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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
80 Jahre alt. Birmingham war der Mittelpunkt der Nagelindustrie,
bei der vielfach Kinder und Mädchen beschäftigt wurden. John
Houghton gibt in seiner Husbandry and Trade von 1697 eine Schilde-
rung der Eisenbereitung in Staffordshire. Er beschreibt die Frisch-
feuer und die Bereitung des Nageleisens. "Von den Stäben werden
diejenigen, welche in Ruten geschnitten werden sollen, in die Eisen-
spalterei (slitting mill) gebracht, wo man sie erst kalt in kurze
Stäbe bricht oder schneidet durch die Kraft der Wasserräder. Da-
nach werden sie in einem Ofen zu guter Rotglut erhitzt und dann
einzeln zwischen die Walzen gebracht, durch die sie glatt ausgestreckt
und in die Länge gezogen werden. Hierauf nimmt sie ein anderer
Arbeiter und steckt sie in die Messerscheiben (cutters), die von ver-
schiedener Grösse sind und die man beliebig einsetzen kann. Die
Ruten richtet dann ein anderer, so lange sie noch heiss sind, gerade
und bindet sie nach dem Erkalten in Bündel, worauf sie zum Ver-
kauf fertig sind."

Die Drahtfabrikation war schon im 16. Jahrhundert in Eng-
land eingeführt worden. In einem Aufruf Karls I. von 1630 heisst
es: "Eisendraht wird längst in unserem Reiche gemacht und
gewährt vielen Tausenden unserer Unterthanen Unterhalt, und dieser
englische Draht wird aus dem zähesten und besten Osemundeisen,
einem einheimischen Produkt des Königreiches (Osmond-iron, a native
commodity of the kingdom) hergestellt und ist weit besser, als der
aus fremden Ländern eingeführte, besonders für die Kratzen, ohne
welche gutes Tuch nicht gemacht werden kann. Da sich nun die
Drahtfabrikanten beschweren, dass jetzt viel fremder Draht eingeführt
werde, so verbieten wir die Einfuhr von fremdem Draht sowohl, als
von Wollkratzen, Krappen und Schlingen und anderen fremden Draht-
fabrikaten." Für Krappen und Schlingen wurde damals schon massen-
haft Eisendraht gebraucht.

Die Fabrikation von Wollenkratzen blühte im 17. Jahrhundert
besonders zu Barnsley in Yorkshire, wohin die ersten Drahtarbeiter
von Wales gekommen waren. Diesen Thatsachen gegenüber, aus
denen hervorgeht, dass die englische Drahtfabrikation bereits im Jahre
1630 imstande war, den ganzen einheimischen Bedarf zu decken,
lautet Andersons Nachricht, dass 1613 ein Holländer zu Scheen bei
Richmond den ersten Drahtzug in England angelegt habe, sehr be-
fremdlich. Im Jahre 1685 reichten Londoner Gewerbetreibende eine
Petition auf Aufhebung des Drahteinfuhrverbotes beim Parlament
ein; wie es scheint, aber erfolglos. Im Jahre 1656 bildete sich in

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England im 17. Jahrhundert.
80 Jahre alt. Birmingham war der Mittelpunkt der Nagelindustrie,
bei der vielfach Kinder und Mädchen beschäftigt wurden. John
Houghton gibt in seiner Husbandry and Trade von 1697 eine Schilde-
rung der Eisenbereitung in Staffordshire. Er beschreibt die Frisch-
feuer und die Bereitung des Nageleisens. „Von den Stäben werden
diejenigen, welche in Ruten geschnitten werden sollen, in die Eisen-
spalterei (slitting mill) gebracht, wo man sie erst kalt in kurze
Stäbe bricht oder schneidet durch die Kraft der Wasserräder. Da-
nach werden sie in einem Ofen zu guter Rotglut erhitzt und dann
einzeln zwischen die Walzen gebracht, durch die sie glatt ausgestreckt
und in die Länge gezogen werden. Hierauf nimmt sie ein anderer
Arbeiter und steckt sie in die Messerscheiben (cutters), die von ver-
schiedener Grösse sind und die man beliebig einsetzen kann. Die
Ruten richtet dann ein anderer, so lange sie noch heiſs sind, gerade
und bindet sie nach dem Erkalten in Bündel, worauf sie zum Ver-
kauf fertig sind.“

