darin gehärteten Meissel ein Becken zu einem Springbrunnen und drei Reliefs von vorzüglicher Kunst anfertigen konnte.
Wir wollen hier noch einige Stellen über den Stahl aus Schriften des 16. Jahrhunderts zusammenstellen.
Über die Stahlbereitung macht Monardo eine Mitteilung. Nach dem er gesagt hat, dass der Unterschied zwischen Stahl und Eisen in den Erzen begründet sei, fährt er fort: "Der Welsche Stahl hat auch eine andere Bergart, daselbst sind mancherlei Eisenbergwerk und Adern, deren eine auch schmeidiger Eisen gibt als das andere. Den Stahl aber, so zu uns (nach Spanien) von dorther gebracht wird, richten sie also zu: Ihres schmeidigen Eisens nehmen sie soviel als sie wollen, schlagen es zu dünnen kleinen Platten oder Blechen, darnach reiben sie Marmorstein und Eisenschlacke zu Staube, ver- mischens und werfens mit glühenden Kohlen in einen sonderlichen darzu bereiteten Ofen, zündens wohl an, dass das Feuer stark werde: und endlich werfen sie ihr sprödes Eisen darzu, so zwingt es das Feuer, dass es fleusst zu einem Klumpff, daraus wird Stahl und jene langen Stangen gemacht, die anhero in Menge gebracht werden."
Der Beschreibung nach könnte man an eine Art Gussstahlfabri- kation denken, doch will er augenscheinlich die Brescianstahlbereitung beschreiben.
Über Stahlhärtung, d. h. den Stahl hart oder weich zu machen, finden wir mancherlei Angaben, bei denen ein gut Teil Aberglauben mit unterläuft. Cardanus schreibt: "Das eysen und der stahel werden durch gesafft (Säfte) weich, aber man muss ihn zum öfteren mal darinnen ablöschen, als in dem Sauerampfer- oder Schirling- saft, desgleichen in dem Öl, in wöllichem zu dem siebenden malen Bley gegossen. Und wenn man das glühend eysen besprenget mit Niesswurz, Agstein oder Euphorbio und danach zu mehr malen mit ihm selbst lasset kalt werden.
Das eysen wird hart mit dem Melanthien- oder schwarzen Koriandersaft und mit Mäusörleinsaft, so Pilosella genennet, welches seinen namen von den vielen Haaren hat empfangen, so sich oft säubern. Dieses Kraut hat volle Blätter, die hart und allewegen grün sind, fast wie die salbey und schmecken wie der Lorbaum (Lorbeer) und hat einen halb weissen und grünen Stengel mit Tupf- linen gesprenget, so gern auf den Bergen wachset.
Obwohl dieses eysen geringer dann der stahel geachtet, ist es doch viel besser das eiss mit aufzubrechen. Dann es bricht nitt von ihm selbst, noch wann etwas anders daran stosset, wöliches beydes dem
Stahlbereitung im 16. Jahrhundert.
darin gehärteten Meiſsel ein Becken zu einem Springbrunnen und drei Reliefs von vorzüglicher Kunst anfertigen konnte.
Wir wollen hier noch einige Stellen über den Stahl aus Schriften des 16. Jahrhunderts zusammenstellen.
Über die Stahlbereitung macht Monardo eine Mitteilung. Nach dem er gesagt hat, daſs der Unterschied zwischen Stahl und Eisen in den Erzen begründet sei, fährt er fort: „Der Welsche Stahl hat auch eine andere Bergart, daselbst sind mancherlei Eisenbergwerk und Adern, deren eine auch schmeidiger Eisen gibt als das andere. Den Stahl aber, so zu uns (nach Spanien) von dorther gebracht wird, richten sie also zu: Ihres schmeidigen Eisens nehmen sie soviel als sie wollen, schlagen es zu dünnen kleinen Platten oder Blechen, darnach reiben sie Marmorstein und Eisenschlacke zu Staube, ver- mischens und werfens mit glühenden Kohlen in einen sonderlichen darzu bereiteten Ofen, zündens wohl an, daſs das Feuer stark werde: und endlich werfen sie ihr sprödes Eisen darzu, so zwingt es das Feuer, daſs es fleuſst zu einem Klumpff, daraus wird Stahl und jene langen Stangen gemacht, die anhero in Menge gebracht werden.“
Der Beschreibung nach könnte man an eine Art Guſsstahlfabri- kation denken, doch will er augenscheinlich die Brescianstahlbereitung beschreiben.
