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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Einleitung.
und hat eine vollständige Umwandlung erfahren. So erscheinen die
Holzblöcke, die noch kurze Zeit vorher weiss von Farbe und feucht
waren, jetzt schwarz und trocken; indess sind sie nicht vermindert
durch die Einwirkung des Feuers, ändern nur die Farbe und be-
kommen neue Eigenschaften. Jetzt muss der Fuhrmann kommen
(denn der Regen schadet der Kohle), der mit Pferd und Wagen bis
nach der Behausung des Eisenschmelzers hinfährt. Hiervon jetzt
genug.

Und nun wollen wir reden von den Arbeiten der Bergleute
(terrassier) und meine Bemerkungen über sie, die mir nicht, trotz
meiner Jugend, entgangen sind. So nennt man nämlich die Arbeiter,
welche nach unendlicher Mühe und langer Zeit es dahin bringen, die
Eisenerze an die Oberfläche zu bringen, die, ohne Unterlass grabend,
in die Eingeweide der Erde dringen, um dort die Eisenadern zu
finden, die in der Tiefe verborgen sind, und die das Metall empor-
ziehen mit Hilfe eines Seiles und einer Maschine, die sich in sich
selbst dreht. Ihr könnt nun wohl fragen, wie ich es wissen kann,
durch den blossen Anblick des Platzes, ob er Erz enthält? Die Kinder,
selbst die Bauern wissen es, denn die rote Farbe zeigt es an, und es
giebt keinen so unfruchtbaren Boden, wo man nicht Eisen finden
könnte. Aber merkt Euch, was in der Regel das Erz besserer Güte
anzeigt, das ist, dass es viel wiegt, dessen Farbe ins Gelbliche spielt,
und dass es im Bruche funkelt; dann kann man seiner Güte gewiss
sein, und wird sich, wenn man es schmilzt, in seiner Hoffnung nicht
täuschen; dann dürfen wir auch eines grossen Überflusses von Eisen
versichert sein. Was aber das Erz betrifft, das von leichtem Ge-
wicht ist und von blasser Farbe, solches wird vom Feuer verzehrt, wie
Mist und lässt im Ofen nichts zurück, als eine Masse fremder Bestand-
teile trotz der Hilfe von Blasebälgen, die dabei nichts nützen können.

Nun muss man das ganze Erz der gewöhnten Operation, der
Waschung, unterziehen; ist es zu dick und zu sehr gemischt, so legt
man es erst auf Kohlen, um es zu brennen, nachdem es hiernach in
kleine Stücke zerbrochen ist, wäscht man es in einem Wasserlauf,
der zu diesem Zwecke hergerichtet ist, alsdann wird es zu dem Auf-
gange am Fusse des Ofens gefahren. An dem Ufer des Flusses Barse
liegt der Hochofen, wie man ihn nennt, von quadratischer Form,
massig aufgeführt, aus gewöhnlichen Steinen, inwendig aber aus sehr
harten Sandsteinen gebaut, welche in bewundernswertem Grade der
Zerstörung durch die Flamme und Hitze zu widerstehen vermögen.
Zwei ungeheure Blasebälge aus Ochsenhaut speisen von der Rück-

Einleitung.
und hat eine vollständige Umwandlung erfahren. So erscheinen die
Holzblöcke, die noch kurze Zeit vorher weiſs von Farbe und feucht
waren, jetzt schwarz und trocken; indeſs sind sie nicht vermindert
durch die Einwirkung des Feuers, ändern nur die Farbe und be-
kommen neue Eigenschaften. Jetzt muſs der Fuhrmann kommen
(denn der Regen schadet der Kohle), der mit Pferd und Wagen bis
nach der Behausung des Eisenschmelzers hinfährt. Hiervon jetzt
genug.

Und nun wollen wir reden von den Arbeiten der Bergleute
(terrassier) und meine Bemerkungen über sie, die mir nicht, trotz
meiner Jugend, entgangen sind. So nennt man nämlich die Arbeiter,
welche nach unendlicher Mühe und langer Zeit es dahin bringen, die
Eisenerze an die Oberfläche zu bringen, die, ohne Unterlaſs grabend,
in die Eingeweide der Erde dringen, um dort die Eisenadern zu
finden, die in der Tiefe verborgen sind, und die das Metall empor-
ziehen mit Hilfe eines Seiles und einer Maschine, die sich in sich
selbst dreht. Ihr könnt nun wohl fragen, wie ich es wissen kann,
durch den bloſsen Anblick des Platzes, ob er Erz enthält? Die Kinder,
selbst die Bauern wissen es, denn die rote Farbe zeigt es an, und es
giebt keinen so unfruchtbaren Boden, wo man nicht Eisen finden
könnte. Aber merkt Euch, was in der Regel das Erz besserer Güte
anzeigt, das ist, daſs es viel wiegt, dessen Farbe ins Gelbliche spielt,
und daſs es im Bruche funkelt; dann kann man seiner Güte gewiſs
sein, und wird sich, wenn man es schmilzt, in seiner Hoffnung nicht
täuschen; dann dürfen wir auch eines groſsen Überflusses von Eisen
versichert sein. Was aber das Erz betrifft, das von leichtem Ge-
wicht ist und von blasser Farbe, solches wird vom Feuer verzehrt, wie
Mist und läſst im Ofen nichts zurück, als eine Masse fremder Bestand-
teile trotz der Hilfe von Blasebälgen, die dabei nichts nützen können.

