während dem Schmelzen sorgfältig mit Kohlenstübbe geschlossen ge- halten wurde, um die Abkühlung des Herdes möglichst zu vermeiden.
Den Namen Hochöfen oder Hohöfen bekamen aber diese Öfen nicht von diesen wichtigen, inneren Änderungen, sondern von der mehr ins Auge fallenden Erscheinung, dass sie höher aufgeführt wurden, als die alten Stücköfen. Freilich waren diese Hochöfen im Vergleich mit unsern heutigen Riesenöfen armselige Bauwerke. Die ganze Er- höhung gegen die Stücköfen betrug 5 bis 6 Fuss, so dass die Hoch- öfen des 16. Jahrhunderts meist nur eine Höhe von 16 bis 18 Fuss hatten. Die Erhöhung war veranlasst durch die notwendige Ver- grösserung des Schachtraumes. Diese und die gleichzeitige Ver- engerung des Gestelles gab die Veranlassung zu einem neuen Ofen- teil, der "Rast", welche die Verbindung zwischen Ofenschacht und Gestell bildete. Leider giebt es keine Abbildungen von Hochöfen aus dem 16. Jahrhundert. Um dem Leser eine Vorstellung eines
[Abbildung]
Fig. 61.
Hochofens aus früherer Zeit und seiner einzelnen Teile geben zu können, müssen wir uns mit der Darstellung eines Holzkohlen- hochofens aus dem vorigen Jahrhundert begnügen.
Der eigentliche Schmelzofen steht in einem massiven Rauh- gemäuer von Bruchsteinen oder Backsteinen. In diesem Rauhgemäuer (A A, Fig. 61) sind unten zwei Gewölbe ausgespart, welche den Zu- gang zu dem Schmelzofen gestatten. Das vordere (B B, Fig. 61, und 62, 63 a. f. S.), welches meist das grössere ist, heisst das "Arbeits- gewölbe", und diese Ofenseite, die Brust- oder Stichseite, weil hier
Hochöfen.
während dem Schmelzen sorgfältig mit Kohlenstübbe geschlossen ge- halten wurde, um die Abkühlung des Herdes möglichst zu vermeiden.
Den Namen Hochöfen oder Hohöfen bekamen aber diese Öfen nicht von diesen wichtigen, inneren Änderungen, sondern von der mehr ins Auge fallenden Erscheinung, daſs sie höher aufgeführt wurden, als die alten Stücköfen. Freilich waren diese Hochöfen im Vergleich mit unsern heutigen Riesenöfen armselige Bauwerke. Die ganze Er- höhung gegen die Stücköfen betrug 5 bis 6 Fuſs, so daſs die Hoch- öfen des 16. Jahrhunderts meist nur eine Höhe von 16 bis 18 Fuſs hatten. Die Erhöhung war veranlaſst durch die notwendige Ver- gröſserung des Schachtraumes. Diese und die gleichzeitige Ver- engerung des Gestelles gab die Veranlassung zu einem neuen Ofen- teil, der „Rast“, welche die Verbindung zwischen Ofenschacht und Gestell bildete. Leider giebt es keine Abbildungen von Hochöfen aus dem 16. Jahrhundert. Um dem Leser eine Vorstellung eines
[Abbildung]
Fig. 61.
Hochofens aus früherer Zeit und seiner einzelnen Teile geben zu können, müssen wir uns mit der Darstellung eines Holzkohlen- hochofens aus dem vorigen Jahrhundert begnügen.
Der eigentliche Schmelzofen steht in einem massiven Rauh- gemäuer von Bruchsteinen oder Backsteinen. In diesem Rauhgemäuer (A A, Fig. 61) sind unten zwei Gewölbe ausgespart, welche den Zu- gang zu dem Schmelzofen gestatten. Das vordere (B B, Fig. 61, und 62, 63 a. f. S.), welches meist das gröſsere ist, heiſst das „Arbeits- gewölbe“, und diese Ofenseite, die Brust- oder Stichseite, weil hier
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Hochöfen.
während dem Schmelzen sorgfältig mit Kohlenstübbe geschlossen ge-
halten wurde, um die Abkühlung des Herdes möglichst zu vermeiden.
Den Namen Hochöfen oder Hohöfen bekamen aber diese Öfen nicht
von diesen wichtigen, inneren Änderungen, sondern von der mehr ins
Auge fallenden Erscheinung, daſs sie höher aufgeführt wurden, als die
alten Stücköfen. Freilich waren diese Hochöfen im Vergleich mit
unsern heutigen Riesenöfen armselige Bauwerke. Die ganze Er-
höhung gegen die Stücköfen betrug 5 bis 6 Fuſs, so daſs die Hoch-
öfen des 16. Jahrhunderts meist nur eine Höhe von 16 bis 18 Fuſs
hatten. Die Erhöhung war veranlaſst durch die notwendige Ver-
gröſserung des Schachtraumes. Diese und die gleichzeitige Ver-
engerung des Gestelles gab die Veranlassung zu einem neuen Ofen-
teil, der „Rast“, welche die Verbindung zwischen Ofenschacht und
Gestell bildete. Leider giebt es keine Abbildungen von Hochöfen
aus dem 16. Jahrhundert. Um dem Leser eine Vorstellung eines
[Abbildung Fig. 61.]
Hochofens aus früherer Zeit und seiner einzelnen Teile geben zu
können, müssen wir uns mit der Darstellung eines Holzkohlen-
hochofens aus dem vorigen Jahrhundert begnügen.
Der eigentliche Schmelzofen steht in einem massiven Rauh-
gemäuer von Bruchsteinen oder Backsteinen. In diesem Rauhgemäuer
(A A, Fig. 61) sind unten zwei Gewölbe ausgespart, welche den Zu-
gang zu dem Schmelzofen gestatten. Das vordere (B B, Fig. 61, und
62, 63 a. f. S.), welches meist das gröſsere ist, heiſst das „Arbeits-
gewölbe“, und diese Ofenseite, die Brust- oder Stichseite, weil hier
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/209>, abgerufen am 23.11.2024.
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