in der ganzen Geschichte des Eisens bildet, so dass man die Zeit vor der Einführung der Hochöfen als die alte Zeit, diejenige seit der- selben als die neue Zeit in der Geschichte der Eisenindustrie bezeichnen muss, so ist dieser Übergang doch durchaus kein plötzlicher und gewaltsamer, sondern ein ganz allmählicher gewesen, der sich nicht als eine geniale Erfindung oder Entdeckung, sondern als praktische Erfahrung beim Stückofenbetriebe darstellte, welche wahrscheinlich nicht einmal an einem einzelnen Platze zuerst gemacht und von diesem aus verbreitet wurde, sondern sich überall, wo ausgedehnter Stück- ofenbetrieb geraume Zeit betrieben wurde, von selbst ergab.
Wie leicht dieser Übergang war, haben wir bereits bei der Schilderung des schmalkaldischen Blauofenbetriebes gesehen. Man konnte in demselben Ofen durch geringe Abänderungen der Wind- führung, des Erzsatzes und des Schlackenabstechens einmal eine Luppe schmiedbaren Eisens, das andere Mal flüssiges Roheisen erhalten. Führte man den Betrieb in letzterer Weise, so hatte man den Vorteil, dass man immer fortblasen konnte, indem man nur in kurzen Zwischen- räumen die geschmolzene Masse Eisen und Schlacken aus dem Herde ablaufen liess. Man brauchte nicht den Betrieb zu unterbrechen, wie dies der Fall war, wenn man den Ofen als Stückofen auf Erzeugung einer schmiedbaren Luppe führte. Dieser charakteristische Unter- schied, dass man fortblasen konnte, war auch die Veranlassung, dass diese Art Öfen in Thüringen, wie auch in andern Gegenden Mittel- und Norddeutschlands, den Namen "Blauöfen" erhielten, ein Name, der, wie wir bereits früher nachgewiesen haben, keineswegs von der blauen Farbe, sondern von der alten Bezeichnung "Blaseöfen", steierisch Plaaöfen, herzuleiten ist 1). Mit dem Ausdrucke Plaaofen wurden in Steiermark ursprünglich die Stücköfen im allgemeinen bezeichnet, ebenso waren die alten thüringischen Blauöfen Stücköfen, während später der Ausdruck Blauöfen in Deutschland denjenigen niedrigen Schachtöfen mit geschlossener Brust, in welchen flüssiges Roheisen aus den Erzen erzeugt wurde, beigelegt wurde. Diese Öfen waren aus den Stücköfen entstanden und wichen in ihren Dimensionen kaum von denselben ab. Konnte man doch in denselben Öfen den Betrieb in der einen und der andern Weise führen. Sobald man aber darauf ausging, flüssiges Roheisen zu erzeugen und Öfen nur für diesen Zweck erbaute, bediente man sich bei der Zustellung der Erfahrungen, die man bei den Stücköfen bereits gemacht hatte. Insbesondere machte
1) Siehe Bd. I, S. 816
Blauöfen.
in der ganzen Geschichte des Eisens bildet, so daſs man die Zeit vor der Einführung der Hochöfen als die alte Zeit, diejenige seit der- selben als die neue Zeit in der Geschichte der Eisenindustrie bezeichnen muſs, so ist dieser Übergang doch durchaus kein plötzlicher und gewaltsamer, sondern ein ganz allmählicher gewesen, der sich nicht als eine geniale Erfindung oder Entdeckung, sondern als praktische Erfahrung beim Stückofenbetriebe darstellte, welche wahrscheinlich nicht einmal an einem einzelnen Platze zuerst gemacht und von diesem aus verbreitet wurde, sondern sich überall, wo ausgedehnter Stück- ofenbetrieb geraume Zeit betrieben wurde, von selbst ergab.