Nun muſs man das ganze Erz der gewöhnten Operation, der
Waschung, unterziehen; ist es zu dick und zu sehr gemischt, so legt
man es erst auf Kohlen, um es zu brennen, nachdem es hiernach in
kleine Stücke zerbrochen ist, wäscht man es in einem Wasserlauf,
der zu diesem Zwecke hergerichtet ist, alsdann wird es zu dem Auf-
gange am Fuſse des Ofens gefahren. An dem Ufer des Flusses Barse
liegt der Hochofen, wie man ihn nennt, von quadratischer Form,
massig aufgeführt, aus gewöhnlichen Steinen, inwendig aber aus sehr
harten Sandsteinen gebaut, welche in bewundernswertem Grade der
Zerstörung durch die Flamme und Hitze zu widerstehen vermögen.
Zwei ungeheure Blasebälge aus Ochsenhaut speisen von der Rück-

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[18/0038] Einleitung. und hat eine vollständige Umwandlung erfahren. So erscheinen die Holzblöcke, die noch kurze Zeit vorher weiſs von Farbe und feucht waren, jetzt schwarz und trocken; indeſs sind sie nicht vermindert durch die Einwirkung des Feuers, ändern nur die Farbe und be- kommen neue Eigenschaften. Jetzt muſs der Fuhrmann kommen (denn der Regen schadet der Kohle), der mit Pferd und Wagen bis nach der Behausung des Eisenschmelzers hinfährt. Hiervon jetzt genug. Und nun wollen wir reden von den Arbeiten der Bergleute (terrassier) und meine Bemerkungen über sie, die mir nicht, trotz meiner Jugend, entgangen sind. So nennt man nämlich die Arbeiter, welche nach unendlicher Mühe und langer Zeit es dahin bringen, die Eisenerze an die Oberfläche zu bringen, die, ohne Unterlaſs grabend, in die Eingeweide der Erde dringen, um dort die Eisenadern zu finden, die in der Tiefe verborgen sind, und die das Metall empor- ziehen mit Hilfe eines Seiles und einer Maschine, die sich in sich selbst dreht. Ihr könnt nun wohl fragen, wie ich es wissen kann, durch den bloſsen Anblick des Platzes, ob er Erz enthält? Die Kinder, selbst die Bauern wissen es, denn die rote Farbe zeigt es an, und es giebt keinen so unfruchtbaren Boden, wo man nicht Eisen finden könnte. Aber merkt Euch, was in der Regel das Erz besserer Güte anzeigt, das ist, daſs es viel wiegt, dessen Farbe ins Gelbliche spielt, und daſs es im Bruche funkelt; dann kann man seiner Güte gewiſs sein, und wird sich, wenn man es schmilzt, in seiner Hoffnung nicht täuschen; dann dürfen wir auch eines groſsen Überflusses von Eisen versichert sein. Was aber das Erz betrifft, das von leichtem Ge- wicht ist und von blasser Farbe, solches wird vom Feuer verzehrt, wie Mist und läſst im Ofen nichts zurück, als eine Masse fremder Bestand- teile trotz der Hilfe von Blasebälgen, die dabei nichts nützen können. Nun muſs man das ganze Erz der gewöhnten Operation, der Waschung, unterziehen; ist es zu dick und zu sehr gemischt, so legt man es erst auf Kohlen, um es zu brennen, nachdem es hiernach in kleine Stücke zerbrochen ist, wäscht man es in einem Wasserlauf, der zu diesem Zwecke hergerichtet ist, alsdann wird es zu dem Auf- gange am Fuſse des Ofens gefahren. An dem Ufer des Flusses Barse liegt der Hochofen, wie man ihn nennt, von quadratischer Form, massig aufgeführt, aus gewöhnlichen Steinen, inwendig aber aus sehr harten Sandsteinen gebaut, welche in bewundernswertem Grade der Zerstörung durch die Flamme und Hitze zu widerstehen vermögen. Zwei ungeheure Blasebälge aus Ochsenhaut speisen von der Rück-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/38>, abgerufen am 24.11.2024.