Über Stahlhärtung, d. h. den Stahl hart oder weich zu machen, finden wir mancherlei Angaben, bei denen ein gut Teil Aberglauben mit unterläuft. Cardanus schreibt: „Das eysen und der stahel werden durch gesafft (Säfte) weich, aber man muſs ihn zum öfteren mal darinnen ablöschen, als in dem Sauerampfer- oder Schirling- saft, desgleichen in dem Öl, in wöllichem zu dem siebenden malen Bley gegossen. Und wenn man das glühend eysen besprenget mit Nieſswurz, Agstein oder Euphorbio und danach zu mehr malen mit ihm selbst lasset kalt werden.
Das eysen wird hart mit dem Melanthien- oder schwarzen Koriandersaft und mit Mäusörleinsaft, so Pilosella genennet, welches seinen namen von den vielen Haaren hat empfangen, so sich oft säubern. Dieses Kraut hat volle Blätter, die hart und allewegen grün sind, fast wie die salbey und schmecken wie der Lorbaum (Lorbeer) und hat einen halb weiſsen und grünen Stengel mit Tupf- linen gesprenget, so gern auf den Bergen wachset.
Obwohl dieses eysen geringer dann der stahel geachtet, ist es doch viel besser das eiſs mit aufzubrechen. Dann es bricht nitt von ihm selbst, noch wann etwas anders daran stoſset, wöliches beydes dem
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Stahlbereitung im 16. Jahrhundert.
darin gehärteten Meiſsel ein Becken zu einem Springbrunnen und drei
Reliefs von vorzüglicher Kunst anfertigen konnte.
Wir wollen hier noch einige Stellen über den Stahl aus Schriften
des 16. Jahrhunderts zusammenstellen.
Über die Stahlbereitung macht Monardo eine Mitteilung. Nach
dem er gesagt hat, daſs der Unterschied zwischen Stahl und Eisen
in den Erzen begründet sei, fährt er fort: „Der Welsche Stahl hat
auch eine andere Bergart, daselbst sind mancherlei Eisenbergwerk
und Adern, deren eine auch schmeidiger Eisen gibt als das andere.
Den Stahl aber, so zu uns (nach Spanien) von dorther gebracht wird,
richten sie also zu: Ihres schmeidigen Eisens nehmen sie soviel als
sie wollen, schlagen es zu dünnen kleinen Platten oder Blechen,
darnach reiben sie Marmorstein und Eisenschlacke zu Staube, ver-
mischens und werfens mit glühenden Kohlen in einen sonderlichen
darzu bereiteten Ofen, zündens wohl an, daſs das Feuer stark werde:
und endlich werfen sie ihr sprödes Eisen darzu, so zwingt es das
Feuer, daſs es fleuſst zu einem Klumpff, daraus wird Stahl und jene
langen Stangen gemacht, die anhero in Menge gebracht werden.“
Der Beschreibung nach könnte man an eine Art Guſsstahlfabri-
kation denken, doch will er augenscheinlich die Brescianstahlbereitung
beschreiben.
Über Stahlhärtung, d. h. den Stahl hart oder weich zu machen,
finden wir mancherlei Angaben, bei denen ein gut Teil Aberglauben
mit unterläuft. Cardanus schreibt: „Das eysen und der stahel
werden durch gesafft (Säfte) weich, aber man muſs ihn zum öfteren
mal darinnen ablöschen, als in dem Sauerampfer- oder Schirling-
saft, desgleichen in dem Öl, in wöllichem zu dem siebenden malen
Bley gegossen. Und wenn man das glühend eysen besprenget mit
Nieſswurz, Agstein oder Euphorbio und danach zu mehr malen mit
ihm selbst lasset kalt werden.
Das eysen wird hart mit dem Melanthien- oder schwarzen
Koriandersaft und mit Mäusörleinsaft, so Pilosella genennet, welches
seinen namen von den vielen Haaren hat empfangen, so sich oft
säubern. Dieses Kraut hat volle Blätter, die hart und allewegen
grün sind, fast wie die salbey und schmecken wie der Lorbaum
(Lorbeer) und hat einen halb weiſsen und grünen Stengel mit Tupf-
linen gesprenget, so gern auf den Bergen wachset.
Obwohl dieses eysen geringer dann der stahel geachtet, ist es
doch viel besser das eiſs mit aufzubrechen. Dann es bricht nitt von
ihm selbst, noch wann etwas anders daran stoſset, wöliches beydes dem
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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