Wie leicht dieser Übergang war, haben wir bereits bei der Schilderung des schmalkaldischen Blauofenbetriebes gesehen. Man konnte in demselben Ofen durch geringe Abänderungen der Wind- führung, des Erzsatzes und des Schlackenabstechens einmal eine Luppe schmiedbaren Eisens, das andere Mal flüssiges Roheisen erhalten. Führte man den Betrieb in letzterer Weise, so hatte man den Vorteil, daſs man immer fortblasen konnte, indem man nur in kurzen Zwischen- räumen die geschmolzene Masse Eisen und Schlacken aus dem Herde ablaufen lieſs. Man brauchte nicht den Betrieb zu unterbrechen, wie dies der Fall war, wenn man den Ofen als Stückofen auf Erzeugung einer schmiedbaren Luppe führte. Dieser charakteristische Unter- schied, daſs man fortblasen konnte, war auch die Veranlassung, daſs diese Art Öfen in Thüringen, wie auch in andern Gegenden Mittel- und Norddeutschlands, den Namen „Blauöfen“ erhielten, ein Name, der, wie wir bereits früher nachgewiesen haben, keineswegs von der blauen Farbe, sondern von der alten Bezeichnung „Blaseöfen“, steierisch Plaaöfen, herzuleiten ist 1). Mit dem Ausdrucke Plaaofen wurden in Steiermark ursprünglich die Stücköfen im allgemeinen bezeichnet, ebenso waren die alten thüringischen Blauöfen Stücköfen, während später der Ausdruck Blauöfen in Deutschland denjenigen niedrigen Schachtöfen mit geschlossener Brust, in welchen flüssiges Roheisen aus den Erzen erzeugt wurde, beigelegt wurde. Diese Öfen waren aus den Stücköfen entstanden und wichen in ihren Dimensionen kaum von denselben ab. Konnte man doch in denselben Öfen den Betrieb in der einen und der andern Weise führen. Sobald man aber darauf ausging, flüssiges Roheisen zu erzeugen und Öfen nur für diesen Zweck erbaute, bediente man sich bei der Zustellung der Erfahrungen, die man bei den Stücköfen bereits gemacht hatte. Insbesondere machte
1) Siehe Bd. I, S. 816
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Blauöfen.
in der ganzen Geschichte des Eisens bildet, so daſs man die Zeit
vor der Einführung der Hochöfen als die alte Zeit, diejenige seit der-
selben als die neue Zeit in der Geschichte der Eisenindustrie bezeichnen
muſs, so ist dieser Übergang doch durchaus kein plötzlicher und
gewaltsamer, sondern ein ganz allmählicher gewesen, der sich nicht
als eine geniale Erfindung oder Entdeckung, sondern als praktische
Erfahrung beim Stückofenbetriebe darstellte, welche wahrscheinlich
nicht einmal an einem einzelnen Platze zuerst gemacht und von diesem
aus verbreitet wurde, sondern sich überall, wo ausgedehnter Stück-
ofenbetrieb geraume Zeit betrieben wurde, von selbst ergab.
Wie leicht dieser Übergang war, haben wir bereits bei der
Schilderung des schmalkaldischen Blauofenbetriebes gesehen. Man
konnte in demselben Ofen durch geringe Abänderungen der Wind-
führung, des Erzsatzes und des Schlackenabstechens einmal eine Luppe
schmiedbaren Eisens, das andere Mal flüssiges Roheisen erhalten.
Führte man den Betrieb in letzterer Weise, so hatte man den Vorteil,
daſs man immer fortblasen konnte, indem man nur in kurzen Zwischen-
räumen die geschmolzene Masse Eisen und Schlacken aus dem Herde
ablaufen lieſs. Man brauchte nicht den Betrieb zu unterbrechen, wie
dies der Fall war, wenn man den Ofen als Stückofen auf Erzeugung
einer schmiedbaren Luppe führte. Dieser charakteristische Unter-
schied, daſs man fortblasen konnte, war auch die Veranlassung, daſs
diese Art Öfen in Thüringen, wie auch in andern Gegenden Mittel-
und Norddeutschlands, den Namen „Blauöfen“ erhielten, ein Name,
der, wie wir bereits früher nachgewiesen haben, keineswegs von der
blauen Farbe, sondern von der alten Bezeichnung „Blaseöfen“, steierisch
Plaaöfen, herzuleiten ist 1). Mit dem Ausdrucke Plaaofen wurden in
Steiermark ursprünglich die Stücköfen im allgemeinen bezeichnet,
ebenso waren die alten thüringischen Blauöfen Stücköfen, während
später der Ausdruck Blauöfen in Deutschland denjenigen niedrigen
Schachtöfen mit geschlossener Brust, in welchen flüssiges Roheisen
aus den Erzen erzeugt wurde, beigelegt wurde. Diese Öfen waren
aus den Stücköfen entstanden und wichen in ihren Dimensionen kaum
von denselben ab. Konnte man doch in denselben Öfen den Betrieb
in der einen und der andern Weise führen. Sobald man aber darauf
ausging, flüssiges Roheisen zu erzeugen und Öfen nur für diesen Zweck
erbaute, bediente man sich bei der Zustellung der Erfahrungen, die
man bei den Stücköfen bereits gemacht hatte. Insbesondere machte
1) Siehe Bd. I, S. 816
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/198>, abgerufen am 24.11.2024.
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