jedoch nicht gleich bei Öffnung der Brust einen solchen Wolf heraus, sondern man muss so lange warten, bis er "gestockt" hat; hat man ihn einmal aus dem Ofen, so wird er unter einen 13 Zentner schweren Hammer gebracht, eine ungeheure Schwere, und in acht, auch mehr Stücke zersetzt, welche man in der dortigen Hüttensprache Kothlizhe nennet, sowie das mit den Schlacken aus dem Ofen fliessende Eisen Pogahze 1) genannt wird. Nachdem der Wolf aus dem Ofen und in dem Grunde mit Wassereinsprengen abgekühlt ist, so werden die darin befindlichen eisenhaltigen Schlacken abgekratzt und in den Fluss geworfen, wo dann das Eisen sich durch das Anprellen der Stein absondert, welches alle Arbeiter, wenn sie Zeit haben, besonders aber die Weiber und Kinder, aus den Flüssen zu sammeln pflegen und von den Hüttenverwesern gegen eine gesetzte Taxe eingelöst wird. Dies ist bei den dortigen Hütten das sogenannte Probiraina oder Waschwerk und wird auch als ein Zusatz mit dem Erz ver- schmolzen." Auch diese Art, das Wascheisen zu gewinnen, ist höchst primitiv, deshalb wahrscheinlich sehr alt.
Die Kothlizhe (massa) wurde dann weiter in den Plähfeuern ver- arbeitet, worüber später berichtet werden wird.
In Steiermark hatte sich schon in früher Zeit aus den Hand- und Tretöfen, die auf dem "Arzberge" und dem Prebügel gestanden hatten, der Stückofenbetrieb an den beiden Hauptthälern zu Eisenerz und zu Vordernberg entwickelt. Auch hier waren die Öfen anfangs klein. Da man aber durch den Mangel an Holzkohlen in nächster Nähe gezwungen war, die Masseln oder Stucke in unverarbeitetem Zustande zu verkaufen, so kam man bald dazu, die Öfen grösser zu bauen und grössere Stücke zu erzeugen, weil hierdurch an Kohlen wie an Arbeitslohn gespart wurde. Kohlenmangel und die Art des Eisenhandels waren also die Veranlassung für die einigermassen ab- weichende Konstruktion der Stücköfen in Steiermark. Wir haben diese bereits im ersten Bande (S. 819 u. s. w.) geschildert und be- schränken uns hier darauf, die charakteristischen Unterschiede noch- mals hervorzuheben 2). Swedenborg in seinem Werke De ferro (1734) und Jars in seinem Reiseberichte von 1758 haben im vorigen Jahr- hundert nach eigener Anschauung die besten Schilderungen davon ge- liefert. Das Eigentümliche der steirischen Stücköfen bestand haupt- sächlich darin, dass die Blaseöffnung und die Ausziehöffnung auf derselben Seite lagen, so dass durch die Lehmwand, welche am Schluss
1) Graglach in Steiermark, siehe Bd. I.
2) Vergl. Swedenborgius, De ferro.
Stücköfen.
jedoch nicht gleich bei Öffnung der Brust einen solchen Wolf heraus, sondern man muſs so lange warten, bis er „gestockt“ hat; hat man ihn einmal aus dem Ofen, so wird er unter einen 13 Zentner schweren Hammer gebracht, eine ungeheure Schwere, und in acht, auch mehr Stücke zersetzt, welche man in der dortigen Hüttensprache Kothlizhe nennet, sowie das mit den Schlacken aus dem Ofen flieſsende Eisen Pogahze 1) genannt wird. Nachdem der Wolf aus dem Ofen und in dem Grunde mit Wassereinsprengen abgekühlt ist, so werden die darin befindlichen eisenhaltigen Schlacken abgekratzt und in den Fluſs geworfen, wo dann das Eisen sich durch das Anprellen der Stein absondert, welches alle Arbeiter, wenn sie Zeit haben, besonders aber die Weiber und Kinder, aus den Flüssen zu sammeln pflegen und von den Hüttenverwesern gegen eine gesetzte Taxe eingelöst wird. Dies ist bei den dortigen Hütten das sogenannte Probiraina oder Waschwerk und wird auch als ein Zusatz mit dem Erz ver- schmolzen.“ Auch diese Art, das Wascheisen zu gewinnen, ist höchst primitiv, deshalb wahrscheinlich sehr alt.
Die Kothlizhe (massa) wurde dann weiter in den Plähfeuern ver- arbeitet, worüber später berichtet werden wird.
