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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.

Im bayerischen Nationalmuseum in München befinden sich schöne
Platten mit der Jahreszahl 1532, welche aus dem Schlosse Neuburg
stammen. Ferner ein ganzer Ofen aus der Gaststube des Pfalz-
grafen Ott-Heinrich im Schlosse Grünau bei Neuberg a. d. Donau.
Er ist von ganz ähnlicher Konstruktion wie der Ofen der Feste
Koburg, nur kleiner (siehe Grundriss Fig. 84), 1,10 m lang und
1,20 m hoch ohne die Füsse, mit den Füssen 1,55 m. Die Seiten-
platten, von denen je zwei eine Langseite bilden, sind in acht Felder
eingeteilt; von denen die sechs oberen das Bild eines Mannes und
einer Frau -- des Pfalzgrafen und seiner Gemahlin --, die drei
unteren, welche niedriger sind, Medaillons mit Köpfen enthalten.
Die drei Schmalseiten am andern Ende, welche mit dem Falz 20 cm
breit sind, zeigen das pfälzische Wappen.

In dem herrlich gelegenen Schlosse Elz an der Mosel befindet
sich in einem der Säle ein grosses Kamin mit schweren Feuerböcken.
Die Feuerplatte trägt das gräflich Elzsche Wappen mit der Jahres-
zahl 1537, eine zweite die gräfliche Geschlechtstafel und drei weib-
liche Figuren.

Von den von Bickell erwähnten und beschriebenen hessischen
Öfen und Platten führen wir noch folgende an: Die älteste Kaminplatte

[Abbildung] Fig. 84.
angeblich mit der Jahreszahl 1488 be-
fand sich (nach Lotz, Kunsttopo-
graphie von Deutschland) im Pfarr-
hause zu Ravengiersbach, doch ist
dieselbe leider, wie so viele andere,
Ende der fünfziger Jahre als altes
Eisen verkauft und eingeschmolzen
worden.

Die Stadt Cassel kaufte den Mönchen des Karmeliterklosters, die
von der Reformation bedroht waren, im Jahre 1526 einen grossen
eisernen Ofen ab, welchen sie auf dem Rathause wieder aufstellen
liess. Der bezügliche Vermerk in der Stadtrechnung von 1526 lautet:
"12 gl. 8 alb. 71/2 hlr. hatt gekost der Eisern ove vffen Rhadthaus
mit kauffen, apbrechen, furen vnd widder zusetzen, ist gegeben den
Monchen, andelogern, steinmitzen vnd dem furman" 1).

Eine interessante schmale Stirnplatte befindet sich in der Kirche
zu Biedenkopf von 1535 mit einem "Paar" in zeitgenössischer, vor-
nehmer Tracht, darunter das Giessermonogramm. Die Platte wird

1) Stölzel, Kasseler Stadtrechnungen, S. 204.
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.

Im bayerischen Nationalmuseum in München befinden sich schöne
Platten mit der Jahreszahl 1532, welche aus dem Schlosse Neuburg
stammen. Ferner ein ganzer Ofen aus der Gaststube des Pfalz-
grafen Ott-Heinrich im Schlosse Grünau bei Neuberg a. d. Donau.
Er ist von ganz ähnlicher Konstruktion wie der Ofen der Feste
Koburg, nur kleiner (siehe Grundriſs Fig. 84), 1,10 m lang und
1,20 m hoch ohne die Füſse, mit den Füſsen 1,55 m. Die Seiten-
platten, von denen je zwei eine Langseite bilden, sind in acht Felder
eingeteilt; von denen die sechs oberen das Bild eines Mannes und
einer Frau — des Pfalzgrafen und seiner Gemahlin —, die drei
unteren, welche niedriger sind, Medaillons mit Köpfen enthalten.
Die drei Schmalseiten am andern Ende, welche mit dem Falz 20 cm
breit sind, zeigen das pfälzische Wappen.

In dem herrlich gelegenen Schlosse Elz an der Mosel befindet
sich in einem der Säle ein groſses Kamin mit schweren Feuerböcken.
Die Feuerplatte trägt das gräflich Elzsche Wappen mit der Jahres-
zahl 1537, eine zweite die gräfliche Geschlechtstafel und drei weib-
liche Figuren.

