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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.
dass auch der Arme leben muss", waren vor etwa 50 Jahren die
gangbarsten und beliebtesten am Mittelrhein.

In den Platten des 16. Jahrhunderts steckt dagegen wirklicher
Kunstwert. Viele sind nach Zeichnungen von A. Dürer, H. Alde-
grever
, V. Solis und Jost Amman entworfen. Ob der letzt-
genannte, welcher ebenso sehr als Formenschneider, wie als Kupfer-
stecher berühmt war, selbst Modelle zu Platten geschnitten hat, ist
nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich. Vielfach bezogen die
Hüttenwerke ihre Plattenmodelle von berühmten Formenschneidern
in den grossen Städten, z. B. die Siegerländer aus Köln. Ein solches
Modell wurde oft jahrelang benutzt. So findet sich die oben be-
schriebene Platte des Peter Sorge, die Enthauptung Johannis des
Täufers darstellend, mit ganz verschiedenen Jahreszahlen. Ebenso
verhielt es sich mit den Soldanschen Platten. So trägt die oben
erwähnte Platte (Fig. 81) aus Schloss Spangenberg die Jahreszahl
1548. Dieselbe Platte befand sich an einem Ofen im Rathause zu
Marburg, welcher 1542 aufgestellt wurde. Die Baurechnungen der
Stadt Marburg aus diesem Jahre enthalten darüber folgende Einträge:

Item Suntags post Regum Eyn ysern Ofen in den Sail zu
gyssen verdingt zu weinkauff mit dem Meister verthan     V fl
Item freitags nach Oistern Meister philipps vf den ysern
ofen zehen thayler (ausgestrichen) Zum ysern ofen
Im Sail.
Item Meister philipps Soldan hait den ysern ofen gesetzt
vnd gewehrt vermoge des gedungts vnd mit ysern
done angestrichen Ime geben einen thailer, thut     1 Lb VI fl
Item dem vorgenannt Meister philipps ist XIII tage hin-
gewest vnd vf die Murer müssen warten die steyne zu
hawen Ime die cost geben II gulden, thut     1 Lb X fl
Item nachdem der meister X tage vf die steyne gewartet
Ime vor sein verseumnus geben     1 Lb III fl

Ausserdem fand sich auf einem der Baurechnung beigefügten
Zettel folgende Notiz: der Ofen soll "9 Viertel (Elle?) hoch und un-
gefähr 26 Ctr. Breilsgewicht schwer sein, der Centner für 1 Thlr.
8 Albus und 1 Gulden Landwehr berechnet, mit zwei Füssen und mit
den Bildnissen auf der einen Seite die Schöpfung Adams und Evas
und an der andern Seite wie Christus der Schlange den Kopf zer-
tritt, verziert".

Beliebte Modelle wurden aber nicht nur jahrelang benutzt und
geflickt, sondern sie wurden auch von neuem nachgeschnitten. So

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
daſs auch der Arme leben muſs“, waren vor etwa 50 Jahren die
gangbarsten und beliebtesten am Mittelrhein.

In den Platten des 16. Jahrhunderts steckt dagegen wirklicher
Kunstwert. Viele sind nach Zeichnungen von A. Dürer, H. Alde-
grever
, V. Solis und Jost Amman entworfen. Ob der letzt-
genannte, welcher ebenso sehr als Formenschneider, wie als Kupfer-
stecher berühmt war, selbst Modelle zu Platten geschnitten hat, ist
nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich. Vielfach bezogen die
Hüttenwerke ihre Plattenmodelle von berühmten Formenschneidern
in den groſsen Städten, z. B. die Siegerländer aus Köln. Ein solches
Modell wurde oft jahrelang benutzt. So findet sich die oben be-
schriebene Platte des Peter Sorge, die Enthauptung Johannis des
Täufers darstellend, mit ganz verschiedenen Jahreszahlen. Ebenso
verhielt es sich mit den Soldanschen Platten. So trägt die oben
erwähnte Platte (Fig. 81) aus Schloſs Spangenberg die Jahreszahl
1548. Dieselbe Platte befand sich an einem Ofen im Rathause zu
Marburg, welcher 1542 aufgestellt wurde. Die Baurechnungen der
Stadt Marburg aus diesem Jahre enthalten darüber folgende Einträge:

