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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Biringuccio entnommen sind. Der 46. Diskurs handelt von den
Schmieden und beginnt folgendermassen:

Von der Schmiedkunst oder Handwerck vnd deren Inuention, wird
vnterschiedlich von vnderschiedlichen Authoribus, die auch einander
der beynahe zuwider sind, geschrieben. Dann Plinius gibt vor, es
sey dieses Handwerck von dem Cyclopibus erfunden worden: Daherr
dann die Lateinische Poeten dreyer tapffern Schmidtknechten ge-
dencken, welche dem Vulcano in seiner raucherigen Hölen vnd
Werckstatt weydlich helffen zuschlagen, nemblich dess Brontis,
Steropis
vnd Pyragmonis. Clemens Alexandrinus schreibet
solches den Vngern zu. Strabo, lib. 14, sagt, die Telchini haben
es erfunden, vnnd dem Saturno seinen ersten Sebel geschmiedet.
Diodorus ist bey sich selbst vneins, vnd schreibt es bald den
Idalis Dactilis, bald aber dem Vulcano zu.

Josephus aber vnd die H. Schrifft vor ihm sagt, Genes. 4, dass
Tubalcain ein Meister in allerley Ertz vnd Eysenwerck sey gewesen.

Dieses Handwercks Eygenschafft, Würckung vnd Zugehör wirdt
erkandt, wann man desselbigen vnderschiedliche species vnd Wercke
betrachtet, wie wir dann allhie, wo nicht alle, doch so viel als mög-
lich, die, so bekandt sind, nach einander setzen vnd beschreiben
wöllen.

Er beginnt nun mit den Grobschmieden genau nach der Schilde-
rung des Biringuccio. Dann fährt er fort:

Ihre Arbeit ist früh aufzustehen, Kohlen auff die Ässe schütten,
Fewer aufblasen, das Eysen drein legen, glühen, kühlen, heraus-
ziehen, schmieden, treiben, formieren, temperieren, allerhand Arbeit
darauss machen, die Riss löten, feilen, pallieren, anstreichen etc.

Den Vnfleissigen aber fehlet es bissweilen, wann sie Stahl vnnd
Eysen mit einander arbeiten sollen, dass sie entweder das Eisen ver-
brennen, oder aber es so hart vnd vngeschmeidig machen, dass es
sich schifert, vnd nicht lest mit dem Stahl vereinigen: oder finden
sich wol solche, die das Handwerck nicht recht gelernet, dz sie zwar
in einem, aber nicht in dem andern arbeiten können: vnnd wann sie
beyde sollen mit einander arbeiten, wissen sie nit, wie sie es sollen
angreiffen: oder aber wissen die notwendigste Handgriff vnd Secreta
nit, vnd arbeiten also mit doppelter Mühe, vnnd richten doch nichts
sonderliches damit auss, wie man gemeiniglich an den Dorffschmidten
sihet, die gar wenig von gebürlichen Vorteilen vergessen haben.

Schmiedtwerkzeug sind Ässe, Balge, Zangen, Amboss, Bloch,
Horn Amboss, Hohl Amboss, Klein Amboss, Hämmer, der Platthammer

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Biringuccio entnommen sind. Der 46. Diskurs handelt von den
Schmieden und beginnt folgendermaſsen:

Von der Schmiedkunst oder Handwerck vnd deren Inuention, wird
vnterschiedlich von vnderschiedlichen Authoribus, die auch einander
der beynahe zuwider sind, geschrieben. Dann Plinius gibt vor, es
sey dieses Handwerck von dem Cyclopibus erfunden worden: Daherr
dann die Lateinische Poeten dreyer tapffern Schmidtknechten ge-
dencken, welche dem Vulcano in seiner raucherigen Hölen vnd
Werckstatt weydlich helffen zuschlagen, nemblich deſs Brontis,
Steropis
vnd Pyragmonis. Clemens Alexandrinus schreibet
solches den Vngern zu. Strabo, lib. 14, sagt, die Telchini haben
es erfunden, vnnd dem Saturno seinen ersten Sebel geschmiedet.
Diodorus ist bey sich selbst vneins, vnd schreibt es bald den
Idalis Dactilis, bald aber dem Vulcano zu.

Josephus aber vnd die H. Schrifft vor ihm sagt, Genes. 4, daſs
Tubalcain ein Meister in allerley Ertz vnd Eysenwerck sey gewesen.

Dieses Handwercks Eygenschafft, Würckung vnd Zugehör wirdt
erkandt, wann man desselbigen vnderschiedliche species vnd Wercke
betrachtet, wie wir dann allhie, wo nicht alle, doch so viel als mög-
lich, die, so bekandt sind, nach einander setzen vnd beschreiben
wöllen.