Die Drahtfabrikation war schon im 16. Jahrhundert in Eng-
land eingeführt worden. In einem Aufruf Karls I. von 1630 heiſst
es: „Eisendraht wird längst in unserem Reiche gemacht und
gewährt vielen Tausenden unserer Unterthanen Unterhalt, und dieser
englische Draht wird aus dem zähesten und besten Osemundeisen,
einem einheimischen Produkt des Königreiches (Osmond-iron, a native
commodity of the kingdom) hergestellt und ist weit besser, als der
aus fremden Ländern eingeführte, besonders für die Kratzen, ohne
welche gutes Tuch nicht gemacht werden kann. Da sich nun die
Drahtfabrikanten beschweren, daſs jetzt viel fremder Draht eingeführt
werde, so verbieten wir die Einfuhr von fremdem Draht sowohl, als
von Wollkratzen, Krappen und Schlingen und anderen fremden Draht-
fabrikaten.“ Für Krappen und Schlingen wurde damals schon massen-
haft Eisendraht gebraucht.

Die Fabrikation von Wollenkratzen blühte im 17. Jahrhundert
besonders zu Barnsley in Yorkshire, wohin die ersten Drahtarbeiter
von Wales gekommen waren. Diesen Thatsachen gegenüber, aus
denen hervorgeht, daſs die englische Drahtfabrikation bereits im Jahre
1630 imstande war, den ganzen einheimischen Bedarf zu decken,
lautet Andersons Nachricht, daſs 1613 ein Holländer zu Scheen bei
Richmond den ersten Drahtzug in England angelegt habe, sehr be-
fremdlich. Im Jahre 1685 reichten Londoner Gewerbetreibende eine
Petition auf Aufhebung des Drahteinfuhrverbotes beim Parlament
ein; wie es scheint, aber erfolglos. Im Jahre 1656 bildete sich in

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[1283/1305] England im 17. Jahrhundert. 80 Jahre alt. Birmingham war der Mittelpunkt der Nagelindustrie, bei der vielfach Kinder und Mädchen beschäftigt wurden. John Houghton gibt in seiner Husbandry and Trade von 1697 eine Schilde- rung der Eisenbereitung in Staffordshire. Er beschreibt die Frisch- feuer und die Bereitung des Nageleisens. „Von den Stäben werden diejenigen, welche in Ruten geschnitten werden sollen, in die Eisen- spalterei (slitting mill) gebracht, wo man sie erst kalt in kurze Stäbe bricht oder schneidet durch die Kraft der Wasserräder. Da- nach werden sie in einem Ofen zu guter Rotglut erhitzt und dann einzeln zwischen die Walzen gebracht, durch die sie glatt ausgestreckt und in die Länge gezogen werden. Hierauf nimmt sie ein anderer Arbeiter und steckt sie in die Messerscheiben (cutters), die von ver- schiedener Grösse sind und die man beliebig einsetzen kann. Die Ruten richtet dann ein anderer, so lange sie noch heiſs sind, gerade und bindet sie nach dem Erkalten in Bündel, worauf sie zum Ver- kauf fertig sind.“ Die Drahtfabrikation war schon im 16. Jahrhundert in Eng- land eingeführt worden. In einem Aufruf Karls I. von 1630 heiſst es: „Eisendraht wird längst in unserem Reiche gemacht und gewährt vielen Tausenden unserer Unterthanen Unterhalt, und dieser englische Draht wird aus dem zähesten und besten Osemundeisen, einem einheimischen Produkt des Königreiches (Osmond-iron, a native commodity of the kingdom) hergestellt und ist weit besser, als der aus fremden Ländern eingeführte, besonders für die Kratzen, ohne welche gutes Tuch nicht gemacht werden kann. Da sich nun die Drahtfabrikanten beschweren, daſs jetzt viel fremder Draht eingeführt werde, so verbieten wir die Einfuhr von fremdem Draht sowohl, als von Wollkratzen, Krappen und Schlingen und anderen fremden Draht- fabrikaten.“ Für Krappen und Schlingen wurde damals schon massen- haft Eisendraht gebraucht. Die Fabrikation von Wollenkratzen blühte im 17. Jahrhundert besonders zu Barnsley in Yorkshire, wohin die ersten Drahtarbeiter von Wales gekommen waren. Diesen Thatsachen gegenüber, aus denen hervorgeht, daſs die englische Drahtfabrikation bereits im Jahre 1630 imstande war, den ganzen einheimischen Bedarf zu decken, lautet Andersons Nachricht, daſs 1613 ein Holländer zu Scheen bei Richmond den ersten Drahtzug in England angelegt habe, sehr be- fremdlich. Im Jahre 1685 reichten Londoner Gewerbetreibende eine Petition auf Aufhebung des Drahteinfuhrverbotes beim Parlament ein; wie es scheint, aber erfolglos. Im Jahre 1656 bildete sich in 81*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1305>, abgerufen am 22.11.2024.