Finger von der Wand, wo der Wind austritt, oder mehr oder weniger, je nach der Grösse des Tiegels oder der Mächtigkeit der Blasebälge. Man lässt dann alles nach und nach in Brand geraten, und sobald man es schön rot sieht, facht man mit dem Winde an und verstärkt das Feuer, und so lässt man es so lange kräftig wirken, bis alles gut geschmolzen ist. Dabei müsst Ihr darauf achten, dass Ihr den Tiegel immer in der Mitte, aufrecht, zwischen den Kohlen erhöht und gut bedeckt haltet, zu diesem Zwecke bedient sich der eine eines halben Ringes von Stabeisen, der andere macht ihn von Ziegelstücken auf der oberen Fläche der Esse, und dies geschieht nur, um die Kohlen zusammenzuhalten und um mehr darüber aufhäufen zu können, damit man ein stärkeres Feuer bekomme und die Luft nicht über der Fläche durchdringen könne. Wenn dann das Metall eingeschmolzen und von aller Asche und Kohlen rein ist, giesst man es nach Belieben in die Formen.
Es giebt einige (besonders Messinggiesser), welche zur grösseren Bequemlichkeit eine gemauerte Höhlung machen, rund oder quadra- tisch von einem Palmo (= 25 cm) Durchmesser, oder etwas mehr oder weniger, und quer darüber nahe dem Rande bringen sie zwei oder drei Eisen an, dass der Wind von den Blasebälgen sie unterhalb trifft und lässt sie so gleichsam die Rolle eines kleinen Schachtofens spielen. Dann stellen sie die Tiegel auf die Eisen mit der Beschickung und füllen sie und häuflen sie mit Kohlen, setzen, sobald es warm wird, die Blasebälge in Bewegung und schmelzen es. Und solche Meister sagen, dass sie durch Erfahrung gefunden hätten, dass das Messing auf diese Weise seine Farbe besser erhalte, als auf irgend eine andere, auch schmelze man schneller und werde alles auf diese Weise ohne viele Mühe aufs beste geschmolzen.
Kap. VI. Über die Art, in kleinen Windöfen (fornello a vento) zu schmelzen.
Diese Art, mit dem Windofen (Fig. 24) zu schmelzen, wird von vielen der Schmelzen mit dem Luftofen (Zugofen) genannt, und lässt sich mit geringer Mühe ausführen. Man macht zunächst, je nach Be- lieben, einen kleinen oder grossen Ofen mit Tiegeln und Kohlen, aber ohne Wind von Blasebälgen, jedoch nicht ohne Zugluft, welche aus dem Raume, in dem man den Ofen macht, und aus der Anordnung des Ofens hervorgeht, und welche im Laufe der Zeit das Schmelzen derjenigen Sache und derjenigen Menge bewirkt, welche Ihr schmel- zen wollt, die aber im richtigen Verhältnisse zu dem Hohlraume, dem Feuer und der Luft, welche soviel wie möglich Zug erzeugen
Von den Öfen.
Finger von der Wand, wo der Wind austritt, oder mehr oder weniger, je nach der Gröſse des Tiegels oder der Mächtigkeit der Blasebälge. Man läſst dann alles nach und nach in Brand geraten, und sobald man es schön rot sieht, facht man mit dem Winde an und verstärkt das Feuer, und so läſst man es so lange kräftig wirken, bis alles gut geschmolzen ist. Dabei müſst Ihr darauf achten, daſs Ihr den Tiegel immer in der Mitte, aufrecht, zwischen den Kohlen erhöht und gut bedeckt haltet, zu diesem Zwecke bedient sich der eine eines halben Ringes von Stabeisen, der andere macht ihn von Ziegelstücken auf der oberen Fläche der Esse, und dies geschieht nur, um die Kohlen zusammenzuhalten und um mehr darüber aufhäufen zu können, damit man ein stärkeres Feuer bekomme und die Luft nicht über der Fläche durchdringen könne. Wenn dann das Metall eingeschmolzen und von aller Asche und Kohlen rein ist, gieſst man es nach Belieben in die Formen.