Von den von Bickell erwähnten und beschriebenen hessischen
Öfen und Platten führen wir noch folgende an: Die älteste Kaminplatte

[Abbildung] Fig. 84.
angeblich mit der Jahreszahl 1488 be-
fand sich (nach Lotz, Kunsttopo-
graphie von Deutschland) im Pfarr-
hause zu Ravengiersbach, doch ist
dieselbe leider, wie so viele andere,
Ende der fünfziger Jahre als altes
Eisen verkauft und eingeschmolzen
worden.

Die Stadt Cassel kaufte den Mönchen des Karmeliterklosters, die
von der Reformation bedroht waren, im Jahre 1526 einen groſsen
eisernen Ofen ab, welchen sie auf dem Rathause wieder aufstellen
lieſs. Der bezügliche Vermerk in der Stadtrechnung von 1526 lautet:
„12 gl. 8 alb. 7½ hlr. hatt gekost der Eisern ove vffen Rhadthaus
mit kauffen, apbrechen, furen vnd widder zusetzen, ist gegeben den
Monchen, andelogern, steinmitzen vnd dem furman“ 1).

Eine interessante schmale Stirnplatte befindet sich in der Kirche
zu Biedenkopf von 1535 mit einem „Paar“ in zeitgenössischer, vor-
nehmer Tracht, darunter das Gieſsermonogramm. Die Platte wird

1) Stölzel, Kasseler Stadtrechnungen, S. 204.
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[308/0328] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. Im bayerischen Nationalmuseum in München befinden sich schöne Platten mit der Jahreszahl 1532, welche aus dem Schlosse Neuburg stammen. Ferner ein ganzer Ofen aus der Gaststube des Pfalz- grafen Ott-Heinrich im Schlosse Grünau bei Neuberg a. d. Donau. Er ist von ganz ähnlicher Konstruktion wie der Ofen der Feste Koburg, nur kleiner (siehe Grundriſs Fig. 84), 1,10 m lang und 1,20 m hoch ohne die Füſse, mit den Füſsen 1,55 m. Die Seiten- platten, von denen je zwei eine Langseite bilden, sind in acht Felder eingeteilt; von denen die sechs oberen das Bild eines Mannes und einer Frau — des Pfalzgrafen und seiner Gemahlin —, die drei unteren, welche niedriger sind, Medaillons mit Köpfen enthalten. Die drei Schmalseiten am andern Ende, welche mit dem Falz 20 cm breit sind, zeigen das pfälzische Wappen. In dem herrlich gelegenen Schlosse Elz an der Mosel befindet sich in einem der Säle ein groſses Kamin mit schweren Feuerböcken. Die Feuerplatte trägt das gräflich Elzsche Wappen mit der Jahres- zahl 1537, eine zweite die gräfliche Geschlechtstafel und drei weib- liche Figuren. Von den von Bickell erwähnten und beschriebenen hessischen Öfen und Platten führen wir noch folgende an: Die älteste Kaminplatte [Abbildung Fig. 84.] angeblich mit der Jahreszahl 1488 be- fand sich (nach Lotz, Kunsttopo- graphie von Deutschland) im Pfarr- hause zu Ravengiersbach, doch ist dieselbe leider, wie so viele andere, Ende der fünfziger Jahre als altes Eisen verkauft und eingeschmolzen worden. Die Stadt Cassel kaufte den Mönchen des Karmeliterklosters, die von der Reformation bedroht waren, im Jahre 1526 einen groſsen eisernen Ofen ab, welchen sie auf dem Rathause wieder aufstellen lieſs. Der bezügliche Vermerk in der Stadtrechnung von 1526 lautet: „12 gl. 8 alb. 7½ hlr. hatt gekost der Eisern ove vffen Rhadthaus mit kauffen, apbrechen, furen vnd widder zusetzen, ist gegeben den Monchen, andelogern, steinmitzen vnd dem furman“ 1). Eine interessante schmale Stirnplatte befindet sich in der Kirche zu Biedenkopf von 1535 mit einem „Paar“ in zeitgenössischer, vor- nehmer Tracht, darunter das Gieſsermonogramm. Die Platte wird 1) Stölzel, Kasseler Stadtrechnungen, S. 204.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/328>, abgerufen am 25.11.2024.