auf den Windzacken die "Gichtplatte". Den Aschenzacken haben wir bereits oben erwähnt. Bei dem deutschen Frischherd war der Frischboden gewöhnlich kleiner als der innere Herdraum, um ihn nach Bedürfnis höher oder tiefer legen zu können, bei den übrigen Frischmethoden war er dagegen grösser. Die Zacken standen meist nicht senkrecht zum Boden, sondern waren nach aussen oder nach innen geneigt. Der Formzacken war meist in den Herd geneigt, um den Wind dem Herdboden zuzulenken und den Rückprall des- selben zu verhindern. Die übrigen Zacken waren dagegen meist aus dem Herde geneigt. Die Abweichungen der Neigung der Frisch- zacken gab zunächst Veranlassung zu der Mannigfaltigkeit der Herd- zustellungen, die wir bei den verschiedenen Frischmethoden kennen lernen werden. Ebenso bildeten die Zacken von oben gesehen oft kein Quadrat, indem die Platten von verschiedener Länge waren. Die Windform bei den Frischfeuern hatte stets eine -- mehr oder weniger -- geneigte Lage, man nannte dies das "Stechen". Die Form oder das "Esseisen" war von Kupfer, in dieselbe mündeten die zwei Balgdüsen (Tiesen -- Deuten), die in der Regel von Eisenblech waren. Die normale Gestalt war so, dass die Fläche des Bodens mit der der Mündung einen rechten Winkel bildete; war dieser Winkel kleiner als ein rechter, so sagte man, die Form sei überfeilt oder sie habe ein "Untermaul"; war der Winkel grösser als ein rechter, so war die Form unterfeilt oder hatte ein "Übermaul"; seitliche Abweichungen hiessen Vorder- oder Hintermaul. Es ist einleuchtend, dass diese Stellung der Formmündung grossen Einfluss auf die Richtung des Windes hatte.
[Abbildung]
Fig. 69.
[Abbildung]
Fig. 70.
Diese allgemeinen Bemerkungen werden genügen, das Verständnis der Beschreibung der Frischmethoden zu erleichtern und kehren wir jetzt zur Schilderung der siegenschen Einmalschmelzerei zurück. Der Frischherd, in welchem dieselbe in diesem Jahrhundert ausgeführt wurde, ist in obenstehender Skizze (Fig. 69 und 70) dargestellt 1).
1) Siehe Tunner, a. a. O., Bd. II, S. 140.
Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
auf den Windzacken die „Gichtplatte“. Den Aschenzacken haben wir bereits oben erwähnt. Bei dem deutschen Frischherd war der Frischboden gewöhnlich kleiner als der innere Herdraum, um ihn nach Bedürfnis höher oder tiefer legen zu können, bei den übrigen Frischmethoden war er dagegen gröſser. Die Zacken standen meist nicht senkrecht zum Boden, sondern waren nach auſsen oder nach innen geneigt. Der Formzacken war meist in den Herd geneigt, um den Wind dem Herdboden zuzulenken und den Rückprall des- ſelben zu verhindern. Die übrigen Zacken waren dagegen meist aus dem Herde geneigt. Die Abweichungen der Neigung der Frisch- zacken gab zunächst Veranlassung zu der Mannigfaltigkeit der Herd- zustellungen, die wir bei den verschiedenen Frischmethoden kennen lernen werden. Ebenso bildeten die Zacken von oben gesehen oft kein Quadrat, indem die Platten von verschiedener Länge waren. Die Windform bei den Frischfeuern hatte stets eine — mehr oder weniger — geneigte Lage, man nannte dies das „Stechen“. Die Form oder das „Eſseisen“ war von Kupfer, in dieselbe mündeten die zwei Balgdüsen (Tiesen — Deuten), die in der Regel von Eisenblech waren. Die normale Gestalt war so, daſs die Fläche des Bodens mit der der Mündung einen rechten Winkel bildete; war dieser Winkel kleiner als ein rechter, so sagte man, die Form sei überfeilt oder sie habe ein „Untermaul“; war der Winkel gröſser als ein rechter, so war die Form unterfeilt oder hatte ein „Übermaul“; seitliche Abweichungen hieſsen Vorder- oder Hintermaul. Es ist einleuchtend, daſs diese Stellung der Formmündung groſsen Einfluſs auf die Richtung des Windes hatte.
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Fig. 69.
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Fig. 70.
Diese allgemeinen Bemerkungen werden genügen, das Verständnis der Beschreibung der Frischmethoden zu erleichtern und kehren wir jetzt zur Schilderung der siegenschen Einmalschmelzerei zurück. Der Frischherd, in welchem dieselbe in diesem Jahrhundert ausgeführt wurde, ist in obenstehender Skizze (Fig. 69 und 70) dargestellt 1).
1) Siehe Tunner, a. a. O., Bd. II, S. 140.
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Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
auf den Windzacken die „Gichtplatte“. Den Aschenzacken haben
wir bereits oben erwähnt. Bei dem deutschen Frischherd war der
Frischboden gewöhnlich kleiner als der innere Herdraum, um ihn
nach Bedürfnis höher oder tiefer legen zu können, bei den übrigen
Frischmethoden war er dagegen gröſser. Die Zacken standen meist
nicht senkrecht zum Boden, sondern waren nach auſsen oder nach
innen geneigt. Der Formzacken war meist in den Herd geneigt,
um den Wind dem Herdboden zuzulenken und den Rückprall des-
ſelben zu verhindern. Die übrigen Zacken waren dagegen meist aus
dem Herde geneigt. Die Abweichungen der Neigung der Frisch-
zacken gab zunächst Veranlassung zu der Mannigfaltigkeit der Herd-
zustellungen, die wir bei den verschiedenen Frischmethoden kennen
lernen werden. Ebenso bildeten die Zacken von oben gesehen oft
kein Quadrat, indem die Platten von verschiedener Länge waren.
Die Windform bei den Frischfeuern hatte stets eine — mehr oder
weniger — geneigte Lage, man nannte dies das „Stechen“. Die Form
oder das „Eſseisen“ war von Kupfer, in dieselbe mündeten die zwei
Balgdüsen (Tiesen — Deuten), die in der Regel von Eisenblech waren.
Die normale Gestalt war so, daſs die Fläche des Bodens mit der der
Mündung einen rechten Winkel bildete; war dieser Winkel kleiner
als ein rechter, so sagte man, die Form sei überfeilt oder sie habe
ein „Untermaul“; war der Winkel gröſser als ein rechter, so war
die Form unterfeilt oder hatte ein „Übermaul“; seitliche Abweichungen
hieſsen Vorder- oder Hintermaul. Es ist einleuchtend, daſs diese
Stellung der Formmündung groſsen Einfluſs auf die Richtung des
Windes hatte.
[Abbildung Fig. 69.]
[Abbildung Fig. 70.]
Diese allgemeinen Bemerkungen werden genügen, das Verständnis
der Beschreibung der Frischmethoden zu erleichtern und kehren wir
jetzt zur Schilderung der siegenschen Einmalschmelzerei zurück.
Der Frischherd, in welchem dieselbe in diesem Jahrhundert ausgeführt
wurde, ist in obenstehender Skizze (Fig. 69 und 70) dargestellt 1).
1) Siehe Tunner, a. a. O., Bd. II, S. 140.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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