wo sie anfangen seltener zu werden, wendet man ihnen denn auch grösseres Interesse zu und fängt an, sie in öffentlichen und Privat- sammlungen aufzubewahren. In vielen Museen findet man Muster davon aufgestellt, wie z. B. im bayerischen Nationalmuseum in München, im germanischen Museum in Nürnberg, im märkischen Museum in Berlin, in den Altertumsmuseen in Wiesbaden, Marburg, Frankfurt a. M., Lübeck, Stuttgart, Altena, Erbach i. O., Nancy, Cluny in Paris u. s. w.
Grössere Privatsammlungen sind die von E. Schott angelegte in Ilsenburg, von Georg v. Cölln in Hannover, von Eduard Metz, Hüttenbesitzer in Esch, einem Antiquitätenhändler in Toul u. a.
Diese gegossenen Eisenplatten bildeten entweder die Umkleidung des unteren Teiles der alten Kachelöfen, oder sie waren Teile von ganz aus Platten zusammengesetzten Kastenöfen, welche den Kachel- öfen nachgebildet waren. Die Kachelöfen kamen im 14. Jahrhundert in Aufnahme, nachdem auch die Anlage von Schornsteinen in den besseren Gebäuden allgemeiner geworden war. Ursprünglich waren es einfache, in das Zimmer hineingebaute Kasten, in welchen ein Herdfeuer brannte, welches von aussen unterhalten wurde, so dass der Rauch nicht ins Zimmer drang, während die erhitzten Wände ihre Wärme dem Wohnraume abgaben. Das Heizen geschah mit ganzen Holzscheiten, ohne Rost, höchstens auf einem eisernen Bock. Diese gemauerten Kasten verzierte man durch Anbringen tellerartiger Kacheln und in dieser Gestalt findet man diese Öfen noch heute in den Alpenländern. Sie nahmen einen sehr grossen Raum ein und versperrten einen grossen Teil des Zimmers. Diesem abzuhelfen, ging man zunächst dazu über, sie mehr in die Höhe zu bauen, indem man über dem Feuerungsraum einen Aufsatz an- brachte. Die Wirkung des Feuers erhöhte man aber dadurch, dass man den unteren Teil, den Feuerkasten, mit eisernen Platten umgab, welche, als gute Wärmeleiter, die Hitze, sowohl leitend, wie strahlend, dem Zimmer rascher mitteilten. Infolgedessen konnte man den Umfang der Öfen wesentlich beschränken. Noch mehr Wärme erzeugten die ganz aus eisernen Platten aufgeführten Öfen; denselben lag die Konstruktion der Kachelöfen zu Grunde. Sie hatten einen grossen länglichen Unterkasten und einen hohen Aufbau, und sprangen bei den älteren Öfen weit ins Zimmer vor. Die späteren Öfen waren viereckige Kasten, mit eisernem oder thönernem Aufbau. Anfänglich wurde diese Art von Öfen nur in grossen Räumen, besonders in Stadthallen, Bankettsälen, Refek-
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
wo sie anfangen seltener zu werden, wendet man ihnen denn auch gröſseres Interesse zu und fängt an, sie in öffentlichen und Privat- sammlungen aufzubewahren. In vielen Museen findet man Muster davon aufgestellt, wie z. B. im bayerischen Nationalmuseum in München, im germanischen Museum in Nürnberg, im märkischen Museum in Berlin, in den Altertumsmuseen in Wiesbaden, Marburg, Frankfurt a. M., Lübeck, Stuttgart, Altena, Erbach i. O., Nancy, Cluny in Paris u. s. w.
Gröſsere Privatsammlungen sind die von E. Schott angelegte in Ilsenburg, von Georg v. Cölln in Hannover, von Eduard Metz, Hüttenbesitzer in Esch, einem Antiquitätenhändler in Toul u. a.