In Steiermark hatte sich schon in früher Zeit aus den Hand- und Tretöfen, die auf dem „Arzberge“ und dem Prebügel gestanden hatten, der Stückofenbetrieb an den beiden Hauptthälern zu Eisenerz und zu Vordernberg entwickelt. Auch hier waren die Öfen anfangs klein. Da man aber durch den Mangel an Holzkohlen in nächster Nähe gezwungen war, die Masseln oder Stucke in unverarbeitetem Zustande zu verkaufen, so kam man bald dazu, die Öfen gröſser zu bauen und gröſsere Stücke zu erzeugen, weil hierdurch an Kohlen wie an Arbeitslohn gespart wurde. Kohlenmangel und die Art des Eisenhandels waren also die Veranlassung für die einigermaſsen ab- weichende Konstruktion der Stücköfen in Steiermark. Wir haben diese bereits im ersten Bande (S. 819 u. s. w.) geschildert und be- schränken uns hier darauf, die charakteristischen Unterschiede noch- mals hervorzuheben 2). Swedenborg in seinem Werke De ferro (1734) und Jars in seinem Reiseberichte von 1758 haben im vorigen Jahr- hundert nach eigener Anschauung die besten Schilderungen davon ge- liefert. Das Eigentümliche der steirischen Stücköfen bestand haupt- sächlich darin, daſs die Blaseöffnung und die Ausziehöffnung auf derselben Seite lagen, so daſs durch die Lehmwand, welche am Schluſs
1) Graglach in Steiermark, siehe Bd. I.
2) Vergl. Swedenborgius, De ferro.
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Stücköfen.
jedoch nicht gleich bei Öffnung der Brust einen solchen Wolf heraus,
sondern man muſs so lange warten, bis er „gestockt“ hat; hat man
ihn einmal aus dem Ofen, so wird er unter einen 13 Zentner schweren
Hammer gebracht, eine ungeheure Schwere, und in acht, auch mehr
Stücke zersetzt, welche man in der dortigen Hüttensprache Kothlizhe
nennet, sowie das mit den Schlacken aus dem Ofen flieſsende Eisen
Pogahze 1) genannt wird. Nachdem der Wolf aus dem Ofen und in
dem Grunde mit Wassereinsprengen abgekühlt ist, so werden die
darin befindlichen eisenhaltigen Schlacken abgekratzt und in den
Fluſs geworfen, wo dann das Eisen sich durch das Anprellen der
Stein absondert, welches alle Arbeiter, wenn sie Zeit haben, besonders
aber die Weiber und Kinder, aus den Flüssen zu sammeln pflegen
und von den Hüttenverwesern gegen eine gesetzte Taxe eingelöst
wird. Dies ist bei den dortigen Hütten das sogenannte Probiraina
oder Waschwerk und wird auch als ein Zusatz mit dem Erz ver-
schmolzen.“ Auch diese Art, das Wascheisen zu gewinnen, ist höchst
primitiv, deshalb wahrscheinlich sehr alt.
Die Kothlizhe (massa) wurde dann weiter in den Plähfeuern ver-
arbeitet, worüber später berichtet werden wird.
In Steiermark hatte sich schon in früher Zeit aus den Hand-
und Tretöfen, die auf dem „Arzberge“ und dem Prebügel gestanden
hatten, der Stückofenbetrieb an den beiden Hauptthälern zu Eisenerz
und zu Vordernberg entwickelt. Auch hier waren die Öfen anfangs
klein. Da man aber durch den Mangel an Holzkohlen in nächster
Nähe gezwungen war, die Masseln oder Stucke in unverarbeitetem
Zustande zu verkaufen, so kam man bald dazu, die Öfen gröſser zu
bauen und gröſsere Stücke zu erzeugen, weil hierdurch an Kohlen
wie an Arbeitslohn gespart wurde. Kohlenmangel und die Art des
Eisenhandels waren also die Veranlassung für die einigermaſsen ab-
weichende Konstruktion der Stücköfen in Steiermark. Wir haben
diese bereits im ersten Bande (S. 819 u. s. w.) geschildert und be-
schränken uns hier darauf, die charakteristischen Unterschiede noch-
mals hervorzuheben 2). Swedenborg in seinem Werke De ferro (1734)
und Jars in seinem Reiseberichte von 1758 haben im vorigen Jahr-
hundert nach eigener Anschauung die besten Schilderungen davon ge-
liefert. Das Eigentümliche der steirischen Stücköfen bestand haupt-
sächlich darin, daſs die Blaseöffnung und die Ausziehöffnung auf
derselben Seite lagen, so daſs durch die Lehmwand, welche am Schluſs
1) Graglach in Steiermark, siehe Bd. I.
2) Vergl. Swedenborgius, De ferro.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/188>, abgerufen am 22.11.2024.
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