Item Suntags post Regum Eyn ysern Ofen in den Sail zu
gyſsen verdingt zu weinkauff mit dem Meister verthan     V fl
Item freitags nach Oistern Meister philipps vf den ysern
ofen zehen thayler (ausgestrichen) Zum ysern ofen
Im Sail.
Item Meister philipps Soldan hait den ysern ofen gesetzt
vnd gewehrt vermoge des gedungts vnd mit ysern
done angestrichen Ime geben einen thailer, thut     1 ℔ VI fl
Item dem vorgenannt Meister philipps ist XIII tage hin-
gewest vnd vf die Murer müssen warten die steyne zu
hawen Ime die cost geben II gulden, thut     1 ℔ X fl
Item nachdem der meister X tage vf die steyne gewartet
Ime vor sein verseumnus geben     1 ℔ III fl

Auſserdem fand sich auf einem der Baurechnung beigefügten
Zettel folgende Notiz: der Ofen soll „9 Viertel (Elle?) hoch und un-
gefähr 26 Ctr. Breilsgewicht schwer sein, der Centner für 1 Thlr.
8 Albus und 1 Gulden Landwehr berechnet, mit zwei Füſsen und mit
den Bildnissen auf der einen Seite die Schöpfung Adams und Evas
und an der andern Seite wie Christus der Schlange den Kopf zer-
tritt, verziert“.

Beliebte Modelle wurden aber nicht nur jahrelang benutzt und
geflickt, sondern sie wurden auch von neuem nachgeschnitten. So

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[306/0326] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. daſs auch der Arme leben muſs“, waren vor etwa 50 Jahren die gangbarsten und beliebtesten am Mittelrhein. In den Platten des 16. Jahrhunderts steckt dagegen wirklicher Kunstwert. Viele sind nach Zeichnungen von A. Dürer, H. Alde- grever, V. Solis und Jost Amman entworfen. Ob der letzt- genannte, welcher ebenso sehr als Formenschneider, wie als Kupfer- stecher berühmt war, selbst Modelle zu Platten geschnitten hat, ist nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich. Vielfach bezogen die Hüttenwerke ihre Plattenmodelle von berühmten Formenschneidern in den groſsen Städten, z. B. die Siegerländer aus Köln. Ein solches Modell wurde oft jahrelang benutzt. So findet sich die oben be- schriebene Platte des Peter Sorge, die Enthauptung Johannis des Täufers darstellend, mit ganz verschiedenen Jahreszahlen. Ebenso verhielt es sich mit den Soldanschen Platten. So trägt die oben erwähnte Platte (Fig. 81) aus Schloſs Spangenberg die Jahreszahl 1548. Dieselbe Platte befand sich an einem Ofen im Rathause zu Marburg, welcher 1542 aufgestellt wurde. Die Baurechnungen der Stadt Marburg aus diesem Jahre enthalten darüber folgende Einträge: Item Suntags post Regum Eyn ysern Ofen in den Sail zu gyſsen verdingt zu weinkauff mit dem Meister verthan V fl Item freitags nach Oistern Meister philipps vf den ysern ofen zehen thayler (ausgestrichen) Zum ysern ofen Im Sail. Item Meister philipps Soldan hait den ysern ofen gesetzt vnd gewehrt vermoge des gedungts vnd mit ysern done angestrichen Ime geben einen thailer, thut 1 ℔ VI fl Item dem vorgenannt Meister philipps ist XIII tage hin- gewest vnd vf die Murer müssen warten die steyne zu hawen Ime die cost geben II gulden, thut 1 ℔ X fl Item nachdem der meister X tage vf die steyne gewartet Ime vor sein verseumnus geben 1 ℔ III fl Auſserdem fand sich auf einem der Baurechnung beigefügten Zettel folgende Notiz: der Ofen soll „9 Viertel (Elle?) hoch und un- gefähr 26 Ctr. Breilsgewicht schwer sein, der Centner für 1 Thlr. 8 Albus und 1 Gulden Landwehr berechnet, mit zwei Füſsen und mit den Bildnissen auf der einen Seite die Schöpfung Adams und Evas und an der andern Seite wie Christus der Schlange den Kopf zer- tritt, verziert“. Beliebte Modelle wurden aber nicht nur jahrelang benutzt und geflickt, sondern sie wurden auch von neuem nachgeschnitten. So

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/326>, abgerufen am 25.11.2024.