Diese gegossenen Eisenplatten bildeten entweder die Umkleidung des unteren Teiles der alten Kachelöfen, oder sie waren Teile von ganz aus Platten zusammengesetzten Kastenöfen, welche den Kachel- öfen nachgebildet waren. Die Kachelöfen kamen im 14. Jahrhundert in Aufnahme, nachdem auch die Anlage von Schornsteinen in den besseren Gebäuden allgemeiner geworden war. Ursprünglich waren es einfache, in das Zimmer hineingebaute Kasten, in welchen ein Herdfeuer brannte, welches von auſsen unterhalten wurde, so daſs der Rauch nicht ins Zimmer drang, während die erhitzten Wände ihre Wärme dem Wohnraume abgaben. Das Heizen geschah mit ganzen Holzscheiten, ohne Rost, höchstens auf einem eisernen Bock. Diese gemauerten Kasten verzierte man durch Anbringen tellerartiger Kacheln und in dieser Gestalt findet man diese Öfen noch heute in den Alpenländern. Sie nahmen einen sehr groſsen Raum ein und versperrten einen groſsen Teil des Zimmers. Diesem abzuhelfen, ging man zunächst dazu über, sie mehr in die Höhe zu bauen, indem man über dem Feuerungsraum einen Aufsatz an- brachte. Die Wirkung des Feuers erhöhte man aber dadurch, daſs man den unteren Teil, den Feuerkasten, mit eisernen Platten umgab, welche, als gute Wärmeleiter, die Hitze, sowohl leitend, wie strahlend, dem Zimmer rascher mitteilten. Infolgedessen konnte man den Umfang der Öfen wesentlich beschränken. Noch mehr Wärme erzeugten die ganz aus eisernen Platten aufgeführten Öfen; denselben lag die Konstruktion der Kachelöfen zu Grunde. Sie hatten einen groſsen länglichen Unterkasten und einen hohen Aufbau, und sprangen bei den älteren Öfen weit ins Zimmer vor. Die späteren Öfen waren viereckige Kasten, mit eisernem oder thönernem Aufbau. Anfänglich wurde diese Art von Öfen nur in groſsen Räumen, besonders in Stadthallen, Bankettsälen, Refek-
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
wo sie anfangen seltener zu werden, wendet man ihnen denn auch
gröſseres Interesse zu und fängt an, sie in öffentlichen und Privat-
sammlungen aufzubewahren. In vielen Museen findet man Muster
davon aufgestellt, wie z. B. im bayerischen Nationalmuseum in
München, im germanischen Museum in Nürnberg, im märkischen
Museum in Berlin, in den Altertumsmuseen in Wiesbaden, Marburg,
Frankfurt a. M., Lübeck, Stuttgart, Altena, Erbach i. O., Nancy,
Cluny in Paris u. s. w.
Gröſsere Privatsammlungen sind die von E. Schott angelegte in
Ilsenburg, von Georg v. Cölln in Hannover, von Eduard Metz,
Hüttenbesitzer in Esch, einem Antiquitätenhändler in Toul u. a.
Diese gegossenen Eisenplatten bildeten entweder die Umkleidung
des unteren Teiles der alten Kachelöfen, oder sie waren Teile von
ganz aus Platten zusammengesetzten Kastenöfen, welche den Kachel-
öfen nachgebildet waren. Die Kachelöfen kamen im 14. Jahrhundert
in Aufnahme, nachdem auch die Anlage von Schornsteinen in den
besseren Gebäuden allgemeiner geworden war. Ursprünglich waren
es einfache, in das Zimmer hineingebaute Kasten, in welchen ein
Herdfeuer brannte, welches von auſsen unterhalten wurde, so daſs
der Rauch nicht ins Zimmer drang, während die erhitzten Wände
ihre Wärme dem Wohnraume abgaben. Das Heizen geschah mit
ganzen Holzscheiten, ohne Rost, höchstens auf einem eisernen
Bock. Diese gemauerten Kasten verzierte man durch Anbringen
tellerartiger Kacheln und in dieser Gestalt findet man diese Öfen
noch heute in den Alpenländern. Sie nahmen einen sehr groſsen
Raum ein und versperrten einen groſsen Teil des Zimmers. Diesem
abzuhelfen, ging man zunächst dazu über, sie mehr in die Höhe
zu bauen, indem man über dem Feuerungsraum einen Aufsatz an-
brachte. Die Wirkung des Feuers erhöhte man aber dadurch,
daſs man den unteren Teil, den Feuerkasten, mit eisernen Platten
umgab, welche, als gute Wärmeleiter, die Hitze, sowohl leitend,
wie strahlend, dem Zimmer rascher mitteilten. Infolgedessen
konnte man den Umfang der Öfen wesentlich beschränken. Noch
mehr Wärme erzeugten die ganz aus eisernen Platten aufgeführten
Öfen; denselben lag die Konstruktion der Kachelöfen zu Grunde.
Sie hatten einen groſsen länglichen Unterkasten und einen hohen
Aufbau, und sprangen bei den älteren Öfen weit ins Zimmer vor.
Die späteren Öfen waren viereckige Kasten, mit eisernem oder
thönernem Aufbau. Anfänglich wurde diese Art von Öfen nur in
groſsen Räumen, besonders in Stadthallen, Bankettsälen, Refek-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/314>, abgerufen am 24.11.2024.
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