Er beginnt nun mit den Grobschmieden genau nach der Schilde-
rung des Biringuccio. Dann fährt er fort:

Ihre Arbeit ist früh aufzustehen, Kohlen auff die Ässe schütten,
Fewer aufblasen, das Eysen drein legen, glühen, kühlen, heraus-
ziehen, schmieden, treiben, formieren, temperieren, allerhand Arbeit
darauſs machen, die Riſs löten, feilen, pallieren, anstreichen etc.

Den Vnfleiſsigen aber fehlet es biſsweilen, wann sie Stahl vnnd
Eysen mit einander arbeiten sollen, daſs sie entweder das Eisen ver-
brennen, oder aber es so hart vnd vngeschmeidig machen, daſs es
sich schifert, vnd nicht lest mit dem Stahl vereinigen: oder finden
sich wol solche, die das Handwerck nicht recht gelernet, dz sie zwar
in einem, aber nicht in dem andern arbeiten können: vnnd wann sie
beyde sollen mit einander arbeiten, wissen sie nit, wie sie es sollen
angreiffen: oder aber wissen die notwendigste Handgriff vnd Secreta
nit, vnd arbeiten also mit doppelter Mühe, vnnd richten doch nichts
sonderliches damit auſs, wie man gemeiniglich an den Dorffschmidten
sihet, die gar wenig von gebürlichen Vorteilen vergessen haben.

Schmiedtwerkzeug sind Ässe, Balge, Zangen, Amboſs, Bloch,
Horn Amboſs, Hohl Amboſs, Klein Amboſs, Hämmer, der Platthammer

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[383/0403] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Biringuccio entnommen sind. Der 46. Diskurs handelt von den Schmieden und beginnt folgendermaſsen: Von der Schmiedkunst oder Handwerck vnd deren Inuention, wird vnterschiedlich von vnderschiedlichen Authoribus, die auch einander der beynahe zuwider sind, geschrieben. Dann Plinius gibt vor, es sey dieses Handwerck von dem Cyclopibus erfunden worden: Daherr dann die Lateinische Poeten dreyer tapffern Schmidtknechten ge- dencken, welche dem Vulcano in seiner raucherigen Hölen vnd Werckstatt weydlich helffen zuschlagen, nemblich deſs Brontis, Steropis vnd Pyragmonis. Clemens Alexandrinus schreibet solches den Vngern zu. Strabo, lib. 14, sagt, die Telchini haben es erfunden, vnnd dem Saturno seinen ersten Sebel geschmiedet. Diodorus ist bey sich selbst vneins, vnd schreibt es bald den Idalis Dactilis, bald aber dem Vulcano zu. Josephus aber vnd die H. Schrifft vor ihm sagt, Genes. 4, daſs Tubalcain ein Meister in allerley Ertz vnd Eysenwerck sey gewesen. Dieses Handwercks Eygenschafft, Würckung vnd Zugehör wirdt erkandt, wann man desselbigen vnderschiedliche species vnd Wercke betrachtet, wie wir dann allhie, wo nicht alle, doch so viel als mög- lich, die, so bekandt sind, nach einander setzen vnd beschreiben wöllen. Er beginnt nun mit den Grobschmieden genau nach der Schilde- rung des Biringuccio. Dann fährt er fort: Ihre Arbeit ist früh aufzustehen, Kohlen auff die Ässe schütten, Fewer aufblasen, das Eysen drein legen, glühen, kühlen, heraus- ziehen, schmieden, treiben, formieren, temperieren, allerhand Arbeit darauſs machen, die Riſs löten, feilen, pallieren, anstreichen etc. Den Vnfleiſsigen aber fehlet es biſsweilen, wann sie Stahl vnnd Eysen mit einander arbeiten sollen, daſs sie entweder das Eisen ver- brennen, oder aber es so hart vnd vngeschmeidig machen, daſs es sich schifert, vnd nicht lest mit dem Stahl vereinigen: oder finden sich wol solche, die das Handwerck nicht recht gelernet, dz sie zwar in einem, aber nicht in dem andern arbeiten können: vnnd wann sie beyde sollen mit einander arbeiten, wissen sie nit, wie sie es sollen angreiffen: oder aber wissen die notwendigste Handgriff vnd Secreta nit, vnd arbeiten also mit doppelter Mühe, vnnd richten doch nichts sonderliches damit auſs, wie man gemeiniglich an den Dorffschmidten sihet, die gar wenig von gebürlichen Vorteilen vergessen haben. Schmiedtwerkzeug sind Ässe, Balge, Zangen, Amboſs, Bloch, Horn Amboſs, Hohl Amboſs, Klein Amboſs, Hämmer, der Platthammer

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/403>, abgerufen am 22.11.2024.