betrachtung liegt, zu sagen haben, hier vorbringen.


1) Vergl. Jäns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 738.
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[390/0410] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Helmlin auf- und absetzen wollte. Sodann aus der Nasenberge (nasal), welche durch Zapfen an der Glocke befestigt und mit Luft- löchern versehen war, und endlich aus dem Helmfenster (vue), das sich um denselben Zapfen wie das Nasal drehte, aber über diesem lag und zwei Einschnitte hatte 1). Durch das geschobene Kehlstück wurde der Helm mit dem Harnisch verbunden. Fig. 100 zeigt den Helm der Rüstung Kurfürst Christians II. mit halb aufgeschlagenem Visier. Eine besondere Helmform gewann durch den Einfluſs der Spanier in Europa allgemeine Verbreitung. Es war dies der Morian (franzö- sisch und englisch morion, von dem spanischen morro, runder Körper), die runde Kesselhaube mit hohem Kamm, aber ohne Visier, Nasal, Halsberge und Nackenschutz. Dagegen hatte er Ränder, die über Gesicht und Nacken in Spitzen ausliefen, so daſs sie im Profil einen Halbmond bildeten. Fig. 112 a stellt einen französischen Fuſs- [Abbildung Fig. 112 a.] [Abbildung Fig. 112 b.] soldaten-Morian, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, Fig. 112 b einen deutschen Morian aus derselben Zeit, wie sie von der Bürger- wehr der Stadt München getragen wurden, dar. Sie sind oft mit schöner Grabstichelarbeit verziert oder geätzt, aber man findet auch Pracht- stücke mit reicher getriebener Arbeit, wie solche in den Waffen- sammlungen zu Dresden und Madrid zu sehen sind. Ebenso wie Harnisch und Helm waren auch die übrigen Teile der Rüstungen reich verziert, und mit gleicher Kunst und gleicher Pracht war die eiserne Schutzrüstung der Pferde geschmückt, be- sonders die Roſsstirn und der Sattel, die Steigbügel und die Sporen. Die „Sporer“, welche in manchen groſsen Städten selbständige Zünfte bildeten, meist aber mit den Schlossern zünftig waren, ge- hörten zu den Kleinschmieden, und wollen wir das Wenige, was wir über dieses Gewerbe, das schon auſserhalb des Rahmens unserer Betrachtung liegt, zu sagen haben, hier vorbringen. 1) Vergl. Jäns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 738.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/410>, abgerufen am 22.11.2024.