Es giebt einige (besonders Messinggieſser), welche zur gröſseren Bequemlichkeit eine gemauerte Höhlung machen, rund oder quadra- tisch von einem Palmo (= 25 cm) Durchmesser, oder etwas mehr oder weniger, und quer darüber nahe dem Rande bringen sie zwei oder drei Eisen an, daſs der Wind von den Blasebälgen sie unterhalb trifft und läſst sie so gleichsam die Rolle eines kleinen Schachtofens spielen. Dann stellen sie die Tiegel auf die Eisen mit der Beschickung und füllen sie und häuflen sie mit Kohlen, setzen, sobald es warm wird, die Blasebälge in Bewegung und schmelzen es. Und solche Meister sagen, daſs sie durch Erfahrung gefunden hätten, daſs das Messing auf diese Weise seine Farbe besser erhalte, als auf irgend eine andere, auch schmelze man schneller und werde alles auf diese Weise ohne viele Mühe aufs beste geschmolzen.
Kap. VI. Über die Art, in kleinen Windöfen (fornello a vento) zu schmelzen.
Diese Art, mit dem Windofen (Fig. 24) zu schmelzen, wird von vielen der Schmelzen mit dem Luftofen (Zugofen) genannt, und läſst sich mit geringer Mühe ausführen. Man macht zunächst, je nach Be- lieben, einen kleinen oder groſsen Ofen mit Tiegeln und Kohlen, aber ohne Wind von Blasebälgen, jedoch nicht ohne Zugluft, welche aus dem Raume, in dem man den Ofen macht, und aus der Anordnung des Ofens hervorgeht, und welche im Laufe der Zeit das Schmelzen derjenigen Sache und derjenigen Menge bewirkt, welche Ihr schmel- zen wollt, die aber im richtigen Verhältnisse zu dem Hohlraume, dem Feuer und der Luft, welche soviel wie möglich Zug erzeugen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0144"n="124"/><fwplace="top"type="header">Von den Öfen.</fw><lb/>
Finger von der Wand, wo der Wind austritt, oder mehr oder weniger,<lb/>
je nach der Gröſse des Tiegels oder der Mächtigkeit der Blasebälge.<lb/>
Man läſst dann alles nach und nach in Brand geraten, und sobald<lb/>
man es schön rot sieht, facht man mit dem Winde an und verstärkt<lb/>
das Feuer, und so läſst man es so lange kräftig wirken, bis alles gut<lb/>
geschmolzen ist. Dabei müſst Ihr darauf achten, daſs Ihr den Tiegel<lb/>
immer in der Mitte, aufrecht, zwischen den Kohlen erhöht und gut<lb/>
bedeckt haltet, zu diesem Zwecke bedient sich der eine eines halben<lb/>
Ringes von Stabeisen, der andere macht ihn von Ziegelstücken auf<lb/>
der oberen Fläche der Esse, und dies geschieht nur, um die Kohlen<lb/>
zusammenzuhalten und um mehr darüber aufhäufen zu können, damit<lb/>
man ein stärkeres Feuer bekomme und die Luft nicht über der Fläche<lb/>
durchdringen könne. Wenn dann das Metall eingeschmolzen und von<lb/>
aller Asche und Kohlen rein ist, gieſst man es nach Belieben in die<lb/>
Formen.</p><lb/><p>Es giebt einige (besonders Messinggieſser), welche zur gröſseren<lb/>
Bequemlichkeit eine gemauerte Höhlung machen, rund oder quadra-<lb/>
tisch von einem Palmo (= 25 cm) Durchmesser, oder etwas mehr<lb/>
oder weniger, und quer darüber nahe dem Rande bringen sie<lb/>
zwei oder drei Eisen an, daſs der Wind von den Blasebälgen sie<lb/>
unterhalb trifft und läſst sie so gleichsam die Rolle eines kleinen<lb/>
Schachtofens spielen. Dann stellen sie die Tiegel auf die Eisen mit<lb/>
der Beschickung und füllen sie und häuflen sie mit Kohlen, setzen,<lb/>
sobald es warm wird, die Blasebälge in Bewegung und schmelzen es.<lb/>
Und solche Meister sagen, daſs sie durch Erfahrung gefunden hätten,<lb/>
daſs das Messing auf diese Weise seine Farbe besser erhalte, als auf<lb/>
irgend eine andere, auch schmelze man schneller und werde alles<lb/>
auf diese Weise ohne viele Mühe aufs beste geschmolzen.</p><lb/><p>Kap. VI. Über die Art, in kleinen Windöfen (fornello a vento)<lb/>
zu schmelzen.</p><lb/><p>Diese Art, mit dem Windofen (Fig. 24) zu schmelzen, wird von<lb/>
vielen der Schmelzen mit dem Luftofen (Zugofen) genannt, und läſst<lb/>
sich mit geringer Mühe ausführen. Man macht zunächst, je nach Be-<lb/>
lieben, einen kleinen oder groſsen Ofen mit Tiegeln und Kohlen, aber<lb/>
ohne Wind von Blasebälgen, jedoch nicht ohne Zugluft, welche aus<lb/>
dem Raume, in dem man den Ofen macht, und aus der Anordnung<lb/>
des Ofens hervorgeht, und welche im Laufe der Zeit das Schmelzen<lb/>
derjenigen Sache und derjenigen Menge bewirkt, welche Ihr schmel-<lb/>
zen wollt, die aber im richtigen Verhältnisse zu dem Hohlraume,<lb/>
dem Feuer und der Luft, welche soviel wie möglich Zug erzeugen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[124/0144]
Von den Öfen.
Finger von der Wand, wo der Wind austritt, oder mehr oder weniger,
je nach der Gröſse des Tiegels oder der Mächtigkeit der Blasebälge.
Man läſst dann alles nach und nach in Brand geraten, und sobald
man es schön rot sieht, facht man mit dem Winde an und verstärkt
das Feuer, und so läſst man es so lange kräftig wirken, bis alles gut
geschmolzen ist. Dabei müſst Ihr darauf achten, daſs Ihr den Tiegel
immer in der Mitte, aufrecht, zwischen den Kohlen erhöht und gut
bedeckt haltet, zu diesem Zwecke bedient sich der eine eines halben
Ringes von Stabeisen, der andere macht ihn von Ziegelstücken auf
der oberen Fläche der Esse, und dies geschieht nur, um die Kohlen
zusammenzuhalten und um mehr darüber aufhäufen zu können, damit
man ein stärkeres Feuer bekomme und die Luft nicht über der Fläche
durchdringen könne. Wenn dann das Metall eingeschmolzen und von
aller Asche und Kohlen rein ist, gieſst man es nach Belieben in die
Formen.
Es giebt einige (besonders Messinggieſser), welche zur gröſseren
Bequemlichkeit eine gemauerte Höhlung machen, rund oder quadra-
tisch von einem Palmo (= 25 cm) Durchmesser, oder etwas mehr
oder weniger, und quer darüber nahe dem Rande bringen sie
zwei oder drei Eisen an, daſs der Wind von den Blasebälgen sie
unterhalb trifft und läſst sie so gleichsam die Rolle eines kleinen
Schachtofens spielen. Dann stellen sie die Tiegel auf die Eisen mit
der Beschickung und füllen sie und häuflen sie mit Kohlen, setzen,
sobald es warm wird, die Blasebälge in Bewegung und schmelzen es.
Und solche Meister sagen, daſs sie durch Erfahrung gefunden hätten,
daſs das Messing auf diese Weise seine Farbe besser erhalte, als auf
irgend eine andere, auch schmelze man schneller und werde alles
auf diese Weise ohne viele Mühe aufs beste geschmolzen.
Kap. VI. Über die Art, in kleinen Windöfen (fornello a vento)
zu schmelzen.
Diese Art, mit dem Windofen (Fig. 24) zu schmelzen, wird von
vielen der Schmelzen mit dem Luftofen (Zugofen) genannt, und läſst
sich mit geringer Mühe ausführen. Man macht zunächst, je nach Be-
lieben, einen kleinen oder groſsen Ofen mit Tiegeln und Kohlen, aber
ohne Wind von Blasebälgen, jedoch nicht ohne Zugluft, welche aus
dem Raume, in dem man den Ofen macht, und aus der Anordnung
des Ofens hervorgeht, und welche im Laufe der Zeit das Schmelzen
derjenigen Sache und derjenigen Menge bewirkt, welche Ihr schmel-
zen wollt, die aber im richtigen Verhältnisse zu dem Hohlraume,
dem Feuer und der Luft, welche soviel wie möglich Zug erzeugen